Björn Bicker - Was wir erben

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Elisabeth ist Schauspielerin an einem renommierten Theater. Mit Holger, einem Arzt, lebt sie das, was man ein geordnetes, erfolgreiches Leben nennen könnte. Bis ein Fremder sie anruft und behauptet, ihr Bruder zu sein. Er sei sich ganz sicher und auch schon in der Stadt, ob sie sich sehen könnten. Bei ihrem Treffen zeigt er ihr ein Foto: ihr Vater und seine Mutter während der Olympischen Spiele in München, 1972. Elisabeths Geburtsjahr – und das des halben Bruders. Seine Mutter sei gestorben, ob Elisabeth ihm mehr über seinen Vater erzählen könne. Sie deutet an, dass es nicht leicht war mit dem Vater, dem Flüchtling, dem Trinker, dem Soldaten. Elisabeth beginnt, einen Brief zu schreiben, in dem sie dem Bruder vom Leben des Vaters und ihrer Familie berichtet. Ein Leben im frostigen Schlagschatten der deutschen Geschichte, ein Leben, das an ihr klebt wie eine zweite Haut. Auf den Spuren des Vaters landet sie in dessen Geburtsstadt, die in jenem doppelt untergegangenen Land liegt, in dem für sie Vergangenheit und Gegenwart, Fiktion und Realität verschmelzen. Die echten und die erfundenen Gespenster der deutschen Geschichte tauchen in Elisabeths Leben wieder auf: das Politische, das Private, die Liebe, der Hass, Betrug und Wahrheit, das Theater und die Wirk­lichkeit. Eins wuchert im anderen herum. Über Generationen hinweg.

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Eine ganze Woche habe ich fiebrig im Bett verbracht, erst als mein Rollenlehrer Thomas zu mir nach Hause kam, um nach mir zu sehen, fand ich die Kraft, die Wohnung wieder zu verlassen und einen Arzt aufzusuchen. Thomas bestand darauf. Du brauchst eine Krankmeldung, hat er mich gewarnt, sonst fliegst du von der Schule. Zuerst vermutete der Arzt das Pfeiffersche Drüsenfieber, aber da war nichts zu finden, alle Blutwerte waren in Ordnung, keine Entzündung im Körper, kein Mangel, nichts. Nur diese plötzliche Müdigkeit. Das Fieber. Der Schüttelfrost. Das ganze dauerte noch drei Wochen, Thomas, ein junger Schauspieler, der damals am Burgtheater engagiert war, besuchte mich jeden Tag und wir arbeiteten zu Hause weiter, so lange es ging, mal eine halbe Stunde, mal zwei Stunden, einen zusammengeschusterten Monolog aus Schillers Jungfrau von Orleans , den Schluss, voller Pathos, mit Wucht sollte das sein, das war die Aufgabe im ersten Jahr, die große Form, ich sollte mich trauen, die sterbende Johanna, am Ende ihrer Kräfte, ein letztes, bebendes Aufbäumen. Thomas schrie unentwegt bei den Proben. Ja, schrie er, jaaaa, lauter, los, du willst nicht sterben, du sollst nicht umsonst gekämpft haben. Schrei es heraus. Und ich hatte bis dahin alles gegeben bei den Proben, aber als ich da krank in meinem WG-Zimmer kauerte, da war mir nicht nach Schreien zumute, nach großer Form, da war mir nach Flucht, nach leisen Tönen, nach Rückzug, nach Kapitulation, aber Thomas ließ nicht locker. Ich habe ihm nichts von der Mutter erzählt, auch nicht vom alkoholkranken Vater, nichts, er wusste gar nichts und er setzte sich zu mir auf die Matratze und legte den Arm um meine Schultern, um mich, den Haufen Elend, das verschüchterte Ding, die deutsche Leblosigkeit, und er sprach sehr verständnisvoll mit seinem etwas behäbigen, aber gut geölten österreichischen Akzent. Ich verstehe dich, du hast Schwierigkeiten, dich zu öffnen, das ging mir auch so am Anfang. Weißt du, deshalb haben sie dir diesen Monolog gegeben, gleich