Badenhaupt, Friedrich Ernst(1741-2.2.1776 Berlin an Brust- und Rippenfellentzündung), ref., Eltern nicht ermittelt, ∞ Mitau Witwe Marggraf,
Sohn:
Christian Ernst Badenhaupt († 1773), cand. jur., Theden ? hielt in Anwesenheit des Vaters die von → Georg Jakob Decker gedruckte Trauerrede über das Absterben des Br. du Guibert und des jüngeren Br. Badenhaupt, gehalten in der Trauerversammlung der vereinigten Logen der drey Weltkugeln, der Eintracht und zum flammenden Stern von einem vorsitzenden Br. den 24sten Sept. 1773 .
Friedrich Ernst Badenhaupt verlor in seiner frühesten Kindheit seinen Vater, der der Witwe wenig oder nichts hinterließ. Wer ihm den Besuch des Joachimsthalschen Gymnasiums in Berlin und das dreijährige Theologiestudium in Frankfurt (Oder) (28.4.1770 immatrikuliert) ermöglichte, wissen wir nicht. Er erhielt im Herzogtum Kurland die Hofmeisterstelle eines jungen Adligen und danach die der Kinder des wohlhabenden Kaufmanns Marggraf in Mitau (heute Jelgava), der kurländischen Hauptstadt. Als Marggraf starb, heiratete die Witwe den Hofmeister, um ihren Kindern einen Mentor zu erhalten, der so väterlich gegen sie dachte. Badenhaupt zog mit seiner Frau und ihren drei jüngsten Kindern nach Berlin, wo er vergeblich auf eine Anstellung hoffte. Um nun nicht ganz ohne Beschäftigung zu sein, übernahm er indessen die Stelle eines Mitglieds [unbesoldeten Assessors] bei dem Armen-Directorio, welche er fünfzehn ganze Jahre mit Gesinnungen eines wahren Waisenvaters ohne die mindeste andere Belohnung als den Hofratstitel versahe . Dem Berliner Armendirektorium unterstanden die Armen-, Kranken- und Waisenhäuser sowie das Arbeits- und Irrenhaus. Badenhaupt wollte 1761, mitten im Siebenjährigen Krieg, nach St. Petersburg zu seinem ältesten Stiefsohn, Leibmedikus des Grafen Ivan Ivanovič Šuvalov (1727-1797), Favorit der Zarin Elisabeth (Elizaveta Petrovna Romanova, 1709-1762, 1741-1762 Kaiserin von Rußland), reisen. Die militärische Lage Preußens war 1760 katastrophal, Ostpreußen, Sachsen und Schlesien in der Hand der Gegner, Berlin zeitweise besetzt, die Aussichten auf das folgende Jahr nicht besser. In dieser Situation wollte Friedrich II. die Reise Badenhaupts nutzen. Er erteilte ihm mündlich durch den Kaufmann → Gotzkowsky und am 16.12.1760 in Leipzig in einer schriftlichen geheimen Instruktion den Auftrag, Šuvalov zu gewinnen und es bei seiner Souveränin dahin einzuleiten, damit dieselbe, nachdem obgedachter Badenhaupt nämlich die Umstände dort finden wird, entweder gar einen Particulärfrieden mit Sr. Königl. Majestät, ohne Conditiones von Cessionen, schließe, oder aber es doch gedachter Iwan dahin bringe, daß die russischeArmee künftiges Jahr in einer Inaction bleibe und gegen des Königs Majestät nicht feindlich agire . (Politische Correspondenz Friedrichs des Großen, 20, 153f.). Gotzkowsky zahlte im Auftrage des Königs Badenhaupt für die Bestreitung der Reisekosten 2000 Rtl aus. Badenhaupt konnte indes den Auftrag nicht ausführen, weil er nicht weiter als Mitau kame und allenthalben außer Polen von einer russischen Wache beobachtet wurde . Die Zarin starb am 5.1.1762. Ihr Nachfolger Zar Peter III. (Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorf, 1728 Kiel-1762, ∞ 1745 Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst, 1762 Kaiserin Katharina II.), ein Verehrer Friedrichs II., schloß am 5.5.1762 in St. Petersburg Frieden mit Preußen. Badenhaupt reiste nach dem Tod seines Stiefsohns, der ein beträchtliches Vermögen hinterließ, 1762 nach St. Petersburg, von wo er 1763 nach Berlin zurückkehrte. Die Loge Zur Eintracht ( GNML3W ) nahm den 48-jährigen Badenhaupt am 20.1.1769 auf, beförderte ihn am 28.2.1769 zum Gesellen, am 15.3.1769 zum Meister und am 6.4.1769, keine drei Monate nach seiner Annahme, zum Schottenmeister der altschottischen Loge Friedrich zum goldenen Löwen . Die Strikte Observanz schlug ihn am 19.5.1769 zum Ritter mit dem Ordensnamen Eques ab