Julian Guthrie - Der Milliardär und der Mechaniker

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Der America's Cup, erstmals 1851 ausgelobt, ist die älteste internationale Sporttrophäe – und bis heute heiß begehrt. Bis auf einen Schweizer «Ausrutscher» waren es in den letzten Jahrzehnten vor allem die Neuseeländer, die eine Art Daueranspruch auf den Pokal des America's Cup anmeldeten. Bis … ja, bis
Larry Ellison, milliardenschwerer Mitbegründer und Geschäftsführer des Softwareimperiums Oracle, sich im Jahr 2000 entschloss, die Trophäe nach Amerika zurückzuholen – und sich der Hilfe von
Norbert Bajurin, eines Automechanikers und Commodore des Golden Gate Yacht Clubs, versicherte. Was die beiden ungleichen Partner auf die Beine stellten, um im Jahr 2010 den America's Cup in die USA zurückzuholen und schließlich im nervenzerfetzenden Finale 2013 unter völlig neuen Regeln zu verteidigen, ist das, was man gemeinhin als «ganz großes Kino» bezeichnet. Julian Guthrie, Journalistin des «San Francisco Chronicle», hat Hintergründe, Rivalitäten, Leidenschaft und Wissen um den Segelsport, also all jene Dinge, die Larry Ellison und Norbert Bajurin antreiben, gekonnt und hochspannend zusammengetragen.

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Julian Guthrie

DER

MILLIARDÄR

UND DER

MECHANIKER

Wie Oracle-Chef Larry Ellison den

AMERICA’S CUP

gewann und warum er den Automechaniker

Norbert Bajurin dazu brauchte

Delius Klasing Verlag

Für Larry und Norbert

Copyright © by Julian Guthrie

www.julianguthriesf.comDie amerikanische Originalausgabe mit dem Titel »The Billionaire and the Mechanic« wurde 2013 vom Verlag Grove Press, einem Tochterverlag von Gove/Atlantic Inc., New York, herausgegeben.

1. Auflage

Die Rechte für die deutsche Ausgabe liegen beim Verlag

Delius, Klasing & Co. KG, Bielefeld

Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:

ISBN 978-3-7688-3779-8 (Print)

ISBN 978-3-7688-8267-5 (E-Book)

ISBN 978-3-7688-8454-9 (E-Pub)

Aus dem Amerikanischen von Tatjana Pokorny und Dieter Loibner

Lektorat: Birgit Radebold

Schutzumschlagfotos: vorn: picture alliance/AP Photo/Jeff Chiu;

hinten: ACEA/Gilles Martin-Raget

Schutzumschlaggestaltung: Buchholz.Graphiker, Hamburg

Satz: Axel Gerber

Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für

Verlagsservice, München

Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis

des Verlages darf das Werk, auch Teile daraus,

nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.

www.delius-klasing.de

Inhalt

Teil I Teil I »Alle Menschen träumen, nur nicht gleich.« T. E. Lawrence

Südpolarmeer zwischen Australien und Tasmanien – Dezember 1998 Teil I »Alle Menschen träumen, nur nicht gleich.« T. E. Lawrence

Reparaturwerkstatt für Kfz-Kühler und -Klimaanlagen in San Francisco – Herbst 1999

