Klaus Beurle
KLAUS BEURLE
Zwischen
Revolution
und
Aufbruch
Pakistan, Tunesien,
Ägypten und Myanmar 2012
Begegnungen, Impressionen, Fragen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹ http://dnb.d-nb.de› abrufbar.
© 2012 Echter Verlag GmbH, Würzburg
www.echter-verlag.de
Gestaltung: Hain-Team, Bad Zwischenahn ( www.hain-team.de)
Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
ISBN
978-3-429-03574-7 (Print)
978-3-429-04686-6 (PDF)
978-3-429-06085-5 (ePub)
Tagebuchnotizen wozu?
Charles de Foucauld
Die Kleinen Schwestern Jesu
Pakistan – Im Dunkeln keimt Hoffnung
Pakistan
Flughafen: Schikanen, frohes Wiedersehen
Autoritärer Bischof
Begeisterter Priesteramtskandidat
Überwältigter Sufi-Meister
Eucharistiefeier auf dem Weg zu den Sufis
Asiatisches Jesus Caritas Treffen im Renewal Centre
Priestergemeinschaft Jesus Caritas
Brief der Priestergemeinschaft Jesus Caritas in Asien an die weltweiten Gemeinschaften von Charles de Foucauld
„Was können wir von Europa aus tun?“
Vortrag im Priesterseminar, Mittagessen bei Bischof Sebastian Shah, Entdeckung in einer islamischen Buchhandlung
Abschied von Renewal Centre und den Sufis
Reflexionen nach 14 Tagen Pakistan
Einseitige westliche Mediendarstellung
Sorge um die Christen in Pakistan
Terrorismus: eine geopolitischen Tragödie
Glaube als Lebenseinstellung
Treffpunkt Mystik
Tunesien – nach der Revolution
Tunesien
Besuch bei Kleinen Schwestern – „Danke Tunesien!“
Einer von vielen Liberalen
Mohammed Bouazizi Es war einfach zu viel der Ungerechtigkeit
„Ein freundliches, liebenswürdiges Volk“
Christliche Bibliothek in der islamischen Medina
2012: Ägypten am Scheideweg
Ägypten
Henri Boulad – ein Phänomen!
Kairo – schockierende Ersteindrücke
Die Borromäerinnen und die Deutsche Schule
Wie wird es mit Ägypten weitergehen?
Al-Azhar Universität – Garant eines säkularen Ägyptens
Nuntius Michael Fitzgerald: „Panikmache unangebracht“
Kopten am Scheideweg
Schmelztiegel Kairo
Ägypten nach der Revolution: „Ich bin hoffnungsvoll!“ Gespräch mit Henri Boulad S. J.
Frank van der Velden: Ägypten und die Kopten nach der Präsidentschaftswahl
Myanmar – ein Volk atmet auf
Myanmar
Regelmäßige Besuche in Myanmar seit drei Jahrzehnten
Spürbare Erleichterung
Eine Frau widersetzt sich rüden Generälen
Aung San Suu Kyi – ein Porträt
Leidgeprüfte, wissensdurstige Jugend
Im Rebellengebiet der Karen
Friedensvermittler zwischen Militär und Rebellen
Die unerwartete Liberalisierung
Sein Herz ausschütten
Befreiung aus der Isolierung
Mitgefühl und Menschenrechte
Resümee
Das kleine Buch „Zwischen Revolution und Aufbruch“ enthält Tagebuchaufzeichnungen von Begegnungen mit Menschen in Pakistan, Tunesien, Ägypten und Myanmar in der ersten Hälfte des Jahres 2012. Es geht um Wahrnehmungen und Impressionen, um Gesprächsausschnitte, die vermutlich ebenso subjektiv wie, inhaltlich gesehen, kurzlebig sind. Der Inhalt des Buches wird sich durch den Lauf der Dinge, durch neue, unerwartete Entwicklungen in den vier sehr unterschiedlichen Ländern schnell überleben. Über die geschilderten Konflikte und Entwicklungen hinaus werden neue Konflikte, neue Machtkämpfe, neue Fragestellungen und Entwicklungen sich zeigen. Doch enthält die Publikation auch Deutungen von Ereignissen und Erkenntnisse aus den gegenwärtigen Entwicklungen, die meine Gesprächspartner aufgezeigt haben und die noch lange zur Diskussion stehen werden. Dadurch erhalten die Tagebuchaufzeichnungen über die Tagesthemen hinaus Einsichten und Standpunkte, die vermutlich noch lange bedenkenswert sein werden.
