Malte Brinkmann - Die Wiederkehr des Übens

Здесь есть возможность читать онлайн «Malte Brinkmann - Die Wiederkehr des Übens» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Wiederkehr des Übens: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Wiederkehr des Übens»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Üben ist eine Praxis, die einen produktiven, verstehenden und kritischen Zugang zu Kultur und zu demokratischen Gemeinschaften ermöglicht. Das Buch unternimmt daher eine Rehabilitierung des Übens als leibliche und geistige, wiederholende und kreative Praxis, mit der ein grundlegendes Verhältnis zu sich, zu Anderen und zur Welt konstituiert wird. Üben und Übung werden in ihren zentralen Strukturen vorgestellt und erfahrungs-, bildungs-, sozial- sowie erziehungstheoretisch ausgewiesen. Dabei wird gezeigt, dass Praxen wie Bewegen, Verstehen, Urteilen, Kritisieren und Unterrichten ein- und ausgeübt werden. Im Üben wird zudem das Verhältnis der Übenden zu sich (trans-)formiert. Leibliche, motorische, geistige, meditative, schulische und didaktische Übungen werden systematisch unterschieden und in ihren unterschiedlichen pädagogischen Feldern analysiert.

Die Wiederkehr des Übens — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Wiederkehr des Übens», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

5Vgl. zum Folgenden Brinkmann 2011b, 2012, 2014c, 2018c.

6Pratique bezeichnet im Französischen Übung und Praxis. Gleiches gilt für das englische practice. Diese Differenzierung muss aus dem Kontext der jeweiligen Texte erschlossen oder aus dem lateinischen bzw. griechischen Original rekonstruiert werden. Sie wurde in den meisten deutschen Übersetzungen der Texte Foucaults nicht vorgenommen. Dieses Manko bestimmt den deutschsprachigen Diskurs zum Thema »Praktiken«. Darin wird pratique fälschlicherweise fast ausschließlich mit Praktik übersetzt. Von Üben als askesis, pratique oder practice ist kaum die Rede. Aktuell findet sich in den Sozial- und Erziehungswissenschaften im Zuge des »practice turns« eine starke Fokussierung auf »Praktiken«, ebenfalls ohne diese Differenzierung vorzunehmen. Die eurozentrische Marginalisierung des Übens wird auf diese Weise fortgeschrieben.

7Die Unterschiede zwischen griechischer Selbstsorge und christlicher Hermeneutik des Selbst stellt Foucault in der »Geschichte der Gouvernementalität« deutlich heraus. Hier bezeichnet er die christliche Pastoral als »absolut einzigartig« (Foucault 2004a, S. 218), weil die Griechen erstens Führung und Menschenführung nicht am Modell des Hirten, sondern am Modell des Webens (bei Platon) orientieren, sie zweitens keinen personalen Bezug zur Gottheit denken und sie drittens keine vergleichbare »politische« Institution wie die Kirche kennen (vgl. ebd., S. 173 ff.).

8Es gibt daher eine zweite Lesart der Meditationen Descartes’, die von der konventionellen Sicht als dem Hauptverantwortlichen für den neuzeitlichen Dualismus abblendet und den Modus der Meditationen als Praxis und Habitus in den Blick nimmt (vgl. Grünbein 2008).

