Geralf Pochop - Zwischen Aufbruch und Randale

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Seit dem 9. November 1989 prallten in Deutschland zwei Systeme aufeinander, wie sie unter-schiedlicher kaum sein konnten. Vor allem den Ostdeutschen waren die Regeln der neuen Gesellschaft fremd. Die alte Macht hatte nichts mehr zu sagen, die neue war noch nicht wirklich präsent. Es entstand ein rechtsfreier Raum.
Es folgte eine Zeit der Hoffnung, des Aufbruchs und der Kreativität. Jede noch so verrückte Idee konnte in die Realität umgesetzt werden. Alles war möglich. Die Aufbruchstimmung beschränkte sich nicht nur auf gesellschaftliche Veränderungen, Hausbesetzungen, Musik- und Jugendsubkulturen, sondern auch auf Familien- und Freizeitzentren, alternativpädagogische Bildungsprojekte und Initiativen für Umwelt und Naturschutz.
Geralf Pochop («Untergrund war Strategie») berichtet von längst vergangenen Zeiten, welche in dieser Form sicher einzigartig waren. Ein ganzes Land zwischen Aufbruch und Randale. Zwischen Hoffnung und Resignation. Ein Land, eine Subkultur auf der Suche nach der Zukunft.

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Ständig war ich überreizt und fand mich nicht wirklich in der neuen Welt zurecht. Von früher ausgereisten Punks wusste ich, dass so etwas als „Mauerpsychose“ diagnostiziert werden kann. Also ging ich in Braunschweig erst einmal zum Psychiater. Wie schon auf allen Ämtern der Stadt war ich auch in der Arztpraxis der Erste mit solch einem Anliegen. Der Arzt konnte mit mir nichts anfangen und schickte mich nach Hause. Da ich eine Adresse von einem Arzt in Westberlin hatte, der sich auf diese Art Psychose spezialisiert hatte, entschloss ich mich, nach Westberlin zu trampen. Leider lag Westberlin inmitten der DDR. Mich schauderte bei dem Gedanken, wieder durch dieses verhasste Land fahren zu müssen. „Was, wenn die mich auf der Transitstrecke aus dem Auto zerren?“ In Helmstedt staute sich der Verkehr an der Ostgrenze. Viele Tramper und Tramperinnen sprachen die Autofahrer an und suchten eine Mitfahrgelegenheit. Ich hatte Glück. Zwei Frauen, um die 30 Jahre alt, alternativ aussehend, nahmen mich mit. An der Grenze hatte ich ein sehr ungutes Gefühl, aber die Grenzer ließen uns passieren. Ich hatte ja inzwischen einen westdeutschen Pass, gehörte nun offiziell zwar zum Klassenfeind, aber war als Einzelperson nicht mehr interessant. Froh über die verhältnismäßig unkomplizierte Grenzüberschreitung fuhr ich nun in einem Westauto durch mein altes Heimatland. Doch meine Freude war nicht von langer Dauer. Nicht weil die feindliche Staatsmacht außerhalb des Autos lauerte. Nein, ich musste erkennen, dass ich aufgrund meines Geschlechts zur Zielscheibe wurde. Die beiden Frauen begannen ein Gespräch darüber, ob es im Osten eine Frauenbewegung gebe und klärten mich über Sexismus in der DDR auf. Ich wusste zunächst so gar nicht, was diese beiden Damen von mir wollten. Da ich keine Antworten geben konnte, ob es in der DDR eine Frauenbewegung gab oder nicht, fingen sie an, mich zu beschimpfen. „Warum haben diese beiden Frauen mich überhaupt mitgenommen?“, ging es mir durch den Kopf. Sie erinnerten mich mehr und mehr an die besoffenen Proletarier-Frauenkollektive, die sich jedes Jahr am 8. März, dem Internationalen Frauentag, gemeinschaftlich während der Arbeitszeit in den DDR-Produktionsstätten volllaufen ließen und jeden, der vorbeikam, mit vulgären Sprüchen belästigten. Oh, wie ich den 8. März in der DDR hasste. Doch hier im Auto saßen keine vollgesoffenen Proletinnen untersten Niveaus. In der DDR hätte ich die zwei Frauen aufgrund ihrer Optik eher in die alternative kirchliche Friedensbewegung eingeordnet. Am liebsten wäre ich ausgestiegen, aber das war mitten auf der Transitstrecke nicht möglich. Eingesperrt in einem Westauto auf der DDR-Autobahn. Na danke. Die beiden Damen im Auto meckerten immer noch auf mich ein. Weil ich ihnen keine Antwort auf ihre Fragen geben konnte, fühlten sie sich immer mehr in ihrer Meinung bestätigt. Alle Männer seien Sexisten. Sonst würde ich ja von den unterdrückten Frauen in der DDR etwas wissen. Da sie mich inzwischen nur noch anbrüllten, war ich froh, als endlich die Grenze zu Westberlin in Sichtweite war. Die Kontrolle durch den Grenzbeamten nahm ich gar nicht mehr wirklich wahr. Sobald wir die Grenze passiert hatten, flüchtete ich aus dem Auto. Ich verstand den Westen und die darin lebende Bevölkerung immer weniger. Der Westberliner Psychologe allerdings verstand mich. „Sie haben eine Mauerpsychose“, sagte er und schrieb mich drei Monate krank. Damit ich erst mal im Westen ankommen konnte.

