Belinda Cannone - Vom Rauschen und Rumoren der Welt

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Jodel arbeitet als Toningenieur bei der Polizei, wo er Aufnahmen analysiert, um zur Aufklärung von Verbrechen beizutragen. Als er die elfjährige Jeanne kennenlernt, begreift er schnell, dass sie an derselben Gabe «leidet» wie er: an Hyperakusis, einem extremen Hörvermögen. Die beiden freunden sich an: Jodel will Jeanne das zielgerichtete Hören beibringen, damit sie nicht im Lärm der Welt ertrinkt. Und er trifft Jeannes Mutter, Jaumette, eine Komponistin, und verliebt sich in sie. Belinda Cannone zieht die Leser in den Sog von Jodels Nachdenken über die Welt und die Sonderlinge in ihr: Wie gelingt es uns, inmitten von Chaos und Gewalt nicht die Ohren zu verschließen, sondern unseren moralischen Kompass zu bewahren? Wie bleiben wir empfänglich für den Lärm des Lebens, und wie können wir daraus Musik gewinnen? Die französische Autorin entfaltet ein Netz aus Begegnungen, und ein erotisches Szenario, dessen Fäden sie in die Hände der Komponistin legt. Ein hochaktueller, sinnlicher Roman, der dem Schrecklichen und dem Schönen gleichermaßen nachlauscht und beim Zuhören Widerstandskräfte entwickelt.

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Irène protestiert, Wir haben doch bekommen, was wir wollten, nicht? Wir könnten aufhören – Das wär total bescheuert, die können noch blechen – Das geht schief . Sie versucht es in allen Tonarten, von Jammern bis Drohen, Tonio schert sich nicht drum, bleibt stur Ich nehm den Jungen mit, wenn du Angst hast – Nein, lass ihn bei mir, er ist noch so klein , aber Tonio schert sich nicht drum, er hat vergessen, was es heißt, klein zu sein, Überleg’s dir nochmal, aber ich glaub wirklich, ich nehm ihn mit , und er knallt die Tür zu. Irène zischt einen Fluch und schaltet das Diktafon ab. In der folgenden Sequenz kommt Tonio in Minute zwölf mit einem Komplizen, vielleicht mit zweien, und nimmt das wimmernde Kind mit, aber man versteht nichts, Irène muss versucht haben, sich dazwischenzustellen, das Rascheln des Stoffs übertönt die Geräusche. Grauenvoll. Er versucht, die Szene nicht zu sehen.

Gegen elf geht er in sein Stammrestaurant, Les Oiseaux , das zu dieser Zeit menschenleer ist (es hat doch seine Vorteile, wenn man alles früher als seine Artgenossen macht) und vor allem ohne Musik, weshalb er es sofort ausgewählt hat, als er im Labor anfing. Vielleicht auch, weil die Wirtin, eine strenge, aber freundliche alte Frau, leise und ohne Eile spricht, die Stammgäste haben sich darauf eingestellt und unterhalten sich mit gedämpfter Stimme, als müssten sie sich ihrer Ruhe anpassen. Langsam kehrt er durch die nassen Straßen zurück. Der Asphalt glänzt. Das Wasser fließt im Rinnstein.

Er macht weiter bis zum Ende der dreißigminütigen Aufnahme. Ständige Anrufe von Irène, die Tonio auffordert, das Kind rauszugeben, er weigert sich zu sagen, wo er es versteckt hält, bei Minute achtzehn sagt er, das Kind sei krank, dann ruft er an, um sich Ratschläge zu holen und zu fordern, sie solle Druck auf die Eltern machen, die Klangqualität – mit dem Diktafon aufgezeichnete Telefongespräche – ist extrem schlecht, Jodel entgehen zahlreiche Wörter, er wird alles entrauschen müssen, ja, genau. Aber zumindest kennt er den Inhalt der Dialoge auf dem ersten Band. Er muss allerdings noch überprüfen, ob die Kassette authentisch und keine Montage ist, denn die Aufnahmelautstärke ändert sich so häufig, dass man auch eine Manipulation durch Irène vermuten könnte – er wüsste nicht, warum, aber man muss alles in Betracht ziehen –, und danach wird er eine Fassung ohne Stimmen machen und die Umgebungsgeräusche verstärken, ein Versuch, Tonio und das Kind zu lokalisieren.

