Siegfried von Vegesack - Die baltische Tragödie

Здесь есть возможность читать онлайн «Siegfried von Vegesack - Die baltische Tragödie» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die baltische Tragödie: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die baltische Tragödie»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Siegfried von Vegesack hat in seiner großartigen Romantrilogie vom Schicksal der Baltendeutschen ein faszinierendes Panorama einer versunkenen Kultur- und Gesellschaftsschicht gezeichnet.
Am Beginn entfaltet sich in berührenden Bildern das Leben auf einem großen Gutshof, poetisch, unverkitscht und mit wachem Auge für die soziale Wirklichkeit geschildert. Später treten die politischen und sozialen Spannungen zwischen Deutschen und Russen einerseits, der Herrenschicht und den weitgehend rechtlosen Esten und Letten andererseits immer stärker ins Blickfeld, bis Vegesack schließlich den Untergang der deutschen Kultur im Baltikum in den Wirren des Ersten Weltkriegs, der bolschewistischen Aufstände und der Freikorpskämpfe schildert.

Die baltische Tragödie — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die baltische Tragödie», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Einmal, vor dem Mittagessen, nahm die Mutter Aurel mit zur Windmühle. Karlomchen trug einen großen Korb Verbandzeug, Watte, Wachssalbe und Baldrian. Mit Wachssalbe und Baldrian wurde alles kuriert, und das half immer. Aber diesmal war es etwas Ernsteres: die kleine Christin vom Müller hatte sich mit kochender Milch das Bein verbrüht. Wie dunkel und stickig war es in der armseligen Stube, überall hockten Kinder in Lumpen herum, starrten mit stumpfer Freudlosigkeit zu den Fremden auf. Und auf dem einzigen Bett lag etwas unsäglich Jämmerliches und wimmerte vor sich hin. Wieder wurden die Hände geküßt, Aurel hielt sie krampfhaft hinter dem Rücken versteckt, aber es half ihm nicht, und wieder fühlte er etwas widerlich Feuchtes und Kaltes auf seiner Haut.

Auf dem Heimweg fragte Aurel die Mutter:

„Haben sie nur ein Zimmer und nur ein Bett?“

„Ja, der Müller ist arm“, seufzte die Mutter und blieb erschöpft auf der Anhöhe stehen.

Eine dunkle Erinnerung stieg in Aurel auf: alle diese Äcker, Heuschläge und Wälder – gehörte nicht alles dem Vater?

„Und warum ist der eine arm und der andere reich?“ forschte Aurel weiter.

„Weil der liebe Gott es so eingerichtet hat“, meinte die Mutter und nahm den Jungen an der Hand. „Aber im Himmel werden wir alle gleich sein!“

Warum erst im Himmel? grübelte Aurel. Und warum hat Gott es so eingerichtet, wenn er wirklich allmächtig ist? Und der Vater? Warum baut er nicht einfach ein paar Zimmer und noch ein paar Betten für den armen Müller – er hat doch so viel Bäume im Wald?

Aber dann öffnete sich wieder die Gartenpforte, die tief herunterhängenden, schwerbeladenen Apfelzweige nahmen ihn schützend auf, und alle unbeantworteten Fragen blieben hinter dem grauen Bretterzaun zurück.

Viel wichtigere Fragen stürmten jetzt auf ihn ein: ob im Grase unter dem alten Birnbaum wieder die gelben, kleinen Birnen liegen, die ein wenig holzig, aber doch gut schmecken, besonders wenn man sie in der Bratröhre schmoren läßt, bis sie ganz weich und faltig werden.

Manchmal fallen sie auch in den dichten Johannisbeerbusch, und man muß tief hineinkriechen, um sie zu finden. Und wenn der Baum von selbst nichts hergeben will, klettern die großen Brüder hinauf und schütteln: dann prasselt es von den Zweigen.

Mit dumpfem Aufschlag fällt hier und dort ein reifer Apfel auf den Erdboden. Man muß nur aufpassen, die richtigen Bäume und Verstecke kennen, wo sie am liebsten hinplumpsen: die Stachelbeersträucher, das Klettendikkicht, ja, manchmal rollen sie sogar bis zu den Erdbeerrabatten hinunter. Die rosa gemaserten Birnäpfel werden in den Frostnächten schon klar und durchsichtig, und wenn man sie gegen das Licht hält, sieht man die schwarzen Kerne wie hinter Glas. Aber die bekommt die Mutter. Und wenn einer besonders schön ist, muß Aurel ihn dem Vater bringen.

Der Vater beißt unbekümmert hinein und liest dabei die Zeitung.

„Sieh doch, wie durchsichtig …“

Aber dann ist nichts mehr zu sehen: nur der Stengel und das abgenagte Kerngehäuse – der Vater wirft sie über das Geländer der Veranda, ohne aufzublicken. Und greift wieder nach der Pfeife.

