Plätzchenliebe
Der Plätzchenmann, als er gestochen
aus dem herrlich weichen Teig,
hört laut sein Zuckerherzchen pochen.
Ein bisschen ist er feig.
Trotz seiner Ängste wird er dann
im Ofen bräunlich heiß gebrannt.
Neben sich, da hat der Mann
die Plätzchenfrau erkannt.
Gemeinsam liegen sie am Teller
nach ihrem Ofenabenteuer.
Mann ist dunkel, Frau ist heller,
Frau ist kess, doch Mann ist scheuer.
Um sie herum wird schon gegessen,
drum sagt die Frau: »Oh Mann,
ich bin so von dir besessen,
nimm meine Liebe an.«
Über beide Ohren rot
wird da der Plätzchenmann.
Und in seiner großen Not
stimmt er die Rede an:
»Lass uns heute noch vermählen
durch Plätzchenbischof Nikolaus.
Wirst du mich zum Manne wählen,
reiß ich mit dir aus.«
Die Frau sagt »Ja!«, und war ergriffen
Von Liebe und dem kleinen Tim.
Der hat von ihr dann abgebissen,
bevor es vor’n Altar hin ging.
Wie bei Romeo und Julia
schwindet auch dieses Glück rapide.
Statt Brautkleid und der Jubelschar
gewinnt Tims Plätzchenliebe.
5.
Lächle! Und die Türen öffnen sich.
Fröhlich schenken
Er war ein Grantler. Ein unzufriedener, ständig nörgelnder Grantler. Einer, der das Haar in der Suppe nicht nur findet, sondern es auch noch spaltet, bevor er es mit einem selbstgefälligen Grinsen dem Kellner unter die Nase hält. Ja, so war er, der bayerische Verwaltungsbeamte Joachim Munk.
In seinem Amt und in seiner Nachbarschaft hatte sich längst der Spruch »Mit Munk gibt’s Stunk« als geflügeltes Wort festgesetzt, wobei dieses geflügelte Wort eher nicht fliegen konnte, da der Munk jedem die Flügel zurechtstutzte, der ihm nicht passte.
Man sollte es nicht glauben, aber selbst ein derartiger Griesgram wie der Joachim feierte Weihnachten. Zwar lud er sich dazu keine Gäste und erst recht keine Verwandten ein, weil diese ja Dreck machen und Unruhe ins Haus bringen. Aber er zündete sich traditionell am Heiligen Abend eine Kerze an und schenkte sich ein Glas Rotwein ein, um dann in dieser friedvollen Ruhe zufrieden aus dem Fenster zu blicken.
Er schaute in die Fenster der Nachbarhäuser. In einem erkannte er herumtollende Kinder, die lachende Erwachsene hinter sich durch den Raum zogen. »Ich will mir gar nicht vorstellen, wie laut es dort sein muss«, dachte er. Im anderen Haus sah er ein junges Pärchen strahlend mit einem kleinen Baby auf dem Arm vor dem leuchtenden Christbaum stehen und allem Anschein nach ein Lied singen. »Ich will mir gar nicht vorstellen, wie schief die beiden singen. Und wahrscheinlich schreit das Baby noch dazu«, dachte er.
Im nächsten Fenster erkannte er Frau Murr. Sie saß in einem Sessel am Fenster, neben ihr brannte eine Kerze und sie trank ein Glas Wein. Unglücklich sah sie aus, was auch kein Wunder war, schließlich war erst vor ein paar Monaten ihr Mann gestorben, wie Joachim aus der Zeitung wusste. Bis zu ihm herüber konnte er ihre traurigen Augen erkennen. »Ich will mir gar nicht vorstellen, wie einsam diese Frau sich gerade fühlt«, dachte er.
Als er einen Schluck Wein trank, spiegelte sich sein Gesicht in dem dünnen Glas. Er blickte sich selbst in die Augen. Da gestand er sich ein, dass er sich sehr gut vorstellen konnte, wie einsam sich Frau Murr gerade fühlte.
Entschlossen fasste er sich ein Herz, ging in sein Büro und kam kurz darauf mit einem nett verpackten Geschenk wieder heraus. Schnell zog er Schuhe und Jacke an und ging zur Haustür von Frau Murr. Kurz bevor er klingelte, hielt er inne und atmete mehrmals tief durch. Sollte er doch lieber wieder gehen? Er betrachtete das in rotem Papier eingewickelte Geschenk in seiner Hand. Sie erklärte ihn sicherlich für verrückt und würde fragen, was er so spät am Heiligen Abend bei einer Fremden wollte! Traurig ließ er seine Hand mit dem Geschenk sinken und wandte sich von der Haustür ab. Plötzlich war er sich sicher, dass es eine ganz ausgesprochen dumme Idee von ihm gewesen war.
»Hallo, ist da wer?« Er hörte die Stimme einer Frau hinter der Haustür, die sich kurz danach langsam öffnete.
»Oh, Sie sind es, Herr Munk«, sagte Frau Murr und lächelte ihn verlegen an, »was kann ich für Sie tun?«
Jetzt gab es für Joachim kein Zurück mehr, auch wenn er im Moment lieber im Boden versunken wäre, als ein Wort zu sagen.
»Entschuldigen Sie die späte Störung, Frau Murr«, sagte Joachim mit leicht bebender Stimme und streckte ihr vorsichtig das rote Päckchen entgegen, »ich wollte Ihnen ein kleines Weihnachtsgeschenk vorbeibringen.«
Frau Murr blickte abwechselnd auf das Geschenk und in Joachims Augen. Es schien, als könnte sie es nicht glauben, dass Herr Munk, der »Mit Munk gibt’s Stunk«-Munk, verlegen lächelnd vor ihrer Tür stand und ihr ein Geschenk reichte.
»Wollen Sie ein bisschen hereinkommen, ich würde mich freuen«, sagte Frau Murr.
Lieber ein andermal, wollte Joachim schon sagen, doch er bremste sich. Er blickte der Frau in die Augen, die vor wenigen Minuten noch so traurig ausgesehen hatten. Sie sahen immer noch traurig aus, doch ihm war, als hätte in diese Traurigkeit eine Spur von Hoffnung, von Freude, vielleicht sogar von Weihnachtslicht Einzug gehalten.
»Gerne«, lächelte Joachim Frau Murr an und betrat ihr Haus.
Was für eine Freude
Was für eine Freude …
sich besinnlich durch die Läden zu schlagen
durchs Getümmel zu drücken
kuschlig Schulter an Schulter zu gehen
Was für eine Freude …
von Termin zu Termin zu jagen
alle mit guter Laune zu beglücken
und niemals stillzustehen
Was für eine Freude …
ständig zu wenig Zeit zu beklagen
ständig sein Leid auszudrücken
ständig nach Ruhe zu flehen
Was für eine Freude …
wäre es, statt sich zu plagen
einfach mal vom Weg abzurücken
um das Wunder der Weihnacht zu sehen
6.
Weihnachtsfreude ist keine Sache des Alters, nur des Herzens.
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