Supreme Allied Commanders Europe (Quelle: NATO (2000) NATO ACOSHAPE/ACO (o. J.), NATO SHAPE (o. J.-b), eigene Darstellung).
An der Spitze der Militärstruktur stehen die zwei strategischen Hauptquartiere, die eine leitende Funktion gegenüber den anderen Kommandos einnehmen:
Allied Command OperationsSHAPE/ACO (ACOSHAPE/ACO, Mons, Belgien);
Allied Command TransformationAllied Command Transformation (ACT) (ACTAllied Command Transformation (ACT), Norfolk, Virginia, USA).
Das ACOSHAPE/ACO wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Supreme Headquarters Allied Powers Europe , kurz SHAPE, bezeichnet. Dies liegt daran, dass sein kommandierender General, der SACEURSACEUR, gleichzeitig Kommandeur des United States European Command (USEUCOM Stuttgart) ist (NATO ACOSHAPE/ACO o. J.-c). (Er ist double-hatted oder dual-hatted , hat also sprichwörtlich zwei Hüte auf.) Hiermit erklärt sich ebenfalls die Tradition, dass der SACEURSACEUR von den USA gestellt wird.
Der SACEURSACEUR und somit das ACOSHAPE/ACO haben das Oberkommando über alle NATO-Operationen – gleichgültig, ob es sich hierbei um die Territorialverteidigung oder das KrisenmanagementKrisenmanagement handelt.1 Daher muss das ACOSHAPE/ACO strategische Antizipations- und Planungsarbeit leisten, d.h. Krisen in der Welt und Gefahren für die Allianz erkennen, die militärischen Verteidigungs- und Eingriffskapazitäten in Kooperation mit den Mitgliedstaaten sicherstellen, Szenarien planen und ultimativ NATO-Missionen durchführen. Dabei wird es von drei Regionalkommandos unterstützt, die für verschiedene geografische Gebiete verantwortlich sind: Dies sind die drei streitkräfteübergreifenden Joint Force CommandJoint Force Command (JFC)s (JFCJoint Force Command (JFC)) Brunssum (Niederlande) und Neapel (Italien) sowie das sich im Aufbau befindliche JFCJoint Force Command (JFC) Norfolk (Virginia, USA; NATO ACOSHAPE/ACO 2019). Diese Hauptquartiere fungieren als entfernte Kommandoposten für Missionen, sie können aber auch operative Hauptquartiere im Einsatzgebiet bereitstellen. Als Daueraufgabe organisiert und leitet JFCJoint Force Command (JFC) Brunssum die seit 2005 bestehende NATO Response ForceNATO Response Force (NRF) (NRF) und, im Wechsel mit Neapel, die im Zuge der Ukrainekrise eingerichtete neue Very High Readiness Joint Task ForceVery High Readiness Joint Task Force (VJTF) (VJTFVery High Readiness Joint Task Force (VJTF)), die extrem schnell in auftretende Kriseneinsätze geschickt werden kann. Momentan werden auch die Resolute SupportRSM (Afghanistan) Mission (RSM) in AfghanistanAfghanistan(kriege) und die enhanced Forward Presenceenhanced Forward Presence (eFP) (eFPenhanced Forward Presence (eFP)) aus Brunssum geführt, die unter den Mitgliedstaaten rotierend die baltischen Staaten und Polen schützt (NATO JFCJoint Force Command (JFC) Brunssum o. J.). JFCJoint Force Command (JFC) Neapel ist z. B. für die Dialoginitiativen der Allianz verantwortlich und führt die IrakIrakkrieg-Trainingsmission (s. 5.2, NATO JFCJoint Force Command (JFC) Naples o. J.-b).
