Hinweis: Da Sachbücher ein besonders hohes Maß an Übersichtlichkeit und Lesbarkeit beanspruchen, wurde beim Verfassen des vorliegenden Buches weitgehend auf geschlechtsneutrale Formulierungen verzichtet. Sofern es aus dem Kontext nicht anders hervorgeht, sind stets Frauen sowie Männer gleichermaßen gemeint und angesprochen. (Der Autor)
Clemens G. Arvay: Der Biophilia-Effekt
Alle Rechte vorbehalten
© 2015 edition a, Wien
www.edition-a.at
Lektorat: Sebastian Maurer
Cover: Kyungmi Park
Gestaltung: Hidsch
Gesetzt in der Quiroga Serif Std
Gedruckt in Europa
1 2 3 4 5 — 18 17 16 15
Print-ISBN: 978-3-99001-113-3
eBook-ISBN 978-3-99001-134-8
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
INHALT
VORWORT VON RUEDIGER DAHLKE
DER BIOPHILIA-EFFEKT
»Wir haben Wurzeln und die sind definitiv nicht in Beton gewachsen«
WAS HILDEGARD VON BINGEN NICHT WISSEN KONNTE
Wie Pflanzen mit unserem Immunsystem kommunizieren und uns dadurch gesund erhalten
Blattgeflüster – Können Pflanzen überhaupt kommunizieren?
Pflanze an Immunsystem: »Mehr Killerzellen und Anti-Krebs-Geschütze«
Praxistipps: So stärken Sie Ihr Immunsystem im Wald
Der Joker: Fantasie trifft Waldatmosphäre
DIE NATUR UND DAS MENSCHLICHE UNBEWUSSTE
Wie Pflanzen und Landschaften mit unserem »Unterbewusstsein« kommunizieren, unseren Stress abbauen und unsere Konzentration fördern
Neuronale Spuren der Menschheitsgeschichte
Von archaischen Gehirnstrukturen
Der Evolutions-Joker: Stressabbau im Reptiliengehirn
Der Savannen-Effekt
Der Wald als Seelenraum
Ganzheitliche Entspannung im Schoß der Natur
Naturfaszination – das Gehirn in einen neuen Modus schalten
Naturmeditation – Konzentration und Aufmerksamkeit
DIE NATUR ALS ÄRZTIN UND PSYCHOTHERAPEUTIN
Über die Wiederentdeckung der Heilkräfte der Natur
Ökopsychosomatik
Wälder helfen gegen Diabetes
Wie die Natur Schmerzen lindert und uns schneller genesen lässt
Was Stressreduktion durch Naturerfahrung alles kann
Bäume, Herz, Blutdruck: Die Natur als Kardiologin
Die Lektionen der Wildnis – über die therapeutische Natur
Die Natur als Auszeit von der Gesellschaft – Heilung durch »Weg-Sein«
Als mir die Berge und der Mond eine Lektion erteilten
Mit anderen Menschen die heilsame Wildnis erleben
Der Sex und die Erde: Die Natur als Sexualtherapeutin
Die »grüne Couch«
Spontanheilung an einem Fluss
Der Biophilia-Effekt in den eigenen vier Wänden
DEIN GARTEN – DEIN HEILER
Von der heilenden Kraft der Gärten
Gärten: Quellen der Inspiration, Freude und Gesundheit
Karriere gegen Garten: Wie eine Frau ihr Leben veränderte
Mensch und Gartenpflanze – Eine Jahrtausende alte Beziehung
Der Garten als Lebens- und Spielplatz für Kinder
Methusalems Oase: Ein Garten für die Alten
Der Anti-Krebs-Garten – ein heilender Wald für zuhause!
Der Garten als Brücke in eine andere Welt – Sterben im Garten
»DANKE«
VORWORT VON RUEDIGER DAHLKE
Bio-Philia!
Selten habe ich beim Lesen so viel gestaunt, gelernt und Freude empfunden wie bei diesem wundervollen Buch. Ganz vieles in meinem Leben hat Clemens Arvay unerwartet wissenschaftlich abgesichert. Ich habe früher oft draußen im Wald oder wenigstens auf der Terrasse geschlafen und den Großteil meiner Bücher im Freien, inmitten von grünen Pflanzen, geschrieben und lasse immer wieder in Gedankenpausen den Blick ins »Grüne« schweifen. Auf Bali liebe ich mein Wohnzimmer, den Garten, das mit himmlischen tropischen Pflanzen gemütlich und ganz in Grün eingerichtet ist. TamanGa, unser Zentrum in der Südsteiermark in Österreich, heißt, aus dem Indonesischen übersetzt, »Garten Ga(mlitz)«. Gärtner war mein erster Berufswunsch und schon immer hatte ich das Gefühl, dass pflanzliches Grün heilen kann. Ich spürte es, schmecke es in Form von grünen Smoothies und jetzt ist es auch noch wissenschaftlich belegt. Das freut mich zutiefst und ich danke Clemens Arvay dafür, dass er diese vielen im wahrsten Sinne des Wortes wundervollen Wirkungen von Grün als Biologe so kompetent und neben der wissenschaftlichen Achtsamkeit auch mit so viel Gefühl gesammelt und vor uns Lesern ausgebreitet hat.
