Thomas Baum
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1. Auflage 2022
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Umschlagbild: Feuerwehr Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-040654-4
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pdf: ISBN 978-3-17-040656-8
epub: ISBN 978-3-17-040657-5
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Der Begriff der Strategie begegnet uns im Alltag häufig und wird meist ohne weiteres Interesse von uns wahrgenommen, wenn nicht sogar »hingenommen«. Beispielsweise kennen wir sogenannte Strategie-Papiere in Politik oder Wirtschaft, oder es ist im militärischen Bereich die Rede von einer Strategie für einen Krieg. Sogar in Form von Strategie-Spielen begegnet uns in diesem Kontext die Strategie, hier gerade schon als trivial wirkender Begriff. Aber was verbirgt sich hinter dem Begriff »Strategie« eigentlich und was ist eine Strategie im eigentlichen Sinne?
Das Wort »Strategie« setzt sich zusammen aus »Heer« (altgriechisch στράτος strátos) und »führen« (altgriechisch ἄγειν ágein), der »stratēgós« war also der Heeresführer (Herrmann, 1983, S. 460). Unter »Strategie« wurde damit ursprünglich die Kunst der Heeresführung verstanden. Zur Führung eines Heeres bedurfte es einer konkreten Planung und Methoden zum zielgerichteten Einsatz des Heeres. Je größer die Heere wurden, desto komplexer wurden diese Planungen und Methoden und auch die Wechselwirkungen, welche hierbei auftraten. Früh erkannte man, dass die entwickelten Systematiken auch außerhalb des militärischen Sektors Anwendungen finden konnten, zum Beispiel in der Politik oder in der Wirtschaft.
Wesentliche Betrachtungen zur Strategie stammen von dem preußischen General Carl von Clausewitz, der Anfang des 19. Jahrhunderts in seinem Gesamtwerk »Vom Kriege« elementare Betrachtungen und Leitsätze zur Strategie formulierte. Obwohl diese Betrachtungen ihr Augenmerk hauptsächlich auf den Bereich des Militärs legen und deutlich von dem Zeitgeist beeinflusst sind, der zur Entstehungszeit während der Kämpfe gegen die Armeen Napoleon Bonapartes vorherrschte, werden von Clausewitzs´ Theoreme auch heute noch gelehrt und entfalten in vielfältiger Weise ihre Wirkung. Für den Bereich der Gefahrenabwehr haben strategische Betrachtungen ebenfalls große Bedeutung. Jedoch lassen sich die Lehren des Generals von Clausewitz für den Bereich der Gefahrenabwehr nicht ohne Anpassung übertragen, denn die Gefahrenabwehr hat ein eigenes Wesen, welches sich von dem Wesen des Militärs, der Politik und der Wirtschaft etc. unterscheidet. Inhalt dieses Buches soll sein, sich dem Wesen der Gefahrenabwehr zu näheren und, fußfassend auf den clausewitzschen Theoremen, eine strategische Methodik für die Gefahrenabwehr zu beschreiben.
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Zur Erreichung eines Zieles bedarf es, in Bezug auf die Organisation und Durchführung bestimmter Maßnahmen, eines Planes. Hierbei gilt: je höher die Ebene, desto komplexer die Planung. Bei der Aufstellung eines solchen Planes wird eine »Strategie« bestimmt, durch deren Anwendung eine Wirkung erzielt werden soll, um letztendlich das gesetzte Ziel zu erreichen. Der Begriff der »Strategie« hat hier eine zentrale Bedeutung. Im militärischen oder wirtschaftlichen Bereich existieren schon lange diverse Theorien und Betrachtungen zum Thema »Strategie«. Auch in der Gefahrenabwehr wird, mehr oder weniger bewusst, auf den verschiedenen Ebenen seitens der jeweiligen Akteure entsprechend »strategisch« geplant und gehandelt. Im »Einsatz«, als zentralem Element der Gefahrenabwehr, haben geeignete Strategien, neben der Taktik, ebenfalls eine zentrale Bedeutung (siehe z.B. die Bezeichnung »Strategische Einsatzplanung«). Häufig verwischen dabei die Grenzen zwischen den Begriffen »Strategie« und »Taktik«. Für eine sinnvolle und strukturierte »strategische« Planung ist es jedoch von Vorteil, zwischen diesen beiden Feldern zu unterscheiden und sich bewusst zu machen, wie der Begriff der Strategie im Feld der Gefahrenabwehr ausgelegt werden kann.
Sich dem Begriff der »Strategie« per Definition zu nähern, ist keine leichte Aufgabe, da ein eindeutiger und fest abgrenzbarer Inhalt meist nicht vollständig zu beschreiben ist. Es besteht grundsätzlich ein Unterschied zur »Taktik«, welche hier im Sinne der Gefahrenabwehr so definiert werden kann: »Taktik ist die Lehre vom Gebrauch der Einheiten im Einsatz.« Diese hier bezeichneten Einheiten bestehen aus den Komponenten Führung, Mannschaft und Gerät, ganz gleich welche Größenordnung diese besitzen. Hat man hier schnell eine recht eindeutige und greifbare Definition des Begriffs der Taktik gefunden, ist es im Gegensatz dazu mit dem Begriff der »Strategie« deutlich schwieriger. Während die Taktik durch die Begriffe »Einheiten« und »Einsatz« feste und vorstellbare Parameter enthält, sind die Elemente der Strategie unscharf. Wie eingangs bereits erwähnt, bildet der Einsatz das zentrale Element der Gefahrenabwehr. Einsatz definiert sich etwa als »durch Auftrag oder eigenen Entschluss ausgelöste und der Gefahrenabwehr oder Schadensbekämpfung dienende Tätigkeit von Kräften aus jenen Behörden, Einsatzorganisationen oder Einrichtungen, die aufgrund gesetzlicher Bestimmungen dazu berufen sind« (Jachs, 2011, S. 190). Explizit sei an dieser Stelle auf die jeweiligen Dienstvorschriften der Einsatzorganisationen (z.B. Feuerwehr-Dienstvorschriften u.ä.) als gesetzliche Be[10]stimmungen hingewiesen. Diese geben den Rahmen vor, in welchem in der Gefahrenabwehr sowohl taktisch als auch strategisch vorzugehen ist.
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Merke: Mit Hinblick auf das zentrale Element der Gefahrenabwehr, den »Einsatz«, sind die notwendigen Voraussetzungen der Strategie bereits gegeben: Ziel – Mittel – Zweck. |
Für die Aufstellung und Umsetzung einer Strategie bilden diese Begriffe gemeinsam eine Achse.
Bild 1: Die drei Voraussetzungen für Strategie
Denn eine Strategie dient der Erreichung eines bestimmten Zieles. Hierfür bedarf es eines geeigneten Mittels, das durch seine Anwendung einen bestimmten Zweck erfüllt (sprichwörtlich: Das »Mittel zum Zweck«). Dieser Zweck ist wiederum im Sinne der Zielsetzung zu bestimmen. Es darf dabei nicht verkannt werden, dass Strategien innerhalb verschiedener strategischer Ebenen wirken, und das die Erreichung untergeordneter Ziele wiederum den Zweck verfolgt, die Ziele der höheren Ebenen zu erreichen.
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