Josh bemerkte ihre geistige Abwesenheit, aber er fragte nicht, was los war, sondern strich ihr nur zärtlich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht und legte seinen Arm um sie.
Sannah kehrte gedanklich zurück in die Wirklichkeit und kuschelte sich wie selbstverständlich an seine Schulter. „Was für ein schöner Tag“, seufzte sie glücklich und strahlte ihn an.
Die Reflexion des Feuers tanzte in ihren Augen, und das warme Licht ließ ihr Gesicht leuchten, ihre ernsten Züge wirkten weicher. Er versank in ihren Augen und drohte zu ertrinken. Sein Herz schlug schneller, und wieder wurde ihm bewusst, wie sehr er diese Abende mit ihr liebte. Er konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass er in absehbarer Zeit wieder allein sein würde. Er drückte sie fester an sich und riss sich nur schwer von dem Bedürfnis los, sie zu küssen. Noch nicht, mahnte eine Stimme in seinem Kopf. Er schluckte trocken und widmete sich wieder dem Brot über dem Feuer.
Sannah hatte das Raubtier erwachen sehen, aber sie hatte auch bemerkt, dass er es mühsam zurückhielt. Fast ein bisschen enttäuscht darüber, goss sie ein klein wenig Öl ins Feuer. „Mir wurde heute dazu geraten, mal ein schönes Kleid anzuziehen, weil dir das gefallen könnte“, verriet sie ihm und lächelte verschwörerisch.
Josh fing an zu lachen und schüttelte den Kopf. „Der Rat kam nicht zufällig von demselben jungen Mann, der mir heute geraten hat, mich ranzuhalten, bevor dich ein anderer wegschnappt?“, erwiderte er.
Sie kicherte ausgelassen. „Dieser kleine Schwerenöter hat es mit seinen vierzehn Jahren aber faustdick hinter den Ohren“, stellte sie amüsiert fest.
„Dreizehn“, korrigierte Josh unwillkürlich. Sannah horchte erstaunt auf, sie war sich ziemlich sicher, dass Josh nicht wusste,wie alt die anderen Kinder genau waren. Bei Tyler wusste er es. „In der Schule laufen ihm alle Mädchen hinterher“, ergänzte er grinsend.
„Das glaube ich gern. In drei Jahren werden sie ihm die Tür einrennen.“
„Werden sie nicht, denn das gehört sich für Mädchen nicht“, widersprach Josh. „Aber es gibt andere Wege. Heimliche.“ Dann wurde er ernst. „Ich hoffe nur, das er dann so vernünftig ist und dem aus dem Weg geht. Wir haben hier schon zu viele Mütter im Teenager-Alter.“
Für Sannah hörte es sich an, als ob er genau wusste, wovon er sprach.
Er sah ihren erstaunten Gesichtsausdruck und wechselte das Thema. „Und? Wann ziehst du ein Kleid an?“, fragte er herausfordernd.
„Ich habe gar keins dabei“, stellte sie trocken fest.
Josh sah sie mit gespielter Empörung an. „Und was war dann alles in deinem schweren Koffer, wenn du die wichtigsten Sachen, wie Bikini und Kleider, vergessen hast?“
„Konnte ich ja nicht ahnen, dass hier gewisse Leute so darauf versessen sind, mich im Bikini oder Kleid zu sehen“, frotzelte sie breit grinsend.
„Gewisse Leute?“, fragte er drohend und beugte sich zu ihr herunter.
Sannah versuchte ihm auszuweichen, was nicht gelang, da er sie noch immer im Arm hielt.
„Genau! Gewisse Leute, die auch behaupten, an mir sei nichts dran!“, stichelte sie weiter.
Josh schmunzelte hämisch, legte seinen Brotspieß beiseite und stürzte sich mit Gebrüll auf sie. Sannah kreischte und versuchte sich zu befreien, als er anfing sie zu kitzeln. Sie zappelte und strampelte unter ihm und hielt vergeblich seine Hände fest, während sie vor Lachen fast keine Luft mehr bekam.
„Hör auf!“, flehte sie atemlos.
„Nur wenn du versprichst, einen Bikini zu kaufen!“, forderte er und machte unvermindert weiter.
In ihrem Oberstübchen sprang Limbisia wie wild auf dem Bett herum, skandierte Frivolitäten und klatschte begeistert in die Hände. Sannah wurde es heiß, er lag fast auf ihr, und seine Hände waren überall. Fast wünschte sie, er würde sie streicheln und nicht kitzeln. Doch das Warnglöckchen der Vernunft, aus der anderen Ecke des Oberstübchens, ließ sie zur Besinnung kommen. „Versprochen!“, schwor sie und rang nach Luft, während Limbisia vor Wut in die Kissen boxte.
„Du kaufst dir einen Bikini und gehst mit mir schwimmen?“, hakte er nach.
„Jaaah!“
Josh half ihr hoch und grinste zufrieden. „Geht doch!“, stellte er fest. „Warum nicht gleich so?“
Sannah schüttelte sich den Staub aus den Haaren. „Na warte, Freundchen, das wirst du mir büßen“, knurrte sie scherzhaft.
„Nichts da! Du hast mir die ganze Kindermeute auf den Hals gehetzt! Wir sind quitt“, wehrte er ab und drohte mit dem Zeigefinger. Josh drückte prüfend auf das Brot und pflückte es vorsichtig vom Spieß. „Wenn du dir auch noch ein hübsches Kleid kaufst, führe ich dich zum Essen aus“, versuchte er möglichst beiläufig zu sagen.
„Ist das jetzt eine Drohung oder ein Versprechen?“ Sie kicherte albern und erntete dafür einen vorwurfsvollen Blick.
„Das ist eine Einladung!“, betonte Josh und spielte die beleidigte Leberwurst.
Sie winkte beschwichtigend. „Ziehst du dann auch das weiße Hemd und die schwarze Jeans an?“, fragte sie verschmitzt. „Wenn du das vorher bügelst!“
Sannah schüttelte energisch den Kopf. „Bügeln kommt erst lange nach dem ersten Date!“
„Date?“, fragte er überrascht.
„Na klar! Essen gehen ist ein Date. Bei euch etwa nicht?“, wollte sie wissen.
„Doch“, sagte Josh mit einem zufriedenen Lächeln. „Dann haben wir wohl ein Date.“
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