Karoline Toso
DASDA
Geschichten & Gedichte
Edition Lighthouse
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- oder Bildteile.
Copyright © 2019 by EDITION Lighthouse, ein Imprint von BC-Publications GmbH, Behringstr. 10, D-82152 Planegg
1. Auflage 2019
Lektorat: Dörte Fistl
Korrektorat: Sylvia Kling
Satz/Layout: Martina Stolzmann
Covergestaltung: Burkhard P. Bierschenck, Martina Stolzmann
E-Book: Mirjam Hecht
Druck: CPI – Clausen & Bosse, Leck
Made in Germany
ISBN 978-3-941717-44-2
www.bc-publications.online
Für meine Schwester Hilde,
das Gänseblümchen
Impressum Impressum Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das Recht der mechanischen, elektronischen oder fotografischen Vervielfältigung, der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, des Nachdrucks in Zeitschriften oder Zeitungen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung oder Dramatisierung, der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen oder Video, auch einzelner Text- oder Bildteile. Copyright © 2019 by EDITION Lighthouse, ein Imprint von BC-Publications GmbH, Behringstr. 10, D-82152 Planegg 1. Auflage 2019 Lektorat: Dörte Fistl Korrektorat: Sylvia Kling Satz/Layout: Martina Stolzmann Covergestaltung: Burkhard P. Bierschenck, Martina Stolzmann E-Book: Mirjam Hecht Druck: CPI – Clausen & Bosse, Leck Made in Germany ISBN 978-3-941717-44-2 www.bc-publications.online
Widmung Widmung Für meine Schwester Hilde, das Gänseblümchen
Gänseblümchens Traum
Sucht?
Oase
Ein duftiger Strauß
Dich finden
Genuss
Gebundene Freiheit
Dasda
Ohne Worte
Ping-pong
Der Strich
Fixstern
Der Kugelmann
Grün
Ins Leere
Loslassen
Sterben
AUFGEWACHT WARNUNG!
Lesen auf eigene Gefahr!
Karfreitag
Spät
Das Schwein
Der andere Zauber
Das Netz
Fledermäuse
Mitte des Brunnens
auf augenhöhe
Eine Blüte
Alles ist gut
Besuch
Sich verstecken
Nachtblumen
Traumbild
DER NÖCK
Liebeserklärung
Lebenserklärung?
Botschaft
Blumenstrauß
Licht ist
Die Rosenhecke
Der Rosenstock
Hackerin
Stören
Es ist
Gott gefunden
STILLE
Re-ligio
Hintergrund
Der Abendgast
Es regnet
Ja
Einsicht
Eins sein
Erkenntnis
Ich bin
Nichts wollen
All Ein Sein
Wortlos
DIE AUTORIN
Weitere Titel in der Edition Lighthouse
Das Marienbild
Sturm wehte heftig über das hübsche Köpfchen des Gänseblümchens hinweg und endlose Regenschauer oder Nebel ließen die kleine Blume frösteln. Sie stand allein inmitten kurzer dunkelgrüner Grashalme, die nun robuster waren, als im Frühling und auch weniger gesellig. Schon lange blieben die vielen lustigen Fluggäste aus, die im Sommer geschäftig über die Wiese schwirrten. Das Gänseblümchen bewunderte von ihnen vor allem die eitlen, aber so anmutigen Schmetterlinge. Was für ein schöner Anblick waren sie gewesen, tanzend im wärmenden Sonnenlicht.
Jetzt aber blieb die Wiese einsam und still. Warum schlief das Gänseblümchen nicht schon längst mit seinen vielen Geschwistern in der bergenden gemütlichen Erde? Schuld daran war ein Eiskristall, der mitten im Sommer so unerwartet als Hagelkorn neben dem überraschten Blümchen gelandet war, schöner, als alles, das es im Leben des Gänseblümchens je gegeben hatte. Seine vornehm kühle Ausstrahlung beeindruckte das schlichte Gemüt des Blümchens.