Um punkt fünfzehn Uhr hört er angewidert auf. Es wird schon werden. Er ist als Ingenieur für Geräuschphysik angestellt, nicht als Nationalheld. Zeit, nach Hause zu fahren, Siesta zu halten, um das frühe Aufstehen auszugleichen. Es muss nochmal geregnet haben, ohne dass er es bemerkt hat, über die erfrischte Vegetation rinnen glänzende Tropfen. Jeanne, sein niedliches Double, wird wie immer nach Schulschluss vorbeikommen. Sie hat kleine Ohren ohne Ohrläppchen, die kleben am Schädel, der obere Rand ist leicht gefaltet und ein bisschen spitz, die Windungen fein, man würde nie glauben, dass sie zu gut hört, man hielte sie für gefeit. So viel Anmut tröstet ihn. Um fünf ist sie bei ihm.

04

Um fünf ist sie bei ihm. Sie sagt, dass sie das tägliche Treffen mit Jodel um nichts in der Welt verpassen wolle, erst recht, seit er angefangen habe, sie das Hören zu lehren. Das finde sie toll. Es sei so anstrengend, sich vor dem Lärm der Welt zu schützen, das könne er sich nicht vorstellen.

— Seit einiger Zeit schaffe ich es, meine Ohren zu verschließen, ganz tief in mir zu versinken und zur Schlafwandlerin zu werden. Aber wenn ich danach in das Tohuwabohu zurückkomme, ist es noch schlimmer, dann bin ich stundenlang, ich sage dir, stundenlang wie betäubt.

Er behauptet, dass die Geräusche angenehmer und weniger aggressiv wären, wenn sie sie unterscheiden, sortieren, in der Umgebung einordnen könnte.

— Du hörst mehr als die anderen: Also musst du lernen, besser zu hören.

Er bringt ihr ein Glas Mandelmilch. Ob sie etwas essen mag? Er hat etwas Gutes gekauft. Sie hat unterwegs schon was gegessen, aber sie möchte trotzdem, aus Verfressenheit – Bist du verfressen? Er gibt ihr einen Honigkuchen mit Orangenmarmelade, und sie machen sich auf zu der Lichtung, wo sie arbeiten. Sie sagt, sie übe sich im Großen Lauschen.

— Hörst du den Grünspecht in dem Baum?, fragt er.

— In diesem?

— Ja.

— Was macht er für ein Geräusch?

— Er klopft mit dem Schnabel an den Stamm, sehr schnell und regelmäßig, tiptiptiptip , trommelt er.

— Ich höre ihn.

— Würdest du ihn wiedererkennen?

— Ja.

— Dann konzentrier dich, denn da drüben ist noch einer. Lausch jetzt in die Ferne und such ihn.

Sie schließt die Augen und konzentriert sich.

— Kein Grünspecht, sagt sie etwas verwirrt.

— Versuch’s nochmal, länger.

Und nach ein paar Minuten lächelt sie. Sie sagt, dass sie seinen zu weit entfernten Grünspecht nicht hört, aber die tschilpenden Vögel, die rauschenden Blätter, den Galopp kleiner Tiere auf dem Boden, Krallen an den Ästen (Eichhörnchen), Knacken (vielleicht Nüsse), Klappern, Klackern, Rascheln, Schaben, Gleiten – interessante Geräusche, aber so zahlreich, es schwillt an, der Wind in den Blättern zeichnet so etwas wie ein langes Klangband, das sich in der Ferne verliert, die Schritte bilden eine summende Matratze auf dem Boden, zwei Vögel streiten direkt vor ihrer Nase, die Luft ist zum Bersten voll – sie muss die Ohren schließen, um sich auszuruhen.

