Julian Guthrie
DER
MILLIARDÄR
UND DER
MECHANIKER
Wie Oracle-Chef Larry Ellison den
AMERICA’S CUP
gewann und warum er den Automechaniker
Norbert Bajurin dazu brauchte
Delius Klasing Verlag
Für Larry und Norbert
Copyright © by Julian Guthrie
www.julianguthriesf.comDie amerikanische Originalausgabe mit dem Titel »The Billionaire and the Mechanic« wurde 2013 vom Verlag Grove Press, einem Tochterverlag von Gove/Atlantic Inc., New York, herausgegeben.
1. Auflage
Die Rechte für die deutsche Ausgabe liegen beim Verlag
Delius, Klasing & Co. KG, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-7688-3779-8 (Print)
ISBN 978-3-7688-8267-5 (E-Book)
ISBN 978-3-7688-8454-9 (E-Pub)
Aus dem Amerikanischen von Tatjana Pokorny und Dieter Loibner
Lektorat: Birgit Radebold
Schutzumschlagfotos: vorn: picture alliance/AP Photo/Jeff Chiu;
hinten: ACEA/Gilles Martin-Raget
Schutzumschlaggestaltung: Buchholz.Graphiker, Hamburg
Satz: Axel Gerber
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für
Verlagsservice, München
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis
des Verlages darf das Werk, auch Teile daraus,
nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.
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Teil I Teil I »Alle Menschen träumen, nur nicht gleich.« T. E. Lawrence
Südpolarmeer zwischen Australien und Tasmanien – Dezember 1998 Teil I »Alle Menschen träumen, nur nicht gleich.« T. E. Lawrence
Reparaturwerkstatt für Kfz-Kühler und -Klimaanlagen in San Francisco – Herbst 1999
Antigua – Mai 2000
Yachthafen von San Francisco – Frühjahr 2000
Woodside/Kalifornien – Frühlingsbeginn 2000
St. Francis Yacht Club – Sommer 2000
Golden Gate Yacht Club – Januar 2001
Golden Gate Yacht Club – Februar 2001
Teil II
In den Bergen von Santa Barbara – Sommer 2001
Atherton/Kalifornien – September 2001
Von San Francisco nach Neuseeland – Herbst 2001
Oracle Basiscamp Auckland in Neuseeland – Winter 2002
Redwood Shores/Kalifornien – Frühjahr 2002
In der Bucht von San Francisco – September 2003
Newport/Rhode Island – Juni 2004
Valencia/Spanien – Anfang 2006
South of Market/San Francisco – Frühling 2006
Valencia/Spanien – Frühjahr 2007
Teil III
Woodside/Kalifornien – Frühsommer 2007
Woodside/Kalifornien – Sommer 2007
Von Bangkok, Thailand, nach Cagliari, Italien – November 2008 bis Frühjahr 2008
Anacortes/Washington – August 2008
San Diego/Kalifornien – Frühjahr 2009
Valencia/Spanien – Februar 2010
Von Valencia nach San Francisco – Februar 2010
Rancho Mirage/Kalifornien – März 2010
Moscone Center/San Francisco – Herbst 2011
Alouis Radiators/San Francisco – Herbst 2011
Stanford University/Kalifornien – Herbst 2011
Teil IV
In der Bucht von San Francisco – Sommer 2012 bis Sommer 2013
Der 34. America’s Cup – ein mehr als holpriger Start – September 2013
Das Comeback – 19. bis 25. September
Anhang
Die Rennen um den America’s Cup
Nachwort der Autorin
Danksagung
»Alle Menschen träumen, nur nicht gleich.«
T. E. Lawrence
Südpolarmeer Zwischen Australien und Tasmanien
Dezember 1998
Schnittig, schneeweiß und sensationell schön: So segelte die SAYONARA dem Südpolarmeer entgegen. Sie befand sich in einem Revier, das die Antarktis umfließt und für seine tückischen Wellenberge berühmt-berüchtigt ist. Am Steuer seiner 82 Fuß langen und 25 Tonnen schweren Yacht segelte Larry Ellison mit über 25 Knoten vor dem Wind. Er spürte die nasse Luft auf seinem Gesicht und konnte sehen, wie die Feuchtigkeit gegen das massive Großsegel und den Spinnaker schlug. Larry staunte: »Sogar SAYONARA ist nicht dafür geschaffen, so schnell zu segeln.« Seine Yacht begann abzuheben, ihr Bug hob sich, und ihr Heck schöpfte dem Wasser seine Gischt ab. Für diesen Winkel zum Wind war die Kohlefaser-Rakete nicht konstruiert worden. Und hatte ihn nie zuvor erlebt. Irgendetwas stimmte nicht.
