Deshalb solltest du keine Allianz eingehen, wenn du die Pläne und Absichten der anderen Fürsten nicht kennst. Wer nicht weiß, wo Berge und Wälder liegen, die Gefahren und Hindernisse der Route nicht kennt und Sümpfe und Marschland nicht unterscheiden kann, sollte keine Armee anführen. Wer keine einheimischen Führer einsetzt, kann die Beschaffenheit des Terrains nicht kennen. Krieg beruht auf Täuschung, Vorteil auf Bewegung, geteilt und vereint sein auf Veränderung. Sei schnell wie der Wind, und verharre ruhig wie der Wald, sei wie das Feuer, wenn du beim Feind einfällst und plünderst. Sei unbeweglich wie ein Berg. Sei schwer zu fassen wie ein Schatten, und sei schnell wie ein Blitz. Wenn du plünderst, verteile die Beute unter deinen Soldaten und wenn du dein Gebiet erweiterst, teile den Gewinn. Wäge die Macht genau ab, bevor du einen Zug machst. Dem gebührt der Sieg, der Krummes und Gerades zu nutzen weiß. So werden Schlachten geführt.
Im Buch Armee und Angriff [11] [1] Wörtlich der Weg »Dao«, der hier für das moralische Verhalten des Herrschers steht. [2] Wörtlich Yin und Yang. Yang steht für die Sonne, das Strahlende, die Helligkeit und den Tag, aber auch für den Sommer und gilt gleichzeitig als das männliche Element. Yin, das für das weibliche Element steht, ist die Dunkelheit, die Nacht, das Feuchte und Kühle und steht auch für Erde. [3] Die hier genannten Wagen mit vier nebeneinander vorgespannten Pferden sind durch die Funde in den Anlagen um das Grabmal des ersten Kaisers Qin Shihuangdi belegt. Die Wagen waren zweirädrig und wurden von einem einzigen Wagenlenker bedient. [4] Streitwagen wurden erst später durch die Kavallerie ersetzt. Unter dem ersten Kaiser war die Kavallerie, gerüstet mit leichten Sätteln, die mit einem Gurt festgezurrt wurden, im Kampf wesentlich effektiver als die Streitwagen, auf denen die Kämpfer mit einer Dolchlanze kämpften. [5] Ein Zhong war ein Hohlmaß in der Zhou-Zeit und entsprach vier Scheffel. [6] Ein Pikul entspricht 60,48 kg. [7] Der obige Satz ist in den bisher übersetzten Texten im Vergleich zu den 1972 ausgegrabenen Texten auf Bambustäfelchen genau umgekehrt, das heißt bei der Verteidigung/Schutz verfügt man nicht über ausreichende Kräfte, beim Angriff über genügend. [8] Anmerkung: Im Chinesischen gilt die Mitte ebenfalls als eine Himmelsrichtung. [9] Yi ist ein altes Maß, entsprechend 24 Liang, oder einem Kilogramm. [10] Zhu entspricht 1/24 Liang. [11] Über das hier zitierte Werk, das in den Kommentaren zu Sunzi als Klassiker genannt wird, ist nichts weiter bekannt.
heißt es: »Wenn Worte nicht zu hören sind, nimm Trommeln und Gongs. Wenn man sich gegenseitig nicht sehen kann, nimm Banner und Standarten.« Trommeln und Gongs sind wie die Ohren der Soldaten, Banner und Standarten wie ihre Augen. Die gesamte Armee muss konzentriert und in sich geschlossen sein, sodass der Mutige es nicht wagen wird, allein vorzurücken und der Ängstliche sich allein zurückzuziehen. Das ist die Regel für die Armee.
Beim Kampf in der Nacht kommen Fackeln und Trommeln zum Einsatz, bei der Schlacht am Tage viele Standarten und Banner, um die Augen und Ohren des Feindes zu verwirren. Das kann dazu führen, dass das Heer seinen Kampfgeist verliert und der Heerführer seiner Geistesgegenwart beraubt wird. Am Morgen ist der Kampfgeist noch wach, mittags wird er träge und am Abend ist er abgestumpft. Ein kluger Taktiker vermeidet den Kampf, wenn der Kampfgeist des Feindes noch ausgeprägt ist, er greift an, wenn er träge und abgeschlagen ist. Das ist der richtige Umgang mit dem Kampfgeist.
Mit Disziplin tritt der weise Feldherr dem Chaos entgegen und mit Ruhe dem Tumult. Das ist die Beherrschung des Geistes. Mit Nähe begegnet er der Ferne und mit Gelassenheit der Anstrengung, Hunger begegnet er mit Mengen an Nahrung und damit meistert er die Situation. Er stört nicht die wohlfeile Ordnung der Banner und greift keine geordneten Schlachtformationen an. Das heißt sich verändernde Situationen zu beherrschen.
