Karl Marx
Revolution und Kontre-Revolution in Deutschland
Revolution und Kontre-Revolution in Deutschland
Karl Marx
Impressum
Texte: © Copyright by Karl Marx
Umschlag: © Copyright by Walter Brendel
Übersetzer: © Copyright by Kark Kautsky
Verlag: Das historische Buch, 2022
Mail: walterbrendel@mail.de
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH,
Berlin
Inhalt
Vorrede des Uebersetzers
Revolution und Kontre-Revolution in Deutschland
I. Deutschland am Vorabend der Revolution
II. Die Anfänge der liberalen Opposition
III. Die religiöse Opposition. Die Idee der deutschen Einheit
IV. Oesterreich
V. Die Märzrevolution in Wien
VI. Die Märzrevolution in Berlin
VII. Die Frankfurter Nationalversammlung
VIII. Polen, Tschechen und Deutsche
IX. Der Panslavismus. Der Krieg in Schleswig-Holstein
X. Die Junischlacht und ihre Rückwirkung auf Deutschland. Der Frankfurter Aufstand
XI. Die Wiener Oktoberrevolution
XII. Der Fall Wiens
XIII. Der Ausgang der konstituirenden Versammlung in Berlin
XIV. Die Anfänge des Jahres 1849
XV. Der Abschluß der Reichsverfassung und die Kaiserposse
XVI. Der Beginn des Kampfes um die Reichsverfassung
XVII. Die Demokratie am Ruder
XVIII. Die Reichsverfassungskampagne
XIX. Das Ende der deutschen Nationalversammlung
XX. Der Kommunistenprozeß zu Köln
Die erste Frage, die sich jedem Leser vorliegender Schrift aufdrängen dürfte, ist wohl die, wie es möglich war, daß eine derartige Arbeit der Oeffentlichkeit – abgesehen von den Lesern einer amerikanischen Zeitung – fast ein halbes Jahrhundert lang vorenthalten bleiben konnte. Die Beiden, die uns eine authentische Antwort auf diese Frage hätten ertheilen können, sind für immer verstummt. Aber ich glaube, wir haben nicht weit zu suchen, um eine ausreichende Erklärung für diese anscheinende Vernachlässigung einer wichtigen Schrift zu finden. Wenn je ein Mensch von Autoreneitelkeit frei blieb, so war es Marx, der, ebenso wie Engels, einige der wichtigsten seiner Arbeiten nicht unter seinem Namen herausgab, sondern unter dem der Organisation, in der und für die er wirkte, und der manche höchst bedeutende Ausführungen in den Schriften eines Anderen, unter dem Namen eines Anderen veröffentlichte – wir erinnern nur an die Schriften von Eccarius, an denen Marx einen großen Antheil hatte, oder an das Referat über den Normalarbeitstag, das A. Weiler auf dem Trades Unionkongreß 1878 zu Bristol erstattete. Und Marx ging ganz in den Kämpfen der Gegenwart und Zukunft auf; ihm lag das am Herzen, was er noch zu sagen hatte, nicht, was er bereits gesagt; bis zu seinem letzten Momente war die Fülle der Ideen, die in seinem Kopfe nach Verarbeitung und Mittheilung drängten, so groß, daß es Marx gar nicht in den Sinn kommen konnte, der Wiederausgrabung seiner früheren Schriften besondere Zeit und Aufmerksamkeit zu widmen.
Als ich Marx 1881 einmal fragte, ob er nicht an eine Gesammtausgabe seiner Werke denke, lächelte er und meinte, vorerst müßten seine sämmtlichen Werke auch alle geschrieben sein.
Niemand hätte damals geahnt, wo Marx noch in voller Kraft dastand, daß thatsächlich seine sämmtlichen Werke im Wesentlichen bereits geschrieben seien und daß der Tod binnen Kurzem seinen großen Schlußpunkt dazu machen werde.
Nun trat neben der Frage der Herausgabe des noch ungedruckten literarischen Nachlasses von Marx auch die der Herausgabe seiner früher erschienenen Schriften in den Vordergrund. Sie wurde um so wichtiger, als gerade um die Zeit von Marx' Tod die neue Internationale zu erstehen begann, das heißt, der Uebertritt der vorgeschrittenen Arbeiterbewegungen aller Länder auf den gleichen theoretischen Boden, den des wissenschaftlichen Sozialismus. Nicht nur in proletarisch-sozialistischen Kreisen, sondern auch in denen der bürgerlichen Sozialpolitiker der verschiedensten Richtungen wuchs das Verlangen, die Ideen des wissenschaftlichen Sozialismus zu erforschen und dazu an die Quelle selbst, die Schriften von Marx und Engels heranzutreten. Die Neuherausgabe der früheren Arbeiten der Beiden war jetzt mehr als ein Akt der Pietät oder rein wissenschaftlichen Interesses; sie war eine politische Nothwendigkeit.
