Ausrutscher machen sympathisch
Eine Klientin erzählte von einem Ausrutscher, der ihr leider immer wieder aufs Neue passierte: Wenn sie zu einem Geburtstag eingeladen war, so gratulierte sie selbstverständlich zuallererst dem Geburtstagskind. Dann jedoch war sie so „drin“ im Gratulieren, dass sie stets aus Versehen auch der nächsten Person „Alles Gute zum Geburtstag“ wünschte – obwohl dieser Gast keineswegs Geburtstag hatte. Natürlich fiel der Klientin im selben Moment der Fauxpas auf; aber da war die „falsche“ Gratulation eben schon ausgesprochen und nicht mehr zurückzuholen. Als sie im Coaching davon erzählte, war ihr der wiederkehrende Patzer immer noch unglaublich peinlich. Auf die Frage, wie sie dann damit umgehe (schließlich hatte sie ja schon Erfahrung mit diesen Fehltritten; sie passierten ihr quasi auf jeder Geburtstagsfeier), gestand sie, dass sie stets mit hochrotem Kopf weiterzöge, ihre Gratulation nicht kommentierte und so tat, als sei nichts gewesen. Folglich richtete sich der andere Gast nach ihr und kommentierte die Gratulation ebenfalls nicht weiter. Schade! Denn diese Situation ist ganz sicher kein Anlass, sich in Grund und Boden zu schämen. Im Gegenteil! Sie ist prädestiniert, um gemeinsam darüber lachen und freundlich in einen Smalltalk einsteigen zu können. Vorausgesetzt, man geht offen und humorvoll mit ihr um. Denn die Klientin selbst war und ist diejenige, die bestimmt, wie sie und andere mit der Situation umgehen: Wenn sie über ihren „Fehltritt“ lacht, lachen auch die anderen. Wenn es ihr peinlich ist, ist es das den anderen auch. Schon der Volksmund weiß: Wie es in den Wald hineinschallt, so hallt es heraus.
Wann Schönheit (nicht) weiterhilft
„Charme ist der unsichtbare Teil der Schönheit, ohne den niemand wirklich schön sein kann.“
Sophia Loren (* 1934), italienische Schauspielerin
Attraktivität gilt darum schon ab Kindesbeinen als Erfolgsfaktor – in privater und später auch in beruflicher Hinsicht. Hiermit verbunden wird häufig die an sich logische Annahme, dass adrette Kinder aufgrund positiver Rückmeldungen aus ihrem Umfeld ein besonders ausgeprägtes Selbstbewusstsein aufbauen und damit beste Voraussetzungen für ihr späteres Erwachsenenalter schaffen. Wie das Wort „Selbstbewusstsein“ schon sagt: Es bedeutet, sich seiner selbst bewusst zu sein. Vielen gut aussehenden Menschen ist auch bewusst, dass die positive Meinung ihrer Mitmenschen über sie weniger auf ihren Charaktereigenschaften und Fähigkeiten beruht, sondern vielmehr ihrer Attraktivität zu verdanken ist. Genau das macht die Entwicklung eines stabilen Selbstbewusstseins nicht leichter, sondern sogar eher schwieriger.
Eine US-Studie kam zu dem Ergebnis, dass schöne Frauen bei Bewerbungen für traditionelle Männerberufe im Nachteil sind und zum Teil massiv diskriminiert werden. Für ihre Untersuchung legten die Forscher 60 Studenten Fotos von 200 angeblichen Jobsuchenden vor, um über ihre Anstellung in 26 verschiedenen Berufsgruppen zu entscheiden. Das Spektrum der Berufe reichte dabei vom Nachtwächter über den Unterwäscheverkäufer bis zum Baustellenchef und Finanzvorstand. Schöne Frauen hätten von den Testteilnehmern fast nie den Zuschlag für Posten wie Finanzvorstand, Forschungsdirektor, Ingenieur oder Baustellenleiter bekommen, hieß es in der Studie der Universität von Colorado. „In diesen Berufen ist Schönheit wirklich ein Nachteil für eine Frau“, so die Forscher. Ein attraktiver Mann werde dagegen bei jeder Art von Stelle bevorzugt. In einem leicht abgewandelten Test wurden den Teilnehmern neben Fotos auch Lebensläufe vorgelegt. Dies änderte die Einschätzung aber nicht. Trotz zusätzlicher Informationen war die äußere Erscheinung maßgeblich relevant.
