Alexandre Dumas - Die schwarze Tulpe

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Niederlande, 1672: In einer Zeit politischer Wirren hat die Tulpengesellschaft von Haarlem einen Preis von 100.000 Gulden für denjenigen ausgesetzt, der eine schwarze Tulpe zu züchten vermag. Hierauf beginnt ein Wettstreit unter den besten Gärtnern des Landes um das Geld und den Ruhm.Der junge Cornelius van Baerle steht kurz vor dem Erfolg dieser als unlösbar erachteten Aufgabe, als er überraschend der politischen Aufrührerei bezichtigt und ins Gefängnis geworfen wird. Hier trifft er die schöne Tochter des Kerkermeisters, Rosa, in die er sich auf den ersten Blick verliebt. Sie hilft ihm, wo sie kann, und wird zum Schluss gar seine Retterin.Die schwarze Tulpe ist nicht nur ein aufregender Roman aus einer dramatischen Periode der niederländischen Geschichte, sondern auch eine Liebesgeschichte mit einem glücklichen Ende

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Die schwarze Tulpe

Alexandre Dumas

Inhaltsverzeichnis

Erster Band.

I. Ein dankbares Volk.

II. Die zwei Brüder.

III. Der Zögling des Ex-Großpensionärs.

IV. Die Flucht.

V. Der Tulpenliebhaber und dessen Nachbar.

VI. Die Wuth eines Tulpenliebhabers.

VII. Der zufriedene Mensch wird mit dem Unglücke bekannt.

Zweiter Band

I. Der zufriedene Mensch wird mit dem Unglücke bekannt.

II. Der vereitelte Diebstahl.

III. Das Zimmer der Familie Witt.

IV. Des Gefangenenwärters Tochter.

V. Verhör und Urtheil.

VI.Cornelius van Baerles Testament.

VII. Die Execution.

VIII. Wie es während dieser Zeit einem Zuschauer erging.

IX. Die Tauben von Dortrecht.

Dritter Band.

I. Das Thürgitter.

II. Lehrer und Schülerin.

III. Die erste Zwiebelknospe.

IV. Rosas Liebhaber.

V. Die Frau und die Blume.

VI. Begebenheiten die während dieser acht Tage vorfielen.

VII. Die zweite Zwiebelknospe.

VIII. Das Aufblühen der Tulpe.

Vierter Band.

I. Der gefährliche Feind.

II. Die schwarze Tulpe wechselt ihren Herrn.

III. Van Systens, der Präsident.

IV. Ein Zweites Mitglied der Gartenbaugesellschaft.

V. Die dritte Zwiebel.

VI. Das Lied von den Blumen.

VII. Baerle verläßt Löwenstein, rechnet aber vorher mit Gryphus ab.

VIII. Man fängt zu vermuthen an, welcher Todesstrafe Cornelius unterzogen wird.

IX. H a r l e m.

X. Die letzte Bitte.

Schluß.

Erster Band.

I.

Ein dankbares Volk.

Die Stadt Haag , um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts noch die Hauptstadt der sieben vereinigten gleichnamigen Provinzen, mit ihrem großen, schattigen Parke, dessen majestätische Bäume, weit über die gothischen Häuser hervorragten, und den fast orientalischen Kuppeln ihrer Thürme, die sich in den breiten Flächen ihrer Kanäle abspiegelten, hatte am 20. August 1672 ein so festliches und geräuschvolles Aussehen, daß man mit voller Bestimmtheit irgend eine große Feierlichkeit, ja beinahe ein Ereigniß erwarten konnte. Durch alle Gassen und Straßen drängte sich eine rothe oder schwarze Fluth murrender und keuchender Bürger nach Buytenhoff , jenem schrecklichen Gefängnisse hin, von dem man noch heute die vergitterten Fenster zeigt. Die drohenden Mienen der aufgeregten Masse, der Umstand, daß jeder Einzelne entweder mit dem Degen, dem Gewehre oder einem Stocke bewaffnet war, verriethen eben so einen mehr ernsten als friedlichen Gegenstand, besonders, wenn man in Erfahrung beachte, daß diese ganze drohende und bewaffnete Menge sich nur aus der Ursache versammelt hatte, um der Escortirung, des in jenen Gefängnissen seit längerer Zeit schmachtenden, durch den Chirurgen Tyckelaer des Meuchelmordes angeklagten, und zur Verbannung verurtheilten Cornelius von Witt , Bruder des Ex-Großpensionärs von Holland, beizuwohnen.

Die Geschichte jener Zeit, und besonders die, jenes Jahres, um dessen Mitte beiläufig unsere Erzählung beginnt, hängt so genau mit den eben erwähnten zwei Namen zusammen, daß wir nothgedrungen diese vielleicht überflüssig scheinende Einleitung vorangehen lassen, und unsern Leser, dem wir gleich auf der ersten Seite die möglichst angenehmste Unterhaltung versprechen, aufmerksam machen müssen; den genannten Punkt, — ob unsere Aufgabe gut oder schlecht gelöst werde, — stets im Auge zu behalten und selbst zu urtheilen, wie unerläßlich wichtig derselbe zur Klarheit unserer Erzählung und der folgenden politischen Ereignisse sich herausstellt.