Antigua – Mai 2000

Yachthafen von San Francisco – Frühjahr 2000

Woodside/Kalifornien – Frühlingsbeginn 2000

St. Francis Yacht Club – Sommer 2000

Golden Gate Yacht Club – Januar 2001

Golden Gate Yacht Club – Februar 2001

Teil II

In den Bergen von Santa Barbara – Sommer 2001

Atherton/Kalifornien – September 2001

Von San Francisco nach Neuseeland – Herbst 2001

Oracle Basiscamp Auckland in Neuseeland – Winter 2002

Redwood Shores/Kalifornien – Frühjahr 2002

In der Bucht von San Francisco – September 2003

Newport/Rhode Island – Juni 2004

Valencia/Spanien – Anfang 2006

South of Market/San Francisco – Frühling 2006

Valencia/Spanien – Frühjahr 2007

Teil III

Woodside/Kalifornien – Frühsommer 2007

Woodside/Kalifornien – Sommer 2007

Von Bangkok, Thailand, nach Cagliari, Italien – November 2008 bis Frühjahr 2008

Anacortes/Washington – August 2008

San Diego/Kalifornien – Frühjahr 2009

Valencia/Spanien – Februar 2010

Von Valencia nach San Francisco – Februar 2010

Rancho Mirage/Kalifornien – März 2010

Moscone Center/San Francisco – Herbst 2011

Alouis Radiators/San Francisco – Herbst 2011

Stanford University/Kalifornien – Herbst 2011

Teil IV

In der Bucht von San Francisco – Sommer 2012 bis Sommer 2013

Der 34. America’s Cup – ein mehr als holpriger Start – September 2013

Das Comeback – 19. bis 25. September

Anhang

Die Rennen um den America’s Cup

Nachwort der Autorin

Danksagung

Teil I

»Alle Menschen träumen, nur nicht gleich.«

T. E. Lawrence

Südpolarmeer Zwischen Australien und Tasmanien

Dezember 1998

Schnittig, schneeweiß und sensationell schön: So segelte die SAYONARA dem Südpolarmeer entgegen. Sie befand sich in einem Revier, das die Antarktis umfließt und für seine tückischen Wellenberge berühmt-berüchtigt ist. Am Steuer seiner 82 Fuß langen und 25 Tonnen schweren Yacht segelte Larry Ellison mit über 25 Knoten vor dem Wind. Er spürte die nasse Luft auf seinem Gesicht und konnte sehen, wie die Feuchtigkeit gegen das massive Großsegel und den Spinnaker schlug. Larry staunte: »Sogar SAYONARA ist nicht dafür geschaffen, so schnell zu segeln.« Seine Yacht begann abzuheben, ihr Bug hob sich, und ihr Heck schöpfte dem Wasser seine Gischt ab. Für diesen Winkel zum Wind war die Kohlefaser-Rakete nicht konstruiert worden. Und hatte ihn nie zuvor erlebt. Irgendetwas stimmte nicht.

In seinem roten Ölzeug, die graue SAYONARA-Kappe auf dem Kopf, schaute Larry Ellison Brad Butterworth an, einen Neuseeländer mit freundlichem Lächeln, dichtem Haar und einer beeindruckenden Sammlung bedeutender Trophäen. »SAYONARA hebt doch nicht wirklich ab«, sagte Larry ungläubig, »es ist großartig, so schnell zu segeln, aber es ist unwirklich.« Vor zwölf Stunden waren sie in eine der anspruchsvollsten Langstreckenregatten gestartet. So schnell, dass sie bereits an dem Punkt waren, den der amtierende Rekordhalter erst nach 24 Stunden erreicht hatte.

Larry und sein 22-köpfiges Segelteam, ein »Who’s who« der internationalen Profiszene und Ansammlung prominenter Segler inklusive Rupert Murdochs Sohn Lachlan, hatte den Hafen von Sydney am Samstagnachmittag, dem 26. Dezember, mit Kurs auf Hobart verlassen. In Australien herrschte Hochsommer. Glitzernd beschien die Sonne Hunderttausende von Zuschauern, die entlang der australischen Küste dem Start des 55. Sydney–Hobart-Rennens zusahen. Mit ihrem blütenweißen Spinnaker und dem Kennzeichen der roten japanischen Sonne – Larrys Design – eroberte SAYONARA früh die Führung im 624 Seemeilen langen Klassiker durch die Tasmanische See.

Larry, 55-jähriger Mitgründer und CEO der Oracle Corporation und etwa 30-facher Milliardär, hatte das Rennen 1995 gewonnen und SAYONARA seitdem mehr als dreimal hintereinander zum Weltmeisterschaftssieg in der Maxi-Klasse gesteuert. Nun wollte er herausfinden, wie viel besser er als Segler in den vergangenen drei Jahren geworden war. »Es wird ein interessanter Test werden«, hatte er sich selbst mit Blick auf sein zweites Sydney-Hobart-Rennen gesagt. Im Sport war eine Klarheit zu finden, die man in der Geschäftswelt so nicht haben konnte. Mit Oracle wollte er immer noch seine Rivalen IBM und Microsoft schlagen, doch das Geschäftsleben glich einem nie endenden Marathon.

Nach jedem abgelaufenen Quartal kam ein neues. Im Sport dagegen gibt es Signaltöne. Dann läuft die Zeit ab. Quarterback Joe Montana, der noch 58 Sekunden Zeit übrig hat, spielt einen hohen Pass ganz weit nach hinten in die Endzone, und Dwight Clarks Fingerspitzen strecken sich zum Fangen – Touchdown. Sie gewinnen die NFC-Meisterschaft gegen die Dallas Cowboys. Muhammad Ali muss sieben Runden schwere Schläge des jüngeren und stärkeren George Forman einstecken, bevor er ihn in der achten Runde k. o. schlägt und den Weltmeistertitel in der Schwergewichtsklasse zurückgewinnt. Basketball-Legende Michael Jordan gelingt mit dem Schlusspfiff der letzte Sprungwurf gegen Utah Jazz. Er gewinnt damit seine sechste Meisterschaft. Das Spiel ist vorbei. Der Sieger steht fest. Alles eindeutig.

Am frühen Sonntagmorgen des 27. Dezember – es ist der zweite Tag des Rennens – raste SAYONARA mit Kurs auf den südöstlichen Zipfel Australiens dahin. Die Wellen auf der offenen See wurden immer größer und gewaltiger, weil sie hier von keiner Landmasse beeinträchtigt werden können. Auch der Wind hatte kontinuierlich zugenommen. Die Böen erreichten inzwischen eine Stärke von 45 Knoten (etwa 85 km/h), und der Himmel hatte sich verdüstert. Vor dem Rennen hatte der Australische Wetterdienst eine Sturmwarnung herausgegeben. Die Segler wussten, dass es rau werden könnte. Doch Larry und die meisten seiner Männer an Bord hatten 1995 ähnliche Winde abgewettert.

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