Ich weiß nicht, wie ich jemanden lieben kann, der sich immer klein macht. Ich weiß nicht, wie ich jemanden lieben kann, der das Glück sucht, nur um dann alles abzuwehren, was ihm geschenkt wird.
Ich weiß nicht, wie ich all das lieben kann, was ich bin. Indem ich akzeptiere, dass ich nicht weiß, wie ich lieben kann, lasse ich jeden Konflikt, jede Last und all mein Leid los und trete in den Herzraum der Hingabe ein.
Bitte nimm dir einen Moment Zeit, um der Wirkung dieses heilsamen Mantras auf dich nachzuspüren. Vielleicht scheint es gegen dein Gefühl zu gehen, dir die Tiefe dessen einzugestehen, was du nicht weißt oder von dem du nicht weißt, wie du es tun kannst.
Trotzdem kann es sein, dass du in deinem Körper als Reaktion auf jedes Bekenntnis deutlich mehr Raum, Entspannung und Erleichterung wahrnimmst und fühlst. Sobald du akzeptierst, was du nicht weißt, wird dein inneres Universum für dich aktiv, das alles weiß und tut. Als Antwort auf solch ein Mantra löst das Universum all das durch dich auf, was allein der Segen deiner Ehrlichkeit freisetzen kann.
Mit jeder Reaktion, jedem Bekenntnis und jedem »Ich liebe dich« befreist du dich von einer schmerzlichen Vergangenheit und reinigst dich zugleich von unbewussten Bewertungen. So erlaubst du der Liebe, in deine Welt zu kommen.
Auch wenn du dich nicht fähig fühlst, bestimmte Gefühle anzuschauen oder aus irgendeinem Grund »Ich liebe dich« zu sagen, wird sich dein Heilungsprozess weiter verstärken, solange du bekennst, dass du nicht weißt, wie es geht. Es ist nie verkehrt, nicht zu wissen, wie du etwas tun kannst, wenn du nicht weißt wie es geht. Die Lösung besteht darin dir dies einzugestehen, um Schritt für Schritt alle Härte und Unversöhnlichkeit deines Lebens abzumildern.
Wie du dein unschuldiges Wesen wertschätzen kannst
Vielleicht fühlst du an diesem Punkt bereits, wie tief es sich auf dein Leben auswirkt, wenn du zur Quelle deiner eigenen, liebevollen Aufmerksamkeit wirst. Kannst du bereits wahrnehmen, wie viel leichter du dich fühlen wirst, wenn du dich in aller Ehrlichkeit auf einer noch viel tieferen Ebene annehmen kannst?
Dabei ist es ganz egal, was du für Erfahrungen gemacht hast. Alles kann als ein dynamisches Zeichen dafür dienen, wie schnell sich das Leben zum Positiven entwickelt, sobald du dich wieder mit der Schönheit deines unschuldigen Wesens verbunden hast. Vielleicht kannst du die Verletzlichkeit deines inneren Kindes manchmal besonders gut wahrnehmen, zum Beispiel nach einer Enttäuschung, vor unlösbar erscheinenden Aufgaben oder Veränderungen oder in den Wirrungen unumgänglicher Schmerzen. Da alles vom Universum zu deinem Besten arrangiert ist, liegt der Sinn deiner Konfrontation mit diesen Gefühlen niemals in einer Bestrafung oder Kränkung. Du wirst sehr bald erkennen, dass alle emotionalen Wellen deiner Lebensumstände genau darauf abgestimmt wurden, dich in eine tiefere Verbindung mit den Gefühlen deines inneren Kindes zu bringen. Oft brauchen wir unangenehme Situationen, um die eigene Verletzlichkeit wieder klar wahrnehmen zu können.
Solange du dir deiner Verletzlichkeit nur in schwierigen Situationen bewusst wirst, ist es ganz natürlich, dass du eine Aversion gegen schwierige Gefühle entwickelst. Vielleicht warst du früher schon mal offener gegenüber deinen Gefühlen und bist dann von Erwachsenen bewertet, lächerlich gemacht, zurückgewiesen oder sogar bestraft worden, weil sie deine Bedürfnisse nicht erfüllen oder deine Gefühle nicht verändern konnten und von ihrer eigenen Unfähigkeit frustriert waren.
Vielleicht kennst du das Gefühl: »Wenn ich damals bloß meine Gefühle für mich behalten hätte, wäre heute alles anders.« Natürlich sind jede Beziehung, jeder Kontakt mit anderen und jede Begegnung aber auch die Verluste in deinem Leben nur Ausdruck und Beschleuniger des göttlichen Willens in Aktion. Auch wenn das Ergebnis deiner Erfahrungen vielleicht nicht immer deinen Wünschen entsprach, so wirst du rückblickend erkennen können, dass sich jede Situation auf bestmögliche Art für alle Beteiligten entwickelt hat.
