Unterstützt haben mich beim Verfassen des Manuskripts daneben vielfältige weitere Personen. So bezieht sich Kap. 4.2 auf gemeinsame Forschung mit Michael Brüggemann, Katharina Kleinen-von Königslöw, Swantje Lingenberg, Johanna Möller und Anke Offerhaus in dem Teilprojekt »Die Transnationalisierung von Öffentlichkeit am Beispiel der EU« des Sonderforschungsbereichs 597 »Staatlichkeit im Wandel« an der Universität Bremen, denen ich für die hier zusammenfassend präsentierte gemeinsame Forschung danken möchte. Darüber hinaus hat der Sonderforschungsbereich insgesamt die wissenschaftliche Arbeit, die in diesem Buch reflektiert wird, finanziell unterstützt. Danken möchte ich auch der Zeitschrift »Medien & Kommunikationswissenschaft« für die Möglichkeit, Kap. 2 des vorliegenden Buchs auf meinem dort in dem Sonderheft »Grenzüberschreitende Medienkommunikation« erschienenen Aufsatz »Transkulturelle Kommunikation als Ansatz der Erforschung grenzüberschreitender und grenzziehender Medienkommunikation« basieren zu können. Bei Literaturrecherchen halfen mir als studentische Hilfskräfte Annika Mahr, Judith Niesel, Philip Hurzlmeier und Ann-Christin Westphal. Die Erstellung vieler Grafiken wäre ohne die Hilfe von Cindy Roitsch nicht möglich gewesen, die von Cornelia Gutsche, Philip Hurzlmeier, Simone Michel und Franziska Römer unterstützt wurde. Vor Ort in London half mir Sebastian Kubitschko mit der mir fremden Bibliothek und vielen weiteren Dingen. Für die sorgfältige Durchsicht des Manuskripts danke ich Annalena Oeffner Ferreira, für dessen Korrekturen Heide Pawlik, für das Lektorat Claudia Hangen bzw. Rüdiger Steiner von der UVK Verlagsgesellschaft.
Widmen möchte ich dieses Buch meiner Großmutter Eugenie Hepp, die im Alter von 100 Jahren gestorben ist, während ich das Manuskript der »Transkulturellen Kommunikation« korrigierte. Ihre Verwurzelung sowohl in der Migration ihrer Familie als auch im Lokalen war immer präsent, wenn ich über transkulturelle Kommunikation schrieb.
Bremen, im Februar 2014 |
Andreas Hepp |
Unter www.utb.deist beim Aufrufen des Titels ein nach Kapiteln geordnetes und kommentiertes Verzeichnis mit weiterführender Literatur einsehbar.
Fast schon euphorisch hat Marshall T. Poe in seiner breit angelegten Geschichte der Kommunikation die Gegenwart als eine Zeit der medienvermittelten Transkulturalität beschrieben. Während die Zeit des Buchdrucks und der audiovisuellen Medien die Zeit der Toleranz und des Multikulturalismus gewesen seien, bewegen wir uns nun – so sein Argument – hin in eine Zeit, in der Identitäten »jenseits von Kultur« (Poe 2011: 240) lägen. Identitäten sind für ihn zukünftig weniger in historischen (National-)Kulturen verwurzelt, sondern eher eine Mischung verschiedener historischer und auch (neu) erfundener Kulturen. Ein Beispiel dafür sind für ihn die – wie er es nennt – transnationalen Identitäten verschiedener Subkulturen. Während diese zuerst einmal jenseits des Internets gelebt werden, ermöglicht Letzteres doch einen vergleichsweise einfachen Zugang zu ihnen. Der aktuelle Medienwandel befördert damit einen alltagsweltlichen Transkulturalismus. Als Beleg führt Marshall T. Poe den von dem togolesischen Botschaftersohn und Kreativunternehmer Claude Grunitzky herausgegebenen Band »Transculturalism« an. In Letzterem wird Transkulturalismus als eine Form des Lebens beschrieben, bei der »einige Menschen Wege finden, ihre ursprüngliche Kultur zu überschreiten, um fremde Kulturen zu entdecken, zu studieren und zu infiltrieren« (Grunitzky 2004: 25). Mit dem aktuellen Medienwandel verbunden wird also eine ganz neue Welt des Lebens und Erlebens von Kultur, für die der Begriff des Transkulturalismus steht.
Wenn wir aufmerksam die Medien verfolgen, scheint es daneben andere Seiten von Transkulturalität zu geben. Die Rede ist dann von transkulturellen Konflikten, die es in Organisationen zu managen gilt, oder aber von dem transkulturellen Konflikt zwischen dem »Westen« und dem »Rest« der Welt (Hall 1994a: 137–179). Nicht nur wissen wir von solchen transkulturellen Konflikten durch die verschiedenen Medien: neben dem World Wide Web können dabei ebenso traditionelle Massenmedien wie beispielsweise das Fernsehen oder die Zeitung genannt werden. Medien können selbst treibende Kräfte in solchen transkulturellen Konflikten werden. Exemplarisch wurde dies 2006 in dem sogenannten Karikaturenstreit deutlich (Eide et al. 2008): Europäische Karikaturen über den Propheten Mohammed lösten Proteste in der arabischen Welt aus, was in Europa zu einem öffentlichen Diskurs über den Islam und religiöse Werte führte. Produziert wurden die Karikaturen für die dänische Tageszeitung JYLLANDS-POSTEN, durchaus mit dem Ziel, Kontroversen auszulösen. Sie stehen somit für den Blick eines bestimmten Mediums auf »fremde Kulturen«. Erfahren von diesen Karikaturen haben die Menschen in der arabischen Welt wiederum durch die Medien – durch ein kritisches Dossier, das unter islamischen Geistlichen kursierte, Internetseiten und durch Berichte von AL JAZEERA –, was unterschiedliche Proteste auslöste. Über diese Proteste wurde dann in europäischen (Massen-)Medien mit zum Teil sehr distanzierenden Kommentaren berichtet. Die durch die Globalisierung der [10]Medien mögliche transkulturelle Kommunikation führt, wie dieses Beispiel zeigt, ebenfalls zu Konflikten zwischen Kulturen (und Religionen) und bringt diese nicht zwangsläufig zusammen.
