Er stieß meine Hand zur Seite. »Nicht«, keuchte er.
Anscheinend wollte er wirklich mein ganzes Gewicht auf sich spüren.
»Du machst das genau richtig«, brachte er hervor.
Ich legte meine Hände in den Schoß und wartete. Mein Blick glitt über die runden Frauen auf den Postern und ich fragte mich, wie oft sie wohl schon Zeuginnen von Jeffreys kleinen Ritualen geworden waren. Schade, dachte ich, dass sie nicht reden können.
Ich wartete weiter. Mehrere Minuten vergingen. Nichts geschah. Nur ab und zu drang ein Stöhnen aus Jeffreys Mund. Er hatte die Augen geschlossen und sah aus wie in Trance. Sein Schwanz war nur halb steif und wippte bei jedem Stöhnen über den rötlichen Locken, aus denen er herauswuchs. Als ich ihn anfassen wollte, schob Jeffrey meine Hand weg. Allmählich langweilte ich mich. Ich war mir nicht sicher, was genau ich mir vorgestellt hatte, das war es jedenfalls nicht.
Jeffrey kniff den Mund zusammen. »So richtig dick bist du eigentlich nicht.«
»Wie würdest du rund hundert Kilo denn sonst bezeichnen?«
»Als mittelprächtig. Ich war mal mit einer 240-Kilo-Frau zusammen«, keuchte Jeffrey. »Oh, Himmel, unter der bin ich verschwunden.«
Das konnte ich mir gut vorstellen. Schon ich fühlte mich auf Jeffrey wie eine Fruchtbarkeitsgöttin, die sich irrtümlich auf einen Volksschüler gesetzt hatte. Seine Hüftknochen drückten sich unangenehm in das Fleisch meines Hinterns, und ich rutschte auf seinem Torso herum, um bequemer zu sitzen.
Jeffrey hatte die Augen noch immer geschlossen, als würde er sich auf seine wachsende Erregung konzentrieren. Während mir zusehends kalt wurde, richtete sich zumindest sein Schwanz auf, ein langsamer Lindwurm, der aus einem tiefen Traum erwachte. Langsam kam mir die Situation etwas absurd vor. Ich saß nackt auf einem fremden Mann, der mich kaum wahrzunehmen schien und spürte eine Gänsehaut auf Rücken und Waden, die definitiv nicht von meiner Erregung kam. Schließlich hatte ich genug. Ich erhob mich und verschränkte die Arme vor den Brüsten.
Jeffrey schien enttäuscht, sagte aber nichts. Stattdessen nahm er mich an der Hand und führte mich zu dem Barhocker in der Ecke des Raums. Ich sah mich nach meinen Kleidern um und war jetzt richtig froh darüber, dass Olga Bescheid wusste, wo ich war. »Was ist das für ein Ding?«, fragte ich und deutete auf den Hocker.
»Du wolltest doch wissen, welche Freuden ein dicker Körper einem Mann schenken kann«, sagte er.
Wollte ich das? Inzwischen war ich mir da nicht mehr so sicher.
Jeffrey lächelte. »Nimm bitte Platz. Ich bin sicher, dass du so etwas noch nie gemacht hast.«
Einfach gehen oder noch ein bisschen mitspielen? Ich überlegte. Jeffrey war vielleicht ein bisschen irre, aber er kam mir nicht gefährlich vor. Außerdem hatte ich die Situation im Griff, ein so schmächtiges Männchen, wie er es war, konnte ich notfalls einfach am Genick packen und schütteln. Also würde ich auch das nächste Level mitspielen und sehen, was passierte. Ich erwartete mir nichts mehr, frustrierender als bisher konnte es nicht werden. Zumindest würde ich am Ende alles über Typen wie ihn wissen.
Ich folgte seinem Wunsch und nahm auf dem Hocker Platz. Jeffrey griff nach einer Tube Gleitgel, die am Fensterbrett lag und die ich bisher übersehen hatte.
»Wenn du dir ein bisschen Mühe gibst, brauchen Frauen so was gar nicht«, sagte ich.
»Das wird nicht das übliche, einfallslose Reinstecken, falls du das meinst«, sagte er.
»Nicht?«
Kühle Finger schmierten das Gel in die Falte zwischen meinem Bauch und meinem Oberschenkel. Jeffrey stellte sich neben mich, hob meinen Bauch und steckte seinen Schwanz in die besagte Falte.
»Ganz sicher nicht«, stöhnte er.
Dann stieß er zu, zuerst langsam, dann allmählich schneller. Er krallte dabei seine Finger so fest in meinen Bauch, dass es wehtat. Seltsame Mhm-Laute kamen dabei aus seinem Mund. Gerade hatte ich noch Sandwiches gegessen und mich auf netten Sex mit einem Kurvenliebhaber gefreut, und jetzt fühlte ich mich wie American McGee’s Alice im bizarren Irrenhaus-Wunderlandspiel.
