1 ...7 8 9 11 12 13 ...20 Das Rezitieren der Göttlichen Namen beeinflusst den Menschen und unterstützt sie/ihn auf dem Weg zur individuellen Vollkommenheit. Das geschieht durch die Bedeutung des jeweiligen Göttlichen Namens, durch die Form bzw. den Klangschlüssel, in welche/n der Name eingebettet ist, durch die Buchstaben und deren Kraft, die jeweils mit einem Körperteil bzw. Organ verbunden ist und durch den Zahlenwert, der durch die Buchstabenzusammensetzung entsteht und daher die nützlichste Anzahl von Wiederholungen vorgibt.
Jeder Göttliche Name ist erfüllt von Göttlichen Schwingungen. Diese umgeben und widerspiegeln sich in Allem, was uns umgibt. Sie beschützen uns und durchdringen unseren Körper und unser ganzes inneres Sein. Jede Silbe eines Göttlichen Namens enthält Schwingungen, die die Atmosphäre verwandeln. Das Besinnen auf den Göttlichen Namen schenkt unmittelbar Frieden und Glück und wendet uns vom Weltlichen zum Göttlichen.
Beim Wiederholen eines Göttlichen Namens soll man sich nicht anstrengen oder versuchen, irgendetwas Bestimmtes zu erreichen. Man soll versuchen, aufrichtig zu sein, Liebe zu Gott zu empfinden und das Herz für diese Öffnung zur Verfügung zu stellen. Darauf folgt die Kraft unmittelbar – ob man das wahrnimmt oder nicht.
Obwohl die Göttlichen Namen stark und machtvoll sind, spüren wir vielleicht nicht gleich ihre Wirkung, doch es werden sich Ergebnisse einstellen. Durch ihre Rezitation, durch ihr Singen oder inneres Wiederholen kann man Dinge verändern. Es gibt keine festgelegte und begrenzte Zeit, man kann sich den ganzen Tag von ihnen begleiten lassen, sie den ganzen Tag ins Herz fließen lassen. Dann beginnt das Herz zu schwingen und du spürst, wie allmählich dein Herz das Singen deiner Zunge übernimmt und dann deine Seele den lang ersehnten Klang wiederholt. Pflege das Besinnen auf das Göttliche, wann immer es dir möglich ist. Du kannst dies während jeder Tätigkeit machen. Es geht aber leichter bei einer körperlichen Tätigkeit ohne geistige Arbeit. Es ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen, dass regelmäßige Meditation effektiv und nachweislich die mentale, emotionale und physische Gesundheit auf vielerlei Weise unterstützen kann und dass sie tiefgreifende und inspirierende Vorzüge im Alltag hervorruft.
Die in diesem Buch angegebenen Vorschläge für die Wiederholung der Göttlichen Namen in spezieller Anzahl und zu gewissen Zeiten beruhen auf Wissen, das von mehreren Lehrern weitergegeben wurde: Šayh Sidi Muhammad Al–Ğamal Al–Rifā‘ī, Šayh ‘Abd Al–Maqṣud Muḥammad Sālim, Šayh Tosun Bayrak Al–Jerrahi Al–Halveti.
Diese Angaben, alle Erklärungen und Unterstützungen, die hier erwähnt werden, dienen als Hilfe bei der Entdeckung des Juwels, des wahren Seins, jenes ewigen Seins, das in uns allen ruht und an das sich alle Propheten gewandt haben. Der Weg dorthin, Schicht für Schicht die Schleier der Isolation ablegend auf der Suche nach dem Absoluten, dem Urgrund aller Existenzen, nach Allāh. Seine Nähe suchend, Seine Hilfe erbittend, Seine Liebe spürend. Eine Suche mit dem Auge des Herzens und dem Licht des Verstandes, Würde und Freude verbindend, Diesseits und Jenseits paarend, Sichtbar und Unsichtbar vereinend.
