Johanna Lier - Wie die Milch aus dem Schaf kommt

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Selma Einzig macht in der Hinterlassenschaft ihrer Grossmutter Pauline einen schockierenden Fund. Aus ihrem Alltag herausgerissen macht sich die 35-jährige Protagonistin auf die Suche nach verdrängten Teilen ihrer Familiengeschichte. Sie führt sie in die Ukraine und nach Israel.
Wer waren die papier- und mittellosen Vagabunden, die aus dem Gebiet der heutigen Ukraine in den Thurgau flüchteten und im kleinen Weiler Donzhausen die erste Nudelfabrik in der Ostschweiz gründeten?
Die Reise führt aus dem Vergessen und Verdrängen zu Orten der Selbstentdeckung. Das Erfinden von Erinnerungen, das Fabulieren, aber auch das Erforschen der Gegenwart und Zufallsbekanntschaften erweisen sich als überraschende Mittel, um Lücken zu füllen. Eine Suche nach der eigenen Herkunft, die höchst ambivalent bleibt und mitunter auch von einem verstörenden Unbehagen begleitet wird.
Mit der Erkenntnis, dass sich im Grunde nichts ändert, man lediglich ein Stück seines Wegs gegangen ist, lässt Selma Einzig ihr Vorhaben am Rand eines Kraters in der Wüste Negev in Rauch aufgehen.
Der Bericht einer abenteuerlichen Reise in einer globalen Gegenwart. Und ein Stück überraschender Industrie- und Migrationsgeschichte aus der Schweiz des 19. Jahrhunderts.
Der Roman bekam 2020 die kulturelle Auszeichnung der Stadt Zürich.

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Warum ich in diesem jüdischen Restaurant arbeite? Die Juden sind schlau und tüchtig. Sie beherrschen die Kunst, Geld zu verdienen und zu vermehren. Also wollte ich diesen Job, um den Umgang mit Geld zu lernen. Wir haben keine festen Preise, wir feilschen mit den Gästen um die Bezahlung, eine Art Basar, es ist zwar hart, mit fremden Leuten zu verhandeln, aber das will ich hier lernen.

Ja, ja, ich weiss, das ist keine jüdische Tradition, es ist einfach ein Spiel, das uns Spass macht, wir schaffen eine lustige Stimmung für unsere Gäste.

In der Westukraine reden die Leute schlecht über die Juden. Und es ist meine Aufgabe, die Gäste über die jüdische Kultur aufzuklären. Ich erzähle Legenden, informiere über Traditionen in der Synagoge und unterhalte mich über Kunst und Kultur. Zum Beispiel über Bruno Schulz. Seine Fresken sind hier an den Wänden zu sehen. Sie sind uralt und sehr kostbar.»

Ludmila nähert sich meinem Ohr und flüstert, die Lemberger Juden seien alle von der Krim gekommen. Es gebe so viele Familien mit jüdischem Hintergrund, die sich weigerten, darüber zu sprechen. Nicht zu Unrecht, denn Polen und die Ukraine würden als die Wiege des Antisemitismus bezeichnet. Kein Wunder also, wenn die Leute ihre wahre Herkunft verschwiegen.

Und in den Familien, in denen jüdischer Hintergrund verleugnet würde, sei der ukrainische Nationalismus besonders ausgeprägt. Den Kindern hämmere man ein, gute und patriotische Ukrainer zu sein. Diese Irina sei ein exemplarisches Beispiel für eine junge weibliche Generation: «Sie sind gewandt, klug und schön, sie machen gute Studienabschlüsse, beherrschen Fremdsprachen, ukrainisches Kunsthandwerk, die Tänze, die Gesänge und sind Patriotinnen. Und diese Irina hat eine jüdische Grossmutter von der Krim. Das ist typisch. Das ist so typisch.»

Doch Irina schüttelt heftig den Kopf, ihr Blick wird hart und sie hebt abwehrend die Hände. Ich verstehe nicht, was sie sagt. Nur immer wieder: «Njet! Njet! Njet!»

Und Ludmila erzählt die Geschichte von Robert aus Arizona, der nach Lemberg gezogen ist und sich nun Goran nennt.

Goran fand in Sambir seine verlorene Familie wieder: eine uralte Stiefmutter, drei Geschwister, Neffen und Nichten. Er bezahlt ihnen das Essen, die Kleidung und die Ausbildungen.

Während des Zweiten Weltkriegs liess Gorans Vater Frau und Kinder in Sambir zurück und flüchtete über Deutschland und Frankreich in die USA. In Arizona heiratete er eine Amerikanerin und bekam mit ihr zwei Söhne. Einer von ihnen war Robert – oder eben: Goran. Der Vater blieb jedoch zeitlebens ein ukrainischer Nationalist. Er verachtete die Armenier, die Tataren, die Georgier, die Polen und natürlich die Russen. Im Besonderen hasste er die Juden, da diese für die Polen gearbeitet und mit den Russen kollaboriert hätten. Denen war alles recht. Hauptsache, es schaute Geld heraus.

Und er hielt an den Bräuchen des unterdrückten ruthenischen Bauernvolks fest: Am achten Tag nach der Geburt liess er seine zwei Söhne beschneiden – wie das in Sambir seit jeher gemacht worden war.

Ludmilas Einwand, in Sambir hätte der jüdische Bevölkerungsanteil über sechzig Prozent betragen und nur in jüdischen Familien wären die Söhne beschnitten worden, weist Goran starrsinnig zurück.