Bis dahin kommt es vorerst darauf an, dich deinem weisen und unschuldigen Herzen und seiner Empfindsamkeit zu widmen. Vielleicht kannst du es dir als das Kind vorstellen, das du früher gewesen bist, oder als das Kind, das du niemals sein durftest. Ganz egal, ob deine Empfindsamkeit als inneres Kind erscheint oder als ungebrochene Lebendigkeit in dir, sie benötigt immer deine liebevolle Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit dient als Hilfe für den Prozess, dir das Höchstmögliche zu erschließen, das schon immer für dich vorgesehen war.
Sobald du mit unbequemen Gefühlen Frieden schließt, hast du es nicht mehr nötig, in deinem Leben mit aller Kraft bestimmte Gefühle fühlen zu wollen, obwohl es dir primär darum geht, noch mehr Schmerz und Verzweiflung zu vermeiden. Es ist nur zu verständlich, Schmerz und Verzweiflung vermeiden zu wollen, manchmal so sehr, dass du diese Gefühle bereits regelmäßig voraussetzt. All das ist nicht falsch. Wenn du dies bemerkst, kannst du schließlich auch Widerstand oder Vermeidungsverhalten als die nächsten liebesbedürftigen Anteile in dir erkennen. In diesem Prozess kannst du dir einfach Folgendes zugestehen:
»Es ist in Ordnung, dass ich diese Gefühle nicht mag, aber trotzdem sind sie da und ich kann mit ihnen Frieden schließen. Ich akzeptiere, dass der Anteil, der sich so unangenehm anfühlt, wie ein Kind ist, das sich nie so verhält, wie ich es gerne hätte. Egal wie dieses Kind sich fühlt, es verdient genauso bedingungslose Liebe wie alle anderen Anteile in mir.«
Es kann aber auch sein, dass du deine Gefühle noch nicht annehmen kannst oder denjenigen Anteil nicht wertschätzen kannst, der das unangenehme Gefühl nicht akzeptieren will. Und doch wird jeder verletzliche Moment in dir eine Bewegung hin zu mehr Ehrlichkeit auslösen und sich als der Schlüssel zur Freiheit erweisen, der schon immer für dich bereit lag. Diese tiefere Ebene der Ehrlichkeit erlaubt dir, deine Aufmerksamkeit auf das Eingeständnis zu lenken, nicht zu wissen, wie du bestimmte Dinge tun kannst, und zu bekennen, dass es immer jemanden gibt, den du gerade nicht lieben kannst.
Sobald du dich durch Wahrheit befreist und ein Moment der Ehrlichkeit dem nächsten folgt, wird ein Gefühl von innerem Raum oder Erleichterung in deinem Körper spürbar. Dies bereitet dich darauf vor, der Liebe ganz neu und aufmerksam gegenüber zu stehen. Dabei ist unwichtig, wie gut es dir deiner Meinung nach gelingt, dich selbst zu unterstützen. Liebe ist eine überwältigende Funktion göttlicher Kraft, die allein dadurch kultiviert wird, indem du sie immer öfter in dein Leben einlädst.
Im Rahmen der neuen spirituellen Gesetzmäßigkeiten kommst du nicht darum herum, mit deinen Gefühlen Frieden zu schließen. Denn so durchbrichst du einen Kreislauf, in dem du ständig auf der Suche nach bestimmten Gefühlen bist und währenddessen versuchst, ihr Gegenteil zu vermeiden. Wenn du aus der Welt der Polarität erwachst, wirst du dich nicht länger als hilfloser Spielball der Wechselfälle deines Lebens fühlen. Das bedeutet auch, dass auf große Erfolge keine überraschenden Niederlagen mehr folgen müssen. Denn wenn du Frieden mit beiden Seiten schließt, nutzt du jede Situation gleichermaßen, um das zu lieben, was dir geschieht. In diesem Raum neu gewonnener Freiheit haben Ausbrüche von Freude denselben Wert wie übermächtige Gefühle von Verzweiflung. Auch wenn diese Gefühle sich vollkommen anders anfühlen, sollten sie als der Liebe würdig angenommen werden, die nur aus deinem Herzen kommen kann.
Vielleicht fällt es dir anfangs noch schwer, angenehme und unangenehme Gefühle gleichermaßen in deinem Leben willkommen zu heißen. Und doch ist es erstaunlich, wie leicht sich deine Einstellung den Umständen gegenüber verändern kann, sobald dein Herz sich sicher genug fühlt, um sich zu öffnen. Mit Liebe als deine Ratgeberin bist du immer aufgefordert, mit schmerzhaften Gefühlen Frieden zu schließen, ihren heilsamen Sinn zu erkennen und unangenehme Gefühle nicht einfach als schlecht abzuwerten. Sobald ein Gefühl als ›schlecht‹ bewertet wird, impliziert dies normalerweise auch, dass »es jetzt gerade ein ungünstiger Augenblick ist, um sich ›gut‹ zu fühlen«.
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