Als 1984 die Welt nicht unterging, sondern in Science, der bedeutendsten naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift, eine Studie von Professor Roger Ulrich erschien, spürte ich als 33-jähriger junger Arzt intuitiv wie recht Ulrich hatte und wie falsch unsere Kliniken waren. Ulrich belegte, wie allein der Ausblick aus dem Fenster des Krankenzimmers hinaus ins Grüne, auf Bäume, die Heilung nach Operationen deutlich beschleunigte. Die Studie genügte wissenschaftlichen Ansprüchen, ihr Ergebnis war signifikant. Und Ulrich forschte weiter. Patienten der »Baum-Gruppe« benötigten nach dem chirurgischen Eingriff deutlich weniger Schmerzmittel, und wenn, dann schwächere und die Wirkung war nachhaltig, denn postoperative Komplikationen blieben ebenfalls geringer.
Selbst Zimmerpflanzen verbessern die Heilung nach Operationen und verringern die Notwendigkeit von Schmerzmitteln. Aber in unseren Kliniken sind sie natürlich, aus hygienischen Gründen, verboten! Professor Ulrich belegte weiter, wie selbst Naturfilme und Naturbilder förderlich auf Kranke wirken und Schmerzen lindern.
Ähnliche Beobachtungen machte Klinikpersonal weltweit und besonders deutlich in geriatrischen Kliniken. Wenn alte Patienten Gärten besuchen können, brauchen sie weniger Schmerzmittel und Antidepressiva. Und trotzdem blieb, mit absurden Argumenten, in unseren kranken Krankenhäusern alles beim Alten.
Aber dass es inzwischen, wie vom Autor dieses Buches wunderbar dargestellt, sogar Waldmediziner wie Professor Qing Li gibt, das macht Hoffnung. Ich fürchtete, die Arbeiten von Ulrich seien mal wieder in unserer fast nur auf die Gewinn-Maximierung von Big-Pharma ausgerichteten Schulmedizin ohne Konsequenzen verhallt. Professor Li konnte bei Patienten mittels Urinproben belegen, wie Waldatmosphäre die Stresshormone Cortisol und Adrenalin nachhaltig senkte. Ein Tag im Wald reduzierte bei Männern das Adrenalin um fast 30 Prozent und am zweiten Tag im Wald sogar um 35 Prozent. Bei Frauen sank das Adrenalin am ersten Tag um mehr als 50 Prozent und am zweiten Tag um mehr als 75 Prozent im Vergleich zum Ausgangswert. Welche Psychopharmaka schaffen das? Ein Stadtbummel bewirkte im Vergleich nichts Positives.
Obendrein wurde inzwischen nachgewiesen, dass die Waldatmosphäre den Vagus aktiviert, den Nerv der Ruhe und Regeneration. Für Entspannung und die Wiederherstellung unserer körperlichen und geistigen Reserven zuständig, repräsentiert er den archetypisch weiblichen Pol unseres vegetativen Nervensystems.
Japanische Wissenschaftler, die die dortige Tradition des Waldbadens Shinrin-yoku untersuchen, gehen davon aus, dass die stresslösende Wirkung des Waldes im Hinblick auf Eingeweidenervensystem und Stresshormone sowohl über die Seele als auch durch sogenannte Terpene geschieht, die den Pflanzen als Kommunikationsmittel dienen.
Kommunikation unter und mit Pflanzen hatte ich bisher zwar für möglich gehalten, aber doch nur im spirituellen Sinn. Erzählte unser Gärtner in TamanGa, Paul Brenner, schon vor Jahren, wie er und seine Frau Gerti, bewusst mit den Pflanzenwesen kommunizieren und er davon ausgehe, dass die angebauten Pflanzen auch wüssten, was sie beide speziell bräuchten, glaubte ich ihm. Insofern wäre Gartenarbeit und eine gute Beziehung zu Obst- und Gemüsepflanzen ein sehr grundlegender Schritt zu gesunder pflanzlichvollwertiger Kost. Und auch wenn ich sah, wie die Arbeit mit den Pflanzen im TamanGa-Garten ihnen offensichtlich Freude macht und sie bei guter Gesundheit hielt, blieb der wissenschaftliche Teil des Arztes in mir doch skeptisch wach.
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