Karoline Georges - Synthese

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Ein junges Mädchen flüchtet sich in die Welt hinter dem Bildschirm und in die Fiktionen ihrer Bücher. Sie verliert den Halt in der Realität. Als emotionsloses Model macht sie in Paris Karriere und wird sehr jung finanziell unabhängig. Sie tritt mit der Außenwelt kaum mehr in Kontakt und beginnt ihre eigene, virtuelle Welt zu kreieren.
Wie sie den Weg zurück zu ihren Eltern und zu sich selbst findet, erzählt sie Jahre später, als reife Frau, die ihren Werdegang informativ, klug und als leidenschaftliches Plädoyer für das Leben schildert.

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Aber schon in jungen Jahren habe ich gelernt, dass es bei der Religion auch um Kriege, Sklaverei, Kapitalismus ging, um die Päpste in goldenen Roben, die bezahlt wurden von den Barfüßigen in Afrika und durch den Verkauf von Bildern kleiner Chinesen in der Grundschule auf dem Plateau Mont-Royal in Montréal. Dass im Mittelalter die ganze Welt mit der Geschichte zum Narren gehalten wurde, das Paradies ließe sich erkaufen, wenn man sich nur aufopferte, um die Kirche noch reicher zu machen, die währenddessen kleine Kinder und Behinderte missbrauchte. So wurde zumindest bei den äußerst trinkfreudigen Familienessen geredet, stets mit großer Entrüstung.

Bei den Brocken an christlicher Unterweisung, die ich hie und da aufschnappte, fiel mir schon auf, wie sehr sich die religiösen und die literarischen Figuren, die in Farbe auf dem Bildschirm lebendig wurden, ähnelten. Das Himmelreich mit seinem ewigen Licht hat dieselbe Textur wie eine Filmvorführung.

Jesus von Nazareth lernte ich zuerst im Fernsehen kennen, alljährlich zu Ostern, der Heiland durchbohrte den Bildschirm mit seinen stahlblauen Augen, und er lebte genau dort, hinter derselben Fensterscheibe, wo ich auch die Wechselfälle all meiner anderen Idole verfolgen konnte, Geschöpfe der Fiktion, deren Haut auf dem Bildschirm nicht minder lebendig wirkte als die des Menschensohns. Jesus war, das muss ich dazusagen, der erste Dichter, den ich las, in der Bilderbuchbibel, die mir meine Großmutter geschenkt hatte. Liebt einander. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Ich bin der strahlende Morgenstern . Die Worte Christi klangen für mich ebenso spannend und fesselnd wie Sherlock Holmes‘ Schlussfolgerungen. Meine Großmutter ahnte wahrscheinlich nicht, dass das hübsche orangefarbene Buch seinen Platz unter den Sagen, Legenden und Epen in meinem Bücherregal finden würde, da, wo die einst heiligen Schriften und die verrücktesten Fiktionen Seite an Seite standen. Sie alle hatte ich zuvor in derselben Position gelesen, bäuchlings auf dem Bett, die Füße in der Luft wippend wie ein Flügelpaar, damit meine Aufmerksamkeit auf einer Höhe mit der Fantasie der Autoren blieb und alles auf einmal aufnehmen konnte, ihre weitreichende Weisheit, ihren feinen Humor und ihren galoppierenden Irrsinn.

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Das Wort Spiritualität hörte ich zum ersten Mal mit sechzehn, in Paris. Aus dem Mund einer Visagistin, die mir schillerndes Lipgloss auftrug. Sie behauptete, ein Tropfen Glanz genüge, um das heilige Licht der Seele zu offenbaren. Ich verstand damals kein Wort, hob aber die Augenbrauen, damit es so aussah, als sei ich ihrer Meinung.

Zwei Monate früher hatte ich allein in einem Souterrain in einem der südlichen Vororte von Montréal gesessen. Da gab es niemanden, der mich in die Spiritualität hätte einführen können, nur Menschen, deren Sinn für die Existenz über einen Automatismus lief, eine Art des Daseins mangels Alternative, Hauptsache genug Alkohol, um mit den alltäglichen Übeln der Orientierungslosigkeit fertigzuwerden.

