Inhalt
Heft 3 | Juli-September 2017
Jahrgang 90 | Nr. 484
Notiz
Verständig
Jörg Nies SJ
Nachfolge
Franz und Klara von Assisi.
Christus arm umarmen – geschwisterlich verbündet
Niklaus Kuster OFMCap
Fernnahe Liebe.
Niklaus und Dorothea von Flüe
Nadia Rudolf von Rohr OFS
Walter Nigg (1903–1988).
Ein Vater der Ökumene in apokalyptischer Zeit
Uwe Wolff
Nachfolge | Kirche
Geistlicher Machtmissbrauch
Klaus Mertes SJ
Das Evangelium verkünden – seit 1216.
800 Jahre Dominikanerorden
Johannes Bunnenberg OP
Nachfolge | Junge Theologie
Gewissensstärke aus Selbstwahrnehmung
Michael Clement
Reflexion
Anders glauben.
Über veränderte Bedingungen des Glaubens
Veronika Hoffmann
Alternativ-Religion? Vegetarismus und Veganismus in frühem Mönchtum und Postmoderne
Michael Rosenberger
Der ekklesiale Rang geistlicher Bewegungen
Bertram Stubenrauch
Gott bei sich haben.
Rückschau auf das Teresa-Jubiläumsjahr
Mariano Delgado
Mystik und Politik – interreligiös.
Tagungsbericht
Susann Kabisch
Lektüre
Die Himmelfahrt (Meditation)
Michel de Certeau SJ
Sterbesakramente und Todesimagination.
Luthers „Sermon von der Bereitung des Sterbens“
Alex Stock
Buchbesprechungen
Impressum
GEIST & LEBEN – Zeitschrift für christliche
Spiritualität. Begründet 1926 als Zeitschrift
für Aszese und Mystik
Erscheinungsweise: vierteljährlich
ISSN 0016–5921
Herausgeber:
Deutsche Provinz der Jesuiten
Redaktion:
Christoph Benke (Chefredakteur)
Anna Albinus (Lektorats-/Redaktionsassistenz)
Redaktionsbeirat:
Bernhard Bürgler SJ / Wien
Margareta Gruber OSF / Vallendar
Stefan Kiechle SJ / Frankfurt
Bernhard Körner / Graz
Simon Peng-Keller / Zürich
Jörg Nies SJ / Rom
Andrea Richter / Berlin
Klaus Vechtel SJ / Frankfurt
Redaktionsanschrift:
Pramergasse 9, A–1090 Wien
Tel. +43–(0)1–310 38 43–111/112
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Jörg Nies SJ | Rom
geb. 1984, Dipl.-Theol.,
Beiratsmitglied von GEIST & LEBEN
joerg.nies@jesuiten.org
Verständig
Die Exerzitien sind wesentlich ein Betrachten des Lebens Jesu, aus dem sich Orientierung für das eigene Leben entwickeln soll. Ignatius hat zudem eigene Reflexionen und Betrachtungen für eine dynamische Entscheidungsfindung hinzugefügt. Trotz der nüchternen Sprache, die sich auf das Nötigste beschränkt, gelingt es ihm, eine Dramatik zu erzeugen, die er vornehmlich durch eine geschickte Komposition verschiedener Elemente erreicht.
Dazu nutzt er auch ein Mittel, das aufgrund der heute gebräuchlichen Exerzitienpraxis leicht übersehen werden kann. Ignatius legt den Übenden die Bibeltexte nicht direkt vor, sondern gibt deren Inhalte durch Einschübe neutestamentlicher Zitate nur paraphrasiert wieder. Ein großer Teil des Exerzitienbuches besteht daher aus Schilderungen der „Geheimnisse des Lebens Christi“. Anhand kurzer Textpassagen, die zumeist aus drei Punkten bestehen und helfen sollen, „mit größerer Leichtigkeit an ihnen sich zu besinnen und zu betrachten“ (GÜ 261) wird der Bogen von der Verkündigung an Maria bis hin zur Himmelfahrt Jesu gespannt (GÜ 261–312). Ignatius gelingt so nicht nur eine Zusammenschau der vier Evangelien, sondern er bezieht auch andere neutestamentliche Passagen aus dem Korintherbrief (GÜ 308 f., 311) und der Apostelgeschichte (GÜ 312) mit ein. Dabei folgt er zwar einer verbreiteten Frömmigkeitspraxis, wenn er etwa aus den verschiedenen Passionserzählungen – ungeachtet der unterschiedlichen Akzente der Kreuzigungsberichte – die sieben Worte Jesu aufzählt (GÜ 297), zugleich setzt Ignatius jedoch eigene Schwerpunkte, indem er etwa deren traditionelle Reihenfolge variiert.
Weit über eine Abänderung hinaus gehen jedoch die Betrachtungen zur Auferstehung. Das Exerzitienbuch thematisiert insgesamt dreizehn verschiedene Erscheinungen des Auferstandenen, davon haben zwei jedoch keinen unmittelbar biblischen Anhaltspunkt. Ignatius kannte diese Tradition durch die Vita Christi des Kartäusers Ludolf von Sachsen, doch darf im Rahmen der Geistlichen Übungen die Aufnahme dieser Schilderungen durchaus überraschen. Denn sonst finden sich für die Darstellung des Lebens Jesu immer biblische Referenzpunkte und die Interpretation als lediglich fromme Ausschmückung würde der Vorgehensweise der Exerzitien widersprechen, in denen nicht „viel erläutert und erweitert“ (GÜ 2) werden soll.
Warum hat Ignatius also diese Stellen aufgenommen? Offensichtlich waren sie ihm wichtig und doch war er sich vermutlich schon bei der Niederschrift des Textes kritischer Rückfragen bewusst. Dem Satz „Er erschien der Jungfrau“ fügt er direkt einen zweiten an: „Denn obwohl dies in der Schrift nicht gesagt wird, wird es für gesagt gehalten, wenn sie sagt, dass er so vielen anderen erschienen ist“ (GÜ 299). Dahinter ist weniger eine exegetische Aussage als der Stellenwert Marias für die ignatianische Spiritualität zu suchen. In den Exerzitien wird die und der Übende immer wieder zum Gespräch mit der Gottesmutter eingeladen. Maria wird aufgrund der Bedeutung, die sie im Leben Jesu hatte, zu einer Identifikationsfigur, durch welche sich das Geheimnis Christi tiefer verstehen lässt. Durch den Versuch, sich in das Erleben der Mutter auf dem Weg ihres Sohnes hineinzuversetzen, werden die Gefühle der Nähe und Vertrautheit angesprochen und zugleich lässt sich so angesichts des Leidens die „Einsamkeit unserer Herrin erwägen“ (GÜ 208). Aus dieser inneren Logik heraus kann der Weg und die Erschließung der Geheimnisse des Lebens Jesu nicht am Kreuz enden, sondern auch die Freude und Gelöstheit über die Auferstehung müssen durch das betende Einfühlen mit Maria lebendig werden.
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