Nicole Seidel
SILBER UND STAHL
Alle meine Hexer-Erzählungen in einem Band
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Inhaltsverzeichnis
Titel Nicole Seidel SILBER UND STAHL Alle meine Hexer-Erzählungen in einem Band Dieses ebook wurde erstellt bei
Epilog
I - Sieben Raben
II - Rabentod
III - Varulfen
IV - Der Rosenturm
V - Iorweth
V.I - Schönheit ist vergänglich
V.II - Der Königsmörder – Flotsam
V.III – Der Königsmörder Vergen
V.IV – Der Königsmörder Loc Muinne
VI - Die Bestie
VII - Asgardia, das vergessene Land
VIII - Nicht von dieser Welt
IX - Vesemirs Erinnerungen
X - Krähenkönig
XI.I – Haupt unter Dornen: Der Schrein des vergessenen Gottes
XI.II – Haupt unter Dornen: Der Spielmann
XI.III – Haupt unter Dornen: Die Jagd beginnt
XI.IV – Haupt unter Dornen: Das verborgene Erbe der Vran
XII Eskel und Ingalis
XIII - Herzensangelegenheit
XIV – Kapitel 3: Prinz Nuada und die Wilde Jagd
Impressum neobooks
Durch die Nacht schwingt ein sanftes Lied.
Wölfe unter den Bäumen schlummern
Fledermäuse im Winde schwingen
Doch eine Seele wacht voller Furcht
Vor Ghulen und Weibern und derlei Gemurch
Geralt von Riva folgt seinem wundervollen Klang. Hätten Menschen diesem Lied gelauscht, ihnen hätten sich die Nackenhärchen aufgestellt, doch nicht so dem Hexer. Er sucht zielstrebig nach der Sängerin dieses Liedes.
Am Flussufer wandert eine einsame Gestalt. Eine Frau mit rötlichem Haar und in ein dunkles Kleid gekleidet. Sie hebt eine Puppe auf, die eines der verlorenen Kinder zurückgelassen hatte.
„Nicht schlecht“, wendet Geralt ein. „Ewig her, dass ich das gehört habe.
„Die Leute haben es vergessen“, kommentiert die Frau. Sie dreht sich nicht zu dem näherkommenden Hexer um, löst stattdessen das hochgesteckte Haar.
„Sie haben …andere Dinge im Kopf.“ Geralt bleibt stehen, hält das Silberschwert in der Rechten.
„Dinge wie mich?“ Die hübsche Frau dreht sich langsam herum.
„Sie bezahlen mich für deinen Tod.“ Des Hexers Stimme ist so kalt wie ein Grab.
Der Umhang löst sich von ihren Schultern und fällt zu Boden. Sie wendet sich amüsiert zur Seite. „Damals hätte kein Gold der Welt einen Hexer zu so einem Vertrag bewegt.“ Sie knöpft ihr Kleid auf, wendet sich schließlich wieder dem Hexer zu und offenbart ihre wahre Natur.
„Die Zeiten haben sich geändert.“ Geralt wartet, während der Stoff zu Boden fällt und die Bruxae sich bereits verflüchtigt hat.
Geralt folgt ihr mit nachtsehendem Blick. Ein Gatter schwingt auf und zeigt ihm, dass sie in die Scheune geflüchtet ist. Während er sich vorsichtig dem Eingang nähert, trinkt er aus einer kleinen Phiole Schwarzes Blut . Glühender Schmerz durchdringt seine Blutbahnen.
Kurz darauf öffnet er das Scheunentor und tritt hinein. All seine Sinne sind gespannt. Seine Katzenaugen funkeln, sein Blick schweift suchend umher. Sein Wolfsmedaillon vibriert, während er sich weiter in den Raum hineinarbeitet. Von seinem Gürtel löst er eine Mondstaub -Bombe und wirft sie. Sie zerschellt am Gebälk, feinster Silberstaub durchdringt die Luft und legt sich auch auf die unsichtbare Bruxae, macht ihre Kontur sichtbar.
Sie greift sofort an. Der Hexer blockt ihre Schläge mit dem Silberschwert. Seinen beiden Hieben kann sie jedoch ausweichen. Dann klirren Vampirklauen auf Silberstahl. Zwischendurch materialisiert sie sich, teilt harte Schläge aus. Doch Geralt steht ihr in nichts nach.
