Zygmunt Bauman - Dialektik der Ordnung
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Aber die Betonung und Erklärung des Holocaust als deutsches Verbrechen ist verhängnisvoll, denn sie führt dazu, daß alle anderen und insbesondere alles andere entlastet sind. Die Annahme, daß die Vollstrecker des Holocaust eine Wunde oder eine Krankheit unserer Zivilisation und nicht ihr schreckliches, doch legitimes Produkt waren, führt nicht nur zu ungerechtfertigter moralischer Selbstzufriedenheit, sondern kommt einer bedrohlichen moralischen und politischen Kapitulation gleich: Geschah das alles nicht »damals«, in einem anderen Land und einer anderen Zeit? Je mehr Schuld wir »den anderen« zuweisen können, desto mehr wiegen »wir« uns in Sicherheit. Wer die Schuldzuweisung mit Ursachenforschung verwechselt, verschließt die Augen vor dem labilen Zustand der Schuldlosigkeit und Gesundheit unserer Lebensverhältnisse.
Insgesamt gesehen verliert der Holocaust so paradoxerweise viel von seiner Bedrohlichkeit. Seine Botschaft für die Gegenwart und die Gesellschaftsordnung, in der wir leben, das heißt ihre Institutionen, denen wir vertrauen, oder ihre Wertmaßstäbe, von denen wir unser Handeln und unsere Interaktionsformen leiten lassen, verhallt weitgehend ungehört. Sofern sich Fachleute damit auseinandersetzen, bleiben ihre Erkenntnisse auf den kleinen Kreis der Eingeweihten beschränkt. Es ist an der Zeit, diese Erkenntnisse in das allgemeine Bewußtsein, und wichtiger noch, in die moderne Praxis zu übersetzen.
Die vorliegende Studie ist ein Beitrag zu einer längst überfälligen Aufgabe von großer kultureller und politischer Bedeutung: Diese Aufgabe besteht darin, die soziologischen, psychologischen und politischen Implikationen des Phänomens Holocaust für das Selbstverständnis und die Praxis der Institutionen wie auch der Mitglieder der Gesellschaft zu verdeutlichen. Ich habe mit diesem Buch nicht den Versuch einer neuen historischen Deutung des Holocaust unternommen, sondern mich vielmehr auf die hervorragenden vorliegenden Forschungsarbeiten gestützt. Ziel meiner Studie ist die Kritik zentraler Bereiche der Sozialwissenschaften (möglicherweise auch der Sozialpolitik), die sich aus den Fakten, Dimensionen und dem verborgenen Potential des Holocaust herleitet. Der Zweck der in dieser Untersuchung vollzogenen Analyse ist nicht, einen weiteren Beitrag für eines der Spezialgebiete der Sozialwissenschaften zu liefern, sondern die Ergebnisse von Spezialuntersuchungen für die Sozialwissenschaften allgemein zugänglich und ihre Relevanz für deren Untersuchungen deutlich zu machen und sie somit in den Fokus der sozialen Theorie und Praxis zurückzuführen.
Kapitel 1referiert die spärlichen Antworten der Soziologie auf theoretisch problematische und praktisch relevante Fragen aus dem Umkreis der Studien zum Holocaust. Einige der Aspekte werden in den folgenden Kapitel aufgegriffen und weiterverfolgt. In den Kapiteln 2und 3geht es um die Spannungen, die aus den grenzziehenden Tendenzen unter den Bedingungen der Modernisierung, des Zusammenbruchs der traditionellen Ordnung und der Konsolidierung der modernen Nationalstaaten hervorgegangen sind; ferner werden die Zusammenhänge zwischen bestimmten Merkmalen der modernen Zivilisation (besonders ist hier die auf zunehmender Verwissenschaftlichung beruhende Legitimation der sozialplanerischen Ambitionen zu nennen), das Aufkommen rassistischer Umdeutungen kommunaler Antagonismen und der Zusammenhang zwischen Rassismus und dem Genozid untersucht. Ausgehend von meiner These, daß der Holocaust als charakteristisches modernes Phänomen zu sehen ist, dessen Erklärung innerhalb des Kontextes moderner kultureller Tendenzen und technischer Entwicklungen zu suchen ist, behandelt Kapitel 4das Problem der wahrhaft dialektischen Beziehung von Einzigartigkeit und Normalität des Holocaust (die seinen Status als modernes Phänomen ausmachen); meine Schlußfolgerung: Der Holocaust war das Resultat eines einzigartigen Zusammentreffens im Grunde normaler und gewöhnlicher Faktoren; die Möglichkeit dieses Zusammentreffens entstand in erster Linie durch die Entlassung des politischen Staates aus der sozialen Kontrolle, wodurch wichtige nichtpolitische Machtzentren und die Institutionen sozialer Selbststeuerung zerstört wurden. Das Ergebnis: Aus der Konzentration des staatlichen Gewaltmonopols erwuchs der Spielraum für sozialpolitische Ambitionen. Kapitel 5geht die undankbare und schmerzvolle Aufgabe an, sich mit dem auseinanderzusetzen, »was wir lieber unausgesprochen ließen« 4: nämlich mit den modernen Mechanismen, die die Kooperation der Opfer herbeiführen und den entmenschlichenden Effekt einer auf Zwang beruhenden Autorität verstärken – im Widerspruch zur Vorstellung von der veredelnden und moralisierenden Wirkung des Zivilisationsprozesses. Der »moderne Bezug« des Holocaust, sein Zusammenhang mit der von der modernen Bürokratie bis zur Perfektion entwickelten Form von Autorität, ist Gegenstand des Kapitels 6. Darin werden die hochinteressanten soziopsychologischen Experimente von Milgram und Zimbardo behandelt. Kapitel 7liefert die theoretische Synthese und Konklusion, erörtert den gegenwärtigen Status der Moral in den vorherrschenden sozialen Theorien und schlägt eine grundlegende Revision vor – ein neues Konzept müßte die gefährliche soziale Manipulation durch physische wie geistige Distanzierung berücksichtigen.