1989 beim BizarreFestival auf der Loreley BUTTERFAHRT NACH DÄNEMARK Im - фото 12

1989 beim Bizarre-Festival auf der Loreley

BUTTERFAHRT NACH DÄNEMARK

Im August 1989 gelang meiner Freundin Daniela, damals gerade mal 17 Jahre jung, mithilfe von Freunden aus der ungarischen Subkultur die abenteuerliche Flucht nach Österreich. Nun versuchten wir, gemeinsam in Braunschweig in dieser neuen fremden Welt klarzukommen. Doch wir verstanden das hiesige Denken nicht und genauso ging es den Braunschweigern mit uns wohl auch.

In den bunten Westzeitungen, die es hier überall gab, strahlte uns eine Annonce an: „Butterfahrt nach Dänemark nur 19,99 DM.“ Dazu wurden allerlei Gratis-Geschenke angepriesen. Gepökeltes Eisbein, Wurstbüchsen, eingeschweißte Wurst- und Fleischwaren, eine Handnähmaschine und vieles mehr. Na wenn das nicht eine Chance war, superbillig nach Dänemark zu kommen! Dort wohnte die Olsenbande . Egon Olsen, Benny und Kjield. Dieses grandiose Gaunertrio, das damals die Lachmuskeln aller Kinogänger strapazierte. Die Olsenbande lief überall in der DDR rauf und runter. Doch Dänemark lag damals wie alle Länder des kapitalistischen Auslands in unerreichbarem, verbotenem Gebiet. Wir schauten erst einmal auf einer Westlandkarte nach, wo dieses Dänemark überhaupt liegt. In der Annonce stand ja Transport per Bus und Boot. Es musste also irgendwo am Meer liegen. Unser Vorschlag, zusammen diesen Dänemark-Ausflug zu machen, stieß bei unseren Braunschweiger Bekannten nur auf verständnisloses Kopfschütteln. Wir fragten noch eine Freundin, die auch gerade aus der DDR ausgereist war, die sofort zusagte. Sie fieberte genauso aufgeregt wie wir der Reise nach Dänemark entgegen. An der Bushaltestelle saßen nur sehr alte Omas und Opas. Nicht nur sie, auch die Butterfahrtreiseleiter musterten uns ausgiebig. Drei Jugendliche mit knallbunten Haaren zählten wohl nicht zu ihrem üblichen Kundenkreis. Egal. Wir stiegen ein und saßen nun im vollen Bus Richtung Norden. Volle Pulle dröhnten die angesagtesten Songs der Volksmusik- und Schlagerszene die ganze Fahrt lang in unsere Ohren. Im Bus war eine heitere Stimmung. Die alten Leute sangen und klatschten lautstark mit. Auf der Fähre wehte ein starker Wind. Wir sahen das erste Mal im Leben die raue Nordsee und betraten erstmalig ein fremdes westliches Land und lauschten der fremden Sprache, die sich recht lustig anhörte. Da wir die Olsenbande bestimmt nicht treffen würden, reichte uns das schon. Aber in der Annonce stand ja, es gäbe auch noch allerlei schöne preiswerte Dinge zu kaufen. Der Bus fuhr also von der Fähre, sammelte uns wieder ein und stoppte dann irgendwo im Niemandsland. Dort stand ein Haus. Die Türen wurden aufgeschlossen und alle liefen hinein. Wir drei wurden unauffällig zur Seite gewunken. Dann sagte uns der Reise- oder besser der Verkaufsleiter, dass er uns so einschätzt, dass wir sicherlich kein Interesse an den Waren haben würden, die dort verkauft werden. Aber wir sollen uns ruhig verhalten und nicht stören. Im Gegenzug bekämen wir eine Flasche Rotwein, die wir während der Verkaufsveranstaltung trinken dürfen. Wenn sie alle ist, sollten wir uns melden, dann bekämen wir eine neue. Wir sollten einfach nur nicht stören. Da wir ja nicht mal wussten, was uns hier überhaupt erwartet, willigten wir ein und freuten uns auf den Gratis-West-Rotwein. Wir