Originalausgabe Mai 2020
Charakter und Zeichnung: Gert © Hansrudi Wäscher / becker-illustrators,
unter Zuhilfenahme von inhaltlichen Einfällen von Rasmus Jagelitz
Text © Harald Jacobsen
Copyright © 2020 der E-Book-Ausgabe Verlag Peter Hopf, Minden
Korrektorat: Andrea Velten, Factor 7
Redaktionelle Betreuung: Ingraban Ewald
Umschlaggestaltung: etageeins, Jörg Jaroschewitz
Hintergrundillustration Umschlag: © fyletto – depositphotos.de
ISBN ePub 978-3-86305-162-4
www.verlag-peter-hopf.com
Hansrudi Wäscher wird vertreten von Becker-Illustrators,
Eduardstraße 48, 20257 Hamburg
www.hansrudi-waescher.de
Alle Rechte vorbehalten
Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.
Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.
Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.
VORWORT
PROLOG
EINS
ZWEI
DREI
VIER
FÜNF
SECHS
SIEBEN
ACHT
NEUN
ZEHN
ELF
ZWÖLF
DREIZEHN
VIERZEHN
FÜNFZEHN
SECHZEHN
SIEBZEHN
ACHTZEHN
NEUNZEHN
ZWANZIG
EINUNDZWANZIG
ZWEIUNDZWANZIG
DREIUNDZWANZIG
VIERUNDZWANZIG
HARALD JACOBSEN
Kaum ein Jahr, nachdem Walter Lehning die aus Italien übernommenen Streifenhefte als »Piccolos« erfolgreich an den Westdeutschen Kiosken etabliert hatte, versuchte er sich ab Herbst 1954 an einem weiteren ungewöhnlichen Format: Die »Kolibris«, Ausgaben etwa in Vokabelheftgröße, schilderten, wiederum auf 32 Seiten und meist 1-2 Bildern pro Seite, weitere spannende Comic-Abenteuer in Fortsetzungen.
Neben Lizenzausgaben (»Falkenauge«, »Der schwarze Reiter«) war hier auch Hansrudi Wäscher, der sich in dieser Zeit immer mehr zum Erfolgsgaranten und »Mann für alle Fälle« des Verlags entwickelte, von Anfang an mit einer neuen Serie vertreten: »Jörg« hieß zunächst die Reihe, die, für ihre Entstehungszeit, ziemlich realistisch in einer der düstersten Epochen Deutscher Geschichte, dem 30-jährigen Krieg, angesiedelt war. Eben dieser Realismus war es aber auch, der das baldige Ende dieser Serie besiegelte – denn so etwas musste in den 1950er Jahren die gefürchtete »Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften« auf den Plan rufen! Also wurde »Jörg« schon mit Heft 20 abgebrochen, ohne dass das Versprechen des Untertitels, »vom Trossbuben zum General«, auch nur annähernd eingelöst werden konnte …
Allerdings starteten Wäscher und sein damaliger Co-Texter Rasmus Jagelitz dann auch ebenso schnell und nahtlos eine Nachfolgeserie: »Gert« hieß der Lübecker Junge, der auf abenteuerliche Weise in den Besitz einer Schatzkarte gelangte und den Schatz dann schließlich, nach großen Gefahren und 24 Kolibri-Heften, bergen konnte. Ein Grundplot, den die Autoren ganz offensichtlich einem der wohl bekanntesten Abenteuerromane aller Zeiten, Robert Louis Stevensons »Treasure Island«, entlehnt hatten.
Diese Anlehnung und das Ausweichen das unverfänglichere Seefahrt- und Piratengenre wurde der Reihe des Öfteren angekreidet, meines Erachtens jedoch völlig zu Unrecht: Denn einerseits ist es eben nur das Grundmotiv, das »Gert« mit der »Schatzinsel« gemeinsam hat, die einzelnen Handlungsabläufe und Charaktere sind ganz eigenständig gestaltet und mindestens ebenso spannend wie im Buch des berühmten Schotten. Das fängt damit an, dass Wäscher / Jagelitz ihre Geschichte in eine andere Zeit verlegen und auf den populärsten deutschen Seeräuber aller Zeiten, Störtebeker, Bezug nehmen. Zudem bekommt einen gleichaltrigen Gefährten, den dicklichen und etwas ungeschickten Peter, der dem Ganzen eine Humor-Dimension hinzufügt, sowie einen »großen, starken Freund«, den Matrosen Steffen, an die Seite gestellt – kluge Entscheidungen, die vielfältigere Interaktionen und packende Wendungen ermöglichen. Die Auseinandersetzungen auf dem Schiff, während der Reise zur Schatzinsel, stellen bei dieser Version sicherlich den erzählerischen Höhepunkt dar.
