Hassan Blasim - Der Verrückte vom Freiheitsplatz

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Wie erzählt man von einem Land, das sich seit 35 Jahren im Krieg befindet? Von Geiselnehmern in Bagdad, der institutionalisierten Paranoia unter Saddam, dem Soldaten mit den hellseherischen Fähigkeiten, den Hasen in der Grünen Zone, dem Lied der Ziegen, den 1001 Messern und dem Mehlsack voller Köpfe? Wie erzählt man von der Psyche des Krieges, von dem alltäglichen Horror, der immer mehr Menschen zur Flucht zwingt? Und wie erzählt man von denen, die fliehen? Von den geheimen Pfaden der Emigration, von den Menschenhändlern in den Wäldern Serbiens, von Alis Tasche, von dem Massaker in einem LKW nach Berlin, von den Albträumen des Carlos Fuentes und vom fatalen Lächeln des Emigranten in der Nazi-Bar?
So wie Hassan Blasim. Seine Geschichten schildern den Irak der letzten Jahrzehnte als surrealistisches Inferno – den Krieg mit dem Iran, die Herrschaft und den Sturz Saddam Husseins, die Besatzungszeit, die Eskalation der Gewalt und die sich ausdehnende Wüste der Erinnerung – und sie erzählen von der Emigration, von den Grenzen und Zäunen, den Ämtern und Verstecken, der Einsamkeit und der Entfremdung, der die Flüchtlinge ausgesetzt sind. Vor allem aber erzählen sie von Menschen, von ihren Traumata und Albträumen, von ihren Hoffnungen und Enttäuschungen, von ihrem Schmerz und ihren Strategien, in einer wahnsinnigen Wirklichkeit zu überleben.

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An jenem Tag hatte der Direktor der Werkstatt telefonisch nach Abu Fâdil verlangt. Dieser hatte rasch die Zeitung, auf der er seine Mahlzeit, Auberginen und Zwiebeln, zu sich nahm, zusammengefaltet und sich den Mund mit dem Ärmel abgewischt. Ein Mann Ende fünfzig, der so furchterregend hager war, dass er gerade dem Grab entstiegen zu sein schien. Er war Herr über den »ersten Schlüssel«, auf den sich der Verdacht richtete. Niemand hatte Abu Fâdil, den Türhüter der Werkstatt, je mit einer anderen als einer grauen Stoffhose gesehen. Seine aschgraue und zu weite Uniform sah so elend aus wie die alten Stadtteiltore. Abu Fâdil kannte die Namen aller Frauen, die in der Werkstatt arbeiteten. Das war eine bemerkenswerte Leistung. Die Namen der Soldaten waren leicht zu behalten. Es gab in der Werkstatt nur sieben davon. Außer dem Direktor, Oberst Sahrân, und dem Türhüter Abu Fâdil waren das: Hamîd und Rachmân bei der Buchführung und Sâdik und Umar, die beiden Lkw-Verantwortlichen, die am Hinterausgang des Gebäudes die fertigen Uniformen in Empfang nahmen. Dann gab es noch Unteroffizier Dschâssim Chudair samt seinen beiden Assistenten Chalaf und Marwân. Dieser Unteroffizier war verantwortlich für die Instandhaltung der Nähmaschinen. Die restlichen Angelegenheiten lagen in der Hand von Arbeiterinnen. Doch Oberst Sahrân war der einzige Mann in der Fabrik, der die Frauen die ganze Zeit betrachten konnte. Er saß in einem Zimmer mit Glaswänden im ersten Stock und mit Blick direkt auf die Produktionshalle. Im zweiten Stock befanden sich das Buchführungszimmer und drei weitere kleine Räume, in denen Nähbedarf gelagert war, daneben die Treppe, die hinunterführte. Die Fabrik war klein, aber produktiv, spezialisiert ausschließlich auf die Herstellung von Uniformen für hohe Offiziere. Heute liegt das Gebäude in Trümmern, zerbombt von amerikanischen Flugzeugen noch vor der Besetzung Bagdads.