nahmen an unserem Tisch Platz und gaben beim Hinsetzen noch zum Besten, dass wir frisch aus der Ostzone kämen. Das war wohl ein Fehler, wie sich später herausstellen sollte. Die Türen wurden verschlossen und schon ging es los. Erst bekamen alle die versprochenen Geschenke. Dann wurde eine Lammfell- und Lama-Decke nach der anderen präsentiert. Scheuermittel und schweineteure Kochtöpfe. Da aber die Rentner keine Lust verspürten, die völlig überteuerten Waren zu kaufen, wurde immer mal wieder auf uns verwiesen. „Die armen Brüder und Schwestern in der Ostzone würden sich freuen, so etwas Schönes kaufen zu können.“ Alle Köpfe drehten sich nach uns um. Mitleidige Blicke wurden uns zugeworfen. „Und ihr verschmäht dieses schöne Warenangebot“, fuhr der Verkäufer fort. Immer wieder wurde auf die Kosten für die schöne Butterfahrt, die Freigetränke und die Geschenke hingewiesen. „Das bezahlt sich doch nicht von alleine!“ Unsere erste Rotweinflasche war inzwischen leer. Leicht angeschwipst forderten wir eine neue. Der Veranstalter brachte diese eilig. Wir öffneten sie und schauten weiter der surrealen West-Verkaufsshow zu. Das war für uns wie Westfernsehen, nur eben live. Da immer noch niemand etwas kaufen wollte, wurde nun der „Schwede“ herangeholt. Dieser war ein blonder, hochgewachsener muskulöser Typ, der extrem gewalttätig aussah und den man in einen Anzug gepfercht hatte. „Geizig! Geizig!“, brüllte er die alten Leute an. Dazu stülpte er das Innere seiner Hosentaschen nach außen und ging auf jede Oma und jeden Opa persönlich zu. „Geizig! Geizig!“, schrie er jeden Einzelnen an und schaute dabei so finster drein, dass wir uns wirklich wie in einem B-Movie-Thriller fühlten. Der Bösewicht war live vor Ort. Nun bekamen die Ersten Angst und kauften einige von den überteuerten Scheuermitteln. Ich befürchtete, dass er gleich dem ersten Rentner eine reinhaut. Hinter ihm wurden wieder die extrem teuren Lamm- und Lama-Decken präsentiert. Doch keiner wollte sie kaufen. „Geizig! Geizig!“, schrie tobend der „Schwede“. So nach und nach kaufte fast jeder außer uns eine Flasche Scheuermittel, um seine Ruhe zu haben. Eine Oma, die schon seit einiger Zeit Röchelgeräusche von sich gab, meldete sich. Sie fragte, ob sie etwas sagen dürfe. „Nein! Erst wird gekauft!“ Eine weitere Oma meldete sich und sagte schüchtern, dass die alte Frau Blutdruckprobleme hätte. Sie müsste an die frische Luft. „Nein, erst wird gekauft!“ „Geizig! Geizig!“, schrie der Schwede dazwischen. Als die alte Dame nach Luft hechelte und kurz vorm Kollabieren war, durfte sie endlich von ihrer Freundin herausgebracht werden. Auch der „Schwede“ und der Verkäufer standen kurz vorm Herzinfarkt. Knallrot im Gesicht, stinksauer darüber, dass niemand etwas Teureres kaufte als die überteuerten Scheuermittel, gaben sie schließlich auf und beendeten die Veranstaltung. Für uns war das ganz großes Kino. Wir hatten Gänsehaut und waren inzwischen schon mächtig beschwipst. Die Türen wurden aufgeschlossen und die Rentnerreisegruppe lief eingeschüchtert zum Bus. Wir torkelten hinterher. Beladen mit noch einer Flasche Wein und den Gratis-Geschenken. Gepökeltes Eisbein, Wurstbüchsen, eingeschweißte Wurst- und Fleischwaren, eine Handnähmaschine und noch viel mehr. Mit Bus und Fähre ging es zurück nach Braunschweig.

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