Hassan Blasim - Der Verrückte vom Freiheitsplatz

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Wie erzählt man von einem Land, das sich seit 35 Jahren im Krieg befindet? Von Geiselnehmern in Bagdad, der institutionalisierten Paranoia unter Saddam, dem Soldaten mit den hellseherischen Fähigkeiten, den Hasen in der Grünen Zone, dem Lied der Ziegen, den 1001 Messern und dem Mehlsack voller Köpfe? Wie erzählt man von der Psyche des Krieges, von dem alltäglichen Horror, der immer mehr Menschen zur Flucht zwingt? Und wie erzählt man von denen, die fliehen? Von den geheimen Pfaden der Emigration, von den Menschenhändlern in den Wäldern Serbiens, von Alis Tasche, von dem Massaker in einem LKW nach Berlin, von den Albträumen des Carlos Fuentes und vom fatalen Lächeln des Emigranten in der Nazi-Bar?
So wie Hassan Blasim. Seine Geschichten schildern den Irak der letzten Jahrzehnte als surrealistisches Inferno – den Krieg mit dem Iran, die Herrschaft und den Sturz Saddam Husseins, die Besatzungszeit, die Eskalation der Gewalt und die sich ausdehnende Wüste der Erinnerung – und sie erzählen von der Emigration, von den Grenzen und Zäunen, den Ämtern und Verstecken, der Einsamkeit und der Entfremdung, der die Flüchtlinge ausgesetzt sind. Vor allem aber erzählen sie von Menschen, von ihren Traumata und Albträumen, von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen, von ihrem Schmerz und ihren Strategien, in einer wahnsinnigen Wirklichkeit zu überleben.

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Drei Tage nachdem diese Geschichte im Archiv des Migrationsamtes deponiert worden war, brachte man ihren Erzähler in die psychiatrische Klinik, und noch bevor der Arzt beginnen konnte, ihn nach Erinnerungen aus seiner Kindheit zu befragen, fasste der Fahrer des Krankenwagens seine wirkliche Geschichte mit vier Worten zusammen:

»Ich möchte gern schlafen.«

Er sagte es bittend, ja demütig flehend .

Truppenzeitung

Den Toten des irakisch-iranischen Krieges (1980–1988)

Wir werden auf den Friedhof gehen, ins Leichenschauhaus. Wir werden die Hüter der Vergangenheit um Erlaubnis bitten. Wir werden den Toten nackt herausholen und ihn in einen öffentlichen Park bringen. Wir werden ihn auf eine Bank setzen unter eine satt orangerote Sonne. Wir werden versuchen, seinen Kopf zu stabilisieren. Eine Fliege oder ein anderes Insekt summt um ihn herum. Doch Fliegen umsummen gerecht und gleichermaßen Lebendige und Tote. Wir werden ihn inständig bitten, uns nochmals die Geschichte zu erzählen. Man muss ihm nicht in die Eier treten, damit er ehrlich und anständig erzählt. Tote sind im Allgemeinen anständig, sogar die Schurken unter ihnen.

Danke, lieber Autor, dass Sie die Fliege von meiner Nase verscheuchen und mir diese sonnige Gelegenheit bieten. Ich bin mit Ihnen nicht einig, wenn Sie mich einen Schurken nennen und so den Lesern Furcht vor mir einflößen. Lassen Sie sie selbst entscheiden, ich bitte Sie, und werden Sie nicht zum räudigen Hund. Herzlichen Glückwunsch, dass Sie noch leben. Nur, mischen Sie sich nicht ins Wesen des Tieres, zu dessen Gattung sie gehören.

Euer Ehren, vor zehn Jahren, also bevor ich mein Leben abschloss, arbeitete ich für eine Truppenzeitung. Ich war verantwortlich für die Kulturseite, deren besonderes Interesse den Kriegsgeschichten und der Kriegspoesie galt. Ich führte ein solides Leben, hatte ein Töchterchen und eine treue Ehefrau, die hervorragend kochte und sich schließlich sogar bereit erklärt hatte, mir vor jedem Beischlaf den Schwanz zu lutschen. Meine Arbeit brachte mir zahlreiche Belohnungen und Geschenke ein, die insgesamt mehr wert waren als mein Monatssalär. Mein Chef meinte, ich wäre genial und als Einziger imstande, durch eine unermüdliche und nie erlahmende Kampffantasie die Kulturseite zu beleben. Ich erwarb mir sogar den Respekt und die Wertschätzung des Kulturministers, der mir insgeheim versprach, den Chefredakteur abzuservieren und mich an seine Stelle zu setzen. Ich war weder so genial noch so schurkisch, wie mich der Autor dieser Geschichte darstellen möchte. Ich war ein zielbewusster und ehrgeiziger Mann, der davon träumte, einmal den Posten des Kulturministers innezuhaben. Deshalb widmete ich mich in jenen Tagen voll und ganz meiner Arbeit. Im Schweiße meines Angesichts edierte, redigierte und korrigierte ich, geduldig wie ein Bäcker, meine Kulturseite. Aber nicht doch, Euer Ehren, ich habe nie Texte zensiert, wie Sie vielleicht glauben. Die schreibenden Soldaten waren immer strenger und disziplinierter als jedweder mir je bekannt gewordene Zensor. Sie haben jedes Wort präzisiert, alle seine Buchstaben unters Mikroskop gelegt. Sie waren natürlich nicht so blöd, mir weinerliches Geschreibsel zu schicken, Sätze voller Heulen und Zähneklappern. Manche schrieben, um nicht glauben zu müssen, sie könnten getötet werden, und der Krieg sei sowieso nur ein Machwerk der Presse. Andere waren an materiellen und ideellen Vorteilen interessiert. Und dann gab es welche, die zum Schreiben gezwungen wurden. All das interessiert mich jetzt nicht mehr. Jetzt bin ich reue- und sogar furchtlos. Die Toten, Euer Ehren, leiden nicht mehr an ihren Verbrechen und sehnen sich, wie Sie wissen, nicht mehr nach dem Glück. Wenn wir hin und wieder das Gegenteil hören, so sind das nur törichte, religiöse, poetische Übertreibungen, lächerliche Parolen ohne Bezug zu den einfachen Tatsachen der Toten.

