19,732 Krämer und Lumpensammler zogen 1852 allein in Preußen umher und 9917 Musikanten machten gewerbeweise in Wirthshäusern Musik.
Eine Zeile weiter in diesem Artikel „Die Lage der Wandergesellen“ versteht man aber auch gleich, wieso Lumpensammler und herumziehendes Volk so stark reguliert wurden und unter Polizeibeobachtung standen.
Mit unglaublicher Schnelligkeit verbreiten diese fahrenden Leute, wie das Mittelalter sie genannt haben würde, Einfälle und Bemerkungen, Nachrichten und geistige Richtungen, welche Censur und Preßpolizei in den Tagesblättern unterdrückt, über ganz Deutschland bis in die kleinste Stadt, bis in das kleinste Dorf; sie sind das für ein Land, was das Männercasino oder der Frauencaffee für die Stadt ist und die Spinnstube für das Dorf war. Wer aber achtet auf sie. Wer geht ihnen nach?
Poubelles Erlass löste als Nebeneffekt dieses „Problem“. Auch wenn sich an der Verordnung zur Einrichtung von „Kehrichtkästen“ und der Auftragsvergabe an ein Privatunternehmen nichts mehr rückgängig machen ließ, die „Rache“ der Lumpensammler an Poubelle war eine andere: Im Jahr 1890 nahm das französische „Große Universalwörterbuch des 19. Jahrhunderts“ von Larousse das Wort „Poubelle“ als Bezeichnung für Mülleimer in sein Register als Eintrag auf. Bis heute heißt „poubelle“ im Französischen Mülleimer.
Was Jackie Chan wirklich umhaut
Erinnern wir uns noch an diese Pandemie, die für den besseren Teil von 2020 und 2021 weltweit das Leben und die Wirtschaft über Monate lahmlegte? Genau das passiert, wenn man für eine ansteckende Krankheit keinen Impfstoff hat. Was für uns moderne Menschen Covid-19 ist, waren vor 100 Jahren die Spanische Grippe, Masern, Pocken, Tuberkulose oder Röteln. Für uns stellen diese damals oft tödlichen Krankheiten meist keine direkten Erfahrungen mehr dar, weil wir dafür Impfstoffe, Medikamente und Behandlungsmethoden entwickelt haben. Wir kennen heute in der entwickelten Welt zumeist niemanden, der durch solche Krankheiten entstellt worden war. Anfang des 20. Jahrhunderts waren Menschen, die solche Krankheiten erfahren hatten, im Alltag nicht zu übersehen.
Das führt zu einer Unterschätzung der Gefahren, die von diesen – manche von ihnen verharmlosend „Kinderkrankheiten“ genannten – Viruserkrankungen ausgehen. Und damit überschätzt man die Gefahren, die von Impfungen ausgehen. Funktionierende Maßnahmen, die eine Pandemie und schwere Erkrankungen gar nicht erst ausbrechen lassen, sieht man nicht direkt. Sie zeichnen sich durch ihre Abwesenheit aus. Einzelne Fälle, die unter Millionen von Geimpften durch Impfnebenwirkungen auftreten, finden dann besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, die eine ganz besondere Form an Menschen hervorruft: die Impfgegner. Man glaube bloß nicht, diese seien eine Erscheinung unserer Zeit. Es gibt sie bereits so lange, wie es Impfungen gibt.
Bereits die österreichische Kaiserin Maria Theresia beschäftigte sich mit diesen Krankheiten. Sie selbst steckte sich durch den Kontakt zu ihrer an Blattern (auch als Pocken bekannt) erkrankten und dann daran verstorbenen Schwiegertochter Josepha mit dieser Krankheit an. Ohne Impfung sollte ein Drittel aller an Blattern Erkrankten nicht genesen. Maria Theresia aber gesundete, wenn nun auch durch Pockennarben entstellt. Wegen der Gefährlichkeit dieser Krankheiten, die mehrere Mitglieder der Kaiserfamilie dahingerafft hatten, bemühte sich die Regentin um ein Gegenmittel. Im Jahr 1718 hatte Lady Mary Wortley Montagu als Gattin des britischen Gesandten in der Türkei von der aus Asien stammenden „Inokulation“ gehört, bei der Viren aus den Wunden von an Pocken erkrankten, aber genesenen Menschen in kleine Wundritzen gerieben wurden. 12Vom britischen Königshaus ausgehend hatte sich die Inokulation dann von einem Kaiserhaus zum anderen weitergesprochen, auch wenn das Risiko mit zwei bis drei Prozent Erkrankungen bei den so Inokulierten im Vergleich zu heutigen Standards immer noch vergleichsweise hoch war. Als im Jahr 1796 dann dem englischen Landarzt Edward Jenner der Durchbruch mit Impfungen gelang, bei denen noch weiter abgeschwächte Viren per Injektion verabreicht wurden, begannen die Krankheiten an Schrecken zu verlieren. 13Im Jahr 1807 führte dann Bayern als erstes Land weltweit die Impflicht ein, gefolgt von Hessen und Preußen. Kaiser Wilhelm unterzeichnete im Jahr 1874 das Reichsimpfgesetz.