Vielleicht hätte ich das Heilige durch eine Begegnung mit der Natur entdecken können. Aber zu ihr hatte ich genauso wenig Zugang. Ringsum herrschte Kahlschlag, für den Bau des Wohngebiets, in dem ich aufgewachsen bin. In der ganzen Gegend gab es keinen einzigen Baum mehr, nur noch wenige Büsche mit ein paar kahlen Ästen, die aussahen wie aus der Reihe tanzende Zaunpfähle. Und wenn mal ein Nachbar im Frühjahr Blumen pflanzte, geschah das beliebig, ohne gärtnerische Sorgfalt, nur lila Stiefmütterchen und Sonnenblumen, schnell von der Sonne verbrannt und noch vor der Sommersonnenwende am Ende. Klar, es gab das Grün der Rasenflächen, glatte, pestizidgesäuberte Rechtecke, die vage an das Vorhandensein von Pflanzen erinnerten, aus der Zeit, bevor alles eingeebnet wurde, um den Horizont des 21. Jahrhunderts zu erschaffen, aber eigentlich sahen sie eher nach Minigolf-Kunstrasen aus.

Weiter weg gab es auch nichts. In dem Gebiet, wo ich geboren wurde, liegen zehn kleine Hügel, was in der städtischen Umgebung aber nicht weiter auffällt. Auf Feldern, im Winter verlassene Brachen, werden Mais und Soja angebaut. Kleine Verkehrsinseln mit Koniferen tüpfeln die Landschaft aus Autobahnen, Fabriken, Einkaufszentren und Einzelhandel. Dazwischen erheben sich Strommasten aus dem Asphalt, deren Kabel mehr schlecht als recht die wild zusammengewürfelten Bauten verbinden. Eine Flutwelle aus Aluminium und Neon aus der übelsten Architekturperiode der Moderne, Anfang der Siebziger bis Ende der Achtziger, hat das Reich der Bungalows und Lagerhallen überspült, alles ohne Sinn und Verstand, ohne ästhetische oder urbanistische Kriterien hochgezogen von Horden halb besoffener Bauarbeiter.

Was ich als erstes von unserem Planeten kennenlernte, war ein Wohnkonglomerat aus Hunderten Einfamilienhäusern, eine Monokultur aus Backstein und Aluminium. Dort kann man sich verlaufen, ohne jemals auf einen Eckladen zu treffen, es gibt nichts als identische Häuser bis in alle Ewigkeit, bis zur Autobahn, die viele dieser kleinen Schlafstädte miteinander verbindet. Damals war es auch genau das, ein Ort, wo das Format des Schlafzimmers für jeden Einzelnen die Ausdehnung der zu erforschenden Welt begrenzte und das es zu überwinden galt. Meine Welterfahrung war von meinem unablässigen Freitauchen in der Fiktion geprägt, einen Ellbogen aufs Kopfkissen gestützt, während ich mich in einen Roman versenkte, oder das Gesicht von den bewegten Lichtern auf dem Bildschirm erleuchtet.

Das Meer habe ich schon auch gesehen, also, was man halt davon sehen konnte zwischen den vielen neonfarbenen Sonnenschirmen, den Strandtüchern und den eingecremten Körpern der Touristen, die millionenfach zum Sommerurlaub an die Strände der amerikanischen Ostküste gefahren waren. Der echte Ozean gehörte den Feriengästen, deren hin und her geschriene Dialoge das Rauschen der Wellen übertönten. Manchmal habe ich die klar gezogene Linie zwischen dem Himmel und dem Meer gesehen, manchmal sogar Wolken, die direkt darüber hingen, aber was ich sah, konnte mich nie begeistern, vielleicht weil ich gleich wieder von meinem Vater angerempelt wurde oder einer Horde aufgeregter Kinder oder von deren Eltern, die genauso aufgeregt waren und mir immer wieder ihre Anwesenheit aufdrängen mussten. Nur wenn ich mich in einen Roman vertiefte, konnte ich sie vergessen.

Da lernte ich bereits, mich der Welt zu entziehen, um zu einem erhabenen Blickwinkel zu finden.

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Genauer gesagt, hatte ich das Wort Spiritualität zum ersten Mal im Fernsehen gehört, ohne je irgendwen zu fragen, was das wohl bedeuten mochte. Es klang für mich wie Spirituosen, und was das bedeutete, wusste ich – dass Besuch im Anmarsch war und die Bar aufgefüllt werden musste. Und dass bunte, lebhafte, oft streitlustige Diskussionen mich bis spät in die Nacht am Fernsehen hindern würden.