Solche wenigen Beispiele machen deutlich, wie komplex und vielfältig das Phänomen der transkulturellen Kommunikation ist. Sie zeigen, wie notwendig ein differenziertes Wissen über die Möglichkeiten und Grenzen transkultureller Medienkommunikationsprozesse ist, wenn man die sich globalisierende Medienkommunikation angemessen einschätzen und beurteilen möchte. Transkulturelle Kommunikation betrifft uns alle, wenn wir im Fernsehen, Kino und in der Presse mit Medienprodukten konfrontiert sind, die über die Grenzen verschiedener Kulturen hinweg »reisen«. Sie betrifft uns, wenn wir über das Internet mit Menschen anderer Kultur in Kontakt stehen. Auf welche Weise und von welchen Unternehmen werden diese transkulturell verfügbaren Medienprodukte hergestellt? Wie verhält sich die Medienpolitik zu den Aktivitäten global agierender Medienkonzerne? Durch was zeichnen sich transkulturelle Medienprodukte aus? Wie werden sie rezipiert und angeeignet? In welcher Beziehung steht all dies zu unserer kulturübergreifenden Kommunikation im Social Web? Und welche Theorien und Ansätze sind es, die uns in diesem Feld bei einer kritischen Betrachtung weiterhelfen? Diese Fragen sind es, auf die ich mit dem vorliegenden Buch zumindest ansatzweise eine Antwort geben möchte. Bevor ich in dieser Einleitung allerdings einen kurzen Überblick über das Buch insgesamt gebe, möchte ich einige Anmerkungen zu dem Begriff der transkulturellen Kommunikation machen.
Wie wir auf den folgenden Seiten noch sehen werden, ist der Begriff der transkulturellen Kommunikation eingebunden in eine weitergehende wissenschaftliche Diskussion um Globalisierung und Mediatisierung. Deswegen ist es sicherlich nicht möglich, ihn erschöpfend in zwei oder drei Sätzen zu definieren. Einleitend kann es also nur um eine erste Orientierung gehen. Bereits die eingangs genannten Beispiele haben deutlich gemacht, dass in diesem Buch medienvermittelte Formen transkultureller Kommunikation Gegenstand der Betrachtung sind, also nicht die direkte Faceto-Face-Kommunikation von Menschen untereinander. Dies hängt damit zusammen, dass transkulturelle Kommunikation insbesondere über Medien erfolgt. Im Gegensatz zu interkultureller und internationaler Kommunikation – also Kommunikation zwischen Menschen oder Gruppen von Menschen, die verschiedenen Kulturen bzw. Nationalstaaten angehören – hebt der Begriff der transkulturellen Kommunikation auf solche Kommunikationsprozesse ab, die »über verschiedene Kulturen hinweg« geschehen. Exemplarisch kann man an die vielen Beispiele der eigenen Internetpraxis denken, das Lesen von Online-Zeitungen anderer Weltregionen (so man die jeweilige Sprache versteht) oder aber das Laden von Bildern und Musik aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten. Man kann aber auch an einen Hollywood-, Bollywood- oder Nollywood-Film denken, der von Menschen verschiedenster Kulturen rezipiert und angeeignet wird. Dass für solche Zusammenhänge mit transkultureller Kommunikation[11] ein eigener Begriff reserviert wird, hat seinen Sinn darin, dass eine Auseinandersetzung mit diesen Phänomenen einen vielschichtigeren Zugang notwendig macht, als er mit den Begriffen der interkulturellen oder internationalen Kommunikation verbunden ist. Es kann nicht wie bei einer Beschäftigung mit Phänomenen interkultureller oder internationaler Kommunikation (nur) darum gehen, verschiedene nationalkulturelle Kommunikationsmuster miteinander zu vergleichen. Solche Differenzen werden im Forschungsfeld der transkulturellen Kommunikation zwar auch berücksichtigt. Daneben geht es aber ebenso um Muster, die über verschiedene traditionale Kulturen hinweg differenzstiftend sind. Konkret kann man diesbezüglich beispielsweise an bestimmte Darstellungsmuster oder Formate wie »Who wants to be a Millionaire?« denken, die in verschiedenen »nationalen Medienkulturen« zugleich auftreten und über diese hinweg bestimmte Sendungen definieren. Ein Ansatz der transkulturellen Kommunikation will also neben nationalkulturellen Spezifika in kulturübergreifenden Kommunikationsprozessen auch solche Spezifika vergleichend in den Blick bekommen, die verschiedene traditionale Kulturen übergreifen, ohne gleich der These zu verfallen, wir hätten es deshalb mit einer globalen Einheitskultur der Standardisierung oder McDonaldisierung zu tun.
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