1 ...8 9 10 12 13 14 ...20 Nicht jeder macht sich einen Redaktionsplan, nach dem dann, verteilt über das Jahr, genau zum optimalen Zeitpunkt entsprechende Beträge an die Presse übermittelt werden. Genau so ein Redaktionsplan über das Jahr soll-te aber vorhanden sein, allein schon, um den richtigen Zeitpunkt für eine Pressemeldung nicht zu verpassen.
Mit unserer Erfahrung als Fachkraft können wir also eine solche Pressemit-teilung aufwerten und interessanter gestalten oder sogar Hinweise zu mögli-chen Themen und dem optimalen Zeitpunkt geben.
Allerdings wird mir auch vereinzelt von Pressesprechern berichtet, die offen-bar aus einem anderen Bereich der Kommune in die Pressestelle versetzt wurden und mit Öffentlichkeitsarbeit so viel zu tun haben, wie der Rettungs-schwimmer mit der täglichen Kassenabrechnung.
Hier sind die Mitarbeiter des Bäderbetriebes besonders gefordert, denn sie wissen als Angestellte ihres Bades am besten, was sie ihren Kunden berich-ten wollen und können die Zusammenhänge theoretisch fehlerfrei darstellen. Das wissen natürlich auch die Journalisten und so wird es gelegentlich vor-kommen, dass sich der Journalist zunächst an uns als Fachkraft wendet, wir ihn dann an unseren Pressesprecher verweisen und der schließlich wieder mit uns Kontakt aufnimmt, um sicher zu sein, dass er auf die Anfrage des Journalisten die richtige Antwort gibt. Ähnlich kompliziert wie dieser Satz ist dann auch das Vorgehen des Unternehmens bei einer Presseanfrage. Nicht selten wird es vorkommen, dass der Pressesprecher der Stadt kleinere An-
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Der Beruf des Fachangestellten wird abgeschafft
fragen direkt durch die Mitarbeiter des Bades beantworten lässt. Und plötz-lich ist man als Fachangestellter oder Meister dann doch gezwungen, einem Vertreter der Presse gegenüber ein Statement zu geben. Aus diesem Grund macht es Sinn, in den Grundlagen des Umgangs mit Medien bewandert zu sein. Nur wer weiß, wie Journalismus in Deutschland funktioniert, weiß auch, wie er sich und sein Unternehmen am besten präsentieren kann.
Für uns als Vertreter eines Hallenbades reicht es manchmal nicht aus, zu wissen, worüber wir berichten möchten, sondern wir müssen diese Informa-tion auch pressegerecht aufarbeiten. Dabei sollten die Beiträge von unserer Seite aus so beschaffen sein, dass der Journalist sie seinen Lesern oder Zu-hörern möglichst unverändert präsentieren kann, so dass diese dann auch genau die Information bekommen die wir vermitteln wollten.
Was ist wichtig, was eher zweitrangig? In dieser Frage unterscheiden sich unsere Ansichten zum Teil erheblich von denen des Journalisten. Wir wollen darüber berichten, dass wir die Wassertemperatur in unserem Bad um ein Grad angehoben haben, um auch den Senioren das Baden wieder angeneh-mer zu gestalten. Der Journalist hingegen stellt die Tatsache, dass dafür die Preise um 1,- Euro angehoben wurden, in den Vordergrund. Statt „Wärme-res Wasser im Westbad“ titelt die Zeitung dann „Westbad zieht Preisschrau-be erneut an.“
Dieses Buch ist kein all umfassendes Werk über Journalismus, Public Re-lations, Marketing und die Medienlandschaft in Deutschland. Die einzelnen Kapitel reißen die Themen nur an. Allein über den Bereich des Marketings gibt es Hunderte Bücher, von denen man mindestens eine Hand voll auch zur Lektüre empfehlen kann. Letztlich geht diese Literatur aber tiefer in die Materie, als es für uns als Fachangestellte und Meister nötig ist.
Ich will mit diesem Buch all das vermitteln, was ein Fachangestellter oder ein Geprüfter Meister für Bäderbetriebe benötigt, um im Zweifelsfall die Arbeit eines Pressesprechers in einem begrenzten Rahmen ausüben zu können. Wer weiß, wie das Geschäft mit den Journalisten läuft, wird weniger ins Fett-näpfchen treten.
