Einige Begriffe aber, werden uns über das ganze Buch begleiten. Sie haben fundamentale Bedeutung für unsere Arbeit und sollen darum in diesem Ka-pitel zunächst etwas genauer betrachtet werden. Dabei müssen wir uns mit manchen Bereichen auch durchaus kritisch auseinandersetzen.
Public Relations und Öffentlichkeitsarbeit
In diesem Buch werden immer wieder die Begriffe »Öffentlichkeitsarbeit« und »Public Relations« (PR) auftauchen. Zunächst soll also geklärt werden, worum es sich bei diesen Wörtern handelt. Was ist Öffentlichkeitsarbeit und wie unterscheidet sich der Begriff Public Relations davon?
Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Das liegt zu einem großen Teil daran, dass es eine nahezu unüberschaubare Anzahl an wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema gibt, und so vielfältig wie diese Publikation, sind auch die jeweiligen Definitionen des Begriffs.
Eine einfache Definition bot der deutsche PR-Fachmann Carl Hundhausen
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Von Public Relations und Propaganda
in seinem Artikel in der Zeitschrift „Die deutsche Werbung“ aus dem Jahre 1937:
»Public Relations ist die Kunst, durch das gesprochene oder gedruckte Wort, durch Handlungen oder durch sichtbare Symbole für die eigene Firma, deren Produkt oder Dienstleistung eine günstige öffentliche Meinung zu schaffen.«1
Auch wenn Hundhausens Definition sicherlich nicht die Wissenschaftlichste ist, so kommt sie unserem Verständnis von PR im Rahmen der Arbeit für unser Bad recht nahe.
Der erste wichtige Begriff in der obigen Definition ist »Kunst«. PR ist eine Kunst, also etwas, das eine gewisse Begabung und Fähigkeit erfordert und nicht von jedem x-beliebigen Mitarbeiter geleistet werden kann.
PR geschieht durch Dinge, die wir sagen oder schreiben aber auch durch das, was wir tun und öffentlich machen. Wir werden später im Kapitel über Corporate Identity noch etwas genauer darauf eingehen, wie das, was wir sagen, schreiben und tun, Einfluss auf den Erfolg unserer Verkaufsbemü-hungen nehmen kann.
Hundhausens Definition merkt man natürlich an, dass sie rund 75 Jahre alt ist. Sie übersieht neben dem gesprochenen und gedruckten Wort, auch an-dere Formen der PR durch TV und Internet und die damit zusammenhän-genden Möglichkeiten.
Ziel der PR ist es, für unser Produkt oder unsere Dienstleistung eine güns-tige öffentliche Meinung zu schaffen, also bei den Kunden den Eindruck zu erwecken, dass unser Angebot gut und empfehlenswert ist. Wie uns dies gelingen kann, werden wir im weiteren Verlauf des Buches noch erarbeiten.
Der Begriff Public Relations stammt übrigens aus den Vereinigten Staaten und tauchte dort zuerst 1882 an der Yale Universität auf. Die wörtliche Über-setzung ist »Beziehung zur Öffentlichkeit« oder auch »öffentliche Bezie-
1 http://de.wikipedia.org/wiki/Public_Relations (16.1.2014)
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Public Relations für Bäderbetriebe
hung«. Im Allgemeinen wird die deutsche Bezeichnung Öffentlichkeitsarbeit, die erstmals 1917 auftaucht, als Synonym zu PR benutzt. Dies werden wir auch in diesem Buch so halten.
Ist PR Propaganda?
Dabei haftet dem Begriff PR, mehr noch als der deutschen Übersetzung, inzwischen vielfach ein negatives Image an. Dies liegt vor allem dran, dass PR-Agenturen uns manchmal eine Wahrheit verkaufen wollen, die es so gar nicht gibt. Die Aufgabe einer solchen Agentur ist es, den Auftraggeber gut dastehen zu lassen, gerne auch mal mit Hilfe geschickte PR-Tricks bis hin zur, nun, nennen wir es mal »Dehnung« der Wahrheit.
Auch wenn der US-Spielfilm »Wag the Dog«, in dem Dustin Hoffmann einen Hollywood-Regisseur verkör-pert, der einen imaginären Krieg in Osteuropa in Szene setzt, um von einer Affäre des Präsidenten abzu-lenken, erfunden ist, die Realität ist manchmal nicht weit von der Fiktion entfernt.
