Hilmar Sack - Geschichte im politischen Raum

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Geschichte ist nirgends interessanter als da, wo sie politisch relevant wird. Erinnerungskultur ist immer (auch) eine Aufgabe staatlicher Kulturpolitik. Geschichtspolitik wiederum ist Gegenstand der Wissenschaft. Beide Aspekte werden in diesem Lehrbuch beleuchtet, das in akademische Forschungsfragen einführt, kulturpolitische Handlungsfelder benennt und praxis- wie berufsrelevante Hinweise gibt. Thematisiert werden u. a. Feier- und Gedenktage, Gedenkstätten, Museen und Denkmale, außerdem die großen geschichtspolitischen Debatten, die juristische und politische Aufarbeitung der doppelten Diktaturerfahrung sowie die politisch-historische Rede. Ein Gespräch über Geschichtspolitik in den Medien beschließt den Band, der sich vorrangig an Bachelor- und Masterstudenten richtet.

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Doch stimmt das? Führt der menschliche Fortschritt geradewegs vom Irrationalen zum Rationalen, vom Erzählen zum Erklären, von der Weltdeutung zur Erkenntnis, kurz: vom Mythos zum Logos (Nestle 1940)? Man muss nicht nur die bunte Mythenwelt der Populärkultur aufrufen, deren Figuren Bestseller und Blockbuster bevölkern, um daran Zweifel zu hegen. Für Odo MarquardMarquard, Odo (1979, 41) ist die Entmythologisierung ohnehin selbst ein Mythos, „und daß so der Tod des Mythos selber zum Mythos wird, beweist ein wenig des Mythos relative Unsterblichkeit. Es ist zumindest ein Indiz dafür, daß wir ohne Mythen nicht auskommen.“ Wer sich in den politischen Raum begibt, wird unweigerlich mit Mythenerzählungen konfrontiert. Sie nach ihren Mechanismen und Funktionen hinterfragen zu können, ist eine wichtige Methodenkompetenz, die den Historiker auszeichnet – sei es, um sie bloßzustellen oder aber an ihrer Generierung teilzuhaben. Dem Mythos begegnet man heute alltäglich und überall, schnell wird etwas zum Mythos erklärt, um es positiv hervorzuheben, oder im Gegenteil: um es als falsch und überholt zu brandmarken. Doch was ist ein Mythos? Es scheint einfacher, geläufige Mythen zu benennen, als den Mythos terminologisch zu fassen. Als Begriff ist er unpräzise, eher eine „Verhüllungsvokabel“ (Hacke/Münkler 2009a, 15). Alle Definitionsansätze bewegen sich in einem Geflecht komplementärer Begriffe, mit denen er in Verbindung steht bzw. gegenüber denen der Mythos abzugrenzen ist: der Ideologie und Utopie, der Legende, der Fiktion und Lüge – ein großes Thema der Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart (siehe Blumenberg 1979; Bohrer 1983). Im Folgenden soll es um dezidiert politischeMythenMythos, politischer gehen (siehe Dörner 1996; eine Definition ebd. 76f.). Politische Mythen können sich an historische oder sagenhafte Ereignisse und Dinge binden (die NibelungenNibelungensage, die BefreiungskriegeBefreiungskriege etc.), an Orte und Landschaften (den ‚deutschen‘ Rhein, den ‚deutschen‘ Wald) und Zeiten (das ‚deutsche‘ MittelalterMittelalter), aber genauso an Personen (von ArminiusArminius/Hermann der Cherusker über LutherLuther, Martin, Friedrich den GroßenFriedrich II., preuß. König, Königin LuiseKönigin Luise bis zu BismarckBismarck, Otto v. und AdenauerAdenauer, Konrad). Und sie müssen keineswegs ausschließlich auf die Vergangenheit gerichtet sein. Neben gegenwartsfundierende Geschichts- und Gründungsmythen treten in die ZukunftZukunft gerichtete Erzählungen, die die Gegenwart gerade in Frage stellen. Bei ihnen übernimmt die Erwartung die Funktion historischer Erinnerung. Prominentes Beispiel dafür ist der Revolutionsmythos (siehe Speth 2000). Mythen sind Narrative, betont Herfried MünklerMünkler, Herfried (2008): Sie werden immer wieder neu erzählt: literarisch, wissenschaftlich, politisch. Sie finden in Bildern ihre ikonische Verdichtung und werden rituell öffentlich inszeniert. Aber Mythen sind mehr als bloß Erzählungen, „sie stiften politische Bedeutung, […] strukturieren die Vergangenheit und haben Einfluss auf die Gegenwart.