Kathrin Aehnlich - Wie Frau Krause die DDR erfand

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Für eine Fernsehserie »Wild Ost« gibt es ein klares Konzept, die Inhalte stehen fest, man braucht nur noch die Menschen, die authentisch erzählen, »wie es wirklich war«. Sie zu finden ist Frau Krauses Auftrag. Was aber, wenn jene, die nicht dort gelebt haben, besser wissen, wie es »im Osten« war? Was wird dann erzählt?
Zehn Ostdeutsche zu finden, die für eine Fernsehserie aus ihrem Leben erzählen, sollte für Isabella Krause einfach sein. Schließlich ist sie in der DDR aufgewachsen, auch wenn sie mehr Jahre im vereinten Deutschland verbracht hat als in der DDR. Sie kehrt also an die Orte ihrer Kindheit zurück und findet Menschen, die sie für DDR-repräsentativ hält: die Traktoristin, den Stahlwerker, die Köchin, den ehemaligen Staatsschauspieler.
Doch der Filmautor kommt aus München und hat ein eigenes Bild von der DDR. Und das ist, dreißig Jahre nach dem Mauerfall, auf Diktatur, Mangelwirtschaft und Staatssicherheit geschrumpft. Doch was ist mit dem Leben der Anderen? Der ganz Anderen, die ihre Arbeit mochten, das Land tolerierten und am Wochenende »Ein Kessel Buntes« guckten? Und was unterschied das Familienleben Ost vom Familienleben West?
Davon erzählt Kathrin Aehnlich, wie es nur wenige können, mit Witz und Empathie, und zeigt, wie wichtig es ist, einander zuzuhören.

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Die dritte richtige Zahl war die 49, Isabellas Alter, das sie gern verschwieg. Was würde sie tun, wenn sie im nächsten Jahr fünfzig würde? Umsteigen auf das italienische Enna-Lotto, bei dem die Zahlenreihen bis 90 gingen? Oder sollte sie 49 Jahre alt bleiben, zumindest auf dem Lottoschein? Eine Lüge, die ihr nicht schwerfallen würde. Zudem fand sie, dass fünfzig keine schöne Zahl war. Es gab sympathische und unsympathische Zahlen. Nie hätte sie die 20 getippt, ein Schwan mit Buckel, nie die 17 oder die 31 und erst recht nicht die 8, eine geschnürte Null.

Die 19 hatte Isabella aus Gewohnheit angekreuzt. Die 19 hatte in ihrem jetzigen Leben keine Bedeutung mehr, trotzdem mochte sie die Zahl noch immer. Damals dachte jedes Kind im Land bei der 19 nur an eines: »Kurzkrimi«. Die Lottosendung am Sonntag kam gleich nach dem »Sandmännchen« und zog sich bis zur aktuellen Kamera. Eine halbe Stunde, die gefüllt werden musste. Jeder Zahl war ein Genre zugeordnet. Und wurde sie gezogen, folgte ein kurzer Film zum Thema. Die 19 »Kurzkrimi« lag in der Beliebtheitsskala gleich hinter der 14 »Humor« und der 24 »Schlager«. Niemals hätte Isabella die 4 »Blasmusik« oder die 34 »Volksmusik« getippt.

Die Tele-Lotto-Ziehung war für die meisten Fernsehzuschauer im Land heilig. Auch für Großmutter Isa. Aufgeregt rannte sie vor Sendungsbeginn durch die Wohnung und suchte die nötigen Utensilien zusammen: Brille, Lottoschein, Zettel, Bleistift, um pünktlich um sieben in ihrem Sessel zu sitzen, die Füße auf den Hocker gelegt. Sie saß aufrecht und blickte gebannt auf den Fernseher wie auf einen Horizont, an dem sie das Auftauchen eines unbekannten Kontinents erwartete.

Mit einem Lächeln quittierte sie die Anfangsmusik und blickte skeptisch auf den jeweiligen prominenten Gast: »Der hat uns gerade noch gefehlt!«

Die alleinige Aufmerksamkeit der Großmutter war auf den Notar gerichtet. Zu Beginn jeder Sendung überprüfte er alle Vorrichtungen und gab mit dem Satz »Ich habe mich von dem ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes überzeugt« die Lottoziehung frei.

»Abwarten!«, sagte die Großmutter.

Das Ziehungsgerät war einzigartig. Ein sich drehender kegelförmiger Berg, aus dessen Spitze auf Knopfdruck, wie bei der Eruption, eine Eisenkugel erschien, die auf einer vorgeformten Bahn um den Kegel herum nach unten rollte. Am Fuß drehten sich 35 Zahlenkegel von denen fünf abgeschossen werden mussten. Und auch wenn sich der Notar, meist war es Herr Rohr, zuvor von dem ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes überzeugt hatte, galt das vornehmlich im juristischen und weniger im technischen Sinn. Warum sollte in diesem Land, in dem viele Dinge kaputt gingen, ausgerechnet ein Lottoziehungsgerät funktionieren? Oft erschien auf Knopfdruck keine Kugel. »Zu blöd zum Drücken!«, sagte die Großmutter. Auch kam es vor, dass die Kugel von ihrer Bahn abkam und der Schuss als ungültig gewertet wurde. Die größte Freude für die Großmutter aber war, wenn die Eisenkugel eine bereits vorher geschossene Lücke traf. Dann rief sie synchron mit dem Moderator: »Das war ein Durchläufer, Herr Rohr!«, und klatschte dabei vor Vergnügen in die Hände. Meist fielen ihr dabei der Tippschein und der Zettel mit den sorgsam notierten Zahlen vom Schoß, und Isabella hatte das Gefühl, dass der Großmutter ein Durchläufer mehr wert war als ein Lottogewinn.