zu Beginn, damit du aus dir raus kannst, deine Mittel kennenlernen kannst, deine Stimme, deine Bewegungen, deinen wunderbaren Körper, damit du eine Erfahrung machst mit dir selbst, da musst du jetzt durch, es gibt nichts, was du dich nicht trauen solltest, nichts, das ist das Wahnsinnige an unserem Beruf, wir können alles machen, alles, aber nichts zählt, alles ist gespielt, das ist das Größte, sei frei, sei einfach frei. Wenn du die Lähmung überstanden hast, und du wirst diese Lähmung überstehen, er nahm meinen Kopf in seine Hände, so als wollte er mich küssen, er sah mich lange an mit seinen wässrigen, grünen Augen, sein Atem roch gut, nach frischer Minze, dann nahm er mich bei den Schultern, freundschaftlich, ernsthaft, er stand auf, öffnete das Fenster meines Zimmers und schaute hinaus zur Straße. Er stand da, stramm, mit leicht durchgedrücktem Rücken, sein T-Shirt hing luftig an ihm herab. Der ausrasierte Nacken. Er glaubte wirklich, mein Problem sei die gewöhnliche Hemmung einer neunzehnjährigen Schauspielschülerin, die Angst vor ihren eigenen Gefühlen hat, Angst vor irgendeinem imaginären Tier in ihr drin, das nicht freigelassen werden durfte. Davon sprach er jedenfalls. Von diesem Tier. Die Vorstellung, dass man dieses Tier befreien müsse, erlösen, diese Vorstellung schien ihn anzuspornen, das machte ihm Mut. Damit lag er ganz auf der pädagogischen Linie der Schule. Vor allem, wenn es sich um junge Mädchen handelte. Ich ließ ihn in seinem Glauben und plötzlich gefiel mir der Gedanke, an meinem Coming-out zu arbeiten, mich zu entpuppen, mich als eine extrovertierte, die eigenen Grenzen verachtende Darstellerin zu erweisen. Damit würde ich alle überraschen, mich selbst allerdings am wenigsten. Das sollte eine leichte Übung sein. Ich konnte die Kontrolle über mein Leben, meine inneren Zustände zurückerobern. Ich konnte den diffusen Schmerz und die Schwere, die der Besuch der Mutter und ihre Nachrichten aus der Familienhölle hinterlassen hatten, einfach ersetzen, ich konnte so tun, als ob ich eine ganz normale, gut behütete junge Frau gewesen wäre, ich konnte meine Geschichte einfach abschütteln, indem ich tat, was Thomas sagte. Ich musste ihm einfach etwas vorspielen.

Komm her, befahl er mir, ohne sich umzudrehen, stell dich hier neben mich. Was siehst du da draußen? Ich sehe ein Haus, sagte ich, ich sehe geschlossene Fenster, ich sehe die schmutzige Hauswand, ich sehe, dass die Straßenbeleuchtung gerade angesprungen ist, ich sehe den Asphalt, wenn ich nach unten schaue, ich sehe Autos, einen Hund, eine alte Frau, zwei Punks, die behäbig vorbeilaufen, auf dem Weg zum Schnorren vor der U-Bahn-Haltestelle, ich sehe eine kleine Baustelle am Ende der Straße, ich sehe die Trafik, ich sehe den Verkehr auf der Wienzeile. Und wenn ich nach oben schaue, dann kann ich den Himmel sehen, einen Kondensstreifen, die schwache Silhouette des Mondes, ein paar Wolken. Du siehst die Welt, rief Thomas. Zwar nur einen Ausschnitt, aber doch die Welt. Das Wort Welt klang bei ihm wie eine Mischung aus dem englischen Word und dem deutschen Wild : Wöhld, oder so ähnlich. Er steigerte sich noch. Und dieser Welt hast du etwas mitzuteilen, du, Johanna, Königin, Kämpferin, Hoffnung deiner Männer. Ich weiß noch genau, wie ich mir plötzlich das Lachen verkneifen musste, ich wollte ihn ernst nehmen, ich wollte ihm folgen, ich wollte, dass er seine Arbeit an mir verrichten konnte, aber das fiel verdammt schwer. Stell dich auf das Fensterbrett, befahl