elephante . Er nahm als Deputierter der Präfektur Templin (Berlin) 1772 am Ordenskonvent in Kohlo (Niederlausitz) teil, der vergeblich die Kleriker mit dem weltlichen Zweig des Ordens zu vereinigen suchte; der Konvent wählte → Ferdinand von Braunschweig zum Großmeister der Strikten Observanz. Nach seiner Einsetzung 1770 als Logenbibliothekar trug Badenhaupt am 10.1.1770 der Loge seine Vorschläge vor, die Bibliothek der Loge zu verbessern und besonders die Geschichte zum Hauptvorwurfe zu machen . Er schenkte ihr im November 1770 eine in roten Samt eingebundene Bibel in Folio. Sein Verzeichnis der Büchersammlung der Mutterloge zu den drei Weltkugeln und der mit ihr vereinigten Freimaurerlogen in Berlin mit 252 Titeln, darunter schöngeistige Literatur und Zeitschriften, erschien wenige Monate nach seinem Tod (Druck → Georg Jakob Decker ). Die Vereinigten Logen ehrten den Verstorbenen am 12.3.1776 in einer Trauerloge. Die von → Georg Jakob Decker gedruckte Gedenkrede Rede über verschiedene Begräbnisarten der Alten und ihren vielfachen Nutzen bei dem Verluste des sehr ehrwürdigen Bruders Herrn Hofrat Badenhaupt (hieraus die Zitate) hielt
Johann Friedrich Euler (* 1741?), ref., Gehrke: Der flammende Stern, 87, meinte, daß er „ein Sohn des berühmten Berliner Mathematikers“ sei, indes hatte Leonhard Euler keinen Sohn dieses Namens, Gouverneur der 1765 von Friedrich II. gegründeten Académie militaire (kgl. Neue Ritterakademie) in der Burgstraße, 1777 Gouverneur des Erbprinzen Wilhelm Friedrich von Oranien in Den Haag (1772-1843, 1815 als Wilhelm I. König der Niederlande, V Wilhelm V. Batavus Fürst von Nassau-Oranien [1748-1806], Erbstatthalter der Vereinigten Provinzen (1751-1795), M Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen [1751-1820, V → August Wilhelm Prinz von Preußen , Schwester König → Friedrich Wilhelms II.) , Januar 1774 affiliiert von der Berliner Loge Zum flammenden Stern ( GNML3W ), Mai 1774-1775 Redner, 1778 2. Steward, IV. 24.7.1775, Mitglied der altschottischen Loge Zum goldenen Löwen , letztmals 1780 abwesendes Mitglied.
Barbiez, Jean Jacques Frédéric(21.1.1746 Berlin-2.4.1814), ref., die Vorfahren, Hugenotten, immigrierten aus der Champagne, V Jacques Barbiez (* Rouissi/Champagne), Hofgraveur, M Jeanne geb. Naudé (2.8.1692 Berlin-15.2.1759 Berlin, V Philippe Naudé d. Ä. [28.12.1654 Metz-7.3.1729 Berlin, 1677 Professor für Mathematik am Joachimsthalschen Gymnasium, 1696 Hofmathematiker, Pagenlehrer, Professor für Mathematik an der Maler-Akademie, 11.3.1701 anwesendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin], M Anne geb. Isnard).
Jean Jacques Frédéric Barbiez war ursprünglich Maler, Graveur (Stempelschneider) und Zeichenmeister, aber spätestens 1790 französischer Sortimentsbuchhändler mit Verlag und Papierladen in Altkölln auf der Schloßfreiheit, einer Straße mit neuen und schönen Häusern (→ Antoine Thomas Palmié ; dort auch die Verlagsbuchhandlung Haude & Spener). Barbiez verlegte 1794-1799 die von Jean Pierre Erman (1735-1814) und Pierre Christienne Frédéric Reclam (1741-1789) herausgegebenen Mémoires pour servir à l'histoire des Réfugiés Francois dans les États du Roi de Prusse (9 Bände 1782-1794). Die französische Loge Pégase ( GLL ) nahm den 31-Jährigen am 13.5.1777 in Berlin auf. Die Patenschaften übernahmen der Logenmeister → Pierre François de Boaton sowie → Emanuel Bardou und → Antoine-Thomas Palmié . Die Loge beförderte Barbiez innerhalb eines Jahres zum Gesellen (30.9.1777) und Meister (7.4.1778), wählte ihn für mehr als drei Jahrzehnte in ihre Leitung, am 28.9.1778 (bis 1780/81) und erneut am 4.5.1796 (bis 1797/98) zum Schatzmeister, am 27.9.1781 (bis 1784) und erneut am 4.5.1798 (bis 1806/07) zum 2. Aufseher, am 27.9.1784 (bis 1790/91) und erneut am 5.5.1809 und am 5.5.1810 zum 1. Aufseher. Die Loge nannte ihn letztmals 1812, er war aber vermutlich bis zu seinem Tod ihr Mitglied.
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