Inhalt
Heft 2 | April-Juni 2017
Jahrgang 90 | Nr. 483
Notiz
Was heißt Reform?
Christoph Benke
Nachfolge
„Bruder Clausen gewonliches gebeth“. Zum 600. Gedenkjahr des Niklaus von Flüe
Roland Gröbli
Für immer berufen? Ein Diskussionsbeitrag aus ignatianischer Perspektive
Hermann Kügler SJ
„In ein Land, das ich dir zeigen werde …“ Abraham für Männer anders gelesen
Andreas Ruffing
Nachfolge | Kirche
Die Nachfolge der Übersehenen
Tobias Nicklas
Kreuzigung ohne Zuschauerplatz. Eine Standortsuche mit Pieter Bruegel d. Ä.
Jörg Nies SJ
Alltägliches Glauben. Dabeistehen – von weitem Zusehen – Vorbeikommen
Margit Eckholt
Die revidierte Einheitsübersetzung
Ludger Schwienhorst-Schönberger
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Spiritualität und der Umgang mit Missbrauch
Hans Zollner SJ
Nachfolge | Junge Theologie
Will Gott uns Menschen scheitern sehen?
Alexander Gaderer
Reflexion
Hebammendienst an der Welt. Zum Motiv der Schöpfungsmittlerschaft Christi
Thomas Ruster
Neopentecostale Spiritualität. Eine evangelische Perspektive
Andreas Hahn
Die Franziskaner und die Reformation. Ein Tagungsbericht
Paul Zahner OFM
Lektüre
„Geschichte verspüren“. Eine Hinführung zu drei Texten von Michel de Certeau SJ
Andreas Falkner SJ
Die Pilger von Emmaus
Michel de Certeau SJ
Buchbesprechungen
Impressum
GEIST & LEBEN – Zeitschrift für christliche Spiritualität. Begründet 1926 als Zeitschrift für Aszese und Mystik
Erscheinungsweise: vierteljährlich ISSN 0016–5921
Herausgeber:
Deutsche Provinz der Jesuiten
Redaktion:
Christoph Benke (Chefredakteur)
Anna Albinus (Lektorats-/Redaktionsassistenz)
Redaktionsbeirat:
Bernhard Bürgler SJ / Wien Margareta Gruber OSF / Vallendar Stefan Kiechle SJ / München Bernhard Körner / Graz Simon Peng-Keller / Zürich Jörg Nies SJ / Rom Andrea Richter / Berlin Klaus Vechtel SJ / Frankfurt
Redaktionsanschrift:
Pramergasse 9, A–1090 Wien
Tel. +43–(0)1–310 38 43–111/112
redaktion@geistundleben.de
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Der Inhalt der Beiträge stimmt nicht in jedem Fall mit der Meinung der Schriftleitung überein.
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Verlag: Echter Verlag GmbH,
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Diesem Heft liegen folgende Prospekte bei: Ignatianische Impulse, echter Verlag Angewandte Pastoralforschung, echter Verlag Wir bitten um Beachtung.
Christoph Benke | Wien
geb. 1956, Priester, PD Dr. theol. habil, Schriftleiter von GEIST & LEBEN
c.benke@geistundleben.at
Was heißt Reform?
Öffentlich-politische Debatten haben nicht selten den Anschein, als seien sie rituell festgelegt. Läuft in der Gestaltung des Gemeinwesens etwas schief, lässt der Ruf nach Reform nicht lange auf sich warten. Ohne genau im Bilde zu sein, was denn mit „Reform“ genau gemeint sei, gibt der Wunsch danach der Empfindung – oder manchmal der Wut – Ausdruck: So geht es nicht weiter, es muss sich etwas ändern! Dann steht eine Steuer-, Bildungs-, Heeresreform oder gleich eine Reform der EU und ihrer Institutionen auf der Agenda. Die Zentralen der westeuropäischen Kirchen sind seit Jahren mit sog. Struktur-Reformen beschäftigt.
Was bedeutet Reform? Nimmt man die Herkunft des Begriffes (lat. reformare: erneuern, umgestalten) – und nur diese –, würde es um die Wiederherstellung der ursprünglichen Gestalt gehen. Bliebe man dabei stehen, wäre das Ergebnis allerdings „Restauration“. Aber Identität ist nur geschichtlich zu haben. Deshalb setzt Reform Geschichte und Entwicklung voraus: In einem bestimmten historischen Zeitpunkt muss Identität verdeutlicht, nachjustiert, erneuert werden. Damit hat Reform mehrere Blickrichtungen: eine zurück zum Ursprung, eine in die Gegenwart und eine in die Zukunft. Die Treue zum Ursprung ebenso wie der Blick in die Tradition kann dazu führen, dass Reform auf Neuansatz hinausläuft, weil „neuer Wein in neue Schläuche“ (Lk 5,38) gehört. Die Geschichte des Christentums, der Kirche, der Orden beweist: Es gibt nicht nur eine Reform, sondern die Reform der Reform (der Reform) …
Nach Mk 1,15, einer Zusammenfassung seiner Verkündigung, hatte Jesus mit der Sammlung des Volkes Israel zugleich eine umfassende Reform im Blick. „Umkehr“ (griech. metanoia) war wesentlicher Teil der angestrebten Erneuerung. Die Zeit war dafür reif („erfüllt“). Jetzt, angesichts der andrängenden und alles über den Haufen werfenden Nähe des Reiches Gottes, sollte sich alles und alle (Individuum und Gesellschaft, Religion, das Volk Israel) neu ordnen und gestalten. Bedingung ist, das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit allem vorzuordnen. Dann wird alles neu – gegeben (Jes 43,19; Offb 21,5).
Ist geistliches Leben nicht der ständige Versuch, die Priorität des Reiches Gottes ernst zu nehmen? Reform ist, spirituell gesehen, stets dran, allerdings als etwas, was sich am und im glaubenden Individuum ereignet – wenn es der Mensch nur zulässt. Reform ist nach Paulus Verwandlung durch den Geist des Herrn (vgl. 2 Kor 3,18). Ja, der aktive und der passive Anteil sind auszubalancieren, aber vom Menschen ist eher eine durch Verlangen beseelte Passivität erwartet.
Christsein ist Christwerden. Christsein ist ein Prozess des Wachsens und Werdens, grundgelegt in Glaube und Taufe. G. Fuchs spricht von „Rhythmen der Christwerdung“. Die Zielgestalt ist Christus, der neue Mensch (vgl. LG 22). Über die Transformation und Konfiguration hin zur conformitas cum Christo, darin besteht nach klassischer geistlicher Lehre die Reform vom alten zum neuen Menschen hin. Das meint wohl auch Eph 4,13: „So sollen wir alle zur Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, damit wir zum vollkommenen Menschen werden und Christus in seiner vollendeten Gestalt darstellen.“
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