“ Als wesentliche Bestandteile des kulturellen GedächtnissesGedächtniskulturelles generieren Mythen Gruppenidentitäten, indem sie Selbstbilder schaffen und Fremdvorstellung formen. Sie konzentrieren Loyalitäten und wirken komplexitätsreduzierend, während sie gleichzeitig als Projektionsfläche für ZukunftserwartungenZukunft fungieren (siehe Berding 1996; Bizeul 2000; Speth 2000). Als Ursprungserzählung dienen sie der Sinnbedürftigkeit des Menschen: So wie es ist, ist es nicht zufällig, es hat vielmehr seinen Sinn. Mythen schaffen damit Vertrauen, sie stiften Zuversicht und haben mobilisierende Kraft – bis hin zur Opferbereitschaft. Während sie Münkler zufolge in ruhigen Phasen bloß die Funktion eines „Erinnerungsreservoirs“ haben, stellen sie in Zeiten großer politischer Herausforderungen „Krisenbewältigungsressourcen“, auf die die Politik nicht verzichten könne. Münkler (2007, 171) betont vor allem das Motivationsvermögen mythischer Narrationen: „Die politische Kraft zu folgenreichen Entscheidungen und Entschlüssen, deren Umsetzung einen langen Atem erfordert, erwächst vor allem aus Erzählungen und Verheißungen und weniger aus einem sorgsamen Delibrieren des Für und Wider.“ Zu einfach sei es deshalb, Mythen nur als Ausdruck von Irrationalität zu begreifen. „Eher handelt es sich dabei um große Erzählungen, die nicht nur das kollektive GedächtnisGedächtniskollektives einer politischen Gemeinschaft speisen, sondern auch ihren Erwartungshorizont abstecken und so für die Orientierung und Perspektive sorgen“ (ebd. 172). Exkurs: Nationalmythen der Deutschen Nationen produzieren Mythen, sie bedürfen geradezu eines Gründungsmythos als gemeinschaftsstiftendes „emotionales Fundament“ (François/Schulze 1998; kritisch dazu Fischer u.a. 2015). „Es macht das Wesen eines Nationalmythos aus, dass es nicht bloß eine Erzählung von fernen geschichtlichen Ereignissen oder ein bedeutender literarischer Text ist, sondern zur Metanarration der politischen Weltwahrnehmung wird. Politische Mythen stellen eine Grammatik für die Versprachlichung des Politischen dar“ (Münkler 2007, 166). Auch die Deutschen verfügen über ein Arsenal an Geschichtsmythen, die vor allem im national gesinnten 19. Jahrhundert geprägt wurden und mit deren – teils fataler – früherer Wirkung der Historiker, der sich heute in den politischen Raum begibt, vertraut sein sollte (siehe Wülfing/Bruns/Parr 1991; Flacke 1998; Münkler 2009): Aus den Untiefen deutscher Mythenerzählungen ragt das Epos von Siegfried und dem Schatz der NibelungenNibelungensage heraus. Dem 19. Jahrhundert bot es reichen Stoff zur Heldenerzählung (siehe Heinzle 2013; Oberste 2008). Die Bedeutung der Nibelungensage als Steinbruch deutscher Mythenerzählung belegen zwei geschichtspolitisch verhängnisvolle Bilder: die Nibelungentreue und der Dolchstoß. Das Leitmotiv der Sage – die unerschütterliche Treue bis in den Untergang – begleitete Anfang des 20. Jahrhunderts zunächst das Bündnis zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn. Reichskanzler Fürst von BülowBülow, Bernhard v. benutzte die Wendung erstmals 1909 in einer Reichstagsrede, später zählte sie zum Arsenal der Propaganda im Ersten WeltkriegErster Weltkrieg, als die Mittelmächte „in Nibelungentreue fest vereint“ dem Bündnis aus Großbritannien, Frankreich und Russland gegenüberstanden. Im NationalsozialismusNationalsozialismus erhielt das Treue-Motiv eine Umwidmung, nun meinte es die bedingungslose Gefolgschaft der Deutschen zu HitlerHitler, Adolf. Nicht minder nachhaltig hatte nach dem Ersten Weltkrieg die Legende vom DolchstoßDolchstoß gewirkt, die an die hinterhältige Ermordung Siegfrieds anknüpfte und statt der Treue den Verrat ins Zentrum rückte: So wie der Held der Sage durch einen Speerstich in den Rücken starb, sei 1918 das unbesiegt im Feld stehende Heer durch das Versagen an der Heimatfront quasi von hinten zur Strecke gebracht worden – eine Entlastungslüge der Militärs, um die Schuld an der Niederlage auf die zivilen Kräfte abzuwälzen. Den Aufbau einer demokratischen Nachkriegsordnung in der Weimarer RepublikWeimarer Republik untergrub die Dolchstoßlegende nachhaltig. Von besonderer Wirkmacht für den deutschen Nationalismus waren die Mythen um den Germanen ArminiusArminius/Hermann der Cherusker (= Hermann der CheruskerArminius/Hermann der Cherusker), der 9 n. Chr. im Teutoburger Wald die Römer unter ihrem Feldherrn Varus besiegt hatte (siehe Dörner 1996), und um Kaiser BarbarossaFriedrich I., Kaiser (Barbarossa) (siehe Berg 1994; Kaul 2007). Als Sehnsuchtsmotiv wurde das national gedeutete mittelalterliche Kaisertum der Nationalbewegung in einem zersplitterten Deutschland zum Sinnbild von Einheit und Größe verklärt. Dieser maßgeblich an Kategorien der Macht orientierte Reichsmythos fand sein eingängiges Bild im schlafenden Kaiser Barbarossa, der im KyffhäuserDenkmalKyffhäuser auf den Moment neuer deutscher Größe wartet (Abb.Читать дальше
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