„Was ist dran an dem bekannten Spruch „Du bist, was du isst“?“
„In der heutigen Zeit der Wissenschaft jenseits von Newton und Lavoisier entdecken wir wieder, dass Materie der Träger und die Ausdrucksform immaterieller Energien und Informationen ist. Nach der Rubbia Konstante kommen auf ein Materieteilchen eine Milliarde Photonen oder Licht–Energieteilchen. Eine Reduktion der Betrachtungsweise unserer Nahrung auf Nährstoffe, Kalorien usw. könnte man durchaus als eine Einschränkung der Sicht auf ein Milliardenstel dessen, was wir zu uns nehmen, bezeichnen.
Nahrung hat von den Grundbedürfnissen für unser Überleben einen ganz besonderen Charakter. Atemluft steht uns nach der Geburt zur Verfügung. Schlaf ist etwas, das unser Körper irgendwann einfordert und geschehen lässt. Nahrung aber bekommen wir in einem Kontext, der zutiefst unsere Gefühle anspricht. Die erste Nahrung des Menschen ist die sogenannte uterine Milch, eine Nährflüssigkeit, die kurz nach der Zeugung von der Zygote aufgenommen wird. Die Ernährung, der emotionale Zustand der Mutter und möglicherweise weitere Faktoren, die ihr Leben beeinflussen, prägen diese Nährlösung. Später, nachdem wir im Uterus implantiert sind, nehmen wir durch die Nabelschnur Nahrung zu uns, aber auch am Leben der Mutter teil. Diese Beziehung zur Nabelschnur ist so tiefgreifend, dass die pränatale Psychotherapie ihr viel Aufmerksamkeit widmet. Die Nabelschnur symbolisiert Leben, die Bereitschaft der Mutter, ihr Kind zu nähren, und Sicherheit. Wenn die Mutter sich in starkem emotionalen Stress befindet oder toxische Substanzen zu sich nimmt, kann sie aber auch bedrohlich werden. Es gibt Aufnahmen von Babys im Mutterleib, die mit ihren kleinen Händen die Nabelschnur zudrücken, um das Eindringen toxischer Substanzen in ihren Körper zu verhindern. Bereits diese frühen, vorgeburtlichen Phasen prägen uns dahingehend, dass Nahrung mehr als nur unseren Körper beeinflusst. Dies setzt sich natürlich mit dem Stillen nach der Geburt fort. Die Natur hat es so eingerichtet, dass eine Mutter beim Stillen eine neurologische Aktivierung durchläuft, die sie besonders empfänglich für die Gefühle des Babys macht.
Die Kombination physischer und seelischer Nahrung ist also bereits in den Anfängen menschlichen Lebens ganz natürlich angelegt.
Nahrung verbindet uns mit dem Energiefeld ihres Ursprungs. Ich habe viele Male gehört, wie Menschen nach der Einnahme von ursprünglichen Kräutern von der Region der Erde träumten, aus der diese Kräuter stammten. Von Mahatma Gandhi heißt es, dass er während eines Gefängnisaufenthalts eines Tages urplötzlich Gedanken hatte, zu morden. Er war zutiefst verwirrt, bis er schließlich herausfand, dass an diesem Tag das Essen von einem gerade verurteilten Mörder zubereitet worden war. Was und wie wir essen – dies sind immens wirksame Faktoren in der permanenten Neugestaltung unseres Körpers. Es wird geschätzt, dass annähernd 100 Prozent der Atome unseres Körpers innerhalb von drei Jahren mindestens einmal ausgetauscht werden. Die ständige Erneuerung unserer Zellen ist ebenfalls bemerkenswert. Keine Zelle deines Auges ist älter als zwei Tage. Und woher kommen die Atome, die wir in neue Körpersubstanz umsetzen? Mit großem Abstand ist Nahrung hier die wichtigste Quelle. Daher kann ich dem Spruch „Du bist, was du isst“ auf alle Fälle zustimmen.“
„Möchten Sie auch etwas zur Wichtigkeit unserer Nahrung sagen?“
„Nahrung ist ein wesentlicher Faktor, der unsere Art zu leben bestimmt. Außer der körperlichen Gesundheit ist die Wahl unserer Nahrung sowohl Ausdruck wie auch prägender Faktor für unser Innenleben. Was und wie wir essen drückt aus, wie wir mit dem Thema der Versorgung für uns selbst umgehen. Wer seelenloses, in Fabriken hergestelltes Fastfood zu sich nimmt, macht damit eine Aussage über den Wert, den er/sie sich zugesteht. Wer natürliche Produkte vorzieht, die nicht nur einen kurzen schrillen Reiz auf die Geschmacksnerven ausüben, sondern wirklich tiefen Genuss ermöglichen, sagt damit etwas über den eigenen Wert aus. Spirituelle Lehren enthalten fast immer Empfehlungen zu einer maßvollen Nahrungsaufnahme und frischen, naturbelassenen Nahrungsmitteln. Selbst Ramana Maharshi, dessen Lehren immer auf die direkte Möglichkeit der Erleuchtung hinwiesen und damit viele Zwischenstufen spiritueller Praktiken und Lebensregeln übersprangen, sagte, dass eine sattvische (reine, maßvolle, aus frischen vegetarischen Speisen bestehende) Ernährung die wichtigste Unterstützung eines Wegs der Erleuchtung sei.