Ich gebe ja zu, dass ich häufig in die Struktur eingriff, in Bau und Gestaltung der Erzählungen und der Gedichte, und dass ich nach Möglichkeit versuchte, die verwendeten Bilder auszugestalten, die von der Front immer mit zu viel schwarzer Fantasie kamen. Was um Himmels willen sollte es heißen, wenn einer, während wir in einem Dichterkrieg versanken, formulierte: »Ich hatte das Gefühl, dass der Artilleriebeschuss heftig wie ein Regen niederprasselte, doch wir waren furchtlos …« Ich strich das und ersetzte es durch: »Ich hatte im Artilleriefeuer das Gefühl, einem Sternenregen beizuwohnen, wir taumelten wie Liebende über die Heimaterde.« Das nur als kleines Beispiel für meine bescheidenen Eingriffe.

Die Wende kam, Euer Ehren, als in der Redaktion fünf Erzählungen eintrafen, angeblich verfasst von einem Soldaten innerhalb eines einzigen Monats, jede in ein dickes, buntes Schulheft geschrieben. Auf dem Umschlag jedes dieser Hefte waren Name, Klasse und Schule im vorgesehenen Karo ordentlich eingetragen. Dabei ging keine Klasse über die Grundschulstufe hinaus. Außerdem trug jedes Heft einen anderen Namen. Jede Erzählung bot die Geschichte eines Soldaten, der den auf dem Umschlag genannten Namen trug, und alle diese Texte waren in einer erstaunlich kunstvollen, gehobenen Sprache verfasst. Ja, ich würde behaupten, dass die internationale Romanliteratur vor diesen Erzählungen aus nichts als leerem Gefasel bestand, zwergenhaft angesichts des Grandiosen, was jener Soldat verfasst hatte. Nur, vom Krieg war darin nicht die Rede. Die Helden waren einfach friedliebende Soldaten, die Geschichten lieferten, brutal und glasklar, Einsichten in geschlechtliche Wesen aus einem Blickwinkel, der gleichzeitig kindlich und satanisch war. Man konnte darin von Soldaten lesen, die in voller Militärmontur mit ihren Schätzchen in öffentlichen Parks und am Flussufer rummachen und scherzen; von Soldaten, die die Schenkel der Huren als Marmorbögen sehen, an denen sich milchweiße, traurige Pflanzen emporranken; von Soldaten, die, den Kopf an weiche Frauenbrüste gelehnt, den Himmel in kurzen, lasziven Sätzen beschreiben. Es waren zauberhafte Hymnen an Körper, die Wasserrosen emporsickern ließen.

Ich erkundigte mich sofort und gierig nach dem Frontabschnitt, an dem dieser Soldat kämpfte, und nach der Einheit, in der er Dienst tat, und erfuhr, dass sein Bataillon, wenige Tage bevor die Erzählungen weggeschickt worden waren, einem verheerenden feindlichen Angriff ausgesetzt war und dabei schreckliche Verluste an Mannschaft und Material erlitten hatte. »Du hast ein Panzerhirn, lieber Kollege!«, meinte ein Kollege, Herausgeber der Seite »Mut und Medaillen«, bei unserer Zeitung, sooft er mich sah. Und an diesen Ausdruck erinnerte ich mich, als ich spürte, dass in den goldenen Drähten meines Gehirns eine Idee aufschien, während ich diese Wunderhefte durchblätterte. Ich beschloss, an den Soldaten zu schreiben und ihm klar und unmissverständlich zu drohen: Er stelle sich gegen die Partei und müsse dafür möglicherweise bald vor Gericht erscheinen und werde vielleicht sogar zum Tode verurteilt; seine Erzählungen wichen vorsätzlich und eindeutig von der Parteilinie über den gerechten Krieg ab. Ich wollte ihm die übliche, wohlbekannte Soldatenangst einjagen und riet ihm, die Sache mit den Erzählungen zu vergessen, sich bei mir zu entschuldigen und mich reuevoll zu bitten, das Geschreibsel zu vernichten und ihm sein schändliches Tun zu verzeihen, das nicht wieder vorkommen sollte. Ich wüsste dann schon, was mit diesen bemerkenswerten Menschenepen zu machen sei. Ich bezweifle, dass selbst ein großer Romancier von mehr als fünf Romanen dieses Kalibers, dieser Originalität auch nur träumen kann, dieser Sprache aus Traum und Wirklichkeit, die den zehnten Rang der Sprache erreicht, den Rang des Feuers, dem der Teufel entspringt.

Der Himmel war nicht fern, er trat mir rasch zur Seite. Schon nach einer Woche erhielt ich vom angeschriebenen Bataillon eine Depesche, in der mir mitgeteilt wurde, Soldat X sei bei dem jüngsten Angriff gefallen, aus seinem Trupp habe niemand überlebt. Vor Glück wäre ich fast in Tränen ausgebrochen. Was für ein Geschenk des Schicksals! In einem unbeschreiblichen Taumel las ich den Namen des gefallenen Soldaten wieder und wieder.

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