Deputy Supreme Allied Commander EuropeDSACEUR (DSACEURDSACEUR) |
Nr. |
Name |
Nat. |
Amtszeit |
1. |
Bernard Montgomery |
GB |
1951-1958 |
2. |
Sir Richard Gale |
GB |
1958-1960 |
3. |
Sir Hugh Stockwell |
GB |
1960-1964 |
4. |
Sir Thomas G. Pike |
GB |
1964-1967 |
5 |
Sir Robert Bray |
GB |
1967-1970 |
6. |
Sir Desmond Fitzpatrick |
GB |
1970-1973 |
7. |
Sir John Mogg |
GB |
1973-1976 |
8. |
Sir Harry Tuzo |
GB |
1976-1978 |
zwei DSACEURDSACEURs von Januar 1978 bis Juni 1993 |
9. |
Gerd Schmueckle |
DE |
1978-1980 |
Sir Jack Harman |
GB |
1978-1981 |
10. |
Gunther Luther |
DE |
1980-1982 |
Sir Peter Terry |
GB |
1981-1984 |
11. |
G. Kiessling |
DE |
1982-1984 |
Sir Edward Burgess |
GB |
1884-1987 |
12. |
H.J. Mack |
DE |
1984-1987 |
Sir John Akehurst |
GB |
1987-1990 |
13. |
E. Eimler |
DE |
1987-1990 |
Sir Brian Kenny |
GB |
1990-1993 |
14. |
D. Clauss |
DE |
1990-1993 |
Sir John Waters |
GB |
1993-1994 |
ein DSACEURDSACEUR ab Juli 1993 |
15. |
Sir Jeremy Mackenzie |
GB |
1994-1998 |
16. |
Sir Rupert Smith |
GB |
1998-2001 |
17. |
Sir Ian Garnett |
GB |
2001-2004 |
18. |
Sir John Reith |
GB |
2004-2007 |
19. |
Sir John McColl |
GB |
2077-2011 |
20. |
Sir Richard Shirreff |
GB |
2011-2014 |
21. |
Sir Adrian Bradshaw |
GB |
2014-2017 |
22. |
Sir James Everard |
GB |
2017-2020 |
23. |
Tim Radford |
GB |
seit 2020 |
Tabelle 5:
Deputy Supreme Allied Commanders EuropeDSACEUR (Quelle: NATO (2000), NATO ACOSHAPE/ACO (o. J.-b), persönliche Kommunikation; eigene Darstellung)
Dem ACOSHAPE/ACO sind außerdem drei Hauptquartiere für die Land-, Luft- und Seestreitkräfte der NATO-Staaten unterstellt, die Aufgaben der Führung, Planung und Beratung übernehmen:
HQ MARCOM (Northwood, Großbritannien): Führung Marineeinheiten;
HQ AIRCOM (Ramstein, Deutschland): RaketenabwehrRaketenabwehr sowie Luftraumüberwachung für Albanien, Estland, IslandIsland, Lettland, Litauen, LuxemburgLuxemburg und Slowenien (NATO AIRCOM o. J.);
HQ LANDCOM (Izmir, Türkei): Führung Landstreitkräfte.
Im Zuge des wiedererstarkten Fokus auf die Bündnisverteidigung wurde im Oktober 2019 zudem das Joint Support and Enabling Command (JSEC) in Ulm eingerichtet, das ab 2021 im BündnisfallBündnisfall die Planung, Durchführung und Sicherung militärischer Bewegungen in Europa übernehmen soll (BMVG 2019; NATO JSEC 2019). Zusätzlich zu diesen Kommandos gibt es eine NATO Communication Information Services Group (NCISInternational Staff (IS, NATO)G), die übergreifende Aufgaben in der Kommunikationstechnik wahrnimmt (NATO 2018d). Wegen des Fehlens einer eigenen NATO-Armee ist ACOSHAPE/ACO natürlich nach wie vor auf die Mitarbeit der Mitgliedstaaten angewiesen, die beim Beschluss eines Einsatzes der Allianz Truppen zur Verfügung stellen müssen, die dann mit der oben beschriebenen KommandostrukturMilitärstruktur geführt werden.
Das zweite strategische Kommando der NATO, das deutlich kleinere Allied Command TransformationAllied Command Transformation (ACT) (ACTAllied Command Transformation (ACT), ca. 1.250 Mitarbeiter*innen, Giegerich 2012a, 29), hat im Gegensatz zum ACOSHAPE/ACO keine operativen Aufgaben, sondern soll den permanenten TransformationTransformationsprozess der Allianz begleiten und Impulse zur Weiterentwicklung in einem sich ständig verändernden internationalen Umfeld geben. Daher beschäftigt sich ACTAllied Command Transformation (ACT) mit Fortbildung, lessons learned-Prozessen aus allen Allianzaktivitäten, Gefahrenantizipation und der damit verbundenen Kapazitäts- und Doktrinentwicklung (NATO 2018a). Wegen des Aufgabenschwerpunktes in der Streitkräfteentwicklung spielen in ihm auch die Entwicklung neuer Technologien und die dafür notwendigen Forschungsschritte (Forschung und Entwicklung, FuE) eine Rolle, genauso wie das Sichern und Vorantreiben von InteroperabilitätInteroperabilität zwischen den alliierten Streitkräften (Terriff 2013, 97ff.). Bei Übungen der Allianz nimmt ACTAllied Command Transformation (ACT) eine Beobachterrolle ein (NATO 2018a; NATO ACTAllied Command Transformation (ACT) o. J.-b).
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