Isaac Newton sah den Kosmos als eine Art mechanisches Uhrwerk mit ewig gültigen Naturgesetzen. Das Universum hateine Uhr, ergänzte Newton. Das Universum isteine Uhr, meinte Leibniz. Und Stephen Hawking korrigierte: Das Universum ist. Er sieht den Kosmos als lebendiges Wesen an, das Baby-Universen gebiert und alte sterben lässt. Ein Wesen ohne Anfang und Ende. Mittlerweile haben Astronomen genau dies beobachten können, nämlich wie Galaxien, Sterne und Planeten geboren werden. Im Sternbild der Jungfrau wurde eine sogenannte Proto-Galaxie entdeckt. Es ist eine gigantische, diskusförmige Wasserstoffwolke, die träge im Weltraum kreist. Die aufgespürte Embryonal-Galaxie, 65 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt, weist nur eine geringe Materiedichte auf und daher läuft die Entwicklung des Sternengebildes in Zeitlupe ab. 1500 Lichtjahre entfernt, im Orionnebel, wurden 15 Gasriesen entdeckt. Die Gasmassen, die einst im Begriff waren, selber Sterne zu werden, wurden nie heiß genug, um eine Kernfusion im Inneren zu bilden. Stattdessen verdichteten sie sich zu gewaltigen warmen Wasserstoffkugeln, jede achtmal so groß wie Jupiter, die verwaist durch das All schweben.
In diesem ewigen Werden und Vergehen spielen die Schwarzen Löcher eine besondere Rolle. Um sie herum formten sich rotierende Scheiben aus Sonnen und Planeten und Galaxien wie unsere Milchstraße. Sie sind die Bausteine des Kosmos. Wenn ihre gewaltige fein zerlegte Masse in Form von Sternenstaub durch sogenannte Weiße Löcher ausgestoßen wird, bilden sich neue Sonnen und Planeten aus ihr. Heute ist klar, dass aus superschweren Löchern, wie sie sich in den Zentren der Galaxien befinden, Milliarden von Sternen hervorgingen. Schwarze Löcher sind die Recyclingzentren und Gebärmaschinen Gottes.
Göttliche Intelligenz wird in allen Bereichen vermutet. So entdeckten Wissenschaftler, dass Sonnen ein Magnetfeld umgibt, das dem des menschlichen Gehirns stark ähnelt – nur dass es milliardenfach stärker ist. Wenn der Mensch durch seine Gehirnströme in der Lage ist zu denken, warum können dann nicht auch Sonnen denken und miteinander kommunizieren? Aber nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen wurde Intelligenz entdeckt. So meint der amerikanische Physiker David Bohm: „Das Universum betrachtet sich selbst im Spiegel unseres Bewusstseins. Was umgekehrt bedeutet, dass unser Bewusstsein den ganzen Kosmos in sich enthält.“ Im Versuch bewies er, dass zwei Zwillingsteilchen, die getrennt wurden und im Weltall verloren schienen, auf ewig durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden sind. Änderte das eine Teilchen seinen „Spin“, dann machte ihm dies sein Zwillingsteilchen sofort nach. Nach Bohm gibt es tatsächlich lichtschnelle Verbindungen, die aber sofort zerfallen und daher für den Menschen nicht nutzbar sind.
Auch in der Rätselwelt der Quanten die beschreibt, wie sich das submikroskopisch Kleine verhält scheint mittlerweile alles möglich. So titulierte der Spiegel einen Artikel mit „Geballte Intelligenz der Atome“ (14.3.2005, S.174-184). Die Neuigkeit: Atome können nicht nur rechnen, sie können es sogar viel besser und schneller als Transistoren. Den Gleichungen der Quantenmechanik zufolge lässt sich die Intelligenz der Atome verknüpfen und so ein Quantenhirn erschaffen, mit dem sich die versammelte Rechenkapazität der weltweit leistungsstärksten Super-Rechner lässig in den Schatten stellen lässt. Es kann mit einer bisher unvorstellbaren Geschwindigkeit gewaltige Datenbanken durchforsten, Verschlüsselungscodes knacken und aufwendige Rechenoperationen leisten, die alle Vorstellungskraft sprengen. David Deutsch, der Erfinder des Quantencomputers, resümiert, er könne mit ein paar Dutzend Atomen mehr Rechenoperationen schaffen, als es Atome im gesamten Universum gibt. Wohin wir sehen, es offenbart sich göttliches Wissen.