Grischa, der Apfelrusse, ist nun auch gekommen, hat im neuen Garten, zwischen den jungen Obstbäumen, ein richtiges Indianerzelt aus dicken Strohmatten aufgeschlagen, in dem er das Fallobst aufsammelt und am Tage, eingewickelt in einen Schafspelz, schläft. Denn nachts muß er wachen. Dann wandert er ruhelos zwischen den beiden Gärten hin und her, horcht, ob irgendwo der Zaun verdächtig knackt, irgendein Baum sich plötzlich zu schütteln anfängt. Einmal hat er sogar einen Apfeldieb, einen kleinen Burschen, gefangen. Er heulte und wurde zum Verwalterhaus geführt. Hier sollte er gezüchtigt werden. Aber die Mutter bat für ihn, und nun sollte er sich bei ihr bedanken. Heulend stand der Junge da, mit blanken Füßen vor der Veranda.

„Wenn du Äpfel haben willst“, sagte die Mutter, „dann brauchst du sie nicht zu stehlen!“

Und Karlomchen mußte ihm einen vollen Korb geben, den er kaum tragen konnte.

„Ob du ihm so das Stehlen abgewöhnen wirst?“ lachte der Vater.

„Sicher!“ meinte die Mutter zuversichtlich. „Wenn er Äpfel bekommt, wozu soll er sie dann noch stehlen?“

„Und wenn sich zwanzig Apfeldiebe fangen lassen?“

„Mein Gott, wir haben so viel Fallobst, das sonst verfault!“ seufzte die Mutter.

Aber jetzt, mittags, schnarcht der Apfelrusse in seiner dunklen Höhle.

Wenn man sich bückt und hineinschaut, kann man seine faltigen Stiefel und die plumpen fettigen Pumphosen sehen. Einmal, als Grischa ihm einen roten Apfel hinhielt, war Aurel sogar zu ihm hineingekrochen. Wie es da drin nach Äpfeln, Stroh, Zwiebeln und Schafsfell roch! Aber kein Wort konnte er verstehen, was der bärtige Russe mit den gelben Zähnen sagte, und so war er schnell mit dem roten Apfel wieder davongerannt.

Das nächste Mal behielt er den sonderbaren Klang der fremden Worte im Ohr:

„Jabloko, chotschesch Jabloko?“ hatte der Russe gefragt, als er ihm den Apfel hinhielt. Und dann verstand Aurel: „Jabloko“ heißt Apfel. Komisch. Wenn Janz oder Indrik „Abol“ für Apfel sagten, so war das kein großer Unterschied. Aber Jabloko – wie konnte ein gewöhnlicher Apfel einen so verrückten Namen haben? Oder waren die russischen Äpfel anders? Und die Russen selbst – sind das überhaupt richtige Menschen? Mit solchen komischen Hosen, die wie Säcke um die Knie fallen, und einem Pelz mitten im Sommer?

Einmal hatte Onkel Oscha gesagt: „Ich möchte so lange leben, bis der letzte Russe hinter Kamtschatka ersäuft!“ Ob dies der letzte Russe war? Und warum sollte er hinter Kamtschatka ersaufen? Das war wohl noch weiter als die Flachsweiche. Nein, der Apfelrusse soll lieber lebenbleiben, dann kann Onkel Oscha niemals sterben.

„Warum kann Grischa nicht richtig sprechen?“ fragte einmal Aurel die Mutter.

„Grischa spricht richtig, aber er spricht Russisch!“ sagte die Mutter, nahm einen Apfel aus dem großen Korb, der vor ihr stand, und schälte ihn. Sie saßen alle auf der Gartenveranda: die Mutter, Karlomchen, die schwarze Tina, Karlin, die alte Minna, und schälten Äpfel.

„Und warum spricht er Russisch?“ erkundigte sich Aurel weiter. „Wenn ihn doch niemand versteht?“

„Die Russen verstehen ihn schon“, lachte die Mutter, „und in Rußland wird man dich wieder nicht verstehen!“

Russen? Er war also doch nicht der letzte, stellte Aurel erleichtert fest: Onkel Oscha wird lange leben!

„Gibt es viele Russen?“ forschte er nach einer Weile, um ganz sicher zu sein.

„Viele, viele Millionen“, seufzte die Mutter und warf den geschälten Apfel in eine braune Tonschüssel.

„Und alle sprechen Russisch?“

„Ja, das tun sie, und du wirst auch einmal Russisch lernen!“ Die Mutter griff nach einem neuen Apfel.

„Warum?“

„Weil wir zu Rußland gehören“, sagte die Mutter nachdenklich und drehte den Apfel. In einer dünnen, langen Spirale hing die Schale über ihren Knien in die Luft.

„Und warum sprechen wir dann nicht Russisch?“

Die Mutter hielt im Schälen inne, blickte auf, und ihre Augen bekamen ein besonderes Leuchten. Dann sagte sie ernst und bestimmt:

„Weil wir Deutsche sind!“

Aber Aurel war damit noch nicht beruhigt; die Mutter mußte ihm ausführlich erzählen, wie einmal die Deutschen, richtige Ritter in blitzenden Rüstungen und mit Schwertern, das heidnische Land erobert, Letten, Liven und Esten zum Christentum bekehrt hatten und dann später von den Russen besiegt wurden; wie der General, dessen Bild im Lesezimmer hängt, so tapfer gegen die Russen kämpfte, daß Peter der Große ihn in seine Dienste nahm und ihm für alle seine Nachkommen versprach, daß sie die deutsche Sprache und den deutschen Glauben behalten sollten.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die baltische Tragödie»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die baltische Tragödie» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die baltische Tragödie»

Обсуждение, отзывы о книге «Die baltische Tragödie» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x