Cluster werden nach Anzahl der Atome (n) eingeteilt:
n = 3–12 Atome (Mikrocluster): Es sind noch alle Bestandteile des Clusters an der Oberfläche. Konzepte und Methoden der Atomphysik und der Oberflächenphysik sind anwendbar und brauchbar.
n = 13–100 Atome (kleine Cluster): Die elektronischen Energieniveaus liegen nahe beieinander, aber für eine Bänderstruktur wie im Festkörper ist die Anzahl der Atome noch zu gering. Der Einbau eines zusätzlichen Atoms kann noch sehr viel ändern. Molekulare Konzepte verlieren ihre Brauchbarkeit. Noch spielt die Oberflächenphysik, wegen des großen Verhältnisses der Oberflächenatome zu Volumenatomen des Clusters, eine sehr wichtige Rolle.
n = 100–1000 Atome (große Cluster): Man beobachtet einen graduellen Übergang zu den Eigenschaften des Festkörpers, wie etwa Übergänge bei Kristallgittern; diese Werte haben eine Schwankungsbreite von 100 Atomen.
n > 1000 Atome (Nanokristalle): Einige, aber noch nicht alle Festkörpereigenschaften haben sich entwickelt. Ab ungefähr 50 000 Atomen haben sich die Eigenschaften nun so stark entwickelt, dass man ab dann von einem Festkörper spricht.
Je älter ein Kolloid, desto größer werden dessen molekulare Cluster. Ihre Wirkung verändert sich damit.
Physiologie des Silbers
Silber gehört nicht zu den essenziellen Spurenelementen. Jedoch ergaben medizinische Beobachtungen, dass ein Absinken von Silber unter 0,001 Prozent des Körpergewichts Fehlfunktionen des Immunsystems hervorrufen kann. Silber scheint eng mit dem grundlegendsten Lebensprozess verbunden zu sein.
Physiologie: Silber wirkt auch gebunden stark antiseptisch, da die in die Oxidschicht der Metalloberfläche enthaltenen Silberionen in den Mikroorganismen eine blockierende Wirkung auf die Thiolenzyme ausüben. Es erhöht den Zelldruck; lindert Entzündungen, Bakterien- und Pilzinfektionen; regt Körperflüssigkeiten an und erhöht die Sauerstoffversorgung.
Physiologischer Silberbedarf pro Tag:
0,0014–0,08 mg
Der durchschnittliche Gehalt von Silber im menschlichen Körper beträgt nach Auffassung namhafter Forscher (O. Franneck, Name und Fall dem Autor bekannt) etwa 0,001 %, das entspricht bei einem Körpergewicht von 75 kg etwa 750 mg, zum Vergleich: Mangan 20 mg, Selen 15 mg.
Silbergehalt in den menschlichen Organen:
Muskeln: |
0,009–0,28 ppm |
Knochen: |
0,01–0,44 ppm |
Leber: |
< 0,005 ppm |
Niere: |
< 0,005 ppm |
Blut: |
< 0,003 ppm |
Zur Toxikologie des Silbers
Silber wirkt in feinstverteilter Form direkt bakterizid, also giftig auf Bakterien, aufgrund der großen reaktiven Oberfläche, die lösliche Silberionen abgibt. Im lebenden Organismus dagegen werden diese Silberionen in der Regel schnell an Schwefel, vor allem aus Eiweiß, gebunden und scheiden daher aus dem Stoffkreislauf als schwer lösliches Silbersulfid mit verminderter Wirkung aus.
2007 schrieb Dr. Gary Connett einen Bericht in der Zeitschrift der Royal Society of Medicine »Über Fälle möglicher Nephrotoxizität und Neurotoxizität«. Die darin aufgeführten Tierversuche mit kolloidalem Silber waren jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht durch Studien nachgewiesen. (JR Soc Med 2008: 101: S51-S52. DOI 10.1258/jrsm.2008.S18012.) Dr. Gary Connett hatte darüber spekuliert, dass die Verwendung von Silber zu Schäden an der menschlichen Niere und dem Nervensystem führt, worüber in einzelnen Fallberichten berichtet wurde. Aber diese Spekulation war offenbar nicht nachgewiesen worden. Silber wurde damals an Tieren getestet, um zu sehen, welche Auswirkungen es auf deren innere Organe hat. Die Studien wurden jedoch nie veröffentlicht. Der Bericht Dr. Gary Connetts wurde immer wieder angeführt, um auf die Gefährlichkeit des kolloidalen Silbers hinzuweisen.