DIE 28 BUCHSTABEN DES ARABISCHEN ALPHABETS UND DEREN TRANSLITERARISCHE ENTSPRECHUNG , NUMEROLOGIE UND ELEMENTE
DIE FORMEN DER ARABISCHEN SPRÄCHE, IHRE BEDEUTUNG UND WIRKUNG
Eines Tages war ein Sufimeister bei einem Freund zu Besuch. Zur gleichen Zeit war auch ein befreundeter Kaufmann anwesend. Die Tochter des Gastgebers war eine junge schwächliche Frau. Als man gemeinsam beim Abendmahl saß, stürzte plötzlich das Kindermädchen ganz aufgelöst herein: „Der jungen Frau geht es gar nicht gut, sie ist in Ohnmacht gefallen und liegt jetzt fiebernd im Bett!“ Der Sufimeister begann sofort Heilungsgebete zu rezitieren. Der Kaufmann aber schüttelte verächtlich den Kopf. „Welch volkstümlicher Aberglaube, zu glauben, dass man mit Worten Einfluss nehmen kann auf den Gesundheitszustand eines Menschen!“ Der Sufimeister sprang wütend auf und sprach: „Wie kann ein so einfältiger, aufgeblähter, ignoranter Dummkopf wie Sie über etwas urteilen, von dem er keine Ahnung hat! Ein Esel bleibt ein Esel, auch wenn er Ladungen von Büchern auf seinem Rücken trägt!“ Bei diesen Worten sprang der Kaufmann auf, sein Gesicht verfärbte sich tiefrot, sein ganzer Körper zitterte und er schnappte mit offenem Mund nach Luft. Er rang nach Worten, doch er konnte sich einfach nicht beherrschen. Ganz mild wurde der Blick des Meisters und mit sanfter ruhiger Stimme sprach er: „Bitte verzeih, hochgeschätzter Bruder, meine Worte sollten in keinster Weise Ihre Ehre oder Ihr Ansehen kränken. Ich wollte nur aufzeigen, welche Macht in gewöhnlichen Worten liegt, wie sie uns beeinflussen und unsere Zustände verändern können. Wenn diese Kraft in gewöhnlichen Worten ruht, welche Kraft besteht erst in heiligen Worten und Formeln!
Die Göttlichen Namen sind in ihrem Klang und ihrer Bedeutung in der arabisch grammatikalischen Struktur eingebettet. Es gibt im Arabischen verschiedene Formen, in die jeweils die Grundwurzel, die zumeist aus drei Komponenten (Konsonanten) besteht, hineinfließt. Jede dieser Formen trägt eine Grundqualität und eine Resonanz in sich, die durch ihren Klanglaut sowohl auf der körperlichen, geistig–psychologischen wie spirituellen Ebene ihren Einfluss verströmt. Alle Worte einer bestimmten Form haben also eine gemeinsame spezifische Grundbedeutung, einen gemeinsamen Klangschlüssel.
Worte der arabischen Sprache, also auch die Göttlichen Namen, wachsen aus einer Wurzel, die meist aus drei, selten aus vier „Wassertropfen“ (Konsonanten) bestehen. Diese „Tropfen“ werden in verschiedene Formen gegossen, aus denen dann die vielfältigsten Worte, Begriffe und Bedeutungen entstehen. Die vorgegebenen Formen tragen aktive oder passive, manche sowohl passive als auch aktive Qualitäten in sich, andere Namen tragen Steigerungsqualitäten in sich, und jene Namen mit dem Präfix „mu“ zeigen die Instrumentalisierung auf. Der Klang eines Göttlichen Namens trägt nicht seine Bedeutung, doch die Form, die ein Göttlicher Name annimmt, gibt uns Einblick in den Wirkungsbereich.
Alle Göttlichen Namen tragen somit eine aktive Qualität in sich. Wenn die Göttlichen Namen wiederholt werden, so ist es wichtig, ihre Bedeutung zu wissen. Zu sagen, ich verlasse mich auf die Schwingungen oder die Form eines Göttlichen Namens und schließe aus dem akustischen Klang eines Namens auf seine Bedeutung, ist nicht möglich. Denn dieselben Formen werden in der gesamten Arabischen Sprache verwendet und wenn die Form bzw. der Klanglaut allein ausschlaggebend wäre, dann könnte man ja beliebige Worte wählen, in der Hoffnung, durch sie etwas Positives bzw. Negatives zu bewirken.
In der nachstehenden Liste (siehe Seite 44ff) werden die Göttlichen Namen nach ihren gemeinsamen Formen aufgelistet, um die Grundbedeutung einer Form, auch Stamm genannt, näherzubringen. Jeder Stamm des Arabischen Verbes, und es gibt deren fünfzehn im Arabischen, von denen aber nur zehn mehr oder weniger verwendet werden, wird durch lange Vokale, Konsonantenverdoppelungen, Präfixe, Einfügungen oder aus Kombinationen der oben erwähnten Aspekte geformt. Jede Erweiterung der Grundform bringt bedeutungsmäßige Veränderungen mit sich. So hat jede Form, jeder Stamm einen anderen Bereich, in dem sich seine Wirkung ausbreitet. Der Klangkodex beinhaltet in sich eine spezielle Wirkung. Es ist, als ob sich das Licht eines Göttlichen Namens durch seine besondere Form und seinen ausgewählten Klang gebündelter auf einen Bereich des Daseins konzentriert.
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