In seinem roten Ölzeug, die graue SAYONARA-Kappe auf dem Kopf, schaute Larry Ellison Brad Butterworth an, einen Neuseeländer mit freundlichem Lächeln, dichtem Haar und einer beeindruckenden Sammlung bedeutender Trophäen. »SAYONARA hebt doch nicht wirklich ab«, sagte Larry ungläubig, »es ist großartig, so schnell zu segeln, aber es ist unwirklich.« Vor zwölf Stunden waren sie in eine der anspruchsvollsten Langstreckenregatten gestartet. So schnell, dass sie bereits an dem Punkt waren, den der amtierende Rekordhalter erst nach 24 Stunden erreicht hatte.
Larry und sein 22-köpfiges Segelteam, ein »Who’s who« der internationalen Profiszene und Ansammlung prominenter Segler inklusive Rupert Murdochs Sohn Lachlan, hatte den Hafen von Sydney am Samstagnachmittag, dem 26. Dezember, mit Kurs auf Hobart verlassen. In Australien herrschte Hochsommer. Glitzernd beschien die Sonne Hunderttausende von Zuschauern, die entlang der australischen Küste dem Start des 55. Sydney–Hobart-Rennens zusahen. Mit ihrem blütenweißen Spinnaker und dem Kennzeichen der roten japanischen Sonne – Larrys Design – eroberte SAYONARA früh die Führung im 624 Seemeilen langen Klassiker durch die Tasmanische See.
Larry, 55-jähriger Mitgründer und CEO der Oracle Corporation und etwa 30-facher Milliardär, hatte das Rennen 1995 gewonnen und SAYONARA seitdem mehr als dreimal hintereinander zum Weltmeisterschaftssieg in der Maxi-Klasse gesteuert. Nun wollte er herausfinden, wie viel besser er als Segler in den vergangenen drei Jahren geworden war. »Es wird ein interessanter Test werden«, hatte er sich selbst mit Blick auf sein zweites Sydney-Hobart-Rennen gesagt. Im Sport war eine Klarheit zu finden, die man in der Geschäftswelt so nicht haben konnte. Mit Oracle wollte er immer noch seine Rivalen IBM und Microsoft schlagen, doch das Geschäftsleben glich einem nie endenden Marathon.
Nach jedem abgelaufenen Quartal kam ein neues. Im Sport dagegen gibt es Signaltöne. Dann läuft die Zeit ab. Quarterback Joe Montana, der noch 58 Sekunden Zeit übrig hat, spielt einen hohen Pass ganz weit nach hinten in die Endzone, und Dwight Clarks Fingerspitzen strecken sich zum Fangen – Touchdown. Sie gewinnen die NFC-Meisterschaft gegen die Dallas Cowboys. Muhammad Ali muss sieben Runden schwere Schläge des jüngeren und stärkeren George Forman einstecken, bevor er ihn in der achten Runde k. o. schlägt und den Weltmeistertitel in der Schwergewichtsklasse zurückgewinnt. Basketball-Legende Michael Jordan gelingt mit dem Schlusspfiff der letzte Sprungwurf gegen Utah Jazz. Er gewinnt damit seine sechste Meisterschaft. Das Spiel ist vorbei. Der Sieger steht fest. Alles eindeutig.
Am frühen Sonntagmorgen des 27. Dezember – es ist der zweite Tag des Rennens – raste SAYONARA mit Kurs auf den südöstlichen Zipfel Australiens dahin. Die Wellen auf der offenen See wurden immer größer und gewaltiger, weil sie hier von keiner Landmasse beeinträchtigt werden können. Auch der Wind hatte kontinuierlich zugenommen. Die Böen erreichten inzwischen eine Stärke von 45 Knoten (etwa 85 km/h), und der Himmel hatte sich verdüstert. Vor dem Rennen hatte der Australische Wetterdienst eine Sturmwarnung herausgegeben. Die Segler wussten, dass es rau werden könnte. Doch Larry und die meisten seiner Männer an Bord hatten 1995 ähnliche Winde abgewettert.
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