«Ich muss die Kinder nicht bespassen. Ich mache ein Spielangebot, und die Kinder können es wahrnehmen oder etwas anderes machen.»
Abbildung 1: Kinder-Uni in den Tagesstrukturen Untersiggenthal (Foto: Tagesstrukturen Untersiggenthal)
Das gemeinsame Essen als sinnliches Erlebnis nimmt eine zentrale Rolle ein. Seit 2019 sind die Tagesstrukturen Untersiggenthal von Fourchette verte zertifiziert. Fourchette verte ist ein Qualitäts- und Gesundheits-Label für Betriebe, die ausgewogene Mahlzeiten nach der Schweizer Lebensmittelpyramide anbieten.
Die Tagesstrukturen sind zwar auf der Schulanlage eingemietet, gehören organisatorisch jedoch nicht zur Schule. Dennoch stehen die Mitarbeitenden in engem Austausch mit den Lehrpersonen und sind mit der Schulleitung gut vernetzt. Bei personellen Ausfällen, zum Beispiel bei Weiterbildungen von Lehrpersonen, übernehmen die Tagesstrukturen nach Absprache die Betreuung der Kindergarten- und Schulkinder.
Im Kanton Aargau ist im Jahr 2016 das Kinderbetreuungsgesetz KiBeG (2016) in Kraft getreten. Es verpflichtet die Gemeinden, den Familien den Zugang zu einem bedarfsgerechten Angebot der familien- und schulergänzenden Betreuung zu ermöglichen und sie ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit entsprechend zu subventionieren. Ebenso sind die Gemeinden als Bewilligungs- und Aufsichtsbehörde für die Qualität in den Betreuungsinstitutionen verantwortlich. Konsequenzen für die Tagesstrukturen Untersiggenthal waren, dass gewisse Familien die Mindestanforderungen für Subventionen nicht mehr erfüllt haben und sich deshalb die Betreuung in den Tagesstrukturen nicht mehr leisten konnten. Ansonsten gab es kaum anderweitige Auswirkungen, weil die Tagesstrukturen bereits im Vorfeld die Qualitätsstandards der Gemeinde erfüllt und viele Familien schon finanzielle Unterstützung in Form von Subventionen erhalten haben.
3.2 Für den Betreuungsschlüssel 1:10 braucht es einen freien Kopf
In den firmeninternen Qualitätsstandards der K&F KiTS GmbH ist der Betreuungsschlüssel von einer Betreuungsperson pro zehn gewichtete Plätze festgehalten, wobei Kindergartenkinder mit eineinhalb Plätzen gewichtet werden. Für Kinder mit mehr Betreuungsaufwand gibt es hingegen keine zusätzliche Gewichtung. Im Vergleich mit den Richtlinien anderer Einrichtungen im Kanton sind diese Vorgaben arbeitnehmer- und kinderfreundlich. Der Kanton Aargau macht keine Vorgaben zum Betreuungsschlüssel.
«Wir versuchen, dass in diesem Betreuungsschlüssel wirklich nur die Betreuungsarbeit enthalten ist und nicht noch zusätzlich die Arbeit in der Küche. Der Schlüssel 1:10 ist realistisch, aber dann muss der Kopf frei und alles andere erledigt und organisiert sein.»
In Abhängigkeit von der jeweiligen Situation kann es sein, dass der Betreuungsschlüssel unter- oder leicht überschritten wird. Bei tiefen Kinderzahlen, zum Beispiel in der Früh- oder Ferienbetreuung, kommt es zu finanziellen Engpässen. Wenn weniger als vier Kinder angemeldet sind, schauen die Leiterinnen mit den Eltern, ob die Betreuungssituation anders gelöst werden kann. Dies kann dazu führen, dass die Tagesstrukturen in der Ferienzeit für einen Tag geschlossen bleiben, was jedoch die Ausnahme ist. Falls nur irgendwie möglich, werden alle geplanten Angebote durchgeführt.
Bei einer zeitlich beschränkten Überschreitung des Betreuungsschlüssels muss stets die Kinderkonstellation berücksichtigt werden.
«Wenn wir viele Kinder haben, die mehr Aufmerksamkeit brauchen würden, dann geht der Betreuungsschlüssel 1:10 nicht. Die anderen Kinder kämen zu kurz. Das ist die grosse Herausforderung. Unser Vorteil ist unser starkes Team mit Mitarbeitenden, die über profunde Berufserfahrung verfügen.»