«Ja, ich lebe im Bewusstsein meiner jüdischen Herkunft. Ich empfinde ein verrücktes, ja ganz starkes Gefühl der Zugehörigkeit. Das spielt sich auf der emotionalen Ebene ab und geht unaussprechlich tief. Mein Innerstes gehört den Juden. Aber ich kann darüber nicht sprechen.» Notat von Pauline Einzig

museum von hesed-arieh jewish home:Eine nackte Frau auf einem zerwühlten Bett. Das weisse Pferd leckt gierig ihren Rücken.

Bruno Schulz: Geflügelt von zwei ausgehöhlten, abstehenden Ohren.

Joseph Roth: Vom Alkohol aufgelöstes Gesicht.

Pferdegespanne und Männer auf einem Marktplatz: Akkordeon, Geige und Laute.

Kleine, magere Knaben: Bücher.

Eine Remington 5 mit hebräischen Buchstaben.

Geschirr für Pessach mit Anweisungen in Polnisch, Deutsch, Russisch und Hebräisch.

Singer- und Kayser-Nähmaschinen. Bügeleisen mit Kohle und Davidstern.

Jerusalem.

Und Exekutionen.

Immer wieder diese Exekutionen.

Hesed-Arieh Jewish Home:home care, curators service, medical program, rehabilitation equipment loan, meals, volunteers service, region, winter relief, sos, club, bulletin of hesed-arieh, day center, beiteinu children’s programs: mazl tov, ken eladim, lev group.

rael yuter, direktorin von hesed-arieh jewish home, 46 jahre, lebt in lemberg:Dämmrige Ruhe. Schwere Möbel in der Umarmung flauschiger Teppiche. Rael Yuter ist klein und energisch. Nackte Füsse in aufsehenerregenden Schuhen: gefährlich hohe Plateausohlen. Ein aufgedunsenes Gesicht unter einer unglaublichen Lockenfülle. Die Haut von einem feuchten Film überzogen. Sie fächelt sich Luft zu.

Sie lacht.

Ein mageres Mädchen bringt hauchdünne, mit lauwarmem Kaffee gefüllte Porzellantassen.

Rael Yuter: «Meine russische Mutter besass keinerlei Beziehung zu den jüdischen Traditionen. Mein ukrainischer Vater hingegen brachte an Pessach Mazzen nach Hause, obwohl es verboten war – Freiwillige buken sie heimlich in ihren Wohnungen und verteilten sie über illegale Kanäle. An Schabbat zündete er die Kerzen an und sprach den Kiddusch.

Eine Schwester meines Vaters war nach Israel ausgewandert. Nach ihrem Tod flog ich zur Testamentseröffnung nach Tel Aviv. Als wir die Dokumente öffneten, fanden wir einen Brief in russischer Sprache mit ganz vielen Fotos aus meiner Kindheit, sorgfältig und chronologisch geordnet: Liebe Rael, ich wartete auf dich. Ich wartete auf dich, nachdem du deine Ausbildung abgeschlossen hattest, aber du kamst nicht, ich wartete auf dich, nachdem du geheiratet hattest, aber du kamst nicht, ich wartete auf dich, nachdem du dein Baby bekommen hattest, aber du kamst nicht. Nun sterbe ich und kann nicht länger hoffen.

Meine Tante hat ihr Vermögen – 900.000 Dollar, zwei Häuser, zwei Zitrusplantagen und ein Kleidergeschäft – einem Kinderheim für Waisen aus dem Zweiten Weltkrieg vermacht! Und das im Jahr 1994!»

Rael lacht fröhlich.

Rael Yuter: «Im selben Jahr verliess ich meinen Mann und stand mit zwei Kindern auf der Strasse. Glücklicherweise bekam ich das Angebot, für Hesed-Arieh Jewish Home zu arbeiten.

In diesem Umfeld regte sich meine jüdische Identität und ich erwarb mir ein tieferes Verständnis für meine Wurzeln. Ich wuchs allmählich in die Traditionen hinein – eine sanfte Bewegung, eine behutsame Annäherung. Nun zünde ich an Schabbat die Kerzen an und spreche den Kiddusch. Zu Rosch Haschana und Jom Kippur gehe ich in die Synagoge.

Während der ersten zwei Jahre setzten die Bewohner dieses Hauses alle Hebel in Bewegung, um uns rauszuwerfen. Im Hof untersagten sie ihren Kindern, mit unseren Kindern zu spielen, unsere Grossmütter durften sich nicht auf die Bänke zu den anderen setzen. Ich fragte: Warum? Wir leben in derselben Stadt! Wir kümmern uns um Arme und Bedürftige. Sie schrien: Gebt ihr euer Geld auch den Armen, die in den Kirchen sitzen? Gebt ihr eure Medikamente und Kühlschränke auch den ukrainischen Babuschkas? Verteilt ihr Essen in den Dörfern in den Karpaten? Nein! Ihr schaut nur für euch! Und ihr habt ein besseres Leben.

Eine staatliche Rente beträgt knapp hundert Dollar. Davon müssen Steuern, die Miete, Medizin, Kleider und der tägliche Bedarf an Zahnpasta, Seife, Shampoo und was man sonst noch so braucht, bezahlt werden. Viele Rentner ernähren sich von Buchweizengrütze und Milch. Sie haben nichts. Absolut nichts! Keine staatliche Unterstützung, keine Elektrizität, kein fliessend Wasser, keine medizinische Versorgung – in den Spitälern muss jeder die Apparate, die Anästhesie, die Operation, die Schmerzmittel selber bezahlen. Die Leute sind allein. Da haben sie ein ganzes Leben gelebt und im Moment der Not sind sie allein.

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