Becherer, Christian Friedrich(20.9.1746 Spandau [heute Stadtbezirk von Berlin]-6.12.1823 Berlin), luth., V Bauhandwerker, ∞N. N.
Friedrich Becherer war Soldat der Garde in Potsdam, wo sein wissenschaftliches Streben Graf Henckel v. Donnersmarck auffiel, der ihn förderte.
Wahrscheinlich Viktor Amadeus Henckel v. Donnersmarck (1727-1793), (1756) Adjutant → Heinrichs Prinz von Preußen , mit dem er befreundet war (sein Name steht auf dem Obelisken im Schloßpark Rheinsberg, einem Heldendenkmal), 1757 Premierleutnant in dem Potsdamer Infanterieregiment Nr. 15 Regiment Garde, dem Regiment des Königs, 1764 Major im Infanterieregiment Nr. 35 Prinz Heinrich, Vater des Landesgroßmeisters → Wilhelm Ludwig Viktor Graf Henckel v. Donnersmarck.
Der Graf öffnete ihm seine reiche Bibliothek, ermunterte ihn, sich mit der Mathematik zu beschäftigen, und bewirkte schließlich seine Befreiung vom Militärdienst. Becherer wurde als Baukondukteur in das kgl. Baukontor im Potsdamer Stadtschloß aufgenommen, dessen Direktor → Karl v. Gontard ihn ausbildete und unter dem er zwei Jahrzehnte arbeitete. Gontard übertrug ihm 1776 die Bauleitung der Spittelkolonnaden an der Spitalbrücke über den Festungsgraben, deren Rekonstruktion (1979) unter Verwendung alter Bauteile heute in der Leipziger Straße steht. Friedrich II. versetzte Becherer 1778 als Bauinspektor zum kgl. Baukontor nach Berlin und ernannte ihn 1779 zum Oberhofbaudirektor der Immediatbaukommission. Er hatte 1781-1785 unter → Georg Christian Unger die Bauleitung der deutschen Kirche am Gendarmenmarkt. Er wurde noch in Potsdam am 3.11.1777 von der Loge Minerva ( GLL ) aufgenommen, die ihn am 11.4.1778 zum Gesellen und am 28.12.1778 zum Meister beförderte. Er deckte sie am 16.7.1784, trat am 6.8.1784 der Berliner Loge Zum Pilgrim ( GLL ) bei, die ihn am 1.11.1785 und 1.11.1786 zum Redner wählte. Er hielt auf dem Stiftungsfest am 1.11.1786 die Festrede Von der Zufriedenheit mit sich selbst als dem köstlichsten Erblohn des Maurers beim Schlusse seiner Arbeiten . Die Loge wählte ihn am 31.10.1787 zum Sekretär, am 2.11.1789 zum 2. Aufseher (bis 1796), am 26.2.1799 zum deputierten Meister (bis 1816?) und schließlich am 10.5.1814 als Nachfolger von → Frédéric Adolphe de Castillon zum Logenmeister (bis 1823). Die Großloge übertrug ihm 1790 das Amt des Großzeremonienmeisters (bis 1802), 1805 des 1. Großaufsehers, 1816-1818 des abgeordneten Landesgroßmeisters und 1817 des Ordensgroßmeisters (bis 27.12.1821). Becherer baute 1789-1791 das noch heute stehende Logenhaus der Großen Landesloge Oranienburger Str. 71/72. Friedrich Wilhelm II. ernannte ihn 1788 zum Mitglied des kgl. Oberhofbauamts, der höchsten preußischen Baubehörde (bis 1810), mit dem Titel Geh. Oberhofbaurat (1805 Geh. Kriegs- und Oberhofbaurat). Er leitete 1790-1799 die Architektonische Lehranstalt der Akademie der Künste, verantwortlich für die Ausbildung der Baumeister; seine Schüler waren → Friedrich Gilly und Heinrich Gentz, Bruder von → Friedrich Gentz. Becherer sowie die Oberbauräte → Michael Philipp Daniel Boumann , → Johann Albert Eytelwein , → Daniel Friedrich Gilly und Heinrich Karl Riedel sen. gründeten am 18.3.1799 die Bauakademie, an der er bis 1809 Konstruktion lehrte und deren jährlich wechselnder Rektor er 1799-1802, 1802-1809 war. Er gründete zudem die Baugewerkschule (1810-1816 Direktor). Becherer und seine Frau waren Mitglieder der von → Ignaz Aurelius Feßler im Oktober 1796 gegründeten Mittwochsgesellschaft, einer Gesellschaft edler Vergnügungen. Wichtige Spätwerke Becherers sind 1792 die Überdachung der Reithalle des Regiments Gensdarmes, eine ingenieurtechnische Meisterleistung, 1800-1802 die Alte Börse am Lustgarten, 1801 sein eigenes Landhaus in der Tiergartenstraße, 1803-1805 zusammen mit seinem früheren Schüler Paul Ludwig Simon (1771-1815) das Wohnhaus für → Johann Görcke in der Dorotheenstraße 5.
Becker, Karl Friedrich(11.3.1777 Berlin-15.3.1806 Berlin 29-jährig), luth.
