[56]
Am Maßstab der EMRK (vgl. Art. 34 – Nichtregierungsorganisation) hängt die Grundrechtsfähigkeit von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten vom Grad ihrer Unabhängigkeit von staatlichen Stellen und damit ihrer Staatsferne ab; vgl. EGMR Urt. v. 7.12.2006 – Nr. 35841/02 – Österreichischer Rundfunk.
[57]
BVerfGE 31, 314, 322; 59, 231, 255; 78, 101, 102 f.; 107, 299, 310; 119, 181, 211; es ist noch offen, ob auch die Landesmedienanstalten partiell grundrechtsfähig sind (dazu neigt BVerfG NVwZ-RR 1993, 550).
[58]
BVerfGE 15, 256, 262; 39, 302, 314; 111, 333, 354 f.; vgl. auch BVerfGE 122, 89, 114; BVerfG Beschl. v. 7.8.2007 – 1 BvR 2667/05.
[59]
BVerfGE 19, 1, 5; siehe auch BVerfGE 30, 112, 120; 102, 307, 387. Nach der nur von fünf Richtern getragenen Entscheidung zum Berliner Ladenöffnungsgesetz ( BVerfG NVwZ 2010, 570) sollen die Kirchen auch eine Verletzung des Sonn- und Feiertagschutzes aus Art. 140 GG und Art. 139 WRV rügen können, was nicht zu überzeugen vermag und nur verdeutlicht, wie stark das BVerfG beim Verhältnis Staat-Kirche noch wirklichkeitsfremden tradierten Vorstellungen verhaftet ist.
[60]
BVerfGE 59, 231, 255; 64, 256, 259; 78, 101.
[61]
BVerfG Beschl. v. 20.4.2010 – 1 BvR 1670/09; Gleiches gilt für das aus Art. 2 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG abgeleitete Recht auf informationelle Selbstbestimmung ( BVerfGE 118, 168, 203), nicht aber für die höchstpersönlichen Schutzgarantien dieses Grundrechts ( BVerfGE 95, 220, 242).
[62]
Vgl. z.B. BVerfGE 19, 103, 104; 46, 73, 83.
[63]
BVerfGE 122, 342, 355; BVerfG Beschl. v. 4.5.2012 – 1 BvR 356/12.
[64]
BVerfGE 103, 293, 304.
[65]
BVerfGE 106, 275, 298.
[66]
BVerfG Beschl. v. 26.3.2007 – 2 BvR 1006/01.
[67]
BVerfG Beschl. v. 8.11.2010 – 1 BvR 722/10 zu Art. 19 Abs. 4 GG.
[68]
Vgl. auch BVerfGE 13, 290, 297.
[69]
BVerfGE 129, 78, 96 f.
[70]
BVerfG Beschl. v. 8.3.2011 – 1 BvR 1880/10; Beschl. v. 18.8.2010 – 1 BvR 3268/07.
[71]
BVerfGE 12, 6, 8; 21, 207, 209; 61, 104; BVerfGE 129, 78, 95 ff., 98 f.
[72]
Vgl. dazu auch BVerfG NVwZ 2008, 670.
[73]
BVerfGE 129, 78, 94 ff. = NJW 2011, 3428.
[74]
BVerfG WM 2011, 924.
[75]
Vgl. dazu etwa BVerfG 14.07.1999 – 1 BvR 2226/94, BVerfGE 100, 313, 364; BVerfG 18.8.2010 – 1 BvR 3268/07, ZOV 2010, 216, 219.
[76]
BVerfG Beschl. v. 27.12.2007 – 1 BvR 853/06.
[77]
BVerfG Beschl. v. 8.2.2006 – 2 BvR 575/05: Danach sind auch ausländische juristische Personen des öffentlichen Rechts auf die Geltendmachung einzelner Prozessgrundrechte wie Art. 100 Abs. 1 S. 2 und Art. 103 GG beschränkt.
[78]
BVerfGE 129, 78, 92; 61, 82, 104; BVerfG Beschl. v. 9.1.2007 – 1 BvR 1949/05. Bei Art. 19 Abs. 4 GG ist die Rechtslage bisher nicht geklärt. Zwar sollen den daraus folgenden Anspruch auf effektiven Rechtsschutz juristische Personen des öffentlichen Rechts jedenfalls zur Durchsetzung der ihnen ausnahmsweise zustehenden materiellen Grundrechtspositionen geltend machen können. Ein davon unabhängiger Justizgewährungsanspruch wurde aber bisher stets offen gelassen ( BVerfGE 61, 82, 109; 107, 299, 310; BVerfG Beschl. v. 29.5.2007 – 2 BvR 695/07; BVerfG Beschl. v. 8.2.2006 – 2 BvR 575/05; BVerfGE 129, 108, 118 – Schuldenbremse versagte einem Land die Berufung auf Art. 19 Abs. 4 GG).
