7Begleitung auf dem langen Weg der Therapien
7.1Individuelle Leidenserfahrungen
7.1.1Disstress, existenzieller Disstress, Demoralisierung und Traumafolgen
7.1.2Veränderung von Selbstbild, Identität und Rollen
7.2Werte- und Bedürfnisperspektive sowie Behandlungsziele
7.3Vierte und fünfte Pyramidenstufe – Hypnose und Selbsthypnose
7.3.1Psychovegetative Umschaltung: Entspannung und Geborgenheit
7.3.2Arbeit mit inneren Bildern
7.3.3Suche nach »Was stattdessen« als Kernelement therapeutisch wirksamer Kommunikation
7.3.4Anleitung zur Selbsthypnose
7.4Begleitung auf dem Weg zu Wohlbefinden und Lebensqualität
7.4.1Unterstützung bei Schmerz
7.4.2Unterstützung bei operativen Maßnahmen
7.4.3Unterstützung während der Strahlentherapie
7.4.4Unterstützung während der Chemotherapie
7.4.5Unterstützung bei Müdigkeit, Schwäche und Erschöpfung
7.4.6Unterstützung bei Schlafproblemen
7.5Unterstützung von Selbstheilungskräften
7.5.1Wie entwickelt sich eine Krebserkrankung?
7.5.2Die Rolle des Immunsystems
7.5.3Spontanremissionen und Spontanheilungen
7.5.4Gefahren eines linear-kausalen, magischen Denkens
8Vom Überleben zum Leben – Heilung und Remission
8.1Individuelle Leidenserfahrungen
8.1.1Pendeln zwischen zwei Welten
8.1.2»Cancer survivors«
8.1.3Damokles-Syndrom, Progredienz- und Rezidivangst
8.1.4Wertewandel
8.2Werte- und Bedürfnisperspektive
8.3Psychotherapeutische »Begleitung ein Stück des Weges«
8.3.1Geschichte und Grundkonzepte der Psychoonkologie
8.3.2Auswirkungen psychosozialer Interventionen auf Lebensqualität und Lebenszeit
8.4Akzeptanz, Mitgefühl und Gleichmut
8.4.1Der zweite Pfeil
8.4.2Wege zu Gleichmut und Akzeptanz
8.4.3Mitgefühl und Selbstmitgefühl
8.4.4Hindernisse auf dem Weg zur Akzeptanz
8.5Innere Vielfalt und neue Identitäten kultivieren
8.5.1Teilemodelle als Landkarten der inneren Vielfalt
8.5.2Teilearbeit in der Psychoonkologie
8.5.3Persönlichkeitsanteile in Interaktion
9Begleitung auf der Wegstrecke im Falle eines Rezidivs und bei Progredienz
9.1Individuelle Leidenserfahrungen und Aufgaben des Patienten
9.1.1Trauer
9.1.2Depressive Zustandsbilder
9.1.3Zwischen Abschied und Engagement für das Leben
9.2Werte- und Bedürfnisperspektive
9.2.1Spirituelle und religiöse Bedürfnisse
9.3Zwischen Hoffen und Bangen
9.3.1Hoffnung
9.3.2Hoffen worauf? – Zwei Formen der Hoffnung
9.3.3Falsche Hoffnungen und die Perspektive der Behandler
9.3.4Posttraumatisches Wachstum
9.4Wohin soll die Reise gehen? Sinn als Orientierungshilfe
9.4.1Sinnorientierte Interventionen
9.4.2Das Buch des Lebens: Ein sinnstiftendes Narrativ entwickeln
9.4.3Dankbarkeit als Ressource
10Der letzte Teil des Weges
10.1Individuelle Leidenserfahrungen
10.2Werte- und Bedürfnisperspektive
10.3Advance Care Planning als Suche nach Wegen für den letzten Lebensabschnitt
10.4Begleitung mit Hypnose und Achtsamkeit in der letzten Lebensphase
10.4.1Hypnose zur Linderung von Symptomen in der Palliativmedizin
10.4.2Existenzielle Fragen, Abschied, Hoffnung und Sinn in hypnotischen Trancen
10.4.3Metaphern und Geschichten zu Tod und Übergang
10.5Die Perspektive der Behandler
11Grenzen
12Ein inneres Team kultivieren
Glossar
Literatur
Über die Autoren
Geleitwort aus onkologischer Perspektive