Jeffrey drückte mein Fleisch noch mehr zusammen. »Enger, enger, gut, ja …« Seine Hüften ruckelten und er warf den Kopf nach hinten. Sein Gesicht verkrampfte sich, bis es nur noch eine Masse aus verspannten Muskeln war. Dann spürte ich, wie sein Sperma an meinem Oberschenkel nach unten rann. Ich fischte nach einem Taschentuch aus der Box, die auf dem Nachttisch stand, wischte alles ab, so gut es ging.
Jeffrey rückte von mir ab und sah mich überrascht an. »Was denn, hat es dir nicht gefallen?«
»Hätte es sollen?«
»Du bist aber erregt, ja?«
»Sieht das so aus?«
Jeffrey legte sich aufs Bett. »Dann setz dich doch über mein Gesicht. Das, was ich jetzt machen werde, gefällt dir ganz sicher.«
Ich zögerte. Sollte ich ins Hotel gehen? Andererseits, wenn auch nur eine kleine Chance bestand, den Abend doch noch mit etwas Vergnügen zu beenden, würde ich mich nicht darum bringen. Vielleicht gehörte Jeffrey ja zu der Sorte Männer, die zuerst auf ihre Kosten kamen, und sich hinterher um die Frau kümmerten.
Also kniete ich mich vorsichtig über ihn und senkte mein Becken über sein Gesicht, bis meine Pussy über seinem Mund schwebte und ich seinen Atem an meinen Schamlippen spürte. Das Kribbeln der Erregung war so sanft, dass ich es kaum spürte, aber es war immerhin ein Anfang. Jeffrey drückte mich nach unten, bis sein schmales Antlitz fast ganz in meiner fleischigen Fülle verschwand. Dann lag er wieder nur da, während ich darauf wartete, dass etwas geschah. Nichts passierte. Er liebkoste mich nicht, und seine Lippen blieben seltsam geschlossen. Langsam ging mir dieser dürre, reglose Schotte auf die Nerven.
Als ich aufstehen wollte, drückte er mich noch fester auf sein Gesicht. Ich hörte ihn japsen. Seine Beinchen zappelten und seine Finger, die er in meine Schenkel drückte, zitterten. Ich fürchtete, das er jeden Moment unter mir ersticken würde. Ich fuhr zusammen, als die Erkenntnis mich traf, scharf und präzise wie der Pfeil eines Düsterwaldelben. Jeffrey benütze mich, meinen Körper offenbar dazu, um sich die Luft abzuschnüren.
Ich schnellte hoch und wollte nur noch weg, nur noch runter von ihm, doch das ließ er nicht zu. Jeffrey krallte seine Hände noch fester in mein Fleisch, mit mehr Kraft, als ich ihm zugetraut hätte. Er drückte immer noch das Gesicht in meinen Schoß, während ich mich zu befreien versuchte. Schließlich konnte ich mich losreißen. Ich rollte von ihm und sammelte hektisch meine Kleider ein.
Jeffrey sah mir verärgert vom Bett aus zu. »Was ist denn los, um Himmels willen? Warum unterbrichst du mich, wenn ich deinen Körper genieße?«
Ich sperrte mich im Bad ein und wusch seine Spuren von mir ab, so gut es auf die Schnelle ging.
»Du gehst?«, rief er durch die Tür. »Warum denn?«
Angezogen und bereit zum Aufbruch kam ich wieder aus dem Bad. »Hast du dich schon einmal gefragt, was einer Frau an deinem Liebesspiel gefallen könnte?«
Er baute sich vor der Wohnungstür auf, breitbeinig, aber immer noch nackt, immer noch schmächtig, und sein Schwanz baumelte zwischen seinen Schenkeln. »Was einer Frau daran gefallen kann?«, fragte er. »Das Wissen, dass ihr Körper einem Mann Lust bereitet, natürlich. Andere Frauen sind nicht so undankbar wie du. Die wissen, was sie an einem Mann wie mir haben.«
Ich schob ihn beiseite und öffnete die Wohnungstür. Er hopste mir nach, hinaus ins Stiegenhaus. »Du gehst?«, fragte er.
»Sieht das hier für dich so aus, als würde ich bleiben?«
»Dann hau ab. Du bist sowieso nicht dick genug, du undankbare, prüde dumme Kuh.«
Für diese Kammerspiel des Absurden sollte ich ihm auch noch dankbar sein? Ich langte nach seiner Wohnungstür und gab ihr einen Schubs. Sie knallte gegen die Flurwand, prallte zurück, und fiel ins Schloss. Ich hörte, wie der Wohnungsschlüssel gegen die Türinnenseite klatschte.
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