er mir. Ich sah ihn kurz an, sein Blick verriet Entschlossenheit. Ich tat, was er sagte, und kletterte auf den schmalen Holzvorsprung und hielt mich mit beiden Händen am Fensterrahmen fest. Los, stell dich nach draußen, trau dich. Er griff meine Beine von hinten. Ziemlich weit oben. Ich ruckelte nach vorne, bis meine Füße auf dem äußeren Fenstersims angekommen waren. Und jetzt leg los, sagte Thomas ruhig, aber bestimmt. Loslegen? Womit? Text, schrie er, Text, jetzt sofort! Schrei es nach draußen. Ich tat es. Erst leise, dann, nach ein paar weiteren Aufforderungen zur Ekstase, immer lauter. Ich brüllte es heraus. Ein Mal, zwei Mal, drei Mal, immer heftiger, gegenüber gingen schon die ersten Fenster auf, unten auf der Straße blieben ein paar Leute stehen und sahen mir zu. Ein Typ von der anderen Straßenseite riet mir, damit aufzuhören. Er wolle seine Ruhe haben. Spiel ihn an, nimm ihn, sag’s ihm, zischte Thomas von hinten. Und ich tat es. Der Typ schüttelte mit dem Kopf, hörte sich meine Tirade ein Weile an und rief laut zu mir herüber: Was für ein Dachschaden. Eine Frau von unten bellte zu mir hoch, Hilfe, Hilfe, ob ich Hilfe brauche, ob es mir gut gehe. Ich beschimpfte sie als Verräterin, die Hilfe anböte, aber Verrat meine, ganz in meiner Rolle, die Jungfrau, die Kämpferin, die Terroristin, die Unerbittliche, die Alleingelassene. Ich erfand neue Texte, auf niemanden könne man sich in diesem Leben verlassen, man sei nur auf der Welt, um wieder von ihr zu verschwinden, aber trotzdem solle man daran arbeiten, die Welt besser zu machen, gerechter, glaubwürdiger, Liebe, wir brauchen Liebe! Nieder mit den Lügen über das Leben! Das hatte mit der Jungfrau von Orleans so viel zu tun wie Thomas mit meiner Familie, aber das war egal. Plötzlich tauchten unten zwei Polizeiwagen auf. Die Polizisten sprangen aus ihren Autos und zwei von ihnen liefen ins Haus, es klingelte an der Tür. Scheiße, rief Thomas, die Bullen. Mach auf, schrie ich ihn an, los, geh zur Tür, was wollen die schon, wir machen doch nichts Verbotenes, ich stehe hier und brülle ein paar Wahrheiten in den Abend, die sollen nur kommen. Ich war richtig in Fahrt. Er zog mich vom Fensterbrett und schob mich durch mein Zimmer zur Wohnungstür. Das musst du machen, das ist deine Wohnung, sagte er ängstlich. Ich öffnete die Tür, verschwitzt, das T-Shirt halb über die Schulter gezogen. Der eine Polizist, ein kleiner Dicker, hatte seine Mütze in der Hand und wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. Der andere schob sofort einen Fuß in die Wohnung. Alles in Ordnung bei Ihnen, fragte er mich. Ja, alles okay. Wir proben. Theater. Das war nicht ernst. Das war Spiel, machen Sie sich keine Sorgen. Wir machen uns keine Sorgen, sagte der Dicke. Wir schauen nach dem Rechten. Die Nachbarn haben angerufen. Sie sind zu laut. Sie können sich gerne in Ihr Fenster stellen, aber bitte leise, schob der Dicke sichtlich genervt hinterher. Was proben Sie denn da, fragte der Jüngere belustigt. Der Dicke schaute seinen Kollegen verwundert an. Schiller, klärte ich ihn auf. Die Jungfrau von Orleans . Schiller, rief der Jüngere, Schiller! Das können Sie ja dann demnächst bei geschlossenem Fenster proben, zischte der Dicke und schüttelte den Kopf. Der Jüngere lachte. Bitte entschuldigen Sie meinen Kollegen, er ist ein Banause. Der Dicke fand das nicht lustig. Er wollte meinen Ausweis sehen und meine Aufenthaltserlaubnis. Sie sind also eine Studentin. Was studiert die Dame denn, wenn man fragen