3 Üben in China

Im asiatischen Kulturkreis und insbesondere in China hat das Üben eine lange Tradition und genießt als Praxis- und Lebensform sehr großes Ansehen. Sowohl im schulischen als auch im außerschulischen Lernen ist die Praxis des Übens dominant. Mit dem Üben werden auch Wiederholung, Beharrlichkeit, Sorgfalt, Anstrengungsbereitschaft, Ausdauer, Konzentration und Achtsamkeit wertgeschätzt (vgl. Li 2012). Üben und Lernen werden nicht wie im Westen dualistisch getrennt gesehen, sondern als Einheit praktiziert. Schon das chinesische Wort für Üben, lianxi (练习), bezieht sich sowohl auf geistige und mentale als auch auf leibliche und motorische Praktiken. Geübt werden Fertigkeiten beispielsweise in der Kalligraphie oder in den Martial Arts wie Kung Fu, meditative Praktiken wie Tai Chi, aber auch mathematische Formeln, geschichtliche Zusammenhänge oder komplexe geistige Fähigkeiten wie Urteilen und Verstehen. Das chinesische Wort für Lernen, xuexi (学习), setzt sich aus Üben und Lernen zusammen. In den Gesprächen von Konfuzius steht deshalb ganz am Beginn schon der Satz: »Lernen (xue: 学) und fortwährend üben (Xi: 习): ist das denn nicht auch erfreulich? (学而时习之,不亦说乎)?« (Konfuzius 2010, S. 3; Peng et al. 2018, S. 264). Damit werden Üben und Lernen bzw. Lernen und Üben als eine zusammengehörige Praxis gesehen. 9

Zum Üben gehört vor allem eine Haltung, die sich wiederholend aufbaut. Das Selbst-Üben impliziert Ausdauer, Entschlossenheit, Geduld, aber auch Beharrlichkeit und Überwindungsbereitschaft. Die Praxis des Übens ist in China eine tugendhafte, ethische Praxis. Sie basiert auf den o. g. Haltungen und Wertvorstellungen und hat gleichzeitig deren Ausbildung zum Ziel. Etwas üben und Sich-selbst-üben fallen in der Praxis des lianxi (练习) zusammen.

Die westlichen Duale zwischen Repetition und Reflexion, zwischen Tradition und Innovation sowie zwischen Konzentration und Kreation in der Erfahrung und Praxis des Übens gelten hier nicht. Insofern kann das chinesische Üben ein anderes Bild vermitteln. Es soll im Folgenden nicht als exotisches Vorbild dienen, dem nachzueifern wäre. Es soll vielmehr aus einer Perspektive der kulturellen Differenz und Andersheit heraus betrachtet werden (zur kulturellen Fremdheit und zum Antworten darauf vgl. Waldenfels 1998a, b; 1999). Damit soll der Blick geschärft werden für die produktiven und ethischen Aspekte des Übens, die in der europäischen Geschichte und Kultur mittlerweile fast verschüttet scheinen.

Ich werde im Folgenden auf wichtige Aspekte und Charakteristika des Übens in China eingehen, insbesondere auf das Verhältnis von Verstehen und Wiederholen, das Verhältnis von Tradition und Innovation bzw. von Altem und Neuem sowie auf Konzentration und schließlich auf die ethischen Aspekte des Sich-selbst-Übens. Zuvor werde ich einige westliche Vorurteile über die chinesische Lernerin und den chinesischen Lerner bzw. das chinesische Üben in den Blick nehmen und diskutieren. Dazu werden zunächst einige Bemerkungen zu asiatischen und insbesondere zur chinesischen Geschichte und Kultur des Lernens und Übens vorangestellt.

3.1 Westliche Vorurteile

Das Bild des Westens von Asien, von China, Indien, Japan, Korea und Vietnam ist doppelgesichtig. Zum einen herrschte lange und bis heute ein kolonialistisch geprägtes Bild von »den« Asiaten vor. Stereotype wurden und werden nach wie vor transportiert: Asiaten treten in Gruppen auf, legen wenig Wert auf Individualität, ihre Emotionen sind nicht lesbar, ihre Konventionen sind fremd und vor allem ist das Üben und Lernen nachahmend, kopierend und repetitiv, d. h. ohne Kreativität, Originalität, Reflexivität und Kritik. Dieses Bild erhielt in den letzten Jahrzehnten Risse, die nicht nur auf eine postkolonialistische Perspektive auf Differenz und Fremdheit zurückgehen (vgl. Jullien/Köller 2002), sondern auch dem Wiedererstarken Chinas als ökonomische, militärische und wissenschaftliche Weltmacht geschuldet sind. Der westliche Blick nach Osten ist auf der anderen Seite von einer unkritischen Romantisierung und Faszination geprägt. Asiatisches Leben und Lebensformen werden in ihrem Exotismus verklärt, oftmals ohne die kulturellen und historischen Differenzen zu beachten. 10 Gerade in der verklärenden Betonung dieser Andersheit und in der Klassifizierung und Ausgrenzung der Asiaten als Andere und Fremde (othering) werden wiederum eurozentrische Vorurteile und Perspektiven verstärkt.

