Zygmunt Bauman - Dialektik der Ordnung

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Der Holocaust wurde inmitten der modernen Gesellschaft konzipiert und durchgeführt, in einer hochentwickelten Zivilisation und im Umfeld außergewöhnlicher kultureller Leistungen; er muss daher als Problem dieser Gesellschaft, Zivilisation und Kultur betrachtet werden.

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Die andere Richtung soziologischer Betrachtung versucht diesen Fehler im Ansatz zu vermeiden, führt jedoch zur selben Konsequenz. Der Holocaust ist demnach in seiner Anhäufung von Monstrositäten zwar ein Extremfall – die einzelnen Phänomene, isoliert betrachtet, jedoch durchaus »normal«. Die These: Man könne (und müsse) mit diesen resistenten und universell anzutreffenden Phänomenen leben, da die soziale Ordnung sie normalerweise zähme, wenn nicht sogar neutralisiere. Der Holocaust erhält in dieser Sicht den Status eines Extremfalles unter vielen anderen »analogen« sozialen Konflikten oder Übergriffen. Die radikalste Denkrichtung behauptet gar, für den Holocaust seien bestimmte archaische, kulturell nicht auslöschbare, das hieße also »naturgegebene« Prädispositionen des Menschen verantwortlich – etwa unter Berufung auf Lorenz und die Aggression als Instinkt oder die von Arthur Koestler postulierte emotionale Prävalenz der stammesgeschichtlich älteren Hirnschichten. 1Die für den Holocaust vermeintlich verantwortlichen Faktoren werden aus dem Feld soziologischer Betrachtung eliminiert, wenn man sie als »präsozial« und immun gegen kulturelle Einflüsse betrachtet. Man kann den Holocaust dann allenfalls noch unter der schrecklich-finsteren – aber zumindest theoretisch faßbaren – Kategorie des Genozids subsumieren; oder ihn dem Kapitel ethnisch, kulturell oder rassistisch motivierter Unterdrückung und Verfolgung zuweisen. 2

Unabhängig davon, welchem der beiden Ansätze die Soziologie folgt – der Holocaust läßt sich in die Kontinuität von Geschichte einfügen:

Das Kunststück, den Holocaust bei aller Singularität als normales Ereignis aufzufassen, gelingt unter Hinweis auf andere historisch belegte Greuel, von den Kreuzzügen über das Gemetzel an katharischen Ketzern und den türkischen Völkermord an den Armeniern bis hin zur britischen Erfindung des Konzentrationslagers in den Burenkriegen. 3

Der Holocaust wird vielfach in die jahrhundertealte Tradition der jüdischen Ghettoisierung, Diskriminierung und Pogrome gestellt – als grauenerregende, wenngleich logische Konsequenz ethnisch und religiös motivierten Hasses. Derart ist die Sprengkraft des Schreckens entschärft, die grundlegende Revision der soziologischen Theorien überflüssig. Der gängige Modernitätsbegriff gerät nicht in Zweifel, daß die Analyse ihres latenten Potentials unterbleibt. Die ›erklärenden‹ und ›sinnstiftenden‹ Axiome und Methoden der Soziologie werden als perfektes gesellschaftspolitisches Rüstzeug angesehen. Das Resultat ist allgemeine Selbstzufriedenheit. Die modernen soziologischen Erklärungsmodelle, in einer bestimmten Konstellationsebene als theoretischer Rahmen wie pragmatischer Leitfaden soziologischen Handelns bewährt, bleiben der Kritik entzogen – auch trotz und nach dem Holocaust.

Kritik an dieser saturierten Soziologie wird bisher in erster Linie von Historikern und Theologen vorgetragen – ohne von der Soziologie ernsthaft zur Kenntnis genommen worden zu sein. Verglichen mit der beeindrukkenden Menge der gründlichen Studien von Historikern und der Weite der Auseinandersetzung unter christlichen und jüdischen Theologen nimmt sich der Beitrag der Soziologie zur Untersuchung des Holocaust dürftig und überflüssig aus. Ein Blick auf den gegenwärtigen soziologischen Forschungsstand zu diesem Thema offenbart das Paradox: Der Holocaust gibt mehr Aufschluß über den Stand der Soziologie, als diese in der jetzigen Form imstande ist, zur Erklärung des Holocaust beizutragen . Die Soziologen haben sich diesem alarmierenden Befund bisher nicht gestellt, geschweige denn sich damit auseinandergesetzt.

Wie man sich die soziologische Bewältigung des ›Komplexes Holocaust‹ vorzustellen hat, belegt ein Zitat des berühmten Everett C. Hughes:

Das nationalsozialistische Regime in Deutschland befahl das ungeheuerlichste Stück ›Vernichtungsarbeit‹, das die Juden in ihrer Geschichte zu erleiden hatten. Die entscheidenden Fragen angesichts eines solchen historischen Faktums lauten: (1) Wer erledigte dieser Arbeit? – und (2) Warum leisteten die ›guten‹ Menschen dagegen keinen Widerstand? Was wir brauchen, ist genaue Kenntnis über ihren Aufstieg zur Macht und bessere Mittel, sie von der Macht fernzuhalten.