Die Diplomsoziologin Anke von Rennenkampff hat im Rahmen ihrer Dissertation zum Thema „Bewerbungsfotos“ ebenfalls herausgefunden, dass bei der Arbeitssuche nicht nur das Können zählt, sondern ein gewisses Aussehen die Chancen maßgeblich erhöht. Von Rennenkampff kam zu dem Ergebnis, dass „Männlichkeit Trumpf ist“, sogar bei Frauen. Weibliche Reize sind demnach auf Bewerbungsfotos, im Vorstellungsgespräch und in allen anderen Bewerbungssituationen fehl am Platz. Wer als Frau mit entsprechend dezentem Make-up, zusammengebundenen Haaren und einem Hosenanzug erscheint, kann damit deutlich besser punkten als mit roten Fingernägeln und einem knappen Minirock. Je weiblicher die Kandidatin auf Bewerbungsfotos wirkte, desto härter wurde auch das Kreuzverhör. Während die Frau mit spitzem Kinn und zurückgekämmten Haar lange über ihre größten Erfolge sprechen durfte, musste die „femininere“ Kandidatin ausführlich über ihre Fehler referieren. Umgekehrt galt das übrigens auch bei männlichen Bewerbern. Wenn ein Mann mit längeren Haaren und vollen Gesichtszügen sich auf einen „harten“ Job bewarb, musste er sich eher zahlreiche Fragen zu seiner fachlichen Kompetenz gefallen lassen, während der Bewerber mit kantigem Kinn und Kurzhaarschnitt ausführlich über seine Erfolge berichten durfte. Wird dagegen eine kommunikative, zuhörende, vermittelnde Persönlichkeit gesucht, haben feminin wirkende Kandidatinnen und Kandidaten gute Chancen. Davon kann dann auch der Mann mit Pferdeschwanz profitieren ...
Einer Bekannten, die äußerst attraktiv wirkt, sehr fröhlich ist und fest im Leben steht, passiert immer wieder das Gleiche. In ihrer Selbstständigkeit ist sie sehr erfolgreich und die Karriereleiter schnell hinaufgeklettert. Hinzu kommt, dass sie hervorragend kocht und gerne Gäste bewirtet. Regelmäßig begegnet sie aber Menschen, die ihr nichts von alldem zutrauen. Diese vermuten auf den ersten Blick, dass sie verwöhnt ist, am liebsten einkaufen geht und weder im Job noch im Haushalt etwas zu leisten vermag. Diese Annahmen hat sie allein ihrem attraktiven Äußeren zu „verdanken“.
Warum sich Schönheit nicht unterm Messer erreichen lässt
„Was ich habe, ist Charakter in meinem Gesicht. Es hat mich eine Masse langer Nächte und Drinks gekostet, das hinzukriegen.“
Humphrey Bogart (1899 – 1957), US-amerikanischer Schauspieler
Wer im Gegensatz zu Humphrey Bogart mit seinem Makel hadert, der spielt vielleicht hin und wieder mit dem Gedanken, sein Erspartes in einen Schönheitschirurgen zu investieren. Denn Schönheit wird, wie wir schon beschrieben haben, mit Erfolg gleichgesetzt und in unserer Gesellschaft seit jeher als wichtig empfunden. Jedoch gehen viele Menschen das Thema „Schönheit“ nur von außen und deshalb sehr oberflächlich an. Das erwünschte Resultat – nämlich von Menschen geliebt zu werden und beliebter zu sein – wird dadurch häufig verfehlt.
Problematisch sind in diesem Zusammenhang Schönheitsoperationen, die sich eben ausschließlich – das liegt in der Natur der Sache – dem Äußeren eines Menschen widmen. Wer aus der Höckernase ein vollendetes Meisterwerk formen lässt, muss danach nicht automatisch erfolgreicher oder glücklicher werden. Das bedeutet aber nicht, dass Schönheitsoperationen in jedem Fall sinnlos oder gar destruktiv sind. Manch einem kann eine neue Nase ein neues Lebensgefühl geben. Wer sich durch ein körperliches Merkmal unwohl oder gehemmt fühlt, der erfährt durch einen operativen Eingriff manchmal neues Selbstbewusstsein. Dieses neue Selbstbewusstsein unterstützt ihn dabei, sein Leben von nun an aktiver anzugehen. In der Folge wird er positive Erfahrungen machen, seine Mitmenschen leichter ansprechen und tatsächlich größere Beliebtheit erfahren. Auslöser hierfür war jedoch nicht die von nun an perfekte Nase, sondern die neu gewonnene Selbstsicherheit und die damit verbundene positivere Ausstrahlung.
Grundsätzlich läuft man durch Schönheitsoperationen Gefahr, die Gesichtszüge eines Menschen so weit zu verändern, dass sein Aussehen nicht mehr zu seinem „Typ“ passt: Jeder Mensch trägt nach den Lehren der Kinesiologie so genannte Strukturfunktionszeichen im Gesicht, die exakt seinen Charakter widerspiegeln und durch die wir vom ersten Augenblick an für das Unterbewusstsein unserer Mitmenschen erkennbar werden. Ein großer Teil unseres Verhaltens steht uns daher im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht geschrieben.
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