Im vorliegenden Buch möchte ich Sie, liebe Leserin (oder auch lieber Leser), durch die verschleierten und häufig unbemerkten Gassen und Winkel der Eifersucht führen. Auch wenn man es oft im bewegten Alltagsleben nicht wahrnimmt: Diese Emotion spielt eine prägende Rolle in der Gesellschaft. Und sie betrifft nahezu jeden Einzelnen! Nach außen präsentiert sie sich nicht selten als „Drama“, welches beispielsweise für die Regenbogenpresse und ihre kaufkräftige Lesergruppe unverzichtbar ist: „Hast Du gelesen, die Caroline hat schon wieder einen neuen Liebhaber!“ Im tiefsten Inneren eines jeden Betroffenen spielt sich jedoch oft ein schwerer Kampf ab, um die eigene Würde, um Anerkennung, um Selbstachtung – und letztlich um Liebe. Was hinter allen Dramen und Tragödien steckt, ist, vereinfacht gesagt, das eigene Defizit an Liebe. Weil aber jeder diese reine und wahre Liebe leben und genießen möchte, tritt ihr Fehlen so vehement in Erscheinung. Fragen auch Sie sich häufig, wie Sie selbst aus dieser „Eifersuchtsfalle“ herauskommen können? Lassen Sie es uns gemeinsam versuchen, neue Wege zu finden, um uns aus der uralten Falle zu befreien.
Was dahinter steckt, ist das eigene Defizit an Liebe.
Ich verspreche Ihnen bei unserem Abenteuer weder eine fertige Methode noch eine griffige Formel, die Ihnen ein ewiges Liebesglück beschert und Sie von Eifersucht für immer befreit. So etwas gibt es natürlich nicht. Es sind vielmehr Ihre in der Tiefe Ihres Wesens verborgene innere Weisheit und wahrhafte Liebe, welche Sie zu neuen Einsichten führen und von alten Mustern und Überzeugungen befreien können. Nur auf diesem Pfad des inneren Erwachens und der Bewusstwerdung werden Sie lernen, ein Leben zu führen, in dem Sie sich an jener Liebe erfreuen können, die selbstlos, wahrhaftig und auf die niemals endende Begegnung mit einem DU ausgerichtet ist. Wenn Sie selbst innerlich erwacht sind, begegnet Ihnen auch jedes DU immer wieder auf eine neue Weise. Das Leben wird von da an niemals mehr langweilig sein!
Daher konnte die Konstanzer Kommissarin Blum ihrem liebgewonnenen Schweizer Kollegen beim Abschied auch aus guter Überzeugung sagen: „Luzern ist ja nicht weit weg!“
Der Geliebte, den ich im Herzen trage, ist niemals „weit weg“.
1
DIEGESCHICHTE DER EIFERSUCHT
Auf der Suche nach dem Prinzip und der Ursache von Eifersucht wird jeder unschwer erkennen, dass Eifersucht keine psychologische Entdeckung unserer Zeit ist.
Eifersucht ist nicht von der Liebe zu trennen, obgleich sie, was noch zu zeigen sein wird, keinesfalls das Gegenteil von dieser ist. Jede große Liebesgeschichte war immer mit Eifersucht gepaart. Sogar die griechischen Götter kannten sich bestens mit der Eifersucht aus!
Poseidon und Zeus standen in permanenter Rivalität miteinander, weil sie beide eine Verbindung zu zwei Göttinnen hatten. Im Streit und auch im Schönheitswettbewerb standen Hera, Aphrodite und Athene. Als Hera zur Gattin des Zeus wurde, stand deren Ehe unter dem Schatten eines andauernden Eifersuchtskrieges. Aphrodites jugendlicher Geliebter Adonis wurde von ihrem eifersüchtigen Gatten Ares schließlich getötet.
Man kann unendlich viele Geschichten aus mythischen, längst vergangenen Zeiten erzählen, die nicht nur mit der spektakulären Welt der Götter zu tun haben. Eifersucht war ein normales, alltägliches Gefühl, das zum Leben der Götter ebenso gehörte wie zum Leben der Sterblichen. Sie hat Streit und sogar Kriege ausgelöst, politische Komplotte oder kleinliche Missverständnisse hervorgebracht. Stets war Eifersucht eine dynamische, zerstörerische Kraft, die Bewegung und Veränderung ins Leben brachte. Sie war die antreibende Energie hinter vielen Ereignissen, weshalb die Menschen sich, durchaus zu Recht, einerseits durch sie getrieben gefühlt haben, sich andererseits aber auch von ihr treiben ließen.
Stets war Eifersucht eine dynamische, zerstörerische Kraft, die Bewegung und Veränderung ins Leben brachte.
