Anlass für die Gründung des Club of Rome war die sich verbreitende Erkenntnis, dass die Welt, wenn wir so weitermachen wie bis dahin, bald an die Grenzen ihres Wachstums stoßen würde. Diese Besorgnis über weltweite Krisenerscheinungen, wie zum Beispiel zunehmende Ungleichheiten, unfaire Geschäftspraktiken, fortschreitendes Bevölkerungswachstum und unumkehrbare Umweltzerstörung, wurden in dem1972 veröffentlichten Buch »Die Grenzen des Wachstums« von Dennis und Donella Meadows erstmals allgemein publik gemacht. In »Die Grenzen des Wachstums« wurde als Gegenentwurf zur Aufbruchsstimmung der damaligen Zeit ein kritisches, um nicht zu sagen, pessimistisches Bild der weltweiten wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungstrends gezeichnet. Die Autoren versuchten, Zusammenhänge und Entwicklungen für die nächsten hundert Jahre zu erfassen und die Folgen unverändert voranschreitenden exponentiellen Wachstums abzuschätzen. Der Club of Rome fokussierte dabei auf fünf Themenbereiche:
Nachhaltige Entwicklung, Globalisierung, Armutsbekämpfung
Politische Stabilität und Regierungsfähigkeit
Informationsgesellschaft und die digitale Schwelle
Lernen, Erziehung und Arbeitswelt
Kulturelle Vielfalt und Toleranz
Das dabei zugrunde gelegte Weltmodell erinnert an die Prognosen von Thomas Robert Malthus, Inhaber des ersten Lehrstuhls für politische Ökonomie in England, der schon 1789 mit seinem Bevölkerungsgesetz mittels eines einfachen mathematischen Modells nachzuweisen versuchte, dass die Weltbevölkerung – wenn nicht gegengesteuert würde – bald an ihre Grenzen hinsichtlich der Nahrungsmittelproduktion stoßen würde.
Malthus konnte natürlich viele Entwicklungen noch nicht vorausahnen und so blieben seine dystopischen Prophezeiungen erfreulicherweise ebenso unerfüllt wie etliche des Clubs of Rome. So rechnete der Club zum Beispiel damit, dass bereits 2000 alles bebaubare Land auf der Erdoberfläche wirtschaftlich genutzt würde und dies zu einer hoffnungslosen Landknappheit führen würde. Ähnlich pessimistisch waren die Studienautoren bezüglich des Rohstoffverbrauchs. Auch die Aussichten hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit auf unserem Planeten waren ausgesprochen düster.
Zwar sind wir von einer gerechten Welt noch meilenweit entfernt, aber ganz so düster, wie die Mitglieder des Clubs es erwarteten, hat sich die Welt erfreulicherweise nicht entwickelt – noch nicht zumindest. Manche Themen haben sich infolge neuer Technologien anders, manchmal sogar besser entwickelt als befürchtet, andere wurden unterschätzt beziehungsweise nicht erwartet. Auch wenn der Club of Rome aufgrund seiner Fehleinschätzungen von vielen kritisiert wird – eine Leistung ist unbestritten: Erstmals wurde aufgezeigt, dass Wachstum Grenzen haben muss! Vor mittlerweile mehr als einem halben Jahrhundert wurde mit den »Grenzen des Wachstums« zum ersten Mal in großem Maßstab eine dringend notwendige Diskussion zum Thema Nachhaltigkeit angestoßen.
Der Club of Rome setzt sich bis heute für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein und ist weltweit organisiert – unter anderem auch mit einer eigenen deutschen Gesellschaft: www.clubofrome.de/clubofrome.
Der Club of Rome hatte, wenn schon nicht die Welt, dann zumindest die Fachwelt aufgerüttelt. Was folgten, waren Jahrzehnte der Konferenzen und Willensbekundungen – viel zu lange allerdings ohne konkrete Ergebnisse.