»Das war ein Durchläufer, Herr Rohr!« Dieser Satz vereinte fast zwanzig Jahre lang die Lottogemeinde in der DDR. Hätte Isabella das untergegangene Land auf einen Satz festlegen müssen, so hätte sie diesen gewählt. Auch die DDR war nach vierzig Jahren ein »Durchläufer« gewesen.

Das gemeinsame Geburtsdatum hatte Isabella ungewollt mit dem Land verbunden. Für viele Lehrer war es kein Zufall, sondern eine Haltung gewesen. Und nun hatte Isabella mit ihrem ungeliebten Geburtsdatum 83,70 Euro gewonnen. Sie prüfte noch einmal alle gezogenen Zahlen. 3, 7, 10, 19, 40, 49. Auch einem virtuellen Geldboten konnte ein Fehler unterlaufen. Und plötzlich sah sie das Datum: der 7.10.1949. Die 40 stand für 40 Jahre und die 3? Das waren die drei Buchstaben: DDR. Die Superzahl war die 0, die, ganz logisch, für das Verschwinden stand.

Es gab keinen Zweifel: Die DDR hatte 14 Millionen Euro im Lotto gewonnen. Zu spät, dachte Isabella.

Letztendlich war es auch egal. Isabella musste sich ihrem gegenwärtigen Leben zuwenden und sich in Anbetracht des verpassten Gewinns bemühen, auf andere Weise Geld zu verdienen.

Die zweite Mail kam von ihrer Agentur. Es war die Anfrage einer Fernsehfirma: »Global-Movie-Production«. Isabella hatte an diesem Morgen keine Kraft mehr, sich vorzustellen, das Angebot käme aus Hollywood. Ihre Agentin hatte ihr das Visionieren empfohlen. Nur wer von sich überzeugt war, würde Erfolg haben. Sie solle sich alles mit Nachdruck vorstellen, dann würde es geschehen. »Eines Tages wirst du in Cannes über den roten Teppich laufen, und alle werden dir zujubeln!«

In ihrem Leben ohne roten Teppich spielte Isabella Krause Nebenrollen in Fernsehserien. Ihre Textbücher hatten meist nur einen einzigen Satz, wenn überhaupt. Im vorigen Monat war sie eine Krankenschwester gewesen, die einem Patienten den Schweiß von der Stirn tupfen musste. Nicht einmal ein »Na, wie geht es uns denn heute?« hatte man ihr gestattet.

Sie wurde häufig als Krankenschwester besetzt, ebenso als Prostituierte. Sie wollte den Gedanken an die Fantasie der Regisseure nicht vertiefen. Wahrscheinlich war es Isabellas Körpergröße von 1,50 Meter, die ihr ausschließlich dienende Rollen einbrachten. Sie fand es diskriminierend. War es nicht von Vorteil, als Schauspielerin klein zu sein? Um ihr in die Augen zu sehen, hätte sich Humphrey Bogart nicht auf eine Kiste stellen müssen.

Früher war sie nur zu klein gewesen. Heute war sie zu klein und zu alt. Ernüchtert öffnete Isabella die Mail.

Es war die Einladung zu einem Casting-Termin für eine Fernsehwerbung. »Sie müsse sich neues Terrain erobern«, hatte ihr die Agentin geraten. Am liebsten hätte Isabella für Champagner geworben, im roten Seidenkleid, mit goldglänzendem Make-up. Schon sah sie die Plakate in den Schaukästen leuchten. Es gibt immer einen Grund zum Feiern!

»Hoch die Tassen!«, hätte die Großmutter gesagt. Auf Plakaten war es egal, wie groß oder wie klein man war. Aber das Angebot bezog sich auf die Werbung für Naturjoghurt. Antibakteriell und superschmackhaft! Isabella hasste Joghurt. Unter der Adresse und der Anfahrtsskizze stand das zu erwartende Honorar: 6000 Euro. Dafür hätte sich Isabella auch ein Kondom über den Kopf gezogen.

Heute war ihr Glückstag. Sie hatte 83,70 Euro im Lotto gewonnen und in der nächsten Woche einen Casting-Termin in Berlin. Der einzige Makel war das Datum für die Bewerbung, der 11.11., ein hässliches Zahlenbild. Isabella war unschlüssig, ob ihr vier Spazierstöcke hintereinander Glück bringen könnten.

2

Über Berlin hatte früher immer ein Glanz gelegen. Es gab Häuser mit frisch gestrichenen Fassaden, Schaufenster, in denen Dinge lagen, nach denen sich Isabella Monate lang verzehrt hatte: Gewürzgurken, Jeans, Ketchup, Linsen, Acrylpullover. Sie liebte die Ausflugsdampfer auf den Flüssen, die breiten, dicht befahrenen Straßen, die Plätze, den einzigartigen Fernsehturm. Im Berlin ihrer Jugend war alles höher, weiter und schöner gewesen.

An diesem Novembertag wirkte die Stadt grau, verharrt in ihrer DDR-Schönheit, die niemand mehr bewundern wollte, auch Isabella nicht.

Im Schaufenster einer Bäckerei türmte sich eine Pyramide aus Pfannkuchen. Warum hießen sie eigentlich in anderen Städten Berliner, nur nicht in Berlin? Die Verkäuferin hinter der Ladentafel guckte missmutig zu Isabella hinaus auf die Straße. Isabella unterdrückte den Wunsch nach einem Kaffee. Sie hatte noch eine halbe Stunde Zeit. Sie wollte nicht zu früh kommen, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie wäre auf das Honorar angewiesen. Nur wer gut im Geschäft stand, bekam den Zuschlag für weitere Rollen.

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