Doris Kändler
Wenn du gehen musst …
Impressum
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Danksagung
Vielen Dank an Markus Dammers für die Bereitstellung des unbearbeiteten Coverbildes.
Besten Dank an meine Chefin Nicky Hagen für das tolle Autorenfoto und den Ansporn, den sie mir gab; das Buch auf jeden Fall zu veröffentlichen.
Ein großes Dankeschön an Susanne Heinen für das Korrekturlesen.
Danke an meinen Onkel, der mir ermöglicht hat, zu sehen, wie es fertig aussehen könnte.
Ich danke allen, die mit gefiebert haben, die es nicht erwarten konnten und mich immer bestärkt haben.
Denen, die an mich geglaubt und das Beste in mir gesehen haben.
Danke, vielen Dank.
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Loslassen …
Der schwerste Weg …
Eine Freundschaft wird geboren …
Zurück zur Realität …
Gedichte, Gedanken und andere Dinge …
Im Hier und Jetzt …
Es ist, wie es ist …
Meine beste Freundin …
Zurück zur Gegenwart …
Schule ist scheiße und Eltern sowieso …
Angst, Wut und Hilflosigkeit …
Lass uns über früher reden …
Traurige Wahrheit …
Pssst, seid leise. Meine Frau darf uns nicht hören …
Gedanken gehen zu Ende …
Ruf mal an, aber sag auf keinen Fall meinen Namen …
Trotz der Wahrheit herzhaft Lachen …
Hey, tu die mal weg …
Die Türklingel holt uns zurück in die Gegenwart …
Sandys tiefer Absturz …
Genug ist genug …
Autorin Dodi schreibt ein Buch …
„Schreib, wenn Du das brauchst“ …
Zigaretten! Das kostbarste Gut …
Schallendes Gelächter …
Hast Du Angst vor dem Sterben? …
Ein dunkler Tag …
Kleine Sünden …
Realität …
Zu lange Beine …
Schön sind die Erinnerungen …
Sandys Radfahrkünste …
Ich erinnerte mich …
Mütter …
Ruhige Minuten …
Das Verbotene …
Die Wahrheit tut weh …
Was für Bilder …
Die Arbeit ruft …
Fußtritte …
Die Wahrheit …
Das Drama meines Lebens …
Endlich ausgesprochen …
Das kleine, große Glück …
Es geht zu Ende …
„Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab“ …
Mach es gut geliebte Freundin …
Für euch alle …
Vorwort
„Hast Du Angst vor dem Sterben“, fragte sie mich im zarten Alter von 14 Jahren.
„Quatsch, das haben andere auch schon überlebt“, gab ich damals, ein Jahr jünger als sie es war, zur Antwort. Wir waren zu diesem Zeitpunkt so voller Tatendrang, dass dieses Thema für mich noch weit weg war. Ich lachte laut los, weil Sandy mich dermaßen dumm angesehen hatte. Sie verstand nur Bahnhof. Dabei ergaben meine Worte für mich sehr wohl einen Sinn. Meiner Meinung nach gehörte das Sterben zum Leben dazu und wir alle würden diese Welt einmal verlassen müssen. Niemand war jemals zurückgekommen und hatte berichtet, es sei furchtbar. Ganz im Gegenteil. Menschen mit Nahtoderlebnissen erzählten doch immer, wie schön, warm und hell es gewesen sei. Wovor also Angst haben?
Heute erscheint dieser Satz mir nicht mehr so lustig. Ich empfinde ihn wohl eher als Hohn. Hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, hätte ich sicherlich anders geantwortet. Damals hatte ich keine Angst davor. Warum auch? Wir waren noch so jung und meine Gedanken richteten sich auf alles Andere, nur nicht aufs Sterben.
Heute sitze ich hier, und frage mich, ob ihr dieser Satz in den Monaten des Sterbens noch in Erinnerung kam? Ob sie schmunzeln musste, oder ob sie geweint hat?
Heute bin ich diejenige, die Angst vor dem Sterben bekommen hat, weil ich mit ansehen musste, wie lange es dauern kann. Weil ich sehen musste, wie viel Leid ein Mensch ertragen kann. Sandy schloss ihre Augen 2011 für immer.
Sicher, sie hat es geschafft. Sie ist erlöst von den unsagbaren Schmerzen und dem Zerfall ihres Körpers. Doch all die Hinterbliebenen, Freunde, Verwandte, Bekannte … Denen steht der Schmerz ebenso wie der Schock noch ins Gesicht geschrieben.
Sie müssen ebenso wie ich die schreckliche Sehnsucht ertragen, und werden die Bilder der Sterbenden wohl nie mehr los. Das Bild der Toten, die nur noch ein Schatten dessen war, was sie zu Lebzeiten dargestellt hatte.
Ich weine … Ja.
Ich trauere … Ja.
Aber ich bin auch unendlich glücklich und stolz, einen großen Teil meines bisherigen Lebens mit ihr gemeinsam gegangen zu sein.
An ihrem Sterbebett versprach ich ihr, dass ich über uns und ihr eigenes Leben schreiben würde. Ich versprach ihr, mich damit um ihre hinterbliebenen Kinder zu kümmern. Vielleicht ist dies meine Aufgabe. Ich werde diese Zeilen für die Beiden schreiben, damit sie sehen, wie ihre Mutter einmal war. Damit sie schwarz auf weiß lesen können, wie schön ihr Leben einmal war, und zwar, bevor sie sich entschlossen hatte, diesem wunderbaren Leben den Rücken zu kehren.
Denn es war wunderbar …
Dies ist meine Art, mit all den Geschehnissen fertig zu werden, meine Trauer zu bewältigen und auf Wiedersehen zu sagen.
Doris Kändler
Loslassen …
Viele Jahre der Freundschaft lagen hinter uns. Jahre, die wundervoll waren, aber auch solche, die das dunkelste Schwarz des Lebens zeigten. Sandy war meine beste Freundin, seit ich denken konnte. Wir teilten alles miteinander. Wirklich alles. Dennoch gab es Zeiten, in denen jede von uns ihre eigenen Wege gehen musste.
Ich hatte nun schon einige Wochen nichts mehr von ihr gehört, wie sehr oft in den vergangenen Jahren. Sicher, ich kannte das alles aus den Jahren zuvor, dennoch wollte ich nur ein kurzes Lebenszeichen von ihr. Ein Zeichen, dass es ihr und den Kindern gut ging. Doch meine Anrufe blieben unbeantwortet. Mein Telefon stand still.
Eines Tages rief sie mich endlich zurück. Ihre Erklärungen für die Funkstille klangen sehr einleuchtend, trafen mich jedoch mitten ins Herz.
Ihre Mutter war verstorben. Zuerst war ich sehr böse, dass sie mich darüber nicht informiert hatte, schließlich war ich doch ihre beste Freundin. Ich fasste mir jedoch nach einigen Sekunden ein Herz und hörte mir ihre Geschichte an. Sandy kam mit dem frühen Tod der Mutter überhaupt nicht klar, und hatte wieder zu heftigen Drogen gegriffen. Nach einigen drogenfreien Jahren war sie also wieder abgestürzt.
Ihr Bruder war eingeschritten, hatte ihr die beiden Kinder abgenommen, über das Jugendamt die Pflegschaft für die Beiden beantragt, und zu guter Letzt auch bekommen. Sie selbst war daraufhin wieder in den Entzug gegangen und hatte sich entschlossen, in einer Institution für Wiedereingliederung von Drogensüchtigen, in ihr Leben zurück zu finden.
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