»Wer bist du und woher kommst du?« fragte es schüchtern. Der Eiskristall schaute das Blümchen einen Moment lang ganz bewusst an. Er fand Gefallen an diesem Anblick, schmiegte sich unauffällig an den zarten Stängel der Pflanze und weinte eine Träne der Rührung, weil von diesem kleinen Wesen mütterliche und freundschaftliche Wärme ausging.
»Ich bin Eis und komme vom Himmel«, antwortete er schließlich. Die Begriffe ›Eis‹ und ›Himmel‹ waren der Blume fremd, doch sie spürte, dass beides etwas Besonderes sein musste. Darum flüsterte sie:
»Du bist wunderschön, Herr Eis!« Ihre rosa Spitzen an den schmalen weißen Blütenblättern röteten sich dabei und zeigten die Absicht, sich verschämt über die gelbe Mitte zu neigen und damit die Blüte zu schließen.
»Ach, liebe Blume, meine Kälte scheint dich zu stören«, meinte er.
»Aber nein!« beeilte sie sich zu antworten.
»Ich bin nur so ergriffen von deiner Schönheit und Würde.« Sie lächelte ihm zu.
»Du bist sehr freundlich, aber in der Welt, aus der ich komme, gelte ich als plump und unförmig. Du solltest einmal die einzigartigen Schneekristalle in ihrer filigranen Perfektion sehen. Dieser Anblick würde dich glücklich machen«, antwortete er. Die kleine Blume konnte sich nichts Schöneres als den Hagelkristall vorstellen. Sie spürte Zuneigung zu ihm. Da schmiegte er sich eng an sie, seufzte tief und zerrann als Wassertropfen, der in die Erde sickerte und das Gänseblümchen an den Wurzeln sanft küsste, sich mit ihr verband und Teil von ihr wurde. Das Blümchen bebte vor Wonne und Glück.
Ein Glück allerdings, das zur Trauer wurde, denn der Hagelkristall blieb für die Augen der Blume verschwunden und hinterließ zwar die Sehnsucht nach ihm, aber auch die Sehnsucht danach, jene Schneekristalle zu sehen, die himmlisch schön sein sollten. Dafür erlitt die zarte Sommerpflanze nun den rauen Herbst. Kälte und Einsamkeit waren hart, so hart, dass sich Zweifel breit machten. War es sinnvoll zu sehnen und zu hoffen? Hatte es die Begegnung mit dem hübschen Eiskristall wirklich gegeben, oder war es nur ein Traum gewesen?
Tage und Wochen gingen wie ein trübes Einerlei dahin, ohne geflügelte Luftbesucher oder gar Schmetterlinge. Sturm und Nebel beugten das Gänseblümchen, bis zartes Singen es überraschend aus seiner Kältestarre weckte. Das beglückende Singen war überall in der Luft. Es fühlte sich wie sanfte Sonnenstrahlen an, die vor so langen Zeiten einst das Gänseblümchen aus der Erde gelockt hatten. Und doch war es anders, gegenteilig irgendwie. Tausend sanfte Küsse umschmeichelten die zusammengekrampfte Blüte der einsamen Pflanze. Sie riskierte einen Blick und erbebte vor heiligem Staunen.
Kleine perfekte weiße Schneekristalle tanzten um sie herum, tanzten für sie, fächerten und lächelten ihr zu.
»Da sind wir, liebe Freundin! Du hast nicht umsonst gewartet.
Wir sind jetzt da für dich und sind viele und sind eins.
Wir bringen dir Frieden und Glück.
Wir bringen dir Ruhe und Erlösung.
Wir betten dich sanft, damit du dann neu erstehen kannst, wenn die Zeit reif ist.
Wir sind ein Gruß von deinem Freund und sind eins mit ihm.
Wir sind wie er hergekommen und er ist in dir, ist Teil von dir
und wird mit dir auferstehen, wenn uns die Sonne küsst, dann, nach unserer Zeit.«
Das Gänseblümchen hörte und schaute und staunte und lächelte, bis es endlich glücklich einschlummerte.
Ist es Sucht,
dieser große Wunsch,
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