[79]
BVerfGE 21, 362, 373; 72, 122, 131. Das gilt zumindest dann, wenn der Staat als Fiskus in Anspruch genommen und in Verwirklichung des Grundsatzes der Gewaltenteilung wie jede andere juristische Person richterlicher Hoheitsgewalt unterworfen wird ( BVerfGE 6, 45, 49 f.; 61, 82, 104).
[80]
BbgVerfG DVBl. 1999, 1722.
[81]
BVerfGE 72, 122, 132.
[82]
BVerfGE 51, 405, 407.
[83]
BVerfGE 28, 243, 255; 72, 122, 132 ff.
[84]
Hesse Grundzüge, Rn. 285.
[85]
Zur Beschwerdebefugnis von Eltern, denen das Sorgerecht zusteht und die sich auf Art. 6 Abs. 2 GG berufen können, bei einer erstrebten Beteiligung im Jugendstrafverfahren vgl. BVerfG NJW 2003, 2004.
[86]
Vgl. § 5 KErzG; BVerfGE 1, 87, 88; siehe auch BVerfG NJW 1987, 1873; BVerfGE 28, 243, 255 u. 60, 234, 240 zum Recht wehrpflichtiger Minderjähriger, Verfassungsbeschwerde einzulegen gegen Entscheidungen im Disziplinarverfahren und anderen die Wehrpflicht betreffenden Verfahren.
[87]
BVerfGE 10, 302, 306; 65, 317, 321.
[88]
Vgl. Dörr S. 26; offengelassen von BVerfGE 72, 122, 133.
[89]
BVerfGE 72, 122, 134; vgl. auch BVerfGE 55, 171, 179.
[90]
Vgl. auch Walter FamRZ 2001, 1, 4. Im Fall einer mündlichen Verhandlung muss sich aber jeder Beschwerdeführer durch einen Rechtsanwalt oder einen Hochschullehrer an einer rechtswissenschaftlichen Fakultät vertreten lassen, um Einfluss auf den Ablauf der mündlichen Verhandlung nehmen zu können.
[91]
BVerfGE 19, 93, 100 f. Aus dem gleichen Grund wurde die Prozessfähigkeit eines in seiner Verfügungsbefugnis beschränkten Gemeinschuldners für eine Verfassungsbeschwerde verneint ( BVerfGE 51, 405, 407 f.).
[92]
BVerfG FamRZ 2010, 353.
[93]
Vgl. BVerfG NJW 2010, 109 u. 2336.
[94]
BVerfGE 99, 145; vgl. a. BVerfGE 75, 201, 214 f.; BVerfG EuGRZ 2007, 235.
[95]
A.a.O.
[96]
Vgl. dazu unter Rn. 756 ff.
6› III. Beschwerdegegenstand
III. Beschwerdegegenstand
290
In der Praxis wirft die Begründung der Verfassungsbeschwerde meist keine Schwierigkeit auf, soweit es um den Beschwerdegegenstand geht. Als entsprechender Akt öffentlicher Gewalt kommen schließlich im Regelfall der Urteilsverfassungsbeschwerde nur eine oder mehrere gerichtliche – und eventuell zuvor ergangene behördliche – Entscheidungen in Betracht, die in der Verfassungsbeschwerde angegeben und im übrigen in Kopie beigefügt werden müssen. In Ausnahmefällen – z.B. bei bloßen Zwischenentscheidungen wie z.B. gegen die Ablehnung von Befangenheitsanträgen u.a. – kann sich aber ein zu prüfendes und zu erörterndes Problem stellen.
6› III› 1. Allgemein
291
Beschwerdegegenstand können alle Akte der nach Art. 1 Abs. 3 GG an die Grundrechte gebundenen öffentlichen Gewalt sein, soweit ihnen Außenwirkung zukommt. Der Begriff der öffentlichen Gewalt ist grundsätzlich – anders als bei Art. 19 Abs. 4 GG[1] – weit zu interpretieren, da er entsprechend der Funktion der Verfassungsbeschwerde, Grundrechtsschutz gegenüber der gesamten Staatsgewalt zu gewährleisten, den Staat als Einheit, repräsentiert durch irgendein Organ, meint.[2]
292
Akte öffentlicher Gewalt in diesem Sinne sind Maßnahmen der unmittelbaren – z.B. einer staatlichen Behörde oder eines staatlichen Gerichts – und der mittelbaren – z.B. einer Rechtsanwaltskammer – Staatsgewalt.[3] Unerheblich ist die Organisationsform, in welcher der Staat handelt.[4] Die Maßnahmen sind konkret und präzise zu bezeichnen.[5]
6› III› 2. Deutsche Staatsgewalt
293
Die nach Art. 1 Abs. 3 GG erforderliche Grundrechtsbindung kommt im Prinzip nur in Betracht bei Akten der deutschen Staatsgewalt.
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