Der englische Name für Impfungen „vaccinations“ stammt übrigens von der Quelle der ersten Impfstoffe. Es war schon länger bekannt, dass Melkerinnen, die sich mit Kuhpocken angesteckt hatten, nicht an Pocken erkrankten. Die ungefährlichen Kuhpocken dienten dann als Grundlage für den Impfstoff. Der lateinische Name für „von der Kuh“ lautet „vaccinus“, und Jenner wählte „vaccination“ als Bezeichnung für diese Form der Immunisierung.
Doch selbst 100 Jahre nach Einführung der Impfplicht in Bayern blieb der Widerstand groß. Die Wiener Montags-Post veröffentlichte am 4. November 1907 gleich auf der Titelseite einen großen Leitartikel, der unter dem bedrohlichen Titel „Ein ernstes Wort zu rechter Zeit“ für die Impfgegner Partei ergriff. Nachdem eine Blatternepidemie ausgebrochen war, hatte sich der Hohn und Zorn der Abgeordneten im niederösterreichischen Landtag auf die Impfgegner ergossen. Mit dem (anonymen) Leitartikler der Montags-Post war da nicht zu spaßen! So schreibt er dort: 14
In diesem Zwecke bediente [die orthodoxe Medizin] sich der Presse, die – im guten Glauben an den angeblichen Segen der Impflanzette – ihr auch diesen Liebesdienst erwies. In der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ vom 5. September d. J. wird die aufopferungsvolle Kulturarbeit der Impfgegner, also auch die der zahlreichen impfgegnerischen Ärzte und Professoren als ein „verbrecherisches Treiben“ bezeichnet.
Im Namen der Impfgegnervereine Deutschlands und im Namen von Millionen von Impfgegnern protestieren wir gegen diese groben Beleidigungen der orthodoxen Medizin ganz energisch und weisen alle diese in’s finstere Mittelalter gehörigen Angriffe als unberechtigt zurück.
Fast beleidigt wirkt der Leitartikler, als er das fehlende Interesse an einem Impfgegner-Pamphlet bei den ärztlichen „Impffreunden“ scharf kritisiert:
Auf der Naturforscherversammlung zu Frankfurt vertrat der soeben genannte Professor Hermann seinen neugewonnenen Standpunkt als Impfgegner und bat seine Kollegen, die Ärzte, sein Buch, das er ihnen gratis zur Verfügung stelle, mitzunehmen. Von den 200 Exemplaren, die zur Mitnahme auslagen, war – ein einziges verlangt worden! Beweist denn das aber nicht sehr drastisch, daß die sogenannten Fachleute – hier mit einer einzigen Ausnahme – so viel wie gar kein Interesse an der Klarstellung der Impffrage haben, durch solche Ignoranz allerdings die heilige Pflicht eines ernsten Forschers brutal mit Füßen treten.
Die Schuldigen waren somit nicht nur die Forscher, die ihrer „heiligen Pflicht“ nicht nachkämen, sondern auch noch andere, denen man auch heute das große Geschäft unterstellt, wie man in der folgenden Zeile sieht:
Die Impfung oder wie es in der anderen Sprache sehr bezeichnend heißt, das Impfgeschäft, ist nichts anderes als ein Dogma der medizinischen Hierarchie.
40 Jahre nach einer Kontroverse im Parlament hatte sich nichts geändert, wie es auch 100 Jahre nach dem Erscheinen dieses Artikels immer noch so sein sollte. Die Pharmaindustrie will Geld mit uns machen und drängt uns deshalb Medikamente und Impfstoffe auf. Zum Glück gibt es Ehrenmänner:
Wir erinnern an die Worte des uns allen als Ehrenmann bekannten Dr. med. Hofer, mit denen er vor 40 Jahren das Verhängnis des Impfzwanges von Oesterreich abwandte, an die Worte, die er im Juni 1868 im Wiener Parlamente laut und mutig in die Welt rief: „Ohne physiologische Beweise bleibt mir die Impfung eine Charlatanerie, ohne Physiologie gibt es keine Wissenschaft, und die Impfung ist, ich möchte sagen: ein wissenschaftliches Verbrechen.“
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