• Synergisten:Muskeln, die als Synergisten einzustufen sind, haben zwei Funktionen: Sie unterstützen oder sie neutralisieren die Bewegung. Ein Tänzer sollte unbedingt wissen, dass er seine Bewegungen mithilfe der Synergisten klar definieren kann. Hebt der Tänzer beispielsweise durch Beugung des Schultergelenks kraftvoll den Arm, wie in Abbildung 1.2zu sehen, verhindert der unter dem Großen Brustmuskel verborgen liegende Hakenarmmuskel oder Rabenschnabeloberarmmuskel die Trennung von Oberarmknochen und Schulterblatt. Dieser kleine Muskel fungiert als Synergist und kontrahiert, wodurch eine bessere Kontrolle der Bewegung des Oberarmknochens im Verhältnis zum Schulterblatt möglich wird. Die aktive Rolle kommt bei dieser Bewegung zwar den Erstbewegern zu, diese werden jedoch bei der Ausführung gut koordinierter, fließender Bewegungen maßgeblich von den Synergisten unterstützt.
• Stabilisatoren:Muskeln, die ein Gelenk fixieren können, um eine andere Bewegung zu ermöglichen, werden als Stabilisatoren bezeichnet. Da sie beim Tanzen eine wichtige Rolle spielen, werden wir noch mehrfach auf sie eingehen. Stabilisatoren fungieren als eine Art Anker. Abbildung 1.2zeigt, dass die Bauchmuskeln die Wirbelsäule wie ein Korsett stützen. Durch den Schwung des sich nach hinten bewegenden Spielbeins ließe sich die Haltung ohne die Kontraktion der Bauchmuskeln nicht stabilisieren.
DIE KÖRPERZUSAMMENSETZUNG
Auch die Körperzusammensetzung, also das Verhältnis von Körperfett und Muskelanteil, beeinflusst die tänzerische Arbeit. Die International Association of Dance Medicine and Science (Stand 2011) empfiehlt einen Körperfettanteil von 17 bis 25 Prozent für Frauen und knapp 15 Prozent für Männer.
Tänzer haben traditionell eine geringere Körpermasse als andere Sportler, weil im Tanzbereich Schlankheit bevorzugt wird. Tänzer brauchen jedoch eine gewisse Menge an Fettreserven, damit ihre Muskeln gut funktionieren und sie bei langen Proben nicht zu schnell ermüden. Überdies erhöht das Kaloriensparen zur Fettreduktion das Risiko von Verletzungen, Amenorrhöe und führt zu einer Beeinträchtigung der Knochengesundheit.
Für die Überprüfung der Körperzusammensetzung gibt es mittlerweile sehr komplexe Methoden, aber die einfachste und nach wie vor am weitesten verbreitete ist die Hautfaltenmessung mithilfe einer Messzange (Calipometrie). Dabei wird an bestimmten Körperstellen die Haut zwischen den Fingern vom Muskelgewebe weggezogen und die Dicke der entstandenen Hautfalte gemessen. Aus den Messwerten der Schichtdicke des Unterhautfettgewebes wird dann der prozentuale Körperfettgehalt errechnet. Sprechen Sie Ihren Arzt an, wenn Sie eine Messung vornehmen lassen möchten.
Alle Bewegungen, die wir ausführen, lassen sich als Positionswechsel definieren. Sie entstehen durch Muskelkraft, die wiederum durch das Zusammenspiel von Körper und Willen erzeugt wird. Zum besseren Verständnis von Bewegungen im Tanz beleuchten wir zunächst die körperlichen Aspekte von Bewegung und machen uns dann mit den anatomischen Begriffen vertraut.
Kontrahiert ein Muskel, so entsteht eine Bewegung im Gelenk. Dies lässt sich leicht nachvollziehen. Komplizierter wird es allerdings dadurch, dass Bewegungen ganz unterschiedlichen Richtungen und Mustern folgen.
Um sich diese Richtungen und Muster zu verdeutlichen, ist es hilfreich, den Körper des Tänzers in drei imaginäre Ebenen – Frontalebene, Sagittalebene und Transversalebene – zu unterteilen.
Besitzt der Tänzer eine Vorstellung davon, wie sein Körper sich im Raum bewegt, ist er auch in der Lage, anspruchsvolle Choreografien rasch zu erlernen und seinen Bewegungen eine klare Linie zu verleihen.