Wer Krieg richtig zu führen weiß, richtet seine Truppen nicht gegen einen Feind auf hohem Gelände noch gegen einen Feind, in dessen Rücken sich bergiges Gelände befindet. Verfolge keinen Feind, der vorgibt zu fliehen, greife keine Armee an, deren Kampfgeist wach ist. Schlucke keinen Köder, den dir der Feind vorwirft und wenn du den Feind umzingelst, lass ihm einen Durchgang, nähere dich keinem Feind, der in Bedrängnis ist. Das ist die richtige Methode Krieg zu führen.
KAPITEL 8 Die neun Anpassungen
Kapitel 8
Die neun Anpassungen
Sunzi sprach:
Wird Krieg geführt, erhält der General einen Befehl seines Herrschers, woraufhin er seine Truppen versammelt und eine Armee bildet. Er schlägt sein Lager nicht auf schwachem Grund auf und vereint sich mit seinen Verbündeten auf offenem Gelände. Er hält sich nicht in einem gefährlichen Gebiet auf. Befindet er sich auf einem geschlossenen Terrain, berät er sich und auf totem Gelände zieht er in die Schlacht. Es gibt Wege, die er nicht nimmt und es gibt Armeen, die er nicht angreift. Es gibt umwallte Städte, die er nicht attackiert und es gibt Gelände, auf dem er nicht kämpft. Es gibt Befehle des Herrschers, denen er nicht Folge leistet. Ein General, der die Vorteile der neun Anpassungen an das Gelände begriffen hat, weiß wie man Krieg führt. Ein General, der den Vorteil der neun Anpassungen nicht verstanden hat, kann den Vorteil des Terrains nicht nutzen, selbst wenn er die Formation des Geländes kennt. Ein General, der den Krieg beherrschen will, aber die Kunst der neun Anpassungen nicht verstanden hat, kann seine Soldaten nicht richtig einsetzen, selbst wenn er fünf Vorteile weiß.
Deshalb müssen die Überlegungen eines weisen Generals Vorteile und Nachteil mit einbeziehen. Berücksichtigt er die Vorteile, kann er seine Aufgabe vertrauensvoll erfüllen. Wenn er die Nachteile bedenkt, sucht er eine Lösung für Probleme.
Nur so kann er die feindlichen Fürsten durch Schaden in die Knie zwingen und sie wie Sklaven behandeln, indem er sie ständig beschäftigt. Mit einem winkenden Gewinn treibt er die Fürsten zur Eile an.
Beherrscht er die Kriegskunst, verlässt er sich nicht darauf, dass der Feind nicht kommt. Er verlässt sich auf sich selbst und ist auf den Feind vorbereitet. Er verlässt sich nicht auf einen Angriff, der nicht stattfindet, sondern darauf, dass er selbst nicht angegriffen werden kann.
Für einen General gibt es fünf Gefahren. Ist er todesmutig, kann er leicht getötet werden. Hängt er zu sehr am Leben, ist er leicht gefangen zu nehmen. Ist er von aufbrausendem Temperament, kann er schnell beleidigt werden. Ist er zu ordentlich und zu aufrichtig, fühlt er sich schnell entehrt und ist er zu besorgt um seine Männer, ist er leicht in Schwierigkeiten zu bringen. Diese fünf Eigenschaften können, wenn ein General sie übertreibt, im Krieg zu einer Katastrophe führen. Wird die Armee überwältigt und der General wird getötet, dann nur aufgrund dieser fünf genannten Eigenschaften. Deshalb ist größte Vorsicht angebracht.
KAPITEL 9 Schlachtposition beziehen
Kapitel 9
Schlachtposition beziehen
Sunzi sprach:
Das Heer kann praktisch an allen Orten dem Feind gegenüberstehen. Wenn du mit dem Heer durch das Gebirge ziehst, halte dich an die Täler, halte nach einem erhöhten Platz Ausschau und kämpfe von der Höhe aus und nicht von unten nach oben. Dergestalt ist die Armee im Gebirge zu positionieren. Wenn der Feind das Wasser durchquert, musst du dich vom Wasser fernhalten. Wenn er den Fluss durchquert, zieh ihm nicht in den Windungen des Wassers entgegen, sondern lass die Hälfte seiner Truppen das Wasser durchqueren und greife ihn dann zu deinem Vorteil an. Wenn du kämpfen willst, dann nicht nahe am Wasser. Suche nach einem erhöhten Platz und gehe dem Feind nicht am Wasserlauf entgegen. Das heißt Krieg oberhalb eines Flusses führen. Wenn du einen Salzsumpf durchqueren musst, ziehe rasch weiter und verweile nicht. Kommt es zu einem Kampf in einem Salzsumpf, dann halte nach Wasser und Pflanzen Ausschau und sieh zu, dass Bäume deinen Rücken decken. Das ist Kriegführung in einem Salzsumpf. Auf flachem Gelände sollte das Heer an bequemer Stelle positioniert werden, sodass die rechte Flanke und der Rücken von hohem Gelände geschützt werden, dann liegt die Todesgefahr vorn und hinten ist die Sicherheit zu leben. Das ist Krieg auf offenem Gelände. Der Gelbe Kaiser wusste um die vier Arten den Krieg zu führen und konnte deshalb die vier Kaiser besiegen.
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