Im Zimmer des Direktors erklomm Abu Fâdil einen Stuhl, um das Bild des Präsidenten von der Wand hinter dem Schreibtisch zu nehmen. Der Oberst gab ihm ein neues Bild desselben Präsidenten. Auf dem alten trägt der Präsident arabische Kleidung, auf dem neuen eine Uniform. Der Oberst dankte Abu Fâdil. Dann holte er aus einer Schreibtischschublade einen Bund Schlüssel, löste einen kleinen daraus und gab ihn Abu Fâdil, der ihn mit einer ehrerbietigen Verbeugung entgegennahm und an seine Schlüsselkette hängte und danach den Raum verließ.

Würden wir jetzt hinaus in die Arbeitshalle der Schneiderinnen gehen, könnten wir den »zweiten Schlüssel«, denjenigen von Sabrîja, der verantwortlichen Aufseherin über die Schneiderinnen, sehen. Sabrîja schritt unablässig zwischen den Nähmaschinen umher und spielte dabei mit dem Schlüsselring. Gleichzeitig beobachtete sie jegliche Bewegung in der Werkstatt. Niemand konnte diese »fruchtlos-trockene Sabrîja«, wie die Mädchen ihre Aufseherin nannten, leiden. Ohne ihr langes, schwarzes Haar hätte nichts darauf hingedeutet, dass sie eine Frau war. Das jedenfalls war die Einschätzung des Soldaten Rachmân. Und es stimmte. Die Frau glich einem Schwergewichtsringer. Übrigens, Sabrîja und eine Minderheit unter den Mädchen trugen ihr Haar in der Werkstatt offen, die große Mehrheit trug ein Kopftuch und dunkelblaue Arbeitskleidung. Sabrîja gehörte zur Generation der Siebzigerjahre und hatte sich noch nicht mit der Rückkehr des Kopftuchs und dem Bedeutungsgewinn des Religiösen abgefunden. Doch sie war auf widerliche Art eifersüchtig und neidisch. Sie beobachtete jede Bewegung, jedes Lachen, jedes Tuscheln der Mädchen mit Argusaugen.

Im zweiten Stock würden wir auf den »dritten Schlüssel« stoßen, denjenigen des Soldaten Rachmân. Doch seine Rolle verstehen wir nicht ganz. Vielleicht war es ja einfach ein privater Schlüssel. Rachmân arbeitete mit Hamîd al-Sajjid im Buchführungsbüro zusammen. Hamîd fürchtete die Zunge Rachmâns, dem durchaus einmal ein Wort über seine Beziehung zu Fâtin entschlüpfen könnte. Vor dem Gefängnis hatte Hamîd keine große Angst, was ihn aber beunruhigte, war die Furcht davor, der Fabrikdirektor, Oberst Sahrân, der Hamîd für einen vorbildlichen, aufrechten Soldaten und einen anständigen Menschen hielt, könnte ein schlechtes Bild von ihm bekommen. Schon einmal hatte der Oberst Hamîd geraten, er solle ernsthaft über das Heiraten nachdenken und damit »seine Religion vollenden«. Er forderte ihn auch auf, ab sofort der Pflicht des Gebets nachzukommen und sich Gott zuzuwenden. Diese Welt sei vergänglich. Hamîd verschaffte sich das Schweigen seines Kollegen, indem er ein Auge zudrückte, wenn jener jede halbe Stunde aufs Klo ging. Rachmân nutzte die Tatsache, dass die Klos im ersten Stock gleich neben der Treppe waren. Rechts das für die Frauen, links das für die Männer. Rachmân weidete gern seine Blicke an den Gesichtern der Mädchen und atmete den Geruch ein, der ihren verschwitzten Körpern entströmte, für ihn paradiesischer Duft. Dann ging er ins Klo, um jedes Mal die gleiche Bewegungskombination durchzuführen: Er kramte in seinen Taschen und holte, schon eine Zigarette zwischen den Lippen, aus seiner hinteren Hosentasche eine Schachtel Streichhölzer. Aus einer anderen Tasche holte er ein Bild. Dabei fiel ein kleiner Schlüssel zu Boden, den er wieder aufhob und sich seine Zigarette anzündete. Es war das Nacktfoto einer berühmten türkischen Schauspielerin, mit der Rachmân jetzt seinen imaginären Beischlaf vollzog. Er schürzte seine Lippen und starrte auf das Poloch der Türkin, bis sich das Sperma über seine Hand ergoss.