Mit der PISA-Studie, dem Erfolg der asiatischen und chinesischen Schülerinnen und Schüler und der damit ausgerufenen »Bildungskrise« in Deutschland setzt ein Blickwechsel auch in den Erziehungswissenschaften nach China ein, der bis heute andauert. Der Erfolg der chinesischen Schülerinnen und Schüler verführt viele dazu, ungeachtet aller historischen, kulturellen und politischen Differenzen China als Vorbild anzupreisen. Populärwissenschaftliche Bücher zum chinesischen Bildungssystem wurden zu Bestsellern (vgl. Chu 2017). Die chinesischen Schülerinnen und Schüler sowie die chinesische Mentalität gelten hier als Vorbild. Westliche kapitalistische Vorstellungen von Erfolg, Optimierung und Wettbewerb werden mit traditionellen chinesischen Werten wie Anstrengungsbereitschaft, Ausdauer und Härte gegen sich selbst und andere zu einer autoritativen Vorstellung von Übung und Erziehung kompiliert (vgl. Chua 2011).

In Abgrenzung zu diesen disziplinatorischen und autoritativen Rezeptionen des chinesischen Übens ( картинка 145 Kap. 5.3zur Macht der Übung) sollen im Folgenden seine Ambivalenzen herausgearbeitet werden – auch für die chinesische Praxis des Übens. Es wird versucht, zwischen Exotisierung und Marginalisierung einen anderen, nüchterneren Weg einzuschlagen, auch wenn kulturalisierende Deutungen und Zuschreibungen in Anbetracht kultureller Fremdheit und Andersheit letztlich nicht ganz ausgeschlossen werden können.

In der international-vergleichenden Forschung setzte schon mit den 1990er Jahren ein starkes Interesse am Chinese Learner ein, das sich dann mit den PISA-Erfolgen der asiatischen Staaten noch verstärkte. Es wurde schnell klar, dass erstens westliche Fehlkonzeptionen und Vorurteile den Blick auf die Praxis des Übens und Lernens verstellen (Biggs 1996) und zweitens der kulturelle und historische, insbesondere konfuzianistische Hintergrund in die Analysen einbezogen werden muss (Lee 1996). Mittlerweile hat sich dieser Forschungszweig fest etabliert (vgl. Trumpa et al. 2017). Der anfangs erwähnte elementare Zusammenhang zwischen Üben und Lernen, von Wiederholung und Innovation bzw. von Konzentration und Kreation wurde, wie ich zeigen möchte, in diesen Forschungen mehrfach bestätigt. Zunächst ist es für westlich geprägte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schwierig, einen Zugang zum traditionell orientierten Denken und zur chinesischen Praxis zu erhalten. Diese wird in Erzählungen, Gleichnissen und Geschichten weitergegeben. Lebensweisheiten werden in Form von Sentenzen und Sprüchen, beispielsweise von Konfuzius oder Mencius, weitergegeben und müssen dann jeweils neu interpretiert werden. Dieser nicht-begriffliche, metaphorische Zugang prägt auch die chinesische Kultur der Prüfungen und das chinesische Bildungswesen seit 1.000 Jahren (vgl. Xu 2007). Es erschwert zusätzlich den Zugang. Einige Forscherinnen und Forscher haben daher Wortfelduntersuchungen angestellt, um bestimmte Begriffe zu kontextualisieren und ihre praktische Relevanz zu erschließen (vgl. Li 2012). Wie die griechische Philosophie ist auch die chinesische Philosophie und Kultur auf Praxis als praktische und ethische Lebenskunst gerichtet.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Wiederkehr des Übens»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Wiederkehr des Übens» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Wiederkehr des Übens»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Wiederkehr des Übens» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x