Eine andere Qualität bekam die Eifersucht in den abendländischen Kulturen, nachdem das zur Staatsreligion gewordene Christentum die Ehe als monogam und gemäß Dogma als „unauflöslich“ definiert hatte. Eifersucht wurde mit einer theologisch legitimierten Moral verbunden, die ihr für Jahrhunderte eine stabile Basis für ihre Aufrechterhaltung verlieh. Moral wurde mit Sünde (sogar mit Todsünde) und Sünde mit Hölle verknüpft. Derjenige (zumeist diejenige!), der eine Sünde begangen hatte, wurde bestraft – weltlich und möglicherweise später auch jenseitig.
Moral wurde mit Sünde (sogar mit Todsünde) und Sünde mit Hölle verknüpft.
Die Frau hat dem Mann gedient und der Mann hat die Frau versorgt. Anders war es moralisch nicht vorstellbar und gesellschaftlich nicht umsetzbar. Ab dem 12. Jahrhundert haben sich die Auswirkungen des kirchlichen Monopols auf die Ehe noch verstärkt. Die Institution Ehe hatte nicht nur ihren Sinn für den Aufzug des Nachwuchses, sondern war zudem ein „Schutz-Bündnis“ für die Gesellschaft. Es sollte das Verhalten von jungen Frauen kontrollieren und die sexuelle Energie der Männer kanalisieren. Aus der Liebe und der daraus entstandenen Beziehung wurde so (fast) eine Zwangs-Institution mit genau vorgegebenen Regeln, in welcher der Besitz des Partners eine entscheidende Rolle spielte. Es war eine Phase der menschlichen Entwicklung, in der es wichtig war, „zu haben“ und „zu besitzen“ – auf der materiellen Ebene genauso wie auf der geistigen. Natürlich spielte auch hier die christliche Religion, manifestiert in der Macht der Kirche, eine entscheidende Rolle, weil sie ihren Einfluss auf das Denken der Menschen mit brutaler Konsequenz ausübte.
Dieser Prozess löste eine zweifache Entwicklung aus: Zum einen hatte sich die Freiheit des Einzelnen – und der Frau im Besonderen – der kirchlichen Verkündigung unterzuordnen; zum anderen wurde die Verbindung zwischen Beziehung und Besitz festgeschrieben. Besitz-Ansprüche auf den jeweiligen Partner wurden von der Gesellschaft als völlig normal angesehen und akzeptiert. War im Altertum Eifersucht noch mehr einer Sache der persönlichen „Ehre“, so wurde sie unter der kirchlichen Herrschaft zu einer moralischen Angelegenheit.
Mit dem Aufkommen der bürgerlichen Gesellschaft und dem Zurückdrängen des kirchlichen Machtanspruches brachen sich Freiheit und individuelle Verantwortung neue Bahnen, in denen neben der Selbstbestimmung auch ein „romantisches Gefühl“ zugelassen wurde. Letzteres gestattete die gesellschaftliche Übereinkunft vorrangig den Frauen.
Die weitere Säkularisierung in der modernen Industriegesellschaft, bis hinein ins 21. Jahrhundert, hat diese Freiräume weiter ausgebaut, nicht selten unter erheblichen Zerwürfnissen (Emanzipations-Bewegung). Geblieben sind allerdings die menschlichen Ur-Themen. Auch für die selbstbewusste Frau im Zeitalter von iPhone und iPad sind die psychologischen Grundstrukturen nicht anders als zur Zeit des Sokrates oder der Hildegard von Bingen.
Ist Eifersucht angeboren oder anerzogen?
Im Zusammenhang mit der Geschichte der Eifersucht steht zeitübergreifend eine Frage im Vordergrund: „Ist Eifersucht angeboren oder anerzogen?“ Gibt es für dieses Gefühl eine genetische Erklärung oder ist es das Ergebnis von Erziehung und Lebensstil? Als Antwort auf diese Frage existieren die unterschiedlichsten Theorien und Meinungen. Auch wenn diese Erklärungsmodelle häufig Vergleiche aus dem Tierreich heranziehen – seien es Säugetiere, Schimpansen, Bonobos, Igel oder Fledermäuse – bleibt in den meisten Fällen leitend, dass für viele Forscher auf diesem Gebiet ein Punkt von besonderer Wichtigkeit ist, nämlich wie sich das menschliche Verhalten auf das Erbgut auswirkt. Eine Theorie besagt, dass die Frauen deshalb mehrere Beziehungen eingehen, weil sie die besten Gene für ihre Nachkommen suchen. Männer wiederum stehen unter dem Zwang, sich fortpflanzen zu wollen. Sie möchten ihr Erbgut weitergeben und suchen dafür immer neue Möglichkeiten, um ihre Nachkommenschaft zu sichern. Wenn die Frauen immer das Beste für sich suchen, müssen die Männer immer das beste Angebot unterbreiten. So einfach stellen sich manche Theoretiker das „Spiel der Geschlechter“ vor.
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