Das Buch enthält keine wissenschaftlichen Analysen, obwohl zahlreiche Deutungen der gegenwärtigen Situation durch meine Gesprächspartner auf gründlichen Analysen beruhen. Der Schwerpunkt aber liegt auf Erfahrungen und Lebensweisheiten, die mir häufig unbekannte Menschen mitgeteilt haben. Nur wenige meiner Gesprächspartner kannte ich schon zuvor. Bedeutungsvoll waren für mich Gespräche mit Frauen und Männern auf der Straße, mit Studenten, die mir über den Weg liefen, mit Taxifahrern und Gelehrten, mit Theologen, Journalisten und Analphabeten. Nicht immer, aber häufig tun sich in derart zufälligen und spontanen Gesprächen Sinnhorizonte auf, die ich als erstaunlich empfand. Plötzlich sind Menschen sich nahe, die sich eine halbe Stunde zuvor noch fremd waren.
Zwei der vier Länder habe ich schon mehrfach besucht: Pakistan erstmals 1976, Myanmar 1979. Menschliche, freundschaftliche Beziehungen sind in diesen beiden Ländern vornehmlich mit einigen pakistanischen und myanmarischen Amtskollegen und Ordensleuten entstanden. Tunesien und Ägypten habe ich zum ersten Mal besucht. In allen vier Ländern waren es Mitglieder der Charles de Foucauld- Gemeinschaften, die meine ersten Gesprächspartner und primären Gewährsleute waren. Ob sie zu den Kleinen Schwestern Jesu oder zu den Kleinen Brüdern Jesu oder zur Priestergemeinschaft Jesus Caritas gehören – es sind Frauen und Männer, die das Alltagsleben der Menschen ihres Landes kennen, und zwar deshalb, weil sie nachbarschaftliche und freundschaftliche Beziehungen mit Menschen aus armen, benachteiligten Bevölkerungsschichten pflegen. Ihr Christsein orientiert sich nicht an kirchlichen Hierarchien oder an dogmatischen Lehrsätzen, sondern an den Alltagssorgen und Lebensfreuden der Menschen, die in ihrer Nachbarschaft leben. Menschen des Herzens begegnen sich auf derselben Höhe. Das Herz und das Kreuz sind Erkennungszeichen von Charles de Foucauld und der Mitglieder der nach ihm benannten Gemeinschaften.
Charles de Foucauld wurde 1858 in Straßburg geboren. Als Jugendlicher entfernte er sich von seinem Glauben. Er trat in den Militärdienst ein, der ihn u.a. nach Nordafrika führte. Doch wollte er sich später nicht mehr dem Militär zur Verfügung stellen. Er unternahm eine Erkundungsreise durch Marokko (1883–1884). Dort war er von der Frömmigkeit und Gastfreundschaft der Muslime beeindruckt. Er fand langsam, von seiner gläubigen Cousine angeregt und von einem Priester in Paris begleitet, zurück zu seinem christlichen Glauben. Nach seiner Bekehrung beschloss er, unter den muslimischen Tuareg seine Berufung, Bruder aller zu sein , zu verwirklichen und „wie Jesus von Nazaret“ zu leben. Von 1901 an ließ er sich im algerischen Béni Abbès nieder – als Einsiedler, zu dem jedoch täglich Besucher kamen, die er empfing. Er wurde als „christlicher Marabut“ Freund vieler Tuareg. Am 1. Dezember 1916 wurde er von einem Wächter erschossen. 2005 sprach ihn Papst Benedikt XVI. selig.
Aus Foucaulds Lebenszeugnis und Vision einer „anderen Kirche“ sind seither über zehn Gemeinschaften entstanden. Die bekanntesten sind: Kleine Brüder Jesu, Kleine Schwestern Jesu, Gemeinschaft Charles de Foucauld, Priestergemeinschaft Jesus Caritas, Kleine Brüder vom Evangelium, Kleine Schwestern vom Evangelium, Sodalität Charles de Foucauld, Frauengemeinschaft Charles de Foucauld, Evangelisch-Lutherische Gemeinschaft Charles de Foucauld.
Читать дальше