Saal 17 Die großen, gehämmerten Bronzeschilde am Ende des Saales (Vitrine 171/172) thematisieren den Geburtsmythos des Zeus und wurden in der Idäischen Höhle oberhalb der Nída-Hochebene gefunden (→ Link).
Saal 18 Hier fällt ein kleiner, runder Schrein auf, in dem eine Gottheit mit erhobenen Händen steht, beobachtet durch eine Öffnung in der Decke von zwei Menschen, davor liegt ein Hund, wahrscheinlich der Wächter des Heiligtums (Vitrine 183).
Saal 19 Viel beachtet ist die kleine Vase, die ein Liebenspaar in kindlich-naiver Darstellung zeigt, das gerne als Theseus und Ariadne bezeichnet wird (Vitrine 193)
Weitere Säle In Saal 20 ist der Mosaikboden einer römischen Villa in Chersónissos ausgestellt. In Saal 21 beeindruckt die große Sammlung Münzen, sowohl kretischen wie nicht-kretischen Ursprungs. In Saal 22 steht die ausdrucksstarke Bronzestatue eines Jugendlichen aus hellenistischer Zeit, der - wohl wegen seines frühen Todes - Schmerz und Trauer ausstrahlt. Saal 23 zeigt schließlich einen Teil der umfangreichen Privatsammlung des Arztes Dr. Giamalakis von der prähistorischen Zeit bis zur Moderne, darunter zahlreiche minoische Siegelsteine.
Außenbereich, Museumsgarten
Bei der Renovierung des Museums wurden die Grundmauern der Kirche des ehemaligen venezianischen Klosters San Francesco aus dem 13. Jh. freigelegt, sie sind im östlichen Außenbereich zu sehen. Hier lebte als Mönch einige Zeit der spätere Gegenpapst Alexander V. (→ Link). Das Kloster wurde unter den Osmanen in eine Moschee umgewandelt, später durch Erdbeben beschädigt und 1937 schließlich abgerissen.
Historisches Museum
Die Sammlung schließt zeitlich an das Archäologische Museum an und beherbergt eine Vielzahl von Stücken aus der kretischen Geschichte - vom Frühchristentum über die byzantinische, venezianische und osmanische Epoche bis zum 20. Jh., darunter sogar zwei kleine Gemälde des berühmten „El Greco“ - die beiden einzigen, die Kreta besitzt.
Untergebracht ist das Museum im herrschaftlichen Haus der Familie Kalokerinos aus dem 19. Jh., das westlich vom venezianischen Hafen direkt an der Uferstraße steht. Mitte der 1990er Jahre wurde ein Seitenflügel in moderner Glasarchitektur angebaut, in dem sich auch der Eingang befindet. Es gibt 23 Raumeinheiten, zwei Säle für Wechselausstellungen und ein Café.
♦ April bis Okt. Mo und Mi-Fr 10-17 Uhr, Sa/So 11-17 Uhr, Di geschl. Eintritt ca. 5 €, Schül./Stud. u. Senioren über 65 J. ca. 3 €, Kinder unter 12 J. frei. Tel. 2810-283219, www.historical-museum.gr.
Erdgeschoss
Saal Kalokerinos: Der erste Raum ist benannt nach den ehemaligen Besitzern des Palastes, die ihn für die Einrichtung des Museums gestiftet haben. Anhand historischer Landkarten, Fotos und Dokumentationen wird die Stadtgeschichte und -entwicklung erläutert. Dekorativer Blickfang ist das anschauliche Modell der Stadt Candia (Iráklion) während der venezianischen Blütezeit im 17. Jh., Maßstab 1:500. Per Knopfdruck kann man sich die einzelnen Bauten und Sehenswürdigkeiten mit Punktscheinwerfern erhellen lassen.
Saal der Töpferwaren: Keramik von der Archaik über Byzanz bis zu venezianischen, arabischen und türkischen Stücken.
Frühbyzantinische, spätbyzantinische und venezianische Sammlung: Reliefs, Mosaike, Grabsteine, Skulpturen, Kapitelle, Inschriften, Wappen u. m., vieles aus Marmor.
Erster Stock
Münzsammlung: Umfassende Sammlung von der frühchristlichen Zeit (5. Jh.) bis heute, Münzen, Medaillen, Banknoten usw.
Byzantinische Kapelle: Rekonstruktion der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Panagía-Kapelle aus Kardoulianós (bei Kastélli) mit Gewölbefresken des 16. Jh.
