Birgit Fiolka
Hatschepsut. Die schwarze Löwin
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Inhaltsverzeichnis
Titel Birgit Fiolka Hatschepsut. Die schwarze Löwin Dieses ebook wurde erstellt bei
Personenregister Personenregister Thutmosis I. (Aakheperkare) Hatschepsuts Vater
Der Nachtfahrt 1 Stunde ist jene, welche die Feinde des Re zerschmettert
Der Nachtfahrt 2 Stunde ist jene, welche klug ihren Herrn beschützt
Der Nachtfahrt 3 Stunde ist jene, welche die Bas zerschneidet
Die 4 Stunde der Nachtfahrt ist jene, die groß ist in ihrer Macht
Die 5 Nachtfahrt ist jene Geleitende, welche in ihrer Barke ist
Die 6 Stunde der Nachtfahrt ist jene, deren Ankunft den rechten Weg aufzeigt
Der Nachtfahrt 7 Stunde ist jene, die den Hiu abwehrt
Die 8 Stunde der Nachtfahrt ist jene der Herrin der tiefen Nacht
Die 9 Stunde der Nachtfahrt ist jene der Anbetenden, die ihren Herrn schützt
Die Nachtfahrt der 10 Stunde ist jene Wütende, welche die Hinterhältigen schlachtet
Der Nachtfahrt 11 Stunde ist jene sternige Herrin der Barke, welche den Widersacher abwehrt bei seinem Hervorkommen
Der Nachtfahrt 12 Stunde ist jene, welche die Vollkommenheit Res schaut
Nachwort
Glossar
Impressum neobooks
Thutmosis I. (Aakheperkare)
Hatschepsuts Vater
Große königliche Gemahlin Thutmosis I.
Mutter der Hatschepsut, der Neferubity,
des Amunmose und Wadjmose
Mutnofret
zweite Gemahlin Thutmosis I., Mutter Thutmosis II.
Thutmosis II. (Aakheperenre)
Halbbruder Hatschepsuts, ihr Gemahl und Pharao
Hatschepsut (Maatkare)
Erbprinzessin, große königliche Gemahlin
Thutmosis II., Gottesgemahlin des Amun,
Pharao
Isis
zweite Gemahlin Thutmosis II.,
Mutter von Thutmosis III.
Thutmosis III. (Menkheperre)
Sohn Thutmosis II.,
und seiner zweiten Gemahlin Isis, Erbprinz
Nofrure
Tochter Hatschepsuts und Thutmosis II.,
Erbprinzessin
Ipu
Hofdame und erste Dienerin Hatschepsuts,
Gemahlin des Ahmose-Pennechbet,
Mutter der Satjah
Ahmose-Pennechbet
Erzieher der Erbprinzessin Nofrure, Gemahl der Ipu,
Vater der Satjah
Hui
Hofdame Hatschepsuts, erste Dienerin, Mutter der Meritre
Hapuseneb
Oberster Prophet des Amun in Karnak
Sary
Kommandant der Leibwache Hatschepsuts,
Bruder des Ameni
Senenmut
Vorsteher der Kornspeicher des Amun,
Nofrures Erzieher, Haushofmeister Hatschepsuts
Und Nofrures, Vermögensverwalter des Amun in
Karnak
Ameni
Geliebter Hatschepsuts
„Die Königstochter, Gottesgemahlin, große Königsgemahlin, Herrin der beiden Länder, Hatschepsut sagt: Oh, meine Mutter Nut, strecke dich aus über mich, damit du mich unter die unvergänglichen Sterne aufnehmen kannst, die in dir sind, auf dass ich nicht sterbe“
Inschrift auf dem Sarkophagdeckel der Königin
Gewidmet meiner Senet im Geiste
Daniela
Weil du immer wieder gesagt hast
„... Schreib ihre Geschichte ...“
und sie ohne dich vielleicht in meinem Kopf aber nicht niedergeschrieben wäre.
Vielen Dank, dass du nicht aufgegeben hast, es mir abzuverlangen!