Mit Problemen zu rechnen, ist unseres Erachtens erst bei einer Einnahme von 78 bis 372 Liter einer 25-ppm-Lösung kolloidalen Silbers. Das bedeutet, dass bei einer täglichen Einnahme von 100 ml einer 25-ppm-Lösung, was etwa 2,25 mg entspricht, täglich über 50 Monate (rund 4 Jahre) – ohne Berücksichtigung der Ausscheidung – eine Konzentration erreicht wäre, die einen Menschen schädigen kann.
Zur Problematik der vieldiskutierten Argyrie
Argyrie ist eine irreversible, schiefergraue oder grau-bläuliche, meist generalisiert auftretende Verfärbung von Haut und Schleimhäuten, die durch Einnahme von Silber hervorgerufen werden kann. Argyrie ist wohlgemerkt lediglich ein kosmetisches Problem. Die Graufärbung der Haut wird durch Licht beeinflusst. Als erste Anzeichen einer Argyrie kann man am Zahnfleisch eine schiefrig-blaue Silberlinie erkennen oder entsprechende Verfärbungen der Lunulae der Fingernägel. Die Argyrose ist die zur Argyrie entsprechende Einlagerung von Silber im Auge.
1986 veröffentlichte die kanadische Regierung eine Warnung zu den Nebenwirkungen der Silberanwendung, mit dem Hinweis auf eine »gefürchtete Agyrie«.
Unsere Internetrecherchen über Fälle von Argyrie brachten viele unterschiedliche Aussagen hinsichtlich Dosierung und Dauer einer Einnahme von kolloidalem Silber. Die Angaben schwanken zwischen 140 ppm über 2 Jahre und 25 ppm über 1 Jahr (vgl. hierzu auch die Kapitel »Dosierung« sowie »Risiken, Grenzen und Nebenwirkungen«, Seite 191ff.und 197ff.).
Die Diskussion über Argyrie ist emotionsgeladen. Sie beruht nicht auf Erfahrungen, sondern auf Vorurteilen und Vermutungen. Dem Hinweis, dass es in den letzten 20 Jahren keine Veröffentlichung über einen Fall von Argyrie in Deutschland gab, wird entgegengesetzt, dass Silber ein Schwermetall ist und alle Schwermetalle giftig sind.
Das Blue-Man-Phänomen
Seit Jahren geistert durch die deutsche Presse und Fernsehen die Geschichte des »Blue Man«, der ein selbsthergestelltes Gebräu, aber kein echtes Silber zu sich nahm und dessen Haut sich dadurch blau verfärbte. Diese auf einer Lüge aufgebaute Schauergeschichte wird verwendet, um vor kolloidalem Silber zu warnen, und der beratende Mediziner lügt bewusst, da ihm die wahre Situation bekannt ist. Das nennt man heute »Wissenschaft«.
Zur Geschichte: 2008 machte sich bei dem Kalifornier Paul Karason eine Argyrie bemerkbar. Durch die Einnahme übermäßig hoher (fast toxischer) Dosen von Silbersalzen und Proteinen bildete sich eine dauerhafte Blaufärbung der Haut. Der damals 57 Jahre alte Paul Karason hatte sich diese Silbermixtur zu Hause selbst hergestellt, durch eine Salzlösung und mithilfe eines Elektrolytverfahrens. Diese hochgiftige Mischung hatte sich in seinem Körper angereichert und zur Blaufärbung der Haut geführt.
Paul Karason hatte gegen seine Dermatitis nach eigenen Angaben eine extrem hohe Konzentration der Silbermixtur eingenommen, viel zu hoch und unverständlich oft, weit außerhalb jeglicher therapeutischer Notwendigkeit.
Durch diese unvernünftig hohe Silberdosis ist Karason einer der bisher wenigen bestätigten Fälle von Argyrie in der westlichen Welt. Das zeigt auch, wie ungewöhnlich und unwahrscheinlich die Blaufärbung in der Realität ist. Durch Nebenwirkung von Medikamenten sterben allein in Deutschland über 60 000 Menschen jedes Jahr – dagegen stehen weniger als 10 Fälle von Blaufärbung der Haut.
Paul Karason starb 2013 mit 62 Jahren an einem (nicht durch Silber ausgelösten) Herzversagen.
Ich kenne einen weniger spektakulären Fall in Bayern. Ein 79-jähriger Mann nahm über 3 Jahre große Mengen (bis 200 ppm) mit einem selbstgebauten Gerät und normalem Wasser hergestellten kolloidalen Silbers, und seine Haut färbte sich nach über 2 Jahren der Einnahme deutlich metallblau, was vor allem im Sonnenlicht auffiel. Durch die Einnahme der falsch hergestellten Silberflüssigkeit schädigte er seine Nieren und verstarb 2008 82-jährig an einem Nierenversagen.
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