Eine wichtige Frage, die sich in diesem Zusammenhang stellt, ist die nach dem Ausmaß an Aufmerksamkeit, die unsere Ernährung bekommen sollte. Generell wird im Mainstream der Bevölkerung die Ernährung immer noch maßgeblich durch die Werbung der Nahrungsmittelindustrie bestimmt, was natürlich eine tiefe Unbewusstheit ausdrückt. Wenn Menschen wirklich erkennen, wie tiefgreifend die Auswirkungen der Ernährung sind und von den Heilwirkungen zum Beispiel von Rohkost oder anderen speziellen Ernährungsweisen erfahren, kann es leicht geschehen, dass nun ein gegenteiliges Extrem einsetzt. Wichtig ist daher, darauf zu achten, dass eine natürliche Ernährung irgendwann ein Selbstläufer wird, die sich spontan durch ein gutes Körpergefühl von alleine gestal-tet, ohne exzessiv daran zu denken. In der Praxis erlebe ich sehr häufig, dass aus der Ernährung quasi eine Religion wird und das eigene Selbstwertgefühl stark damit verknüpft ist, wie konsequent man eine als ideal angesehene Ernährungsweise befolgt. Dies kann man durchaus als Essverhaltensstörung bezeichnen, und es ist ein Zeichen für eine innere Spaltung von Kopf und Körpergefühl. Wir sind eben sehr viel mehr als das, was wir essen, und eine natürliche Ernährung sollte den Weg freimachen, dieses „Mehr“ zu erleben. Dr. Bircher–Benner, der große Schweizer Pionier der Ernährungsmedizin, drückte es sehr treffend aus:
„Ernährung ist nicht das Höchste im Leben, aber sie ist der Nährboden, auf dem das Höchste gedeihen oder verderben kann.“
„Sind Ihrer Ansicht nach Fleisch, Fleischprodukte und Fisch notwendige Bestandteile einer gesunden Ernährung?“
„Nein, für ein gesundes Körper-Geist-System sind diese tierischen Produkte weder für Kinder noch für Erwachsene notwendig.“
„Unsere Nahrung versorgt uns mit Nährstoffen und der entsprechenden Information. Was sind für Sie die entscheidenden Unterschiede zwischen einer Ernährung mit Fleisch und Fleischprodukten und einer vegetarischen Kost?“
„Zunächst einmal halte ich es für sehr wichtig, den Zustand unserer modernen Zivilisation bei dieser Frage zu betrachten. Befürworter einer fleischreichen Ernährung weisen gerne auf gesunde Jägerkulturen hin, wie die Kalahari Buschmenschen oder die Shipibo-Indianer. Doch wir leben nicht mehr mit den Rhythmen der Erde, einer Besiedlungsdichte, die eine Versorgung mit Fleisch von wilden, gesunden Tieren möglich macht. Naturvölker sind Teil eines Ökosystems und achten die Tiere, die sie jagen. Diese Tiere leben ein natürliches, würdevolles Leben und sind eben auch Nahrung für andere Tiere oder Menschen. Sie bewegen sich frei in der Natur, essen nur wilde, gesunde Nahrung und formen ihre natürlichen sozialen Bindungen. Dies hat sehr wenig mit der modernen Massentierhaltung zu tun, die angesichts unserer Bevölkerungsdichte in westlichen Ländern die einzige Möglichkeit für eine Versorgung mit Fleisch darstellt. In Deutschland leben 250 Menschen pro Quadratkilometer Fläche, Jagd in freier Wildbahn wäre hier unmöglich als Versorgungsquelle mit Fleisch. Rein physiologisch betrachtet, hat das Fleisch aus dem Supermarkt mit dem gesunder, wildlebender Tiere etwa so viel gemein wie eine Flasche Ketchup mit frischen Tomaten aus dem eigenen Garten.
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