Vor allem aber, und das darf man nicht unterschätzen, markiert »Gert« m. E. den Wendepunkt in Wäschers Werk, an dem er endgültig davon Abstand nahm, historisch exakt verortete Geschichten erzählen zu wollen, und sich stattdessen ganz auf die Schilderung fiktiver, purer Abenteuer zu konzentrieren, deren Grenzen nur noch von seiner aber eigentlichen grenzenlosen Fantasie gebildet wurden. Aus meiner Sicht war das eine goldrichtige Entscheidung, denn genau darin lag seine Stärke, die ihn bis heute als Comic-Autor so unvergleichlich macht! So betrachtet, nimmt der »Gert« schon ein wenig von dem vorweg, was die HRW-Fans einige Jahre später an Serien wie »Nick«, »Tibor«, »Falk« oder dem »Sigurd« der Großbände begeistern sollte!
Vielleicht aber kommt dieser Reiz, diese Spannung der für Wäscher-Verhältnisse kleinen Serie in der vorliegenden Roman-Fassung, die von Profi-Autor Harald Jacobsen glänzend adaptiert wurde und mit der Verleger Peter Hopf seinem Ziel, zumindest den ganzen »Lehning-Wäscher« in dieser Form zu publizieren wieder ein Stück näher kommt, sogar besonders gut zur Geltung: Vor den Lesern liegt nicht mehr und nicht weniger als eine schnörkellose, packende Piratengeschichte, die auch 65 Jahre nach Entstehen der Comic-Vorlage nichts von ihrem Charme eingebüßt hat.
Viel Vergnügen damit!
Ingraban Ewald
März 2020
Diese Geschichte spielt zu der Zeit, als es noch Seeräuber gab und man von Dampfschiffen nichts wusste. Auf der Erdkugel gab es noch manches Land und manche Insel, die keines Menschen Fuß je betreten hatte. Damals lebte in Lübeck ein Junge von 13 Jahren, Gert Randolf, der, wenn er es nur irgendwie einrichten konnte, am Hafen war. Dort schaute er dem bunten Treiben zu. Sein sehnlichster Wunsch war, auch einmal auf einem großen Schiff zu fahren, viele Abenteuer zu erleben und endlich als geachteter Kapitän heimzukehren.
Eines Tages, als Gert gerade wieder einmal müßig am Hafen das bunte Treiben betrachtete, ereignete sich ein seltsamer Vorfall. Er pfiff leise vor sich hin und beobachtete die Schauerleute, die eines der Schiffe entluden.
»He, Junge. Kannst du mir eine Gefälligkeit tun? Willst du?«, rief ein Mann vom Oberdeck.
Gert schaute hinauf zum Rufer. War er gemeint? Sein Herz raste vor Aufregung. Tatsächlich. Der elegant gekleidete Herr schaute ihm direkt in die Augen.
»Ja, gern. Kann ich aufs Schiff kommen?«, erwiderte er.
»Meinetwegen«, lautete die lapidare Antwort des Rufers.
Gert eilte zur Planke, wartete dort eine Lücke bei den geschäftigen Schauerleuten ab und war dann mit wenigen Sätzen auf dem Oberdeck. Dort stand ein hochgewachsener Mann mit einem gezwirbelten Oberlippenbart, der Gert aus funkelnden Augen forschend musterte.
»Wie heißt du?«, fragte er.
»Gert Randolf.«
Der prüfende Blick schüchterte Gert zwar ein wenig ein, aber er hielt stand.
»Also gut, Gert! Ich bin der Kapitän dieses Schiffes und heiße Stürmer. Wir sind vor ein paar Stunden aus England gekommen«, sagte er.
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