Trotz der Vielfältigkeit der in diesem Buch behandelten Aspekte hoffe ich, daß alle Kapitel inhaltlich in eine Richtung weisen: Ich plädiere dafür, die Lehren aus dem Holocaust in die vorherrschenden Theorien der Moderne und des Zivilisationsprozesses aufzunehmen . Meiner Überzeugung nach sollte die Untersuchung des Phänomens Holocaust für die Diagnose der Gesellschaftsform, in der wir leben, genutzt werden.
Der Holocaust entstand aus dem Zusammentreffen alter, von der Moderne ignorierter, unterschätzter oder ungelöster Spannungen mit den mächtigen Instrumenten rationalen, zielgerichteten Handelns, die ein Ergebnis der Moderne selbst waren. Obwohl dieses Zusammentreffen einzigartig war und eine seltene Kombination von Umständen voraussetzte, sind die einzelnen Faktoren allgegenwärtig und »normal«. Es ist bisher versäumt worden, das furchtbare Potential dieser Faktoren weit genug zu ergründen und, vor allen Dingen, ihre grauenhafte Wirksamkeit zu verhindern.
In der Arbeit an diesem Buch habe ich besonders profitiert von der Kritik und dem Rat von Bryan Cheyette, Shmuel Eisenstadt, Ferenc Fehèr, Agnes Heller, Lukasz Hirszowicz und Victor Zaslavsky. Ich hoffe, die Genannten finden auf den folgenden Seiten mehr als nur flüchtige Spuren ihrer Gedanken und Anregungen. Mein besonderer Dank gilt Anthony Giddens für die aufmerksame Lektüre der verschiedenen Fassungen des Buches, für kluge Kritik und viele wertvolle Ratschläge. Meinem Herausgeber David Roberts danke ich für die Unterstützung und Geduld.
1
Einführung: Die Soziologie nach dem Holocaust
In Zukunft werden auch die Todeslager und ›Muselmänner‹ zu den materiellen und geistigen Hervorbringungen der Zivilisation zu zählen sein.
Richard Rubenstein und John Roth, »Approaches to Auschwitz« .
Wir begegnen in der Soziologie zwei Formen der Bewußtseinstrübung und Blindheit gegenüber dem Holocaust und seinen Konsequenzen für eine Theorie der Zivilisation und Moderne.
Das soziologische Denken wertet den Holocaust einerseits als etwas, das den Juden widerfuhr, als Ereignis spezifisch jüdischer Geschichte und damit als singuläres Ereignis, nicht weiter beunruhigend und ohne Relevanz für die soziologische Theorie. Der Holocaust gilt dann als Kulminationspunkt des christlich-europäischen Antisemitismus, als solcher seinerseits singulär und ohne Vergleich in einer langen, facettenreichen Tradition ethnischer und religiöser Vorurteile und Übergriffe. Derart ragt der Antisemitismus wegen seiner geschichtlich einzigartigen Systematik, seiner ideologischen Intensität und Internationalität, aber auch aufgrund seines besonderen regionalen und konfessionellen Nährbodens aus allen anderen gesellschaftlichen Antagonismen heraus. Der Holocaust, gedacht gewissermaßen als Fortsetzung des Antisemitismus mit anderen Mitteln, wird vor diesem Hintergrund zur monströsen historischen Ausnahme stilisiert. Die daraus abzuleitenden Erklärungen erhellen zwar die Pathologie der ihn hervorbringenden Gesellschaft, lassen aber keine Rückschlüsse auf ihren »gesunden/normalen« Zustand zu. Weder der orthodoxe soziologische Modernitätsund Zivilisationsbegriff, noch gar die Grundlagen dieser Wissenschaft scheinen von daher revisionsbedürftig.
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