Auch wenn Zusammenhänge zwischen seelischem Erleben und der Entstehung oder dem Verlauf von Krebserkrankungen im Laufe der Medizingeschichte immer wieder beschrieben worden sind, ist die Psychoonkologie als interdisziplinäres wissenschaftliches Fachgebiet kaum 50 Jahre alt. Sie richtet ihre Aufmerksamkeit im klinischen Bereich weniger auf die Krank heit der Betroffenen, sondern auf ihr Krank sein , und dies mit der Zielsetzung, ein gutes Leben trotz, mit und nach einer Krebserkrankung wahrscheinlicher werden zu lassen. Ein Pionier der modernen Psychoonkologie, der Zürcher Psychiater und Psychoanalytiker Fritz Meerwein, schrieb vor 40 Jahren in seiner Einführung in die Psycho-Onkologie, dem ersten deutschsprachigen Lehrbuch des Fachgebiets (Meerwein 1981, S. 11):
»Psychologisch gesprochen spielt sich das Krebsleiden im sogenannten ›Selbst‹ der Patienten ab. Als Selbst wird die teils bewusste, teils unbewusste innere Vorstellung bezeichnet, die sich der Mensch im Verlauf seines Lebens von sich gebildet hat. Sie enthält den Niederschlag sowohl der guten wie der schlechten Erfahrungen, die seit frühester Kindheit im Umgang mit dem eigenen Körper, der eigenen Person, aber auch den wichtigsten Bezugspersonen des alltäglichen Lebens erworben worden sind. Die Qualität dieser Erfahrungen sowie die Fähigkeit, diese Erfahrungen zu verarbeiten und nutzbringend anzuwenden, bestimmen den Grad der Selbstachtung, über die ein Mensch verfügen kann. Seelisches Wohlbefinden ist ohne Besitz eines gewissen Ausmaßes solcher Selbstachtung nicht möglich.«
Inzwischen gibt es viele Psychoonkologie-Fachbücher, und zu etlichen durfte auch ich beitragen. Wie kaum ein anderes stellt jedoch das vorliegende Buch von Michael Harrer und Hansjörg Ebell, beides Ärzte und Psychotherapeuten, das »Selbst« der Krebsbetroffenen und gleichzeitig selbstreflexiv das der Therapeuten und damit die Patient-Therapeut-Beziehung in den Mittelpunkt – ohne überhaupt diese psychoanalytische Terminologie zu verwenden.
Beim Lesen wird durchgängig klar: Die beiden Autoren schöpfen aus dem reichen Erfahrungsschatz einer jahrzehntelangen patientenorientierten Praxis. Diese dekonstruieren sie mit Fallbeispielen, um modellhaft transparent zu machen, wie sie Patienten konkret helfen und professionell begleiten. Sie befassen sich dabei mit allen Aspekten von Krebserkrankungen: von der Krebsangst, der Diagnose und Aufklärung, behandlungsassoziierten Beschwerden, über Nachsorge und »Survivorship« bis zur psychoonkologischen Begleitung in der Palliativmedizin und Sterbephase.
Ein Buch mit dem Titel Hypnose und Achtsamkeit würden viele Ärzte vielleicht der Ecke im Buchladen zuordnen, in der esoterische Gesundheitsliteratur mit Patientenratgebern schmust. Dieses Buch sollte sich im Regal dagegen neben den klassischen Lehrbüchern der Onkologie, Schmerztherapie, Allgemeinmedizin, Krankenpflege und Psychotherapie platziert finden. Beim Lesen ist es genauso aufschlussreich wie erfrischend, wie die Autoren Hypnose und Hypnotherapie entmystifizieren, aufzeigen, dass es nicht um theatralische Manipulation geht, sondern um Anleitung zur Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit.
Suggestive Kommunikation findet häufig und überall im klinischen Alltag statt. Sei es das Stirnrunzeln des Arztes beim Blick auf ein Röntgenbild bei der Visite mit einem in den Raum gesprochenen »Sieht nicht gut aus!« oder die Autosuggestion einer Patientin: »Mein Immunsystem ist schon immer schwach.« Derartige negative Suggestionen und Autosuggestionen sind die Essenz von Nocebos. Andere Suggestionen und Autosuggestionen können dagegen nicht nur die Wirklichkeit anders erleben lassen, sondern diese auch klinisch relevant positiv verändern – nicht nur bei Ängsten, Schmerzen oder chemotherapieassoziierten Symptomen wie Übelkeit und Erbrechen.
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