Karl Friedrich Becker studierte in Halle Theologie, Philosophie und Geschichte u. a. bei → Friedrich August Wolf . Der cand. theol. erhielt 1797 eine Hauslehrerstelle in Cottbus, wo ihn die Loge Zum Brunnen in der Wüste vermutlich am 14.9.1797 aufnahm. Die Mitgliederlisten nennen ihn 1798 (Lehrling) und am 20.4.1799 (abgegangen). Becker war ein kritischer Freimaurer. Der Logenmeister Konsistorialrat → Christian Zacharias Schmidt meinte bereits nach drei Monaten, daß wir uns vielleicht in Becker geirrt haben, wie seine öftere Reden und Handlungen zu beweisen scheinen . Man habe schon am Tage seiner Aufnahme Äußerungen hören müssen, die ganz das Ansehen hatten, als ob er sagen wollte: Er könne sich des Lachens nicht enthalten über lächerliche und unnütze Dinge, die bei der Aufnahme vorgekommen sein sollten . Nach Vorhaltungen hoffe man, daß er seine Überhebung im Urteilen und Reden zurückgenommen habe. Stattdessen habe er maurerische Ideen ins Gebiet des Lächerlichen und Verächtlichen gezogen .
Becker hielt seine kritische Meinung auch vor Nichtfreimaurern nicht zurück, die sie für Wahrheit nehmen mußten. Schmidt drohte ihm, daß derartige Vergehen mit einer Geldstrafe von 6 Groschen und bei Wiederholung mit einem dreimonatigen Ausschluß bestraft werden könnten. Die Logenleitung lud ihn am 29.1.1798 vor. Becker entschuldigte sich, daß seine Äußerungen sehr unbedachtsam gewesen seien und es ihm leid tue, daß die Brüder dadurch betrübt worden und er dadurch selbst in das Ansehen gekommen, als ob er die Freimaurerei selbst habe verachten und gering schätzen wollen , und gelobte Besserung. Er durfte die Loge wieder betreten. Schmidt war nun mit ihm zufrieden. Er übertrug ihm den Festvortrag für Friedrich Wilhelm III. am 3.8.1800 über Das Glück des Friedens, ein Geschenk des friedliebenden König , in dem er das Glück der Ruhe Preußens bei den fortdauernden Kriegen in Europa pries, ein Glück, welches die Freimaurer nur als ein Geschenk ihres friedliebenden Königs zu betrachten hätten. Der Berliner Oberschulrat → Friedrich Gedike holte Becker 1798 nach Berlin in das von ihm gegründete Seminar für gelehrte Schulen, eine schulpraktische Bildungseinrichtung für angehende Gymnasiallehrer. Da er erkrankte, konnte er bald nicht mehr unterrichten. Becker schrieb in seinen letzten Lebensjahren hauptsächlich in Cottbus im Ruffschen Gartenhaus eine neunbändige Weltgeschichte für Kinder und Kinderlehrer (1801-1805), die durch ihre rationalistische Sicht und ihre lebendige Darstellung bald weit verbreitet war und von anderen Autoren bis 1883 fortgesetzt wurde, außerdem Erzählungen aus der Alten Welt für die Jugend (Halle 1801-1803, 3 Bände) und Die Dichtkunst aus dem Gesichtspunkt des Historikers betrachtet (Berlin 1803).
Beczwarzowsky, Anton Franz(Antonín František Bečvařovský, Becžwarżowský) (9.4.1754 Jungbunzlau (Mladá Boleslav]/Böhmen-15.5.1823 Berlin), kath.
Antonín František Bečvařovský , ein Schüler des tschechischen Organisten und Komponisten Jan Křtitel Kurkarž (1751-1829), wurde 1777 Organist der Jakobskirche in der Prager Altstadt. Er erhielt 1779 einen Ruf an die Martinikirche in Braunschweig, wo er um 1787 zum herzoglich braunschweigischen Kapellmeister ernannt wurde, ging 1796 nach Bamberg und 1800 als Kapellmeister nach Berlin. Wann und wo Bečvařovský Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. In Berlin affiliierte ihn am 26.8.1800 die Loge Zu den drei Seraphim ( GNML3W ) und wählte ihn im Meistergrad am 6.8.1801 (bis 1805) zum 1. Direktor des am 7.5.1801 gegründeten Musikalischen Kollegiums . Das Kollegium bestand aus einem Orchester und einem Chor mit Berufsmusikern und Laien, trat in den Logen auf, meist zu den Festen, gab aber auch halböffentliche Konzerte. Beczwarzowsky komponierte Lieder nach Goethe , Schiller, Theodor Körner, dessen patriotische Gedichte Leyer und Schwerdt er vertonte (Wien 1814), Klavierkonzerte und Klaviersonaten, auch die Freimaurermusiken Zur Einweihungsfeier des neuen Locals der Gr. Nat.-Mutterloge zu den drei Weltkugeln im Or. zu Berlin (1800), Maurerischer Fest-Gesang für die hochw. Nat.-Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln komp. von Br. Becžwarżowsky (1802), Kantate zum Johannis-Tage vom Br. Hubert. Die Music ist vom Br Becžwarżowsky theils aus eigener, theils aus Haydns Composition arrangiert (1804). Die Loge nannte ihn letztmals 1813.
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