Trotzdem war es auch Engels, dem literarischen Testamentsexekutor von Marx, nicht vergönnt, diese Aufgabe vollständig zu lösen. Lebte doch auch er mehr in der Gegenwart und Zukunft als der Vergangenheit, und wurde doch die Zeit, die ihm das literarische Eingreifen in die praktischen Kämpfe ließ, fast ganz von der Herausgabe des zweiten und dritten Bandes des »Kapital« in Anspruch genommen. So ist denn den Epigonen der Beiden noch eine große Aufgabe hinterblieben und eine schwere Aufgabe. Indeß, Arbeitstheilung und Kooperation vervielfältigen die Kräfte der zur Lösung dieser Aufgabe Berufenen, es fehlt weder an Begeisterung noch an aufrichtigem Streben nach Gewissenhaftigkeit, und so darf man wohl erwarten, daß die noch wenig oder gar nicht bekannten Werke unserer beiden großen Meister in einer Form vor das Publikum gelangen, die allen berechtigten Ansprüchen genügt, und daß jede unnöthige Verzögerung der Publikationen vermieden wird.
Den Inhalt des vorliegenden Bändchens bildet eine Reihe von Artikeln, die Marx 1851 und 1852 für die New Yorker »Daily Tribune« geschrieben hat. Sie stehen – bis auf den Schlußartikel – in einem inneren Zusammenhang und tragen fortlaufend denselben Titel, den dieses Bändchen trägt. Die Kapitelüberschriften vorliegender Ausgabe rühren vom Uebersetzer her. Eleanor Marx-Aveling, nächst Engels die Vollstreckerin des Marxschen Testaments, hat die Artikelserie in ihrer Originalsprache herausgegeben, und nach dieser Ausgabe ist vorliegende Uebersetzung gemacht.
Die politische Situation der Zeit, in der Marx seine Mitarbeiterschaft an der »Tribune« begann, ist bekannt. Engels hat sie in seiner Einleitung zu den Marxschen »Enthüllungen über den Kommunistenprozeß in Köln« geschildert. Die Revolution von 1848 war endgiltig niedergeschlagen und jede Aussicht auf ihr sofortiges Wiederaufflammen vorbei. Indeß die Emigranten, die sich aus aller Herren Ländern in England zusammenfanden, wollten daran nicht glauben. Der Wunsch ist der Vater des Gedankens, und hier lag mehr als ein Wunsch vor; für die große Masse der Emigranten war der sofortige Wiederbeginn der Revolution nicht bloß eine politische Nothwendigkeit, sondern eine persönliche Existenzfrage. Bedenkt man noch, daß sie Ideologen waren, von der Ansicht ausgingen, der Wille und die Ideen der Menschen machten die Geschichte, und daß Emigranten nicht die Möglichkeit haben, die Verhältnisse im Vaterland nach eigener Anschauung zu beurtheilen; daß sie auf Erinnerungen, Zeitungsnachrichten und Briefe beschränkt bleiben, die stets lückenhaft genug sind, um der Phantasie zu gestatten, das Bild der Wirklichkeit je nach der Stimmung des Emigranten bald zu pessimistisch, bald zu optimistisch zu gestalten, – erwägt man das alles, dann darf es nicht Wunder nehmen, daß die Mehrheit der Emigranten in den ersten Jahren der Emigration aufs Zäheste an dem Gedanken festhielten, sie hätten den sofortigen Wiederausbruch der Revolution vorzubereiten, was freilich in Ermanglung jeder Möglichkeit einer praktischen Thätigkeit zu nichts Anderem führte, als daß sie ins Endlose untereinander konspirirten, intriguirten, debattirten und randalirten.
Eine Ausnahme machten Marx und Engels mit ihren politischen Freunden. Sie wußten, daß die Geschichte in letzter Linie nicht durch die Absichten der einzelnen Menschen bestimmt wird, sondern durch die ökonomischen Verhältnisse. Von diesem Standpunkt aus machten sie sich einestheils an die Erforschung der Ursachen des Mißlingens der jüngsten revolutionären Erhebung und anderntheils an die Untersuchung der bestehenden ökonomischen Verhältnisse, um daran die Aussichten der nächsten Revolution zu bemessen. Und sie kamen zu dem Schlusse, daß die Revolution vorläufig geschlossen und keine Aussicht auf ihr Wiederaufleben in nächster Zeit vorhanden sei.
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