Sainab Mansûr bewegte ihre Hand am Reißverschluss der Militärhose auf und ab wie ein Mann, der onaniert, dann verpasste sie dem Hintern der Hose einen theatralischen Fußtritt. Die Mädchen brachen in schallendes Gelächter aus. Sainab ist die Inhaberin des »vierten Schlüssels« und Assistentin der fruchtlos-trockenen Sabrija und durfte sich als solche überall in der Werkstatt frei bewegen. Sie war die engste Freundin von Rachmâns älterer Schwester Sâhira. Während der Arbeit fungierte sie als Briefträgerin zwischen Fâtin und Hamîd. Wenn sie in den zweiten Stock hinaufging, um Nähutensilien zu holen, überbrachte sie schriftliche Botschaften. Sie war ein heiteres, intelligentes Mädchen, einige der Kolleginnen hielten sie für lesbisch. Eines Tages lachte Sainab lange, als sie Unteroffizier Chudair zuhörte, der allen Ernstes von der Störung bei Nähmaschinen sprach, als wäre er ein Biologieprofessor. Er erklärte ruhig, gravitätisch und ein wenig gelangweilt: »Die Nadel kann bei der Arbeit aus verschiedenen Gründen brechen. Der Fuß steht vielleicht nicht fest an seiner Stelle, das Schiffchen ist vielleicht nicht solide eingelegt, oder der Stoff wird zu heftig gezogen. Der Faden reißt an der Nadel, wenn er nicht gut läuft oder nicht genügend gezogen wird oder weil die Zähne des Kammes unsauber und schadhaft oder weil die Stiche ungleichmäßig sind. Obwohl sie durchaus professionelle Schneiderinnen sind, machen die Mädchen doch häufig Anfängerinnenfehler.« Sainab lauschte Unteroffizier Chudair heiter, während er ihr drei Schlüssel reichte, die sie in der Tasche ihres Arbeitsanzugs versenkte, ohne dass sein Redefluss stoppte.

Es könnte noch andere Schlüssel geben, aber ich habe nur diese gewählt, um den Rhythmus der Geschichte zu erhalten, die Sainab erzählte.

Am Morgen des ersten Tags der Ferien der Karâma-Fabrik tourte am Himmel droben ein amerikanischer Spionagesatellit, um Bilder unterschiedlicher Größe von der kleinen Fabrik aufzunehmen, die der Inspektionskommission der Vereinten Nationen, die überall nach verbotenen Waffen suchte, Kopfzerbrechen bereiteten. Die Regierung führte die Inspektoren bewusst an der Nase herum und erlaubte ihnen den Besuch der Fabrik nur ein Mal. Dahinter stand die Absicht, bei den Inspektoren den Argwohn zu wecken, die Fabrik könnte zu verbotenen militärischen Zwecken verwendet werden. Der Lage der Fabrik in den Außenbezirken von Bagdad auf einem verlassenen, kahlen Stück Land kam dabei eine besondere Rolle zu. Vielleicht wurde die Anlage früher wirklich einmal für geheime militärische Zwecke gebraucht. Ihre ursprüngliche Ausgestaltung deutete nicht darauf hin, dass bei der Errichtung an eine Näherei gedacht war. Die schweren Eisentüren an den kleinen fensterlosen Räumen im zweiten Stock machten einen verdächtigen Eindruck. Von den Bodenplatten im Nähsaal hätte man auf eine Verwendung als Labor schließen können, jedenfalls eine Aktivität, bei der viel Wasser zum Einsatz kam. Die nächste asphaltierte öffentliche Straße war fünf Kilometer entfernt. Die Fabrik besaß zwei Hauptportale: ein hinteres, durch das die Lastwagen fuhren, und ein vorderes, durch das die Arbeiter ein und aus gingen. Dort stand auch das Wächterhäuschen des Türhüters Abu Fâdil, der nach Arbeitsschluss das Tor verschloss.

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