Aber nicht nur die Welt der Galaxien, Sterne und Planeten funktioniert nach göttlichen Regeln, auch die Welt, die unvorstellbar klein ist. Im Teilchen-Zoo der Laboratorien werden ständig neue Kleinstbausteine der Physik entdeckt. Viele dieser Arten sind Bausteine für exotische Materieformen, die nicht auf der Erde existieren, sondern nur im Brutofen der Sonne oder nach dem Urknall entstanden sind. Alle Stoffe der Welt bestehen aus nur zwei Gruppen von Partikeln aus Quarks und Leptonen. Von ihnen existieren jeweils sechs verschiedene Arten. Irdische Materie besteht aus nur einer Sorte Leptonen nämlich dem Elektron und aus nur zwei Sorten Quarks, die als upund downbezeichnet werden. Diese bilden Protonen und Neutronen, die sich wiederum zu Atomkernen zusammensetzen. Der Atomkern ist 10000-fach kleiner als das Atom. Um den positiven Atomkern flitzen die negativen Ladungen der Elektronen wie die Planeten um die Sonne. Die gesamte Masse des Atoms ist im Atomkern konzentriert. Die Anzahl der positiv geladenen Protonen und der negativ geladenen Elektronen, die bei einem stabilen Atom gleich sind, bestimmen das Element. Man kennt 109 verschiedene chemische Elemente, von denen 92 in der Natur vorkommen. Der Rest wird ausschließlich künstlich erzeugt.
Über Hundert neuer Kleinstteilchen haben Physiker im Teilchenbeschleuniger nachgewiesen, mit exotischen Namen wie Neutrinos, Myon, Tau, Lambda, Theta, Omega, Pion oder Hyperon. Hinzu kommt eine klebrige Suppe, die als Bindeteilchen zwischen verschiedenen Partikeln wirkt. Gluonen, die die Quarks zusammenhalten; Photonen, die durch eine elektromagnetische Kraft die Elektronen an Atome und Moleküle binden; Weakonen und Gravitonen, die die Massenanziehung und Schwerkraft verursachen. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich auch unterhalb dieser Grenze noch immer kleinere Teilchen und auch Leben befinden. Vielleicht führt die Leiter nach unten und oben in neue Lebens- und Bewusstseinsebenen, die aber für uns bisher weder nachweisbar noch vorstellbar sind.
Mit Titan-Saphir-Lasern wurde nachgewiesen, dass Elektronen, die den Atomkern umkreisen, sich genauso verhalten wie die Planeten, die die Sonne umrunden. Und sie weisen im Verhältnis gleiche Distanzen und Massen auf. Daraus ergibt sich die Frage: Ist unser Solarsystem ein Atom oder Molekül eines nächst höheren Lebewesens, die Galaxie Teil eines Organs und die 100 Milliarden Galaxien Teil eines gewaltigen biologischen Körpers? Und gibt es darüber hinaus Lebewesen, die noch gewaltiger und unvorstellbar groß sind? Und gibt es unterhalb der atomaren Grenze Lebewesen und eine Welt, die unvorstellbar klein ist? Vielleicht ist unser Universum nur ein kleiner Teil vieler, noch größerer Universen? Vielleicht gibt es unendlich viele Universen, die sich alle unterscheiden und in verschiedenen Dimensionen existieren? Vielleicht formen Urknalle Universen anderer Dimensionen in die unserige um? Ist Gott das All oder ist er eine höhere Lebensform, die sich aus dem All zusammensetzt oder ein Energiewesen, das alle Regeln des Werdens und Vergehens aufgestellt hat? Wir wissen es nicht.
Von daher sind all dies Spekulationen. Aber, was gesichert ist: Gott handelt nach ökologischen Prinzipien und ist demnach ein Umweltschützer. Die superschweren Löcher, die Materie aufsaugen und zerkleinern und wieder in das All schießen, sind nichts Anderes als gigantische Recyclingmaschinen. Die immense Vielfältigkeit des Alls entspricht der aller Lebewesen auf der Erde. Alle Menschen, alle Tiere und Pflanzen unterscheiden sich und alle Sonnen, Planeten, Monde, Meteoriten usw. unterscheiden sich ebenfalls. Denn Vielfältigkeit ist ein wesentliches ökologisches Prinzip. Je vielfältiger eine Welt ist, umso stabiler ist sie. Und nur genetische Vielfalt ermöglicht körperliche, kulturelle und intellektuelle Spitzenleistungen. Gleichheit ist die Feindin aller Vitalität. Hinzu kommt ein drittes Verdikt: die ökologischen oder universellen Kreisläufe, die alles Leben und alle Materie miteinbeziehen und die alles in gewaltigen Kreisläufen miteinander verbinden und steuern. In diesen drei ökologischen Imperativen manifestiert sich Gott.
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