Cornelius von Witt, Ruart di Pulten, so viel als Inspector der Dämme von Holland, Deputirter und Exbürgermeister von Dortrecht, seiner Vaterstadt, war gerade 49 Jahre alt, als das holländisch Volk ganz unerwartet, von einer besondern Neigung und Sehnsucht nach der Statthalterschaft ergriffen, die, durch Johann von Witt, Großpensionär von Holland, und sein für immerwährende Zeiten erlassenes Edict gebildete Republik abschaffen, und die frühere Regierung einführen wollte.

Aber bei so unerklärbaren und großartigen Bewegungen, sucht die Masse, durch welche dieselbe hervorgerufen, ausgebildet und zum höchsten Grade der Vollkommenheit gebracht werden, wo möglich ihr, oft auf gar keine Grundlage basirtes, räthselhaftes Princip zu befestigen, und alle hinter demselben auftauchenden, drohenden Gespenster für immer zu beseitigen. Und so standen denn hinter der Republik auch zwei mächtige, kühne Gestalten, Johann und Cornelius Witt , die Römer Hollands, die als unbeugsame Freunde der Freiheit, dem Nationalgeschmack nicht huldigten, während hinter der Statthalterschaft, die schwache, ernste und beugsame Stirne des jungen Wilhelm von Oranien auftauchte, der mit vollem Rechte von einen Zeitgenossen den Beinamen: der Schweigsame, erhielt, den er auch während seines ganzen Lebens führend, der Nachwelt überließ.

Zu der damaligen Zeit wuchs mit jeder Stunde der moralische Einfluß, den Ludwig XIV. beinahe auf ganz Europa, und besonders auf Holland, nach dem glücklichen Erfolge des merkwürdigen Feldzuges am Rhein ausübte; eines Feldzuges, der in dem kurzen Zeitraume von drei Monaten, die Macht der vereinigten Provinzen zertrümmerte, und durch den von Boileau besungenen, wohl bekannten Romanhelden, Graf von Guiche , eine so große Berühmtheit erlangte.

Ludwig XIV. von den Holländern, durch französische Flüchtlinge, die sich daselbst aufhielten, unaufhörlich beleidigt und lächerlich gemacht, war ihr erbittertster Feind geworden. Der Nationalstolz machte ihn zum Mithridates der Republik. Aus diesen vorangegangenen Ursachen, zudem von einem mächtigen Feinde besiegt, und kleinmüthig gemacht, läßt sich die, gegen die Brüder Witt herrschende Aufregung, um so eher erklären, da das, durch die erhaltenen Wunden vollständig ermattete Volk, in der Beibehaltung jener, durch die beiden Männer mit aller Kraft vertheidigten Verfassung, seinen sichern Untergang voraussah, und nur von einem andern Oberhaupte die vollständige Rettung, aus dem nahenden Verderben erwartete.

Und jenes fragliche Oberhaupt, der junge Prinz Wilhelm von Oranien, Sohn Wilhelm II., und —durch Henriette Stuart , ein Enkel Carl I., dieses schweigsame Kind, dessen Schatten wir bereits ein Mal hinter der Statthalterschaft auftauchen sahen, war wirklich in jedem Augenblicke bereit, hervorzutreten, und sich mit Ludwig XIV., und dessen bisher so ungeheuerm Glücke zu messen.

Der Prinz war zu jener Zeit zwei und zwanzig Jahre alt. Johann von Witt hatte bisher seine Erziehung geleitet. Die Absicht dieses edlen Mannes ging einzig und allein nur dahin, aus dem altadeligen Prinzen, einen thätigen Bürger, einen guten Sohn seines Vaterlandes zu bilden. Aus Liebe zu dem Letzteren, aus mehr als väterlicher Neigung für seinen Zögling, beseitigte er jede nur keimende Herrscheridee, und führte den Knaben, durch Hinweisung auf das durch ihn selbst erlassene Edict, langsam zu der Ueberzeugung, daß er auch in der Zukunft jede Hoffnung zur Statthalterschaft, als eine Unmöglichkeit aufgeben müsse. Aber die Vorsehung schien diesen so wohlbegründeten Plan eines schwachen Sterblichen, nur mitleidig zu belächeln, denn gerade durch den so unerwarteten Eigensinn der Holländer, durch den Schrecken, den Ludwig XIV. einflößte, geschah es, daß die Politik des Großpensionär’s gänzlich vernichtet, das Edict abgeschafft, und die Statthalterschaft mit Wilhelm von Oranien an der Spitze, wieder eingeführt wurde. Und was wollte eben diese unerforschliche Vorsehung, durch die so plötzliche Umwandlung der bestandenen Ordnung bezwecken, welche unergründbaren, durch eine düstere Zukunft verschleierten Pläne, hatte sie mit dem Prinzen vor.

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