Der Nachtfahrt 1 Stunde ist jene, welche die Feinde des Re zerschmettert
Theben, im ersten Jahr der Herrschaft des Thutmosis Aakheperrenre
Die Sterne funkelten im Leib des ewigen Himmelsgewölbes, verlockend und klar, ganz so als würden sie nach ihr rufen, damit sie ihren Platz unter ihnen einnahm – dort oben, neben ihrem Vater und dessen Vater und all jenen, die vor ihnen gewesen waren. Haatsch ... komm zu uns, sieh wie glücklich wir hier sind ... auf ewig werden wir erstrahlen über dem roten und schwarzen Land, über dem Hapi und jedem Papyrusstängel, der sich im Wind biegt. Hatschepsut streckte die Hände zur mit Sternen bemalten Decke, als könnte sie sich erheben und hinauf steigen in den Nachthimmel, die Sterne der Decke begannen zu tanzen und wirbelnd, zu ihr hinabzusteigen ...
Als sie die Augen aufschlug, gab der Traum sie nur langsam frei. Obwohl sie nicht hatte einschlafen wollen, war sie in einen kurzen Schlummer gefallen. Sehnsüchtig betrachtete Hatschepsut die bemalte Decke ihres Gemachs. Es war nur die Decke eines Raumes, in tiefem Blau getüncht und mit unzähligen Sternen bemalt. Farbe und Lehm und Kalk – nichts weiter. Hatschepsut meinte kaum atmen zu können, und die Stunde ging bereits auf Mitternacht. Die Laken klebten an ihrem Leib, als wäre es bereits Schemu, die Zeit der großen Hitze, dabei zählten die Priester erst den zweiten Mond der Saatzeit. Hatschepsut quälte sich unter dem Laken hervor, das Ipu ihr wie jeden Abend sorgfältig über den Leib gebreitet hatte, bevor sie sich auf ihre Strohmatte in der Ecke des Raumes zum Schlafen legte. Heute Nacht, in dieser unerträglichen Hitze und der Gewissheit eines ebenso heißen Morgens, waren ihr sogar die ruhigen Atemzüge ihrer Dienerin eine Qual. Leise, damit Ipu nicht erwachte, stieg Hatschepsut von ihrem Lager, fort von der Sternendecke, die des Nachts ihren Schlaf bewachen sollte, obwohl sie nur Farbe und Lehm war. Sogar die sonst kühlen Steinfliesen schienen unter ihren nackten Füßen zu glühen. Aber nein! Es waren nicht die Steinfliesen - es war sie selbst, die glühte, ihr Kopf, ihr Ka, ihr Leib, der nicht wusste, was zu tun war in dieser Zeit der schwirrenden Hitze voller Dunkelheit, in der Hatschepsut keinen Weg vor sich sah. Leise ging sie zur Tür ihrer Sonnenterrasse und starrte hinauf in den echten Nachthimmel, in dem Myriaden von Sternen funkelten. War er unter ihnen, er , der sie so allein und ratlos zurückgelassen hatte? Wenn die Priester ihre Arbeit sorgfältig getan hatten, hätte die Barke ihres Vaters bereits heil die Unterwelt durchfahren und ihren Gefahren getrotzt. Früher hätte sie nicht daran gezweifelt ... doch seit er fort war, gab es zu viele Zweifel in ihrem Herzen.
Hatschepsut wandte sich ab und warf einen Blick auf Ipus Leib, der sich ruhig hob und senkte. Auch sie hätte sich zurück auf ihr Lager legen sollen, die Augen schließen, und versuchen zu schlafen unter dem gemalten Nachthimmel, dem Leib der Himmelsmutter Nut. Diese Nacht war ohnehin zu kurz, und bald kämen die Priester mit ihren Gesängen, Litaneien, ihren kahlen Köpfen und all ihren Gedanken, die sie vor Hatschepsut sowie allen anderen verbargen. Es war dumm, überhaupt daran zu denken, die Räume zu verlassen. Aber Hatschepsut dachte an nichts anderes, seit Ipu an diesem Abend die Fackeln und Feuerbecken gelöscht hatte. Ihre Füße wollten ihrem Verstand nicht länger gehorchen - sie huschte zur Tür, schob sie nur einen Spalt weit auf, mit verschwitzten Händen. Es wäre die letzte Nacht, die allerletzte, und sie hatte gewusst, dass diese irgendwann kommen musste, auch wenn sie nicht geglaubt hatte, dass es so bald geschehen würde. Es war so leicht, das zu verdrängen, was man nicht wissen wollte! Der Wachhabende vor ihrer Tür stellte keine Fragen – das tat er nie. Er ließ den Kopf sinken, fuhr sich über den Schurz und neigte den Speer ein wenig zur Seite, wie um Hatschepsut zu ermuntern, zu gehen.
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