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Public Relations für Bäderbetriebe
Nicht in allen Fällen wird es möglich sein, Missverständnisse zwischen der Presse und uns zu vermeiden und mancher Journalist fragt auch gar nicht, bevor er etwas veröffentlicht. In vielen Fällen wird es möglicherweise sogar nur um Schadensbegrenzung gehen. Zum Beispiel dann, wenn etwas Ne-gatives im Bad geschehen ist und wir unseren Besuchern nun klarmachen müssen, dass es sich dennoch lohnt, dieses Bad weiterhin zu besuchen. In solchen Fällen sollte man selbstverständlich auf das Fachpersonal aus der Presseabteilung zurückgreifen, denn die Mitarbeiter dort wissen am besten, wie sie eine Katastrophe unter Umständen in einen Erfolg verwandeln kön-nen.
Dass dies nicht immer funktioniert, zeigt das Beispiel des Ölkonzerns BP und seiner Ölbohrplattform Deepwater Horizon. Wir werden darauf später noch genauer einge-hen.
Nun kann man natürlich sagen, dass eine Ölfirma kein Bäderbe-trieb ist und zwischen einem klei-nen Hallenbad und einem Unter-nehmen wie BP, mit 375,580 Mrd. US Dollar Umsatz (2012), ein Un-terschied besteht.
Doch was passiert z.B., wenn je-mand im Bad zu Schaden kommt? Was darf eine Fachkraft dann ge-genüber der Presse sagen, was nicht? Was ist, wenn Badegäste Fragen stellen und was, wenn wir dann unsere privat gemachten Be-merkungen im Blog des Badegas-
Beispiele für Krisen-PR
Die Liste der Konzerne, die sich plötzlich mit negativer Presse kon-frontiert sahen, ist lang. Der Ölkon-zern Shell geriet 1995 in die Kritik, als es die Erdölplattform „Brent Spar“ im Atlantik versenken wollte. Kritiker befürchteten schwere Um-weltschäden. Zahlreiche Organisa-tionen riefen 1995 sogar zu einem Boykott gegen Shell auf.
Das Medikament Contergan erlang-te Anfang der 60er Jahre traurige Berühmtheit, da es verantwortlich für zahlreiche Fehlbildungen bei Ungeborenen war. Der Pharma-konzern Grünenthal leidet bis heute unter dem dadurch entstandenen negativen Image und muss sich in Pressemeldungen mit diesem The-ma auseinandersetzen. Dies sind nur einige Beispiele, die den jewei-ligen Pressesprechern alles abver-langt haben.
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Der Beruf des Fachangestellten wird abgeschafft
tes wiederfinden, von wo aus sie ihren Weg in die Zeitung nehmen?
Wir haben mit der Presse zu tun, egal ob wir es möchten oder nicht. Schon das »Nichtssagen« kann eine Aussage sein, die verwertbar ist. Auf den kom-menden Seiten will ich Ihnen Handreichung geben, wie man im Haifischbe-cken der Presse überleben und es dabei vielleicht sogar so anstellen kann, dass die Haie für unser Unternehmen durch einen Ring springen.
Merksätze:
Auch, wer nur am Beckenrand stehen will, muss damit rechnen, vom Journalisten angesprochen zu werden.
Wir als Fachpersonal können oft genauere Informationen geben, als unser Pressesprecher.
In Krisenzeiten kann schon das »Nichtssagen« eine Aussage sein.
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Public Relations für Bäderbetriebe
Von Public Relations und Propaganda
In diesem Kapitel:
Was bedeuten die Begriffe Public Relations und Öffentlichkeitsar-beit? Gibt es Unterschiede?
Was bedeutet der Begriff Propaganda?
Was ist Werbung und wie unterscheidet sie sich von PR?
Wie wirken Werbung und PR jeweils auf unsere Kunden?
Es wird sich nicht vermeiden lassen, im Rahmen dieses Buches gewisse Fachbegriffe aus der Welt der Öffentlichkeitsarbeit, des Marketings und des Internets zu benutzen. Diese Wörter werden in der Regel an der entspre-chenden Stelle erklärt. Wir werden erfahren, was das für Auszeichnungen sind, von denen da im Bereich der Typografie die Rede ist. Wir lesen etwas über PEST und PK, und werden herausfinden, was Orang-Utans mit ROI zu tun haben.
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