Manipuliert uns also die PR-Arbeit der Unternehmen und der Regie-rung? Ist PR vielleicht nichts ande-res als Propaganda, ein Begriff, der uns vor allem aus Sendungen und Berichten über die NS-Zeit bekannt ist?
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US-Panzer PR in Kuweit
Als amerikanische Panzer im Fe-bruar 1991 nach dem ersten Irak-krieg in Kuweit-City einmarschier-ten, winkte ihnen die »befreite« Bevölkerung nicht nur zu, die Menschen schwenkten sogar bri-tische und amerikanische Fähn-chen. Wie mögen sie in einem vom Krieg verwüsteten Land an US-Fähnchen gekommen sein? Der Chef einer PR-Agentur aus Washington hatte die Fähnchen dort vor dem Einmarsch der Sol-daten verteilen lassen, wie in der Ausgabe 31/2006 von »Der Spie-gel«2 nachzulesen ist. Eine wirk-lich gute PR ist also eine, die gar nicht als PR erkannt wird. Denn hätten Sie sich Gedanken darüber gemacht, woher die Fähnchen ka-men, die wir damals in den Nach-richten sehen konnten.
2 Der Spiegel 31/2006 Seite 73
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Von Public Relations und Propaganda
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In Wikipedia können wir nachlesen:
»Propaganda bezeichnet einen absichtlichen und systematischen Versuch, Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten erwünschten Reaktion zu steuern.«
Letztlich ist es genau dies, was die PR auch versucht. Doch wird sich natür-lich heute ein Mitarbeiter eines Unternehmens oder eines Verbandes nicht »Berater für Propaganda« nennen, vielmehr ist es der »PR-Berater«.
Edward Bernays, der Vater der Propaganda
Der Begriff Propaganda stammt vom »Vater der Public Relations«, Edward Bernays (1891-1995). Der Neffe Sigmund Freuds verfasste zahlreiche Bü-cher zu diesem Thema, eines darunter auch mit dem Titel »Propaganda«. Dem Soziologen Stuart Ewen gegenüber, der Bernays Anfang der 90er für sein Buch interviewte, soll er gesagt haben: »Goebbels hatte alle meine Bücher.« Bernays hatte diesen Umstand von einem Journalisten der He-arst Zeitung erfahren, der Goebbels besucht hatte und dabei auch dessen Bibliothek anschauen konnte. Bernays selbst war übrigens Jude.
Auf Bernays geht aber auch der Aufbau einer PR-Kampagne zurück. Seine acht Punkte sind noch heute Grundlage vieler PR-Kampagnen und wir fin-den Punkte daraus auch im Marketing-Kreislauf wieder.
Aufbau einer PR-Kampagne (nach Edward Bernays)
Definiere deine Ziele
Führe Forschungen durch
Verändere deine Ziele auf Basis deiner Forschungen
Lege eine Strategie fest
Erstelle Themengebiete, Symbole und Anreize
Rufe eine Organisation ins Leben, um deine Strategie auszuführen
Entscheide über den Zeitplan und die Taktiken
Führe deine Pläne aus
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Public Relations für Bäderbetriebe
Wir werden im weiteren Verlauf noch Beispielen kennen lernen, wie PR-Kam-pagnen unsere Sichtweise auf manche Dinge beeinflusst haben, werden aber auch sehen, dass nicht jede Kampagne den gewünschten Erfolg erzielt.
Werbung
Nach Gablers Wirtschaftslexikon wird der Begriff Werbung wie folgt definiert:
»Werbung ist die Beeinflussung...von verhaltensrelevanten Einstellungen mittels spezifischer Kommunikationsmittel, die über Kommunikationsme-dien verbreitet werden. Werbung zählt zu den Instrumenten der Kommuni-kationspolitik im Marketing-Mix. Durch die kostenintensive Belegung von Werbeträgermedien ist es das auffälligste und bedeutendste Instrument der Marketingkommunikation.« 3
Letztlich geht als also darum, andere Menschen, durch die uns zur Verfü-gung stehenden Medien, so zu beeinflussen, dass sie sich so verhalten (un-ser Bad z.B. häufiger besuchen) und das tun (10er Karte kaufen), was wir wollen. Werbung ist damit ein Teil des Marketings (siehe Kapitel Marketing).
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