Saal Doménikos Theotokópoulos: Neben liturgischen Geräten und Ikonen aus byzantinischer und nachbyzantinischer Zeit hängen hier zwei Originalgemälde von El Greco: „Taufe Christi“ (1567) und „Blick auf den Berg Sinai mit Katharinenkloster“ (1570).
Historische Sammlung (1669-1913): Die osmanische Epoche ist mit religiösen wie säkularen Relikten vertreten, z. B. Wandinschriften, Ornamente, Architekturobjekte und Urkunden.
Ausführlich thematisiert wird der kretische Freiheitskampf im 19. Jh.: Gemälde und Fotos der Revolutionsführer, Waffen der damaligen Zeit, außerdem eine historische Flagge mit der berühmten Parole „énosis í thánatos“ - Vereinigung mit dem griechischen Mutterland oder Tod! Dazu der Schreibtisch, die Uniform und das Gemälde Prinz Georgs von Griechenland. Er war der Bruder des Königs von Griechenland und wurde nach der Befreiung von den Türken 1898 von den Großmächten als Hochkommissar über Kreta eingesetzt.
Obergeschoss
Zweiter Weltkrieg: Effektvoll platziert hängen hier großformatige Fotos von der Schlacht um Kreta zwischen britischen Verteidigern und deutschen Fallschirmspringern und der anschließenden Besetzung der Insel. Historische Filmausschnitte geben eindrucksvolle Einblicke in die Zeit, dazu gibt es Utensilien, wie z. B. Fallschirm und Verpflegungssack der Angreifer, außerdem Waffen und Habseligkeiten von Soldaten und kretischen Partisanen.
Saal Emmanouíl Tsouderós: Das Arbeitszimmer des aus Kreta stammenden Premierministers und Gelehrten (1882-1956) mit vielen wertvollen Dokumenten, u. a. Briefe von Churchill, de Gaulle und Roosevelt.
Saal Níkos Kazantzákis: Höchst eindrucksvoll ist das Arbeitszimmer von Kazantzákis, in dem er von 1948 bis 57 in Antibes (Südfrankreich) schrieb. Mit den Originalmöbeln wurde es exakt nachgestaltet. Schlicht, fast spartanisch wirkt es - große Bücherregale, Schreibtisch und Stuhl, dazu persönliche Stücke des Dichters. Im Vorraum Manuskripte, Druckfahnen und Erstausgaben seiner Werke in zahlreichen Sprachen.
Ethnografische Sammlung: Den Schlusspunkt setzt eine Kollektion kretischer Webarbeiten - Trachten, leuchtend bunte Teppiche, Spitzen, Stickereien und diverser Hausrat. Frauenfiguren tragen die Trachten von Anógia und Kritsá, beides Orte, die für ihre jahrhundertlange Handarbeitstradition berühmt sind. Inmitten der Websachen hängt auch eine Vitrine mit wunderschön geschnitzten Lyren, den typischen Saiteninstrumenten Kretas, dazu ertönt die Lyra von Ross Daly (→ Link). Weiterhin gibt es zahlreiche historische Fotos und die Rekonstruktion eines traditionellen bäuerlichen Wohnraums mit Originaldecke, Bett, Webstuhl und Kamin.
Naturhistorisches Museum Kretas
Das 1998 von der Universität eröffnete Museum hat seinen Platz in einem früheren Elektrizitätswerk an der Sofokli Venizelou Avenue direkt am Meer ( Karte), man erkennt es schon von Weitem an seinem grünen Dach. Das Gezeigte wirkt ein wenig bruchstückhaft, vor allem Kinder werden aber ihren Spaß haben.
Kernbereich des Museums sind die lebensgroßen Dioramen, die dem Besucher die Flora und Fauna Kretas, des griechischen Festlands und des Meeres nahe bringen. Dargestellt werden die Lebensräume Phrygana, Macchia, Wälder, Nassgebiete, Höhlen, Berge, felsige und sandige Küsten sowie ihre jeweiligen tierischen Bewohner als Originalpräparate, z. B. die „Rana cretensis“, ein endemischer Seefrosch, verschiedene Geckos, die Balkanische grüne Eidechse (die größte kretische Eidechse), mehrere Schlangen- und Skorpionarten, aber auch zahlreiche Vögel und Fische und die bekannten Mönchsrobben „Monachus monachus“, von denen noch geschätzte 600 Exemplare existieren, die meisten in der Ägäis. Ergänzend gibt es auch einige Terrarien mit lebenden „Objekten“, vor allem einheimischen Echsen (Schlangen, Eidechsen, Skinke).
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