darf? Schauspiel. Reinhardt-Seminar. Und der Herr. Der Herr ist Schauspieler. Nur hier in der Wohnung, oder kann man Sie auch gelegentlich auf einer Bühne bewundern? Der Dicke kam in Fahrt. Burgtheater, sagte Thomas, nachdem er eine sehr gekonnte Kunstpause eingelegt hatte. Der Jüngere und der Dicke schauten sich an. Burgtheater? Sie sind also Schauspieler am Burgtheater? Nicht schlecht, sagte der Dicke. Warum sagen Sie das nicht gleich? Die beiden entspannten sich. Der Junge hob seine Fäuste wie zum Boxkampf und rief: Olé! Der Dicke setzte seinen Hut wieder auf. Na dann, sagte er, einfach ein bisschen leiser, wenn Sie so freundlich wären. Und lassen Sie sich nicht weiter stören, sehr interessant, Burgtheater. Habe die Ehre. Die Situation war mit einem Mal in ihr Gegenteil verkehrt. Eben waren wir noch Delinquenten, denen man allerhöchstens Arroganz und Verachtung entgegenbringen konnte, und plötzlich fühlten sich die beiden durch unsere Gegenwart geschmeichelt, es schien, als fühlten sie sich fast ein bisschen geehrt, mit wem sie es unerwarteterweise zu tun hatten. Die beiden wünschten uns noch einen schönen Abend und verschwanden wieder. Thomas war sichtlich stolz, dass seine Auskunft bei den beiden so einen Eindruck gemacht hatte. Er lachte. Siehst du, so funktioniert das bei uns. Ich lief in mein Zimmer, schloss das Fenster und sprang auf meine Matratze, ich hüpfte rauf und runter und fing wieder an mit meinem Text. Ich streckte meine Arme nach Thomas aus, er kam zu mir und sprang mit, bis wir beide hinfielen, auf die Federkernmatratze, und anfingen uns zu küssen, völlig außer Atem. Ein paar Minuten später lag ich nackt und röchelnd auf dem Rücken, zwischen mir und Thomas ein schmieriger Blutfleck. Das Bettlaken bedeckte die Matratze nur noch halb. Unter meinem Bein hatte sich eine Metallfeder durch den Stoff gedrückt. Ich drehte mich zu Thomas und flüsterte ihm ins Ohr: Jetzt brauche ich eine neue Matratze. Sie hat ein Loch. Thomas lachte. Noch stolzer als vorher. Er verrieb sich genüsslich den Schweiß auf seiner rasierten Brust. Er schaute auf den Blutfleck zwischen uns. War das wirklich das erste Mal, fragte er mich. Das allererste Mal? Ich glaube, ich habe in diesem Moment nur an meine Matratze gedacht und daran, dass ich kein Geld hatte, mir eine neue zu kaufen. Ich habe ihm keine Antwort gegeben damals. Thomas warf sich auf mich. Ich habe meinen Kopf zur Seite gedreht. Neben der Matratze lagen seine Kleider, T-Shirt, Hose, Unterhose, Socken. Du musst dich nicht schämen, sagte er. Kurz ist der Schmerz und ewig ist die Freude! Das säuselte er mir triumphierend ins Ohr. Den letzten Satz aus meinem Jungfrau-Monolog. Ich versuchte, ihn von mir runterzuwerfen, dabei knallte ich mit meiner Stirn auf seine Nase, die sofort zu bluten anfing. Thomas sprang auf. Sein linker Fuß verfing sich in der herausgeplatzten Metallfeder, er stürzte nach vorne auf den Boden, sein Zeh blieb in dem Draht hängen, er schrie, laut, vor Schmerz, sein Fuß klemmte in der Feder, seine Nase blutetet immer stärker. Ein erbärmlicher Anblick war das. Wie ein Tier, das in die Falle gegangen war. In Sekundenschnelle hatte sich die Entjungferungsszene in eine scheinbare Gewaltorgie verwandelt. Ich musste lachen. Thomas wollte seinen Fuß aus der Falle bugsieren, der Zeh schwoll an, das Blut tropfte ihm aus der Nase auf die Brust. Ich blieb einfach zur Seite gedreht liegen und sah mir das Schauspiel an.

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