Sieben Jahre nach der Veröffentlichung der »Grenzen des Wachstums« fand 1979 in Genf die erste Weltklimakonferenz statt. Einberufen von der Weltorganisation für Meteorologie wurden erstmals klimarelevante Themen auf UN-Ebene diskutiert. In größeren und kleineren Abständen von oft einigen Jahren gab es in Folge etliche internationale Nachfolgekonferenzen – jahrzehntelang allerdings, ohne dass konkrete Maßnahmen beschlossen worden wären. Erst 2015 wurde in Paris die gemeinsame Verantwortung wahrgenommen und schon lange beschlossene prinzipielle Übereinkommen endlich in klare und messbare Klimaziele »übersetzt«. Die drei übergeordneten Ziele des Klimaabkommens von Paris:
Die Erderwärmung muss im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad, nach Möglichkeit 1,5 Grad Celsius, begrenzt werden.
Als gleichberechtigtes Ziel zur Reduktion der Erderwärmung wurde die Fähigkeit zur Anpassung an den Klimawandel definiert.
Finanzmittelflüsse müssen mit den Klimazielen in Einklang gebracht werden.
Mit dem dritten Ziel ist seit 2015 explizit und zum ersten Mal also die Finanzbranche im Spiel, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit geht. Aber nicht nur die Pariser Klimaziele brachten Schwung in die Debatte, auch die ebenfalls im Jahr 2015 postulierten Sustainable Development Goals (SDGs) mobilisierten die Finanzwelt.
Die 17 Sustainable Development Goals
Die 2015 verfassten 17 Sustainable Development Goals (SDGs) sind eine Erweiterung der 2000 formulierten acht Millennium Development Goals (MDGs).
Millennium Development Goals (MDGs)
Mit den acht MDGs wurden konkrete Ziele ausformuliert und mit eindeutigem Zeithorizont – bis 2015 – versehen. Die Ziele lauten:
Bekämpfung von Hunger und Armut
Schulbildung für alle
Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen
Senkung der Kindersterblichkeit
Verbesserung der Gesundheit von Müttern
Bekämpfung von schweren Krankheiten wie Malaria und HIV
Ökologische Nachhaltigkeit
Aufbau und Stärkung der globalen Zusammenarbeit
Während die MDGs die Armutsbekämpfung im Globalen Süden und damit einen eindeutigen sozialen Schwerpunkt hatten, wurden die 15 Jahre später verfassten SDGs wesentlich breiter aufgestellt. Ein Grund dafür war sicher, dass viele der ambitionierten Ziele der MDGs bis 2015 unverwirklicht geblieben waren. Zudem wurde Kritik geäußert, dass sich die MDGs vor allem auf den Globalen Süden bezogen. In Folge fühlten sich etliche Industrieländer offenbar nicht ausreichend in die Pflicht genommen und kümmerten sich zu wenig um deren Zielerreichung. Die Sustainable Development Goals wurden daher umfassender und mit globalem Anspruch formuliert und bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Zuge der Agenda 2030 beschlossen.
Im September 2015 unterzeichneten 193 Mitgliedsstaaten bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen am UNO-Nachhaltigkeitsgipfel in New York eine Partnerschaft für Frieden, Wohlstand für alle Menschen und für den Schutz der Umwelt und des Klimas: die Agenda 2030. Mit der Unterzeichnung wurden erstmals global gültige Nachhaltigkeitsziele, die 17 Sustainable Development Goals (SDGs), beschlossen. Die Agenda 2030 bietet damit Leitlinien für nachhaltige Entwicklung auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ebene an und baut auf dem Prinzip auf, alle Menschen miteinzubeziehen.
Den Kern der Agenda bilden die 17 SDGs mit ihren insgesamt 169 Unterzielen.
Armut beenden
Kein Hunger
Gesundheit und Wohlergehen
Hochwertige Bildung
Geschlechtergerechtigkeit
Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
Bezahlbare und saubere Energie
Menschenwürdige Arbeit und nachhaltiges Wirtschaftswachstum
Widerstandsfähige Infrastruktur und nachhaltige Industrialisierung
Ungleichheit verringern
Nachhaltige Städte und Gemeinden
Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen
Maßnahmen zum Klimaschutz
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