Abbildung 2: Teenie-Haus in den Tagesstrukturen Untersiggenthal (Foto: Tagesstrukturen Untersiggenthal)
3.3 Ein fester Arbeitsplan hat Vorteile für alle
Antonia Näf ist verantwortlich für die Arbeitsplanung ihres Teams. Seit sie mit Karin Leutwyler die Leitung der Tagesstrukturen Untersiggenthal übernommen hat, hat sich viel verändert. Als die Tagesstrukturen noch als Verein organisiert waren, waren mit Ausnahme der Leitung alle Mitarbeitenden im Stundenlohn angestellt. Die kleinen Pensen waren aufgeteilt auf mehrere Tage, und der Arbeitsplan wurde bedarfsmässig angepasst. Der Leitungs- und Trägerschaftswechsel hat zu deutlichen Verbesserungen geführt. Die Trägerschaft verlangte eine Änderung der Anstellungsverhältnisse weg vom Stundenlohn hin zu Festanstellungen mit einem regulären Monatseinkommen.
«Wir versuchen, für unsere Mitarbeitenden optimale Arbeitsbedingungen zu schaffen. Wir haben einen fixen Arbeitsplan, den wir einmal pro Jahr zusammenstellen und der grundsätzlich für die Mitarbeitenden über das Schuljahr gleich bleibt. Dabei gehen wir so gut wie möglich auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ein, um die Arbeitszeit auf ihre private Situation abzustimmen. Mitarbeitende mit Kindern im Schulalter werden bei der Planung prioritär behandelt. Wir Leitungspersonen können uns erlauben, ab und an früher in den Feierabend zu gehen. In der Betreuung ist dies mit einem grösseren Planungsaufwand verbunden. Deshalb soll der Arbeitsplan so stimmig wie möglich sein. Dies wird vom Team sehr geschätzt.»
Die Vorteile, die sich aus dem festen Arbeitsplan ergeben, sind für Antonia Näf einerseits seitens der Mitarbeitenden und andererseits aufseiten der Kinder spürbar. Die Mitarbeitenden können sich ihres Lohnes sicher sein. Bei Anstellungen im Stundenlohn kommt es vor, dass Mitarbeitende unnötig länger in Tagesstrukturen bleiben, damit mehr Arbeitsstunden aufgeschrieben werden können und ein höheres monatliches Einkommen dadurch resultiert. Den Kindern und dem Team geben konstante und längere Diensteinsätze mehr Orientierung und Struktur.
«Ich finde es für die Teamstimmung sehr wichtig, dass alle Mitarbeitenden fest angestellt sind. Ich kann nicht nachvollziehen, warum nicht an Festanstellungen festgehalten wird, wenn mit Jahresarbeitszeiten die Anstellungsprozente berechnet werden können. Während des Schuljahrs kann es zu kleinen Anpassungen der Arbeitspensen kommen. Unter Berücksichtigung des Betreuungsschlüssels besteht diesbezüglich Handlungsspielraum.»
Da die Kinderzahlen über die letzten Jahre relativ konstant geblieben sind, gab es bei den Arbeitspensen nur kleine Anpassungen. Der Arbeitsplan gibt Auskunft über die Arbeitszeit der einzelnen Mitarbeitenden, die Anzahl betreuter Kinder und über den Betreuungsschlüssel der verschiedenen Module. In einer Excel-Tabelle wird der Betreuungsschlüssel automatisch eingefärbt, in Abhängigkeit von der Kind-Erziehenden-Relation. Sind bei einer relativ hohe Anzahl anwesender Kinder zu wenig Betreuerinnen und Betreuer einem Dienst zugeteilt, erhält das Excel-Feld des Betreuungsschlüssels eine Signalfarbe, um das ungünstige Verhältnis zu verdeutlichen. Wenn eine Betreuungsperson ausfällt, hat dies direkte Auswirkungen auf den Betreuungsschlüssel. Die erforderlichen Massnahmen können unmittelbar getroffen werden. Auch die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestpausen sind im Arbeitsplan festgehalten und fix eingeplant. So werden diese Pausenzeiten auch wirklich eingehalten. Die Mitarbeitenden in den Tagesstrukturen verbringen ihre Pausen oft zu Hause, da sie mehrheitlich in der Nähe wohnen.
Weil die Mitarbeitenden in der Ferienbetreuung weniger Stunden arbeiten als während der Schulwochen, wird mit Jahresarbeitszeiten gerechnet. In der Excel-Tabelle zur Zeiterfassung werden die Arbeitszeiten während der Schulwochen und der Ferienbetreuung sowie die Ferien vorgängig festgehalten. Dadurch wird ersichtlich, ob die Ist- und die Soll-Arbeitszeiten übereinstimmen, wodurch die Jahresplanung erleichtert wird. Die Mitarbeitenden können untereinander Arbeitseinsätze tauschen. Die eigene Zeitabrechnung müssen sie selbst im Blick behalten. Dazu gibt es im Zeiterfassungstool eine Spalte für den aktuellen Stundensaldo und eine für den Stundensaldo per Ende des Schuljahres. Diese Excel-Tools haben die Leiterinnen und die Trägerschaft gemeinsam entwickelt.
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