Ganz im bewährten Stil soziologischer Praxis fordert Hughes eine gründliche psychosoziale Diagnose. Untersuchungsgegenstand sei die spezifische Kombination von Faktoren, die spezifische Verhaltensmuster bei den Erfüllungsgehilfen von ›Vernichtungsarbeit‹ auslösen (bzw. die damit korrelieren). Außerdem jene Faktoren, die den latenten Widerstand gegen diese Tendenz unterdrücken. Ziel dieses soziologischen Ansatzes: ein prädiktives Erklärungsmodell – basierend auf der Vorstellung von einer rational durchorganisierten, kausalen Gesetzmäßigkeiten und statistischer Wahrscheinlichkeit unterworfenen Welt – das den Ausbruch von ›Vernichtungstendenzen‹ verhindern helfen soll. Man hofft, die moderne Zivilisation durch eine konsequente Anwendung jener präventiven soziologischen Modelle garantieren zu können, denen sie angeblich ursächlich ihre rationale ›Beherrschbarkeit‹ verdankt. Allenfalls ein gewisser Nachbesserungsbedarf des – vermeintlich nicht diskreditierten – ›Social Engineering‹ wird eingeräumt.

In einer lesenswerten Studie vom Holocaust hat Helen Fein 5die von Hughes empfohlene Methodik Schritt für Schritt angewandt. Fein untersucht den Zusammenhang einer Reihe psychologischer, ideologischer und struktureller Variablen und der prozentualen Verteilung von Opfern und Überlebenden unter der jüdischen Bevölkerung im nationalsozialistisch besetzten Europa. Nach herkömmlichen soziologischen Maßstäben gelingt Helen Fein eine beeindruckende Forschungsleistung. Faktoren wie die nationale Ausprägung des Antisemitismus, der Grad der jüdischen Akkulturation und Assimilation sowie die daraus resultierende gesellschaftliche Solidarität in den einzelnen Ländern sind sorgfältig analysiert und präzise erfaßt. Einige Korrelationen konnten statistisch erhärtet werden, etwa die zwischen fehlender Solidarität und der Tendenz zur ›Aufhebung persönlicher moralischer Zwänge‹. Gerade die vorbildliche Arbeitsweise H. Feins legt aber die Schwächen der orthodoxen Soziologie auf diesem Gebiet in diesem Zusammenhang, wenn auch schonungslos, bloß. Tatsächlich gibt es ohne eine Revision der grundlegend stillschweigend akzeptierten Prämissen des soziologischen Diskurses keine Alternative zu dem von Fein beschrittenen Weg. Der Holocaust resultiert dieser Betrachtungsweise zufolge aus einer verhängnisvollen, zeitlich begrenzten Verkettung sozialer und psychologischer Faktoren. Das implizit oder explizit bemühte Modell eines human prägenden, prä- und antisoziale Triebe bändigenden zivilisatorischen Korsetts hat auch vor dem Holocaust Bestand. Die These: Moralisches Handeln verdankt sich der sozialen Ordnung, Erosionserscheinungen lassen auf gesellschaftliche Funktionsstörungen schließen. ›Im anomischen – das heißt ›gesetzlosen‹ – Zustand neigt der Mensch zur Rücksichtslosigkeit gegenüber dem anderen.‹ 6Im Umkehrschluß hieße dies, daß funktionierende soziale Regeln diese Skrupellosigkeit weitgehend ausschließen. Die Leistung der sozialen Ordnung – und damit auch der modernen Zivilisation, in der bekanntlich das regulative Element einen nie zuvor bekannten Entwicklungsstand erreicht – bestünde demzufolge darin, den Egoismus und die angeborene animalische Grausamkeit des Menschen im moralischen Zaum zu halten. Die enge, durch die eigene methodologische Zurichtung verfälschte These der orthodoxen Soziologie zum Holocaust kann daher nur lauten: Der Holocaust ist ein Betriebsunfall, nicht das Produkt der Moderne.

In einer anderen bemerkenswerten soziologischen Studie zum Thema Holocaust durchleuchtet Nechama Tec das soziale Spektrum von der entgegengesetzten Seite her: Wer waren die Helfer der Verfolgten? [Wer waren] jene, die sich der »Vernichtungsarbeit« widersetzten und ihr Leben für leidende Mitmenschen aufs Spiel setzten, wo ringsum Egoismus herrschte; wer waren sie, die inmitten amoralischer Zeiten moralisch blieben. Getreu dem Gebot der soziologischen Lehre versucht die Autorin zu ergründen, inwieweit ein nach damaliger Anschauung »abartiges« Verhalten sozial determiniert war. Nacheinander prüft sie die Hypothesen, die jeder ernstzunehmende Soziologe in einem solchen Forschungsprojekt herangezogen hätte. Allein die erwünschten Korrelationen zwischen Hilfsbereitschaft auf der einen und den verschiedenen Faktoren wie soziale Schicht, Bildungsstand, Konfessions- und Parteizugehörigkeit auf der anderen Seite lassen sich nicht nachweisen. Tecs Fazit fällt anders aus, als sie selbst – und der soziologisch beschlagene Leser – es erwartet hatte: »Die Retter empfanden ihr eigenes Verhalten als selbstverständlich – sie wandten sich spontan gegen die Schrecken ihrer Zeit.« 7Anders ausgedrückt: Diese Menschen bewiesen Hilfsbereitschaft, weil es in ihrer Natur lag. Daß sie keiner bestimmten Bevölkerungsgruppe und -schicht zuzuordnen waren, bedeutete einen herben Schlag für das Konzept einer »sozialen Determinanz« moralischen Verhaltens. Wenn überhaupt, so wirkten derartige Determinanten nur indirekt, indem sie nämlich nicht stark genug waren, den »Helferinstinkt« zu neutralisieren. Im Gegensatz zu vielen ihrer Fachkollegen kommt Tec der eigentlichen soziologischen Fragestellung nahe: diese nämlich lautet nicht »Wie können wir Soziologen den Holocaust erklären«, sondern »Welche Konsequenzen hat der Holocaust für unser Fach und unsere Methoden«.

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