— Du hast gehört, was ich wollte, die Zwischengeräusche. Waren es zu viele?

— Viel zu viele.

— Noch einen Honigkuchen?

Auf der Lichtung dienen ihnen zwei Baumstümpfe als Hocker. Sie nennt sie Hörsitze und findet, dass sie zwei Dryaden gleichen, wenn sie dort würdevoll und konzentriert lauschen. Jodel staunt, was für Wörter sie kennt. Die hat sie von ihrem Vater, sagt sie, jedes Mal, wenn er sie besuchen kommt, bringt er ihr neue bei.

— Lebt er nicht bei dir?

— Nein, er lebt von meiner Mutter getrennt. Und bei jedem Besuch schenkt er mir ein paar Wörter. Machen wir weiter mit dem Großen Lauschen?

— Versuch mal die Biene zu hören, dort, auf dem großen Engelwurz.

Sie schließt die Augen und hört auf zu atmen, die Hände vor dem Bauch wie um zwei Kugeln geschlossen.

— Ich höre sie, flüstert sie.

— Und siehst du sie?

Sie öffnet irritiert die Augen: Ich soll sie auch sehen ?

— Sie dir vorstellen. Das hilft, um besser zu hören.

Sie gehen zu der Pflanze. Jeanne beobachtet die geschäftige Biene.

— Jetzt hab ich’s, ich werde mich an sie erinnern.

— Und du wirst sie besser hören. Je besser du dir vorstellst, was du hörst, desto weniger wird es dich verletzen. Jetzt müssen wir nach Hause.

— Ja. Mama fragt sich bestimmt, wo ich bin.

— Kann ich sie bei Gelegenheit kennenlernen?

— Na ja! Von mir aus gern, aber du wirst es bedauern.

— Warum?

— Sie ist aufdringlich.

— Äffchen!

— Aber es stimmt: Sie ist aufdringlich. Und sie ist taub.

— Ach ja?

— Na ja, also, sie ist wie alle: Sie hört nichts.

Und auf dem Rückweg erklärt sie ihm bunt durcheinander, ohne einen Hauch von Befangenheit (er mag ihre Unbefangenheit, ihre schlichten und klaren Sätze sehr), dass sie ihn auf jeden Fall wirklich gern hat, dass er ihr sehr nützliche Sachen beibringt, dass er für immer, immer ihr Freund ist. Als sie die Landstraße erreichen, schiebt sie ihre kleine Hand mit den glänzenden Nägeln in seine, und er fühlt sich unglaublich stolz.

05

Er fühlt sich unglaublich stolz, denkt er heute Morgen, sich mit einem kleinen Mädchen angefreundet zu haben, einem außergewöhnlichen Mädchen, das es verdient, nicht durch den Geräuschdschungel zu irren, wie er selbst in seiner Kindheit lange vom Getöse misshandelt wurde, während er sich für seltsam, unnormal empfindlich hielt – warum litt er unter dem Lärm und die anderen nicht? warum hatte er solche Mühe, die Geräusche zu unterscheiden? seinem Gesprächspartner zuzuhören, ohne im Umgebungslärm zu ertrinken? warum lebte er so in Verwirrung? warum hatte er die ganze Zeit Angst? –, bis er begriff, dass er nicht die gleichen Ohren wie die anderen hatte, dass er besonders war, aber dass er Ordnung in seine Wahrnehmung bringen konnte, nicht alles an sich heranzulassen brauchte, dass sich das Grauen zurückdrängen ließ. Ja, das Grauen. Die Zeit der Kindheit war die Zeit des Grauens, weil er alles hörte, ohne etwas zu identifizieren, weil er mehr hörte, als sah; und weil er nichts sah, entschlüsselte er nichts und fühlte sich deshalb ständig in Gefahr, fürchtete vage, der Lärm könnte sich materialisieren und ein Monster loslassen, das ihn zerstören, verschlingen würde – ja, damals rauschte die Welt von starken und nicht erkannten Gefahren.

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