Ein heftiges Aard wirbelt ein Wagenrad, Holzteile und Stroh durch den Raum. Die Bruxae ist schnell. Unvorhersehbar. Ein wuchtiger Hieb in Geralts Rücken bringt ihn zu Fall. Während er auf die Füße taumelt, ist sie hinter ihm, reißt seinen Kopf zur Seite und schlägt ihre Fänge in seinen Hals.
Unerwartet lässt sie ihn los, springt von ihm fort. Und unwilliges Fauchen entlockt sich ihrer Kehle. Geralts Blut tropft ihr aus dem Maul.
Der Hexer liegt am Boden. Langsam schreitet die Bruxae auf ihn zu. Endlich wirkt das Schwarze Blut in ihrem untoten Organismus. Adern treten hervor. Sie faucht. Geralt erhebt sich, wirft ihr eine Aard -Welle entgegen, die sie durch die Scheune fliegen lässt. Greift nach seinem Silberschwert.
Die Bruxae kommt schnell auf die Beine. Fauchend springt sie dem angeschlagenen Hexer entgegen. Greift nach ihm. Seine Klinge trennt ihren linken Arm an der Schulter ab. Ihr nackter Leib zeigt erste Anzeichen von Alterung und Austrocknung. Eine Drehung und Geralt trifft sie an der Brust.
Nun ergreift sie die Flucht, krabbelt wie ein dreibeiniger Käfer zum Ausgang der Scheune. Der Hexer holt seine Armbrust hervor und spickt das Monster mit Pfeilen. Die zwei Bolzen mit den Silberspitzen dringen ihr in die Seite und den Rücken, halten ihre Flucht auf, während Geralt ihr langsameren Schrittes folgt. Der Hexer ist angeschlagen. Sie versucht ihm zu entkommen, kann aber nur noch kriechen.
Vögel schweigen die ganze Nacht
Bis die erste Kuh am Morgen erwacht
Völlig entkräftet fällt der Hexer neben der sterbenden Bruxae zu Boden. Ihr trauriger, ungläubige Blick ruht auf ihm. Er dreht sich auf den Rücken, erliegt seiner Erschöpfung. Schläft ein.
Doch eine Seele wacht voller Furcht
Anders der Hexer, mutig und kühn
Bezahlt in Gold für seine Müh‘
Die Sonne geht auf und wirft ihre warmen Strahlen über die staubige Erde. Zerteilt die Wände der Scheune, das Gatter darum und die umliegende Bäume in ein einladendes Spiel von Licht und Schatten. Geralt erwacht plötzlich, fährt auf. Die Klauen der Vampirin zeichnen noch sein bärtiges Gesicht. Ein Blick zur Seite, doch bereits knöchern sind die Überreste der Bruxae.
Er schlägt dich, zerhackt dich
Teilt dich entzwei
Isst dich im Ganzen
Am Stück und im Ganzen…
Geralt steht auf, schwingt sich auf sein Pferd Plötze und reitet zur nahegelegenen Stadt zurück, um sich seine Belohnung abzuholen.
Ein Müller hatte sieben Söhne
Söhne groß, gescheit und stark
Doch im Tausch für eine Tochter
Baut er jedem Sohn den Sarg
Die Mutter weint um jeden Buben
Sieben Tränen in ein Tuch
Und zur Rettung ihrer Söhne
Sprich sie einen bösen Fluch
Den Söhnen schwarze Federn wachsen
Flügel schlagen in der Luft
Erheben sich als sieben Raben
Entkommen so des Vaters Gruft
Kein Wort verliert sich über Schrecken
Die in jener Nacht gescheh’n
Die Tochter sucht die sieben Brüder
Die sie nie mehr würde sehn
Sieben Jahre will ich schweigen
Sieben Jahr kein Lächeln zeigen
Sieben Jahre Trauer tragen
Sieben Jahre und ein Tag
Sieben Raben sollen steigen
Sieben Jahre will ich leiden
Sieben Jahre nicht verzagen
Sieben Raben
Und im Lauf von sieben Jahren
Reift das Töchterlein zur Frau
Entdeckt im Schuppen sieben Särge
Und weiß um ihr Tun genau
Spricht die selben Zauberworte
Die die Brüder einst verflucht
Will sich opfern für die Burschen
Die sie hat solang gesucht
Niemals hat sie mehr gesprochen
Ihr Gemahl trägt’s mit Geduld
Doch seine Mutter schiebt ihr heimlich
Beweise zu für schlimme Schuld
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