Zu uns nach Hause wurden ausschließlich Arbeitskollegen meines Vaters eingeladen, inklusive Ehefrauen. Von diesen Pflichtterminen bekam meine Mutter schon eine Woche vorher schlechte Laune. Am Abend davor öffnete sie die Fenster und ließ ein wenig Rauch hinaus; am Morgen danach begutachtete sie seufzend die Schäden, baute sich mit verschränkten Armen, eine Hand vor den Mund geschlagen, vor den Sofas mit den Weinflecken und den Brandlöchern auf. Da blieb sie stehen und atmete geräuschvoll aus. Es gab schon eine Phase, da schienen ihr die Besuche zu gefallen, in der ersten Stunde, wenn der Alkohol ihr Unbehagen betäubte und ihre Bemühungen, gesellig und aufgekratzt zu wirken, dazu führten, dass sie es auch ein bisschen wurde, nach ein paar Lachsalven. Aber dann biss sich mein Vater sehr bald mit seinem Gast an gewerkschaftlichen Themen fest, und die Gattinnen mussten in die Küche, das Essen fertigmachen. Meine Mutter hasste die Nähe zu diesen Frauen, die sie Megären nannte; früher oder später schnitten sie unweigerlich heikle Themen an, was meine Mutter eisig werden ließ, bis die Stimmung hinüber war. Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger ging es meist um Scheidung oder Depressionen. Die Megäre leitete ihren Redebeitrag damit ein, wie gut es ihr tue, endlich mal aus ihrem Alltag rauszukommen und neue Leute kennenzulernen. Das letzte Jahr sei ja gar nicht einfach gewesen. Weil ihre Schwester oder ihre beste Freundin nach der Scheidung in Depressionen verfallen sei. Meine Mutter zeigte mit einem Nicken ihr Mitgefühl an. Sie sagte: Das Leben ist nicht leicht, ich sag’s dir. Sie versuchte es mit Zustimmung, füllte das Glas der unbekannten Gattin auf, trank ihres aus. Dann wandte sich das Gespräch unweigerlich der Eigenständigkeit zu, die Megäre erklärte, ihre Schwester oder beste Freundin habe nicht daran gedacht, sich für die Ehe abzusichern oder sich auf den Arbeitsmarkt zu begeben, sie habe in gewisser Weise die Katastrophe herausgefordert, heutzutage sei es doch naiv, ohne Absicherung eine Partnerschaft einzugehen. Nun ging meine Mutter bei keinem Thema so verlässlich in die Luft wie bei allem, was mit Feminismus zu tun hatte. An den Abenden, wenn die Streitereien erst spät anfingen, wenn sie also längst betrunken war, dauerte es nicht lange, bis meine Mutter sämtliche Feministinnen als hirnlos bezeichnete. Für sie stellte dieser Druck, sich auf den Arbeitsmarkt zu begeben, eine neue, noch perfidere Form der Knechtung dar. Sie ließ sich zu der Erklärung hinreißen, es sei immer dasselbe, vom Regen in die Traufe, erst hätte man die Frauen dazu gezwungen, dem Mann zu gehorchen, sie dazu gedrängt, ein Baby nach dem anderen für die Kirche zu produzieren, und jetzt wolle man sie ausbluten lassen, um die Wirtschaft in Gang zu halten. Und wenn sich die Frauen jetzt unbedingt auf dem Arbeitsmarkt durchboxen wollten, würden sie bald alle in Depressionen verfallen . Oft riss sie meinen Vater und den Gast mit ihren Reden mit, sie fanden sie irre komisch. Und schon steuerten sie ihre Anekdoten vom Arbeitsplatz bei: Die Frauen bewährten sich überhaupt nicht, ihretwegen gehe alles langsamer voran, sie seien weder für körperliche noch für geistige Arbeit geeignet. Wenn sie wenigstens noch einen schönen Hintern hätten! Dann knallte es erst recht. Meine Mutter versuchte klarzustellen, sie verteidigte die Intelligenz und das Können der Frauen, es sei doch keine Frage von Fähigkeiten, sondern von Pflichten und Bedingungen, Machtspielen, Missbrauch; sie sprach von der ungerechten Gehaltslücke, und mein Vater brüllte, das sei überhaupt keine Ungerechtigkeit, sondern eher Gerechtigkeit. Jeder würde halt nach seinen Fähigkeiten bezahlt.

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