ABBILDUNG 1.4Die drei Bewegungsebenen
In Abbildung 1.4sind die drei Ebenen, die den Raumrichtungen entsprechen, dargestellt. Die Frontalebene teilt dabei den Körper des Tänzers in eine vordere und eine hintere Hälfte. Sie ist auf der Abbildung durch die direkte seitliche Bewegung der Beine dargestellt. Die Transversalebene teilt den Körper in eine obere und eine untere Hälfte und wird auf der Abbildung durch die Rotation des Oberkörpers repräsentiert. Die Sagittalebene schließlich teilt den Körper in rechte und linke Hälfte. In der Abbildung liegen die Arme auf der Linie der Sagitallebene, ein Arm nach vorn, einer nach hinten.
Da sich ein Tänzer unterschiedlich im Raum ausrichten kann und dabei verschiedene Positionen mit Händen und Füßen einnimmt, ist es wichtig, dass er sich der jeweiligen Richtungen stets bewusst ist. Der definierte Ausgangspunkt für alle Bewegungen ist die anatomische Standardposition ( Abb. 1.5). Das bedeutet: hüftbreiter Stand, Füße parallel, Arme seitlich am Körper, Handflächen und Gesicht frontal dem Betrachter zugewandt. Aus dieser Grundposition heraus entwickeln sich alle in eine bestimmte Richtung weisenden Körperbewegungen. Sämtliche anatomischen Begriffe beziehen sich hierauf ( Tab. 1.2).
Stellen wir uns nun mithilfe der anatomischen Standardposition ( Abb. 1.5) die drei imaginären Bewegungsebenen ( Abb. 1.4) vor: Der Körper der Tänzerin wird demnach durch die Transversalebene in eine obere und eine untere Hälfte, durch die Sagittalebene in eine rechte und linke Hälfte und durch die Frontalebene in eine vordere und hintere Hälfte geteilt. Beispiel: Hebt nun die Tänzerin ihre Arme über die erste in die fünfte Position, dann bewegt sie sich innerhalb der Sagittalebene. Bei einem seitlichen Cambré bewegt sie sich auf der Frontalebene. Sie führt eine direkte Seitbewegung aus – so, als würde sie sich entlang einer gedachten Glasscheibe zur Seite beugen. Bei verschiedenen Hip-Hop-Bewegungen führt das Becken eine Rotation auf der Transversalebene aus. Dasselbe ist auch bei einem Twist in der Taille der Fall. Noch ein Beispiel: Beim Split Jump ( Abb. 1.3) bewegen sich die Beine exakt entlang der Frontalebene. Wäre das eine Bein hier etwas weiter nach vorn geschoben, hätte die Bewegung nicht die vom Tänzer angestrebte Linie.
ABBILDUNG 1.5Anatomische Standardposition
Um Präzision in der Ausführung einer Bewegung zu erreichen, braucht ein Tänzer das Verständnis für die verschiedenen Ebenen, in denen er sich im Raum bewegt. Im anderen Fall muss er einen Sprung möglicherweise viel öfter wiederholen, bis er ihn korrekt ausführt – und dies wiederum kann zu Überanstrengung und einer erhöhten Verletzungsgefahr führen.
TABELLE 1.2Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen
|
LAGEBEZEICHNUNG |
Begriff |
Definition |
anatomische Standardposition |
aufrechter Stand, Füße parallel, Handflächen nach vorn |
Rückenlage |
auf dem Rücken liegend |
Bauchlage |
mit dem Gesicht nach unten liegend |
|
RICHTUNGSBEZEICHNUNG |
Begriff |
Definition |
superior |
oben; oberhalb |
inferior |
unten; unterhalb |
anterior |
Vorderseite; vorn |
posterior |
Hinterseite; hinten |
medial |
zur Mitte hin |
lateral |
von der Mitte weg; zur Seite |
proximal |
rumpfwärts; zur Körpermitte hin |
distal |
rumpffern; von der Körpermitte weg |
superfizial |
oberflächlich; äußerlich |
profundus |
tiefer gelegen |
palmar |
Handvorderseite in anatomischer Standardposition |
dorsal (für Hände und Füße) |
Handrückseite in anatomischer Standardposition; Fußoberseite in anatomischer Standardposition |
plantar |
Fußunterseite in anatomischer Standardposition |
Nachdruck mit Genehmigung von: K. Clippinger, Dance Anatomy